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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Hessische Kommunen mit den höchsten/niedrigsten Kassenkreditschulden

Hessische Kommunen mit den höchsten/niedrigsten Kassenkreditschulden
3. April 2016  |  Autor: Andreas Burth



Hessen hat neben Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf kommunaler Ebene die größten Kassenkreditprobleme. Dauerhafte Kassenkredite sind ein häufig verwendeter Indikator für die Finanzlage einer Kommune. Der eigentliche Zweck von Kassenkrediten ist die kurzfristige Sicherung der Zahlungsfähigkeit, weshalb ihr Bestand die meiste Zeit des Jahres bei 0,00 Euro liegen müsste. Jede andere Verwendung (insbesondere zur dauerhaften Finanzierung von laufenden Haushaltsdefiziten) stellt per Definition eine Zweckentfremdung dar. Je höher das dauerhafte Kassenkreditniveau ausfällt, desto größer ist das Ausmaß, zu dem die betreffende Kommune in der Vergangenheit über ihre Verhältnisse gewirtschaftet hat. Im Gegensatz zu Investitionskrediten sind Kassenkredite nicht durch Vermögenswerte gedeckt. Sie werden vielmehr für konsumtive Zwecke aufgenommen. Die in Form von Kassenkrediten angesammelten Lasten werden demnach nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne dass diesen Generationen aus der Verschuldung (z.B. in Form investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst.

Aufgrund des von Kassenkrediten ausgehenden Problemdrucks sind Analysen, die sich auf diese Schuldenart fokussieren, aufschlussreich zur Analyse der kommunalen Finanzlage. Insgesamt haben die 448 hessischen Kommunen zum 31.12.2014 in ihren Kernhaushalten Kassenkreditschulden in Höhe von 6,4 Mrd. Euro. Dies entspricht 1.055 Euro je Einwohner.

Im Hinblick auf das Niveau der Kassenkreditverschuldung ist zu beachten, dass Vorjahresveränderungen nicht notwendigerweise (vollständig) aus Haushaltsüberschüssen herrühren müssen. Aufgrund des kommunalen Schutzschirms des Landes Hessen kann eine Reduktion des Kassenkreditbestandes auch von Entschuldungshilfen des Landes herrühren. Dies gilt es bei den im vorliegenden Beitrag durchgeführten Vorjahresvergleichen zu beachten.

Überblick:
- Kreisfreie Städte
- Landkreise
- Sonderstatusstädte
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 20.000 bis 49.999 Einwohnern
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 10.000 bis 19.999 Einwohnern
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 5.000 bis 9.999 Einwohnern
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit bis zu 4.999 Einwohnern
- Weitere Informationen



Kreisfreie Städte

Die höchsten Kassenkreditschulden der kreisfreien Städte hat zum 31.12.2014 die Stadt Offenbach am Main mit 3.693 Euro je Einwohner. Ebenfalls sehr hohe Kassenkreditbestände haben Darmstadt (1.796 Euro je Einwohner) und Kassel (1.016 Euro je Einwohner). Die Städte haben mithin in der Vergangenheit deutlich über ihre Verhältnisse gelebt. Kassenkreditschuldenfrei ist in der Gruppe der kreisfreien Städte nur die Landeshauptstadt Wiesbaden. Die Stadt Frankfurt am Main hat zum 31.12.2014 zwar nur geringe Kassenkredite von 81 Euro je Einwohner - in Anbetracht der enormen Finanzkraft von Frankfurt am Main sollte die Stadt aber eigentlich problemlos in der Lage sein, gänzlich auf Kassenkredite zu verzichten.

Stadtfinanzen: Stand der Kassenkredite im Kernhaushalt der fünf kreisfreien Städte in Hessen zum 31.12.2013 und 31.12.2014



Landkreise

Insgesamt vier Landkreise haben zum 31.12.2014 Kassenkreditbestände im Kernhaushalt, die über der Schwelle von 1.000 Euro je Einwohner liegen. Es handelt sich dabei um den Rheingau-Taunus-Kreis (1.783 Euro je Einwohner), den Landkreis Offenbach (1.432 Euro je Einwohner), den Odenwaldkreis (1.357 Euro je Einwohner) und den Landkreis Groß-Gerau (1.043 Euro je Einwohner). Der einzige kassenkreditfreie Landkreis ist der Landkreis Fulda. Der Main-Taunus-Kreis hat mit 92 Euro je Einwohner nur niedrige Kassenkreditbestände.

Kreisfinanzen: Stand der Kassenkredite im Kernhaushalt der 21 Landkreise in Hessen zum 31.12.2013 und 31.12.2014



Sonderstatusstädte

Die Sonderstatusstädte sind ein besonderer Kommunaltyp in Hessen. Es handelt sich dabei um kreisangehörige Städte mit über 50.000 Einwohnern, die im Aufgabenportfolio zwischen den kreisfreien Städten und den "normalen" kreisangehörigen Städten und Gemeinden anzusiedeln sind. Sonderstatusstädte nehmen folglich einzelne Aufgaben der Kreisebene auf ihrem Hoheitsgebiet wahr (z.B. einzelne Schulträgeraufgaben und insb. Aufgaben der Jugendhilfe). Aufgrund der besonderen Aufgabenstruktur dieser Städte erscheint es angebracht, sie in diesem Beitrag separat zu untersuchen. Konkret handelt es sich bei den sieben Sonderstatusstädten um Bad Homburg vor der Höhe, Fulda, Gießen, Hanau, Marburg, Rüsselsheim und Wetzlar.

In der Gruppe der Sonderstatusstädte haben Hanau (2.641 Euro je Einwohner) und Rüsselsheim (2.444 Euro je Einwohner) zum 31.12.2014 sehr hohe Kassenkreditschuldenstände im Kernhaushalt. Die Städte haben mithin in der Vergangenheit deutlich über ihre Verhältnisse gewirtschaftet. Kassenkreditfrei sind unter den Sonderstatusstädten nur die Städte Fulda und Bad Homburg vor der Höhe. Die Stadt Marburg hat mit 18 Euro je Einwohner nur sehr niedrige Kassenkreditschulden.

Stadtfinanzen: Stand der Kassenkredite im Kernhaushalt der sieben Sonderstatusstädte in Hessen zum 31.12.2013 und 31.12.2014



Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 20.000 bis 49.999 Einwohnern

Von den Städten und Gemeinden mit 20.000 bis 49.999 Einwohnern finden sich die höchsten Kassenkreditschulden im Kernhaushalt zum 31.12.2014 in folgenden kommunalen Gebietskörperschaften: Mörfelden-Walldorf (1.651 Euro je Einwohner), Dietzenbach (1.475 Euro je Einwohner) und Butzbach (1.290 Euro je Einwohner). Fünf weitere Kommunen liegen über 1.000 Euro je Einwohner. Kassenkreditschulden von über 1.000 Euro je Einwohner zeigen auf, dass die betreffenden Kommunen in den vergangenen Jahren deutlich über ihre Verhältnisse gelebt haben.

Gemeindefinanzen: Die zehn kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen in der Größenklasse '20.000 bis 49.999 Einwohner' mit den höchsten Pro-Kopf-Kassenkrediten im Kernhaushalt zum 31.12.2014

Die Größenklasse "20.000 bis 49.999 Einwohner" zählt zum Stichtag 31.12.2014 insgesamt zehn Städte und Gemeinden, die im Kernhaushalt ohne Kassenkredite auskommen. Die zehn Städte und Gemeinden sind: Baunatal, Dreieich, Eschborn, Friedrichsdorf, Herborn, Korbach, Limburg an der Lahn, Oberursel (Taunus), Seligenstadt und Stadtallendorf.



Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 10.000 bis 19.999 Einwohnern

In der Gruppe der kreisangehörigen Städte und Gemeinden mit mindestens 10.000, jedoch weniger als 20.000 Einwohnern haben 18 Körperschaften zum 31.12.2014 Kassenkreditschuldenstände im Kernhaushalt, die die Schwelle von 1.000 Euro je Einwohner überschreiten. Sie haben mithin merklich über ihre Verhältnisse gewirtschaftet. Der "Spitzenreiter" in dieser Größenklasse ist die Stadt Schlüchtern mit 1.706 Euro je Einwohner. Es folgen Hessisch Lichtenau mit 1.675 Euro je Einwohner und Erlensee mit 1.650 Euro je Einwohner.

Gemeindefinanzen: Die 20 kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen in der Größenklasse '10.000 bis 19.999 Einwohner' mit den höchsten Pro-Kopf-Kassenkrediten im Kernhaushalt zum 31.12.2014

Kassenkreditfrei im Kernhaushalt sind unter den Städten und Gemeinden mit 10.000 bis 19.999 Einwohnern zum Stichtag 31.12.2014 insgesamt 30 Kommunen. Es sind dies die im Folgenden genannten Städte und Gemeinden: Altenstadt, Aßlar, Biedenkopf, Buseck, Dautphetal, Dieburg, Fritzlar, Groß-Zimmern, Grünberg, Gründau, Haiger, Hofgeismar, Hünfeld, Hüttenberg, Kelsterbach, Kronberg im Taunus, Künzell, Linden, Lorsch, Münster, Neuhof, Niestetal, Petersberg, Pohlheim, Reinheim, Reiskirchen, Rodenbach, Roßdorf, Schwalbach am Taunus und Wettenberg.



Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 5.000 bis 9.999 Einwohnern

In der Größenklasse "5.000 bis 9.999 Einwohner" haben insgesamt 15 Städte und Gemeinden Kassenkreditbestände im Kernhaushalt von über 1.000 Euro je Einwohner. Am höchsten fallen sie in Bad Sooden-Allendorf (2.712 Euro je Einwohner), Großkrotzenburg (2.538 Euro je Einwohner) und Heidenrod (2.137 Euro je Einwohner) aus. Derart hohe Kassenkreditschulden zeigen auf, dass in der Vergangenheit in deutlichem Ausmaß über die eigenen Verhältnisse gelebt wurde.

Gemeindefinanzen: Die 20 kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen in der Größenklasse '5.000 bis 9.999 Einwohner' mit den höchsten Pro-Kopf-Kassenkrediten im Kernhaushalt zum 31.12.2014

In der Gruppe der Städte und Gemeinden mit 5.000 bis 9.999 Einwohnern sind folgende 54 Körperschaften zum 31.12.2014 im Kernhaushalt kassenkreditschuldenfrei: Allendorf (Eder), Alsbach-Hähnlein, Beerfelden, Beselich, Biblis, Biebergemünd, Brechen, Diemelstadt, Dietzhölztal, Dornburg, Driedorf, Ebsdorfergrund, Echzell, Edermünde, Edertal, Ehringshausen, Einhausen, Eiterfeld, Elz, Eppertshausen, Flieden, Fuldabrück, Gernsheim, Grebenstein, Großenlüder, Gudensberg, Guxhagen, Heuchelheim, Kalbach, Lahnau, Leun, Liederbach am Taunus, Limeshain, Ludwigsau, Lützelbach, Mengerskirchen, Mücke, Münzenberg, Niddatal, Niederaula, Ober-Mörlen, Otzberg, Reichelsheim (Odenwald), Reichelsheim (Wetterau), Schaafheim, Sinntal, Sulzbach (Taunus), Vöhl, Wabern, Waldeck, Wehrheim, Weilmünster, Weilrod und Wölfersheim.



Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit bis zu 4.999 Einwohnern

Insgesamt 20 Städte und Gemeinden mit bis zu 4.999 Einwohnern haben zum 31.12.2014 Pro-Kopf-Kassenkredite im Kernhaushalt von über 1.000 Euro je Einwohner. Diese Städte haben in der Vergangenheit merklich über ihre Verhältnisse gewirtschaftet. Die mit Abstand höchsten Bestände an Kassenkrediten hat Bad Karlshafen (3.500 Euro je Einwohner). Es folgen im Kassenkredit-Ranking die Kommunen Bromskirchen (2.188 Euro je Einwohner) und Lorch (2.122 Euro je Einwohner).

Gemeindefinanzen: Die 20 kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Hessen in der Größenklasse 'bis 4.999 Einwohner' mit den höchsten Pro-Kopf-Kassenkrediten im Kernhaushalt zum 31.12.2014

In der Größenklasse "bis 4.999 Einwohner" sind 32 Städte und Gemeinden zum 31.12.2014 kassenkreditfrei im Kernhaushalt. Es handelt sich um folgende Kommunen: Allendorf (Lumda), Bad Zwesten, Bischoffen, Breitenbach am Herzberg, Dipperz, Elbtal, Fischbachtal, Flörsbachtal, Freiensteinau, Friedewald, Gemünden (Felda), Gorxheimertal, Grebenhain, Groß-Bieberau, Groß-Rohrheim, Habichtswald, Hohenahr, Jossgrund, Modautal, Mossautal, Nüsttal, Ottrau, Philippsthal (Werra), Ranstadt, Rasdorf, Rockenberg, Romrod, Rothenberg, Schenklengsfeld, Twistetal, Waldsolms und Wartenberg.



Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zu den Finanzen der hessischen Kommunen finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. auf nachfolgenden Seiten.

» Entwicklung des Finanzvermögens in den Kernhaushalten der hessischen Kommunen
    2011 bis 2014, Blog-Eintrag vom 9. November 2015

    Autor: Andreas Burth

» Fallzahlen hessischer Städte und Gemeinden mit Hebesatzanpassungen zwischen 2003
    und 2014, Blog-Eintrag vom 27. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Stark zersiedelte Gemeinden in Hessen ohne Kassenkredite, Blog-Eintrag vom
    20. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Kassenkredite und Finanzierungssalden der kreisangehörigen Gemeinden in Hessen
    nach Einwohnergrößenklassen, Blog-Eintrag vom 9. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Steuerschwache Gemeinden in Hessen ohne Kassenkreditschulden, Blog-Eintrag vom
    4. September 2015

    Autor: Andreas Burth

» Verteilung der Netto-Steuereinnahmen der 426 Städte und Gemeinden in Hessen 2014
    nach Einwohnergrößenklassen, Blog-Eintrag vom 7. August 2015

    Autor: Andreas Burth

» Kommunalverschuldung in Hessen
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger