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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Finanzierungssaldo der Kommunen in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015

Finanzierungssaldo der Kommunen in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015
4. April 2016  |  Autor: Andreas Burth



In Ländervergleichen zur Höhe der Kommunalverschuldung findet sich Hessen regelmäßig unter den am höchsten verschuldeten Flächenländern. Dies gilt sowohl für die Gesamtverschuldung als auch für die Kassenkreditverschuldung (siehe Link). Neben den Ländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland wird die kommunale Familie Hessens daher auch häufig dem sog. "Krisenquartett" zugerechnet.

» Kommunale Verschuldung der Flächenländer in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

Die Lage der Kommunalfinanzen in Hessen ist gleichwohl keineswegs homogen. Vielmehr gibt es sowohl gering als auch hoch verschuldete Kommunen. Die Heterogenität in der Verschuldungslage begründet sich dabei jedoch nicht hauptsächlich durch bessere bzw. schlechtere Rahmenbedingungen. So konnte in früheren Blog-Einträgen gezeigt werden, dass selbst Kommunen mit sehr schwierigen Rahmenbedingungen ohne Kassenkredite und mit einer nur geringen Gesamtverschuldung auskommen können (siehe Links). Insbesondere hohe Kassenkreditschulden erklären sich in den hessischen Krisenkommunen i.d.R. darüber, dass die Kommunen in der Vergangenheit über ihre Verhältnisse gelebt haben. Die Finanzprobleme sind daher größtenteils von den Kommunen selbst verursacht worden.

» Steuerschwache Gemeinden in Hessen ohne Kassenkreditschulden, Blog-Eintrag
    vom 4. September 2015

    Autor: Andreas Burth

» Stark zersiedelte Gemeinden in Hessen ohne Kassenkredite, Blog-Eintrag vom
    20. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

Der Stand der Gesamtverschuldung und der Stand der Kassenkredite sind zwei häufiger verwendete Indikatoren zur Beurteilung der Finanzlage der Kommunen. Eine weitere Kenngröße ist der Finanzierungssaldo. Letzterer wird im vorliegenden Beitrag für die Jahre 2009 bis 2015 untersucht.

Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Finanzierungssaldo der Gesamtheit der hessischen Kommunen
- Finanzierungssaldo der kreisfreien Städte
- Finanzierungssaldo der Landkreise
- Finanzierungssaldo der Sonderstatusstädte
- Finanzierungssaldo der sonstigen kreisangehörigen Städte und Gemeinden
- Finanzierungssaldo des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen
- Weitere Informationen



Methodische Anmerkungen

Der Finanzierungssaldo als Differenz der bereinigten Einnahmen und Ausgaben ist eine kameral geprägte Kenngröße. Insbesondere zur Beurteilung der Generationengerechtigkeit der Haushaltswirtschaft wäre eigentlich das doppische ordentliche Ergebnis als Saldo der ordentlichen Erträge und Aufwendungen (inkl. Finanzerträge und -aufwendungen) eine geeignetere Kenngröße. Sie wird allerdings statistisch nicht berichtet, weshalb hier auf den Finanzierungssaldo als Hilfsgröße zurückgegriffen wird.

Die Finanzierungssalden der 448 hessischen Kommunen werden für die einzelnen Jahre vom Hessischen Statistischen Landesamt online nur auf kassenstatistischer Grundlage bereitgestellt (d.h. keine Daten der Rechnungsstatistik). Das gilt auch für die früheren Jahre. Die hier berichteten kassenstatistischen Finanzierungssalden können daher von den Finanzierungssalden der Rechnungsstatistik abweichen.

Aus methodischer Sicht ist darauf hinzuweisen, dass die Finanzierungssalden jeweils nur die Kernhaushalte abdecken. Etwaige Extrahaushalte und sonstige FEUs werden aus Gründen der Datenverfügbarkeit nicht einbezogen. Gerade größere Kommunen, wie z.B. die kreisfreien Städte, erbringen in der Tendenz einen größeren Teil ihrer Aufgaben über Auslagerungen.

Bei der Berechnung des kommunalen Finanzierungssaldos wird in Hessen zwischen der kameralen und der doppischen Haushaltssystematik unterschieden. Die beiden Abgrenzungen des Finanzierungssaldos können wertmäßig voneinander abweichen. Den hier genutzten Daten liegt die kamerale Haushaltssystematik zugrunde.

Bei der Interpretation des Finanzierungssaldos ist darauf hinzuweisen, dass der Finanzierungssaldo einzelner Kommunen im Zeitablauf erheblichen Schwankungen ausgesetzt sein kann (z.B. bei Städten und Gemeinden durch Sondereffekte bei der Gewerbesteuer). Die im vorliegenden Beitrag vorgenommenen interkommunalen Vergleiche stellen in diesem Sinne v.a. eine Momentaufnahme für das Jahr 2015 dar.



Finanzierungssaldo der Gesamtheit der hessischen Kommunen

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Finanzierungssaldos für die Summe der 448 hessischen Kommunen. Aus der Abbildung wird deutlich, dass in den Jahren der Finanz- und Wirtschaftskrise sehr hohe Defizite realisiert worden sind. In den nachfolgenden Jahren konnten sie jedoch stetig reduziert werden. 2014 war der Finanzierungssaldo bereits fast ausgeglichen. Im Jahr 2015 hat er sich indes wieder leicht verschlechtert.

Eine Ursache für die Verschlechterung des Finanzierungssaldos von 2014 auf 2015 ist die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main. Die Stadt ist die mit Abstand einwohnerstärkste Stadt Hessens. Im Jahr 2014 lag der Finanzierungssaldo von Frankfurt am Main bei einem Überschuss von 222,3 Mio. Euro. Für das Jahr 2015 berichtet die Statistik eine Verschlechterung des Frankfurter Finanzierungssaldos auf einen Überschuss in Höhe von 74,8 Mio. Euro. Unter Ausblendung der Stadt Frankfurt am Main wäre im Vorjahresvergleich daher eine Verbesserung im kommunalen Finanzierungssaldo Hessens von -282,3 Mio. Euro auf -220,2 Mio. Euro zu beobachten.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der Gesamtheit der 448 Kommunen in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Aufgrund von Finanzproblemen in der kommunalen Familie Hessens hatte das Land Hessen beschlossen, den sog. Kommunalen Schutzschirm aufzulegen. Der Kommunale Schutzschirm ist ein Landesprogramm zur finanziellen Unterstützung konsolidierungsbedürftiger hessischer Kommunen. Insgesamt waren 106 von 448 hessischen Kommunen antragsberechtigt, wovon letztlich 100 Kommunen (drei kreisfreie Städte, 14 Landkreise und 83 kreisangehörige Gemeinden) am Schutzschirm teilnehmen. Auf eine Teilnahme verzichtet haben die sechs kreisangehörigen Gemeinden Biebesheim am Rhein, Bischofsheim, Florstadt, Neuberg, Schmitten und Trebur. Die 100 Schutzschirm-Teilnehmer erhalten vom Land Finanzhilfen in Form von Entschuldungsbeiträgen (bis zu 2,8 Mrd. Euro) und Zinsdiensthilfen (bis zu 400 Mio. Euro). Im Gegenzug müssen sie durch die Umsetzung weiterer, eigener Konsolidierungsmaßnahmen innerhalb eines individuell verhandelten Zeitraums ihren Haushalt im ordentlichen Ergebnis ausgleichen. Weitere Informationen zum Kommunalen Schutzschirm finden Sie z.B. auf der nachfolgend verlinkten Seite.

» Kommunaler Schutzschirm Hessen
    Hrsg.: Hessisches Ministerium der Finanzen

Der Schutzschirm ermöglicht eine Unterteilung der 448 hessischen Kommunen in zwei Gruppen: die 100 Schutzschirm-Kommunen (siehe Abbildung 2) und die 348 Nicht-Schutzschirm-Kommunen (siehe Abbildung 3).

Die 100 Schutzschirm-Kommunen haben ihr Finanzierungsdefizit seit 2010 jedes Jahr reduzieren können. In ihrer Summe liegt das Finanzierungsdefizit im Jahr 2015 noch bei -84,91 Mio. Euro. Wenn man bedenkt, dass sich die Gruppe der Schutzschirm-Kommunen v.a. aus Kommunen zusammensetzt, die seinerzeit besonders konsolidierungsbedürftig waren, ist die zu beobachtende Entwicklung durchaus positiv zu beurteilen. Zwar hat sicherlich die inzwischen wieder deutlich bessere wirtschaftliche Entwicklung zur Reduktion der Defizite beigetragen. Einen wesentlichen Anteil an der Verbesserung der Haushaltslage dürfte aber auch der Schutzschirm selbst (in der Kombination aus Landeshilfen und kommunalen Konsolidierungsmaßnahmen) gehabt haben.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der Gesamtheit der 100 Schutzschirm-Kommunen in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Auch für die 348 Nicht-Schutzschirm-Kommunen zeigt sich für die Jahre ab 2010 eine positive Entwicklung. Im Jahr 2014 hat die Summe der Nicht-Schutzschirm-Kommunen einen leichten Finanzierungsüberschuss (87,05 Mio. Euro) erwirtschaftet. Im Folgejahr hat sich dieser Überschuss allerdings wieder in ein leichtes Defizit (-60,46 Mio. Euro) verwandelt.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der Gesamtheit der 348 Nicht-Schutzschirm-Kommunen in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Auf Basis hoch aggregierter Länderdaten können bereits interessante Erkenntnisse im Hinblick auf allgemeine Entwicklungstendenzen gewonnen werden. Ebenso interessant ist jedoch eine Differenzierung nach Kommunaltypen sowie innerhalb der einzelnen Kommunaltypen der Blick auf die Werte einzelner Kommunen. Eine solche Analyse wird in den folgenden Abschnitten vorgenommen. Es wird dabei zwischen fünf Kommunaltypen unterschieden: kreisfreie Städte, Landkreise, Sonderstatusstädte, sonstige kreisangehörige Städte/Gemeinden und Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen.



Finanzierungssaldo der kreisfreien Städte

In Hessen gibt es insgesamt fünf kreisfreie Städte. Drei davon (Darmstadt, Kassel und Offenburg am Main) sind Schutzschirm-Teilnehmer. Nach hohen Finanzierungsdefiziten in den Vorjahren hat die Summe der fünf kreisfreien Städte in den Jahren 2014 (176,49 Mio. Euro) und 2015 (66,77 Mio. Euro) Finanzierungsüberschüsse erzielt. Im Kontext von Analysen der Gesamtheit der kreisfreien Städte in Hessen ist allerdings auch darauf hinzuweisen, dass deren Gesamtfinanzlage sehr stark von der Stadt Frankfurt am Main determiniert wird. Die Stadt Frankfurt am Main hat mit 724.869 Einwohnern zum 30.6.2015 (nach Zensus 2011) fast so viele Einwohner wie die anderen vier Städte zusammen (745.647). Zudem ist die Stadt Frankfurt am Main eine der steuerstärksten Städte Deutschlands, was die Anteile am Gesamtbudgetvolumen der kreisfreien Städte zugunsten von Frankfurt am Main verschiebt.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der kreisfreien Städte in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Im direkten Vergleich der fünf kreisfreien Städte wird für das Jahr 2015 deutlich, dass keineswegs alle fünf Städte Finanzierungsüberschüsse ausweisen. Nur Kassel (284 Euro je Einwohner) und Frankfurt am Main (103 Euro je Einwohner) liegen im positiven Bereich. Finanzierungsdefizite finden sich demgegenüber in Offenbach am Main (-63 Euro je Einwohner), Wiesbaden (-77 Euro je Einwohner) und Darmstadt (-228 Euro je Einwohner).

Kommunalfinanzen: Ranking über den Pro-Kopf-Finanzierungssaldo in den Kernhaushalten der kreisfreien Städte in Hessen für das Jahr 2015 (in Euro je Einwohner)



Finanzierungssaldo der Landkreise

Von den 21 hessischen Landkreisen haben 14 (bzw. 66,7 Prozent) am Schutzschirm teilgenommen. Bereits hieran wird deutlich, dass die Finanzlage der Landkreise Hessens tendenziell schwierig ist.

Analoge Ergebnisse offenbaren auch die Finanzierungssalden der Jahre 2009 bis 2015: In allen Jahren seit 2010 sind Finanzierungsdefizite realisiert worden. Auch haben es die 21 Landkreise noch nicht geschafft, ihren Finanzierungssaldo bis 2015 in den positiven Bereich zu verbessern. Die (defizitären) Landkreise stehen damit in den kommenden Jahren vor weiteren Konsolidierungsherausforderungen.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der Landkreise in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Im Jahr 2015 sind zwölf Landkreise im Finanzierungssaldo defizitär. Neun Landkreise berichten Finanzierungsüberschüsse. Unter den neun Landkreisen mit Finanzierungsüberschüssen 2015 sind auch sechs Schutzschirm-Teilnehmer (Landkreis Limburg-Weilburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Wetteraukreis, Main-Kinzig-Kreis, Werra-Meißner-Kreis und Landkreis Kassel).

Den höchsten Finanzierungsüberschuss des Jahres 2015 verzeichnet der Landkreis Kassel mit 75 Euro je Einwohner. Es folgen der Werra-Meißner-Kreis mit 43 Euro je Einwohner und der Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 33 Euro je Einwohner. Die voluminösesten Finanzierungsdefizite berichten der Rheingau-Taunus-Kreis (-234 Euro je Einwohner), der Landkreis Offenbach (-130 Euro je Einwohner) und der Lahn-Dill-Kreis (-106 Euro je Einwohner).

Kommunalfinanzen: Ranking über den Pro-Kopf-Finanzierungssaldo in den Kernhaushalten der Landkreise in Hessen für das Jahr 2015 (in Euro je Einwohner)



Finanzierungssaldo der Sonderstatusstädte

Die Sonderstatusstädte sind ein besonderer Kommunaltyp in Hessen. Es handelt sich dabei um kreisangehörige Städte mit über 50.000 Einwohnern, die im Aufgabenportfolio zwischen den kreisfreien Städten und den "normalen" kreisangehörigen Städten und Gemeinden anzusiedeln sind. Sonderstatusstädte nehmen folglich einzelne Aufgaben der Kreisebene auf ihrem Hoheitsgebiet wahr (z.B. einzelne Schulträgeraufgaben und insb. Aufgaben der Jugendhilfe). Aufgrund der besonderen Aufgabenstruktur dieser Städte erscheint es angebracht, sie in diesem Beitrag separat zu untersuchen. Konkret handelt es sich bei den sieben Sonderstatusstädten um Bad Homburg vor der Höhe, Fulda, Gießen, Hanau, Marburg, Rüsselsheim und Wetzlar. Von diesen sieben Städten haben drei Städte (Gießen, Hanau und Rüsselsheim) am Kommunalen Schutzschirm teilgenommen.

Die Summe der sieben Sonderstatusstädte hat 2013 erstmals wieder Finanzierungsüberschüsse realisiert (11,83 Mio. Euro). Im Jahr 2014 ist der Finanzierungssaldo allerdings wieder ins Defizit gerutscht (-10,86 Mio. Euro). 2015 hat sich das Finanzierungsdefizit nochmals erhöht (-44,32 Mio. Euro).

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der Sonderstatusstädte in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Im Jahr 2015 sind vier Sonderstatusstädte im Finanzierungssaldo defizitär (Bad Homburg vor der Höhe, Rüsselsheim, Hanau und Wetzlar). Fulda, Gießen und Marburg berichten Finanzierungsüberschüsse. Gießen ist die einzige am Schutzschirm teilnehmende Sonderstatusstadt, die im Jahr 2015 einen Finanzierungsüberschuss berichtet.

Kommunalfinanzen: Ranking über den Pro-Kopf-Finanzierungssaldo in den Kernhaushalten der Sonderstatusstädte in Hessen für das Jahr 2015 (in Euro je Einwohner)



Finanzierungssaldo der sonstigen kreisangehörigen Städte und Gemeinden

In Hessen gibt es insgesamt 421 kreisangehörige Städte und Gemeinden. Ohne die bereits im vorherigen Abschnitt untersuchten sieben Sonderstatusstädte sind es noch 414 Städte und Gemeinden. Von diesem 414 Städte und Gemeinden haben 80 am Schutzschirm teilgenommen. Sechs weitere kreisangehörige Städte und Gemeinden (Biebesheim am Rhein, Bischofsheim, Florstadt, Neuberg, Schmitten und Trebur) waren teilnahmeberechtigt, haben von diesem Recht aber keinen Gebrauch gemacht.

Im Zeitablauf hat sich der Finanzierungssaldo der 414 kreisangehörigen Städte und Gemeinden tendenziell verbessert, wenngleich in allen Jahren Defizite berichtet werden. 2015 liegt der Finanzierungssaldo noch bei -57,03 Mio. Euro.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos in den Kernhaushalten der kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen (ohne Sonderstatusstädte) in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Die höchsten Finanzierungsüberschüsse haben für das Jahr 2015 die Kommunen Hünfeld (2.173 Euro je Einwohner), Philippsthal (Werra) (1.533 Euro je Einwohner) und Heidenrod (919 Euro je Einwohner) realisiert. Gerade im Hinblick auf die Extremwerte ist jedoch auch darauf hinzuweisen, dass der Finanzierungssaldo einzelner Kommunen im Zeitablauf starken Schwankungen unterliegen kann. Insofern stellen die hier für das Jahr 2015 berichteten Höchstwerte meist nicht den strukturellen Überschuss dieser Kommunen dar. Vielmehr können Einmaleffekte (z.B. aus der Gewerbesteuer) zu Verzerrungen führen.

Ein Beispiel für die Schwankungsanfälligkeit des Finanzierungssaldos ist die Gemeinde Hünfeld. So lag der Finanzierungssaldo im Jahr 2012 bei -6,75 Mio. Euro, im Jahr 2013 bei 0,51 Mio. Euro, im Jahr 2014 bei -18,93 Mio. Euro und im Jahr 2015 bei 34,36 Mio. Euro. Von den Werten eines Jahres kann insofern nicht notwendigerweise auf die übrigen Jahre geschlossen werden. Dies gilt grundsätzlich für alle Kommunen in Hessen, wenngleich der Finanzierungssaldo kleinerer Kommunen aufgrund der geringen Einwohnerzahl tendenziell stärker von Sondereffekten beeinflusst wird.

Kommunalfinanzen: Ranking über die 25 kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen (ohne Sonderstatusstädte) mit dem höchsten Pro-Kopf-Finanzierungsüberschuss im Kernhaushalt im Jahr 2015 (in Euro je Einwohner)

Die höchsten Finanzierungsdefizite des Jahres 2015 haben die folgenden Kommunen realisiert: Biebergemünd (-1.288 Euro je Einwohner), Sulzbach (Taunus) (-1.087 Euro je Einwohner) und Dietzhölztal (-1.044 Euro je Einwohner). Auch im Kontext der negativen Extremwerte des Jahres 2015 sei allerdings nochmals auf die oben beschriebene Schwankungsanfälligkeit des Finanzierungssaldos verwiesen.

Kommunalfinanzen: Ranking über die 25 kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen (ohne Sonderstatusstädte) mit dem höchsten Pro-Kopf-Finanzierungsdefizit im Kernhaushalt im Jahr 2015 (in Euro je Einwohner)



Finanzierungssaldo des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen

Der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen mit Sitz in Kassel ist ein Kommunalverband höherer Ordnung in der Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er ist ein Zusammenschluss der Landkreise und kreisfreien Städte in Hessen, dem einzelne soziale Aufgaben übertragen wurden. Der Landeswohlfahrtsverband Hessen finanziert sich überwiegend über die von ihm erhobene Verbandsumlage und ist kein Schutzschirm-Teilnehmer. Weitere Informationen zum Landeswohlfahrtsverband Hessen können folgendem Link entnommen werden.

» Über uns: Der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen
    Hrsg.: Landeswohlfahrtsverband Hessen

Im Zeitablauf zeigt sich für den Landeswohlfahrtsverband Hessen in fünf von sieben Jahren ein positiver Finanzierungssaldo. Für das Jahr 2015 wird ein Finanzierungsüberschuss von 29,32 Mio. Euro berichtet.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzierungssaldos im Kernhaushalt des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV) in den Jahren 2009 bis 2015 (in Mio. Euro)

Der Schuldenstand im Kernhaushalt des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen beläuft sich zum 31.12.2014 auf Investitionskredite von 39,66 Mio. Euro. Kassenkreditschulden hat der Landeswohlfahrtsverband Hessen zum 31.12.2014 nicht.

Den Schulden stehen im Kernhaushalt beträchtliche Finanzvermögenswerte gegenüber (siehe Abbildung 14). Sie belaufen sich zum 31.12.2014 auf 666,42 Mio. Euro. Hiervon entfallen 389,54 Mio. Euro (58,5 Prozent) auf Bargeld und Einlagen, 59,72 Mio. Euro (9,0 Prozent) auf Ausleihungen (vergebene Kredite), 185,58 Mio. Euro (27,8 Prozent) auf Anteilsrechte und 31,58 Mio. Euro (4,7 Prozent) auf sonstige Forderungen. Das Volumen der Wertpapiere und Finanzderivate liegt zum 31.12.2014 bei 0 Euro.

Kommunalfinanzen: Entwicklung des Finanzvermögens im Kernhaushalt des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV) zum 31.12. der Jahre 2011, 2012, 2013 und 2014 (in Mio. Euro)



Weitere Informationen

Weitere Analysen zu den hessischen Kommunalfinanzen finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de u.a. auf den nachfolgend aufgeführten Seiten.

» Hessische Kommunen mit den höchsten/niedrigsten Kassenkreditschulden, Blog-Eintrag
    vom 3. April 2016

    Autor: Andreas Burth

» Entwicklung des Finanzvermögens in den Kernhaushalten der hessischen Kommunen
    2011 bis 2014, Blog-Eintrag vom 9. November 2015

    Autor: Andreas Burth

» Fallzahlen hessischer Städte und Gemeinden mit Hebesatzanpassungen zwischen 2003
    und 2014, Blog-Eintrag vom 27. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Stark zersiedelte Gemeinden in Hessen ohne Kassenkredite, Blog-Eintrag vom
    20. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Kassenkredite und Finanzierungssalden der kreisangehörigen Gemeinden in Hessen
    nach Einwohnergrößenklassen, Blog-Eintrag vom 9. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Steuerschwache Gemeinden in Hessen ohne Kassenkreditschulden, Blog-Eintrag vom
    4. September 2015

    Autor: Andreas Burth

» Verteilung der Netto-Steuereinnahmen der 426 Städte und Gemeinden in Hessen 2014
    nach Einwohnergrößenklassen, Blog-Eintrag vom 7. August 2015

    Autor: Andreas Burth

" Kommunalverschuldung in Hessen
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger