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Gläubiger-Struktur der Staatsschulden von Österreich
Gläubiger-Struktur der Staatsschulden von Österreich
21. November 2013 |
Autor: Andreas Burth
In einem kürzlich erschienenen Blog-Eintrag hat HaushaltsSteuerung.de die
Gläubiger-Struktur der Bundesrepublik Deutschland analysiert.
Vor dem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Gläubiger-Struktur in anderen EU-Mitgliedsstaaten ausgeprägt ist. Von besonderem
Interesse für ein deutschsprachiges Fachportal wie HaushaltsSteuerung.de ist hierbei die Republik Österreich. Entsprechende
Gläubiger-Informationen zu den
Staatsschulden werden für Österreich von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) veröffentlicht.
» Gläubiger der Staatsverschuldung von Deutschland im Überblick, Blog-Eintrag vom 15. November 2013
Autor: Andreas Burth
Besagte Statistik der Oesterreichischen Nationalbank vom 5.7.2013 zeigt die finanziellen Verbindlichkeiten des volkswirtschaftlichen
Sektors Staat (öffentliche Stellen) nach Gläubiger-Sektoren und Finanzierungsinstrumenten/Schuldenarten zum 2. Quartal 2013. Unterschieden
wird seitens der Oesterreichischen Nationalbank zwischen folgenden Gläubiger-Sektoren:
- Inländische Gläubiger (in der Statistik bezeichnet als "Gesamtwirtschaft (Inland)")
- Staat: Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen
- Haushaltssektor: private Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck
- Nichtfinanzielle Unternehmen: Kapital- und Personengesellschaften, die in ihrer Haupttätigkeit Waren und nichtfinanzielle
Dienstleistungen produzieren sowie Genossenschaften und Holdinggesellschaften, die einen v.a. aus nichtfinanziellen Unternehmen
bestehenden Unternehmenskonzern kontrollieren.
- Monetäre Finanzinstitute (MFIs): Finanzinstitute, die Einlagen entgegen nehmen, welche nach der statistischen Abgrenzung
der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Geldmenge zählen, und die Kredite gewähren und/oder in Wertpapiere investieren (MFIs sind:
Banken, Bausparkassen, Geldmarktfonds, Zentralbank)
- Sonstiger finanzieller Sektor: Organisationen des finanziellen Sektors, bei denen es sich nicht um monetäre
Finanzinstitute handelt
- Ausländische Gläubiger (in der Statistik bezeichnet als "Übrige Welt")
In die nachfolgenden Analysen der Staatsschulden Österreichs werden folgende Schuldenarten einbezogen:
- Geldmarktpapiere: Wertpapiere mit einer ursprünglichen Laufzeit von max. einem Jahr (ohne
Finanzderivate)
- Langfristige, verzinsliche Wertpapiere: Wertpapiere mit einer ursprünglichen Laufzeit von mehr als einem Jahr (ohne Finanzderivate)
- Kurzfristige Kredite: Kredite mit einer ursprünglichen Laufzeit von max. einem Jahr
- Langfristige Kredite: Kredite mit einer ursprünglichen Laufzeit von mehr als einem Jahr
Nachfolgende Abbildung zeigt die Staatsschulden von Österreich zum 2. Quartal 2013 in Höhe von insg. 288,24 Mrd. Euro gegliedert nach
Gläubiger-Sektoren. Hierbei fällt auf, dass mehr als zwei Drittel (67,23 Prozent) der finanziellen Verpflichtungen des Staates auf das
Ausland entfallen. Die größten inländischen Gläubiger sind die monetären Finanzinstitute (13,76 Prozent) und der Staat selbst (9,4
Prozent). Der Haushaltssektor macht als Gläubiger-Gruppe mit 0,40 Prozent nur einen sehr geringen Teil der Gesamtverschuldung aus.
Um Sie zusätzlich zur allgemeinen Gläubiger-Struktur auch darüber zu informieren, auf welche Schuldenarten die Staatsschulden Österreichs
entfallen, enthält folgende Tabelle ergänzend Daten zu den Staatsschulden Österreichs nach Schuldenarten und Gläubiger-Sektoren. Auffällig
ist hierbei, dass die österreichischen Schulden zum deutlich überwiegenden Teil (97,5 Prozent) langfristigen Charakter haben (langfristige,
verzinsliche Wertpapiere und langfristige Kredite). Lediglich 7,25 Mrd. Euro (2,5 Prozent) sind zum 2. Quartal 2013 kurzfristige Schulden
(Geldmarktpapiere und kurzfristige Kredite).
Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass sich die in der Abbildung bzw. in der Tabelle ausgewiesenen Staatsschulden von Österreich gemäß
Oesterreichischer Nationalbank in ihrer Höhe von dem
Staatsschulden nach Maastricht-Vertrag aufgrund unterschiedlicher Abgrenzungen
unterscheiden. Der österreichische Schuldenstand nach der Abgrenzung des Maastricht-Vertrags liegt mit ca. 230 Mrd. Euro um rund 60 Mrd.
Euro niedriger als der von der Oesterreichischen Nationalbank berichtete Schuldenstand. Der Differenzbetrag erklärt sich über die beiden
folgenden Faktoren:
- Der Schuldenstand gemäß Oesterreichischer Nationalbank enthält auch Schulden aus innersektorale Finanzbeziehungen bei Krediten und
Wertpapieren (d.h. Schulden des Staates beim Staat) in Höhe von 27,1 Mrd. Euro, welche beim Maastricht-Schuldenstand nicht berücksichtigt werden.
- Der Schuldenstand gemäß Oesterreichischer Nationalbank weist die Schulden zu Marktwerten (inkl. aufgelaufener, aber noch nicht bezahlter
Zinsen) aus, während die Schulden beim Schuldenstand nach Maastricht-Vertrag zu ihren Nominalwerten berichtet werden. Die Diskrepanz
zwischen Marktwert und Nominalwert liegt bei rund 30 Mrd. Euro.
Weitere Informationen zu den Staatsschulden von Österreich nach Maastricht-Vertrag finden Sie unter folgenden Links:
» Verschuldung von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung in Österreich, Blog-Eintrag vom 21. November 2013
Autor: Andreas Burth
» Schuldenuhr zu den Staatsschulden Österreichs
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Staatsverschuldung in der Europäischen Union (EU): Österreich
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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