Kontakt  |  Sitemap  |  Impressum/Datenschutz
Startseite
Weblog
Themen
Lexikon
Akteure
Literatur
Über HaushaltsSteuerung.de
  Weblog
  » Aktuelle Blog-Einträge
  » Weblog-Archiv
  » Themen
  » Karikaturen
  » Autoren
  » RSS-Feed zum Blog
HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Kreditmarktschulden und Kassenkredite in den Kern- und Extrahaushalten von Ländern und Kommunen in Deutschland zum 30.9.2015

Kreditmarktschulden und Kassenkredite in den Kern- und Extrahaushalten von Ländern und Kommunen in Deutschland zum 30.9.2015
18. Februar 2016  |  Autor: Andreas Burth



Das Statistische Bundesamt hat jüngst mit der Kassenstatistik für die ersten drei Quartale des Jahres 2015 neue Schuldendaten zum Stand 30.9.2015 publiziert. Auf Grundlage dieses Datensatzes ist es möglich, einen Ländervergleich zu den Schulden auf der Landes- und Kommunalebene durchzuführen. Eine entsprechende Analyse soll im vorliegenden Beitrag vorgenommen werden.

Die Kassenstatistik enthält Daten zu den Schulden in den Kern- und Extrahaushalten. Außen vor bleiben damit die Schulden der sonstigen FEUs. Diese Limitation entfaltet ihre Relevanz v.a. im kommunalen Bereich, da die Kommunen sich zur Aufgabenwahrnehmung häufiger sonstiger FEUs bedienen. So hat z.B. Baden-Württemberg auf kommunaler Ebene beträchtliche Schuldenstände in den sonstigen FEUs, während die Schulden der Kern- und Extrahaushalte vergleichsweise niedrig sind.

Die Kassenstatistik differenziert zwischen drei Schuldenarten: Kreditmarktschulden, Kassenkredite und Schulden bei öffentlichen Haushalten. Der Fokus liegt im vorliegenden Beitrag auf den Kreditmarktschulden und Kassenkrediten. Die Schulden bei öffentlichen Haushalten bleiben hier außen vor. Hintergrund ist, dass die Landes- und Kommunalebene in einer der Ansichten zusammen dargestellt werden sollen. Für eine aggregierte Darstellung aus dem Land inkl. seiner Kommunen kann davon ausgegangen werden, dass der überwiegende Teil der Schulden bei öffentlichen Haushalten bei selbiger Aggregationseinheit aufgenommen wurde. In der Folge stehen den Schulden in entsprechender Höhe Finanzvermögenswerte gegenüber.

In den Kassenkrediten im Sinne der Kassenstatistik sind auch kurzfristige Kredite von kaufmännisch buchenden Extrahaushalten enthalten. Unter die Kreditmarktschulden fallen auch die Schulden der Kernhaushalte sowie der kameral/doppisch buchenden Extrahaushalte bei der Sozialversicherung. Die Kreditmarktschulden der Kommunen beinhalten kreditähnliche Rechtsgeschäfte bei kameral/doppisch buchenden Kommunen.

Bei Analysen zu den Schulden von Ländern und Kommunen werden die beiden Ebenen auf HaushaltsSteuerung.de meist getrennt betrachtet. Grundsätzlich denkbar ist es allerdings auch, die Schulden (hier: Kreditmarktschulden und Kassenkredite) beider Ebenen zusammen zu rechnen. Hierdurch vermindern sich z.B. die Vergleichbarkeitsprobleme zwischen Flächenländern und Stadtstaaten. Komplett lösen lassen sich die bestehenden Vergleichbarkeitsprobleme durch diese Vorgehensweise jedoch nicht.

Unter Addition der Landesschulden und der kommunalen Schulden zeigt sich, dass der Stadtstaat Bremen mit 33.549 Euro je Einwohner den höchsten Schuldenstand zum 30.9.2015 ausweist und das Flächenland Saarland, das auf 18.136 Euro je Einwohner kommt, die zweithöchste Verschuldung berichtet. Am geringsten verschuldet sind die beiden Flächenländer Sachsen (1.630 Euro je Einwohner) und Bayern (3.024 Euro je Einwohner).

Insgesamt ist auffällig, dass die Flächenländer im Durchschnitt deutlich geringere Schulden haben als die Stadtstaaten (8.679 Euro je Einwohner vs. 18.102 Euro je Einwohner). Einschränkend ist dabei allerdings auch darauf hinzuweisen, dass die Stadtstaaten ausschließlich aus großen, einwohnerstarken Städten bestehen (am einwohnerschwächsten ist in den Stadtstaaten die Stadt Bremerhaven mit rund 110.000 Einwohnern). Die größeren Städte sind bei einer Pro-Kopf-Betrachtung häufig auch in den Flächenländern höher verschuldet als die kleineren Städte und Gemeinden. Es ist insofern davon auszugehen, dass der Pro-Kopf-Schuldenstand tendenziell auch in den Flächenländern höher ausfiele, sofern man lediglich die einwohnerstärksten Städte dieser Flächenländer (z.B. nur Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern) in den kommunalen Schuldenteil einbezöge.

Pro-Kopf-Bestände der Kreditmarktschulden und Kassenkredite in den Kern- und Extrahaushalten von Ländern und Kommunen zum 30.9.2015 (in Euro je Einwohner)

Bei reiner Betrachtung der Landesebene (d.h. ohne Kommunen) hat in der Gruppe der Flächenländer das Saarland mit 14.401 Euro je Einwohner die höchsten Schulden (siehe Tabelle 1). Den zweithöchsten Wert berichtet Nordrhein-Westfalen mit 10.685 Euro je Einwohner. Die niedrigsten Schuldenstände verzeichnen Sachsen (610 Euro je Einwohner) und Bayern (1.896 Euro je Einwohner).

Hohe Kassenkreditschulden sind bei den Flächenländern insbesondere in Nordrhein-Westfalen zu beobachten (2.078 Euro je Einwohner). Darüber hinaus hat Hessen hat 341 Euro je Einwohner merkliche Bestände. Auch Rheinland-Pfalz liegt mit Kassenkrediten von 209 Euro je Einwohner oberhalb der 100-Euro-je-Einwohner-Schwelle.

Den höchsten Schuldenstand der Stadtstaaten hat die Freie Hansestadt Bremen mit 33.549 Euro je Einwohner. Davon entfallen 1.666 Euro je Einwohner auf die Kassenkredite. Am geringsten verschuldet ist unter den Stadtstaaten die Freie und Hansestadt Hamburg mit 14.645 Euro je Einwohner (davon Kassenkredite: 171 Euro je Einwohner). Die Bundeshauptstadt Berlin kommt auf Schulden in Höhe von 16.911 Euro je Einwohner (davon Kassenkredite: 176 Euro je Einwohner).

Kreditmarktschulden und Kassenkredite in den Kern- und Extrahaushalten der 16 Länder zum 30.9.2015

Auf kommunaler Ebene sind die höchsten Schuldenstände in den vier "Krisenländern" Saarland (3.736 Euro je Einwohner), Hessen (3.215 Euro je Einwohner), Rheinland-Pfalz (3.212 Euro je Einwohner) und Nordrhein-Westfalen (3.053 Euro je Einwohner) zu beobachten. Im Ländervergleich am niedrigsten ausgeprägt sind die kommunalen Gesamtschulden in Baden-Württemberg (763 Euro je Einwohner) und Brandenburg (843 Euro je Einwohner). Im Kontext Baden-Württembergs ist allerdings auch darauf hinzuweisen, dass die dortigen Kommunen einen hohen Auslagerungsgrad in der Verschuldung haben. Dies führt dazu, dass Baden-Württemberg unter Einbeziehung der ausgelagerten Schulden überdurchschnittlich hohe Kommunalschulden hat (siehe Link).

» Auslagerungsgrad der kommunalen Verschuldung zum 31.12.2014 im Ländervergleich,
    Blog-Eintrag vom 22. August 2015

    Autor: Andreas Burth

Die vier Krisenländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland haben jeweils auch kommunale Kassenkreditschulden von über 1.000 Euro je Einwohner. Am höchsten fallen die Kassenkreditbestände im Saarland aus (2.076 Euro je Einwohner). Die folgenden drei Länder haben demgegenüber auf kommunaler Ebene nur vernachlässigbar geringe Kassenkredite: Sachsen (31 Euro je Einwohner), Baden-Württemberg (32 Euro je Einwohner) und Bayern (35 Euro je Einwohner).

Kassenkredite dienen zur kurzfristigen Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit. Sie sollten die meiste Zeit des Jahres einen Bestand von 0,00 Euro ausweisen. Dauerhafte Bestände an Kassenkrediten stellen eine Zweckentfremdung dieser Verschuldungsform dar und gelten als typischer Indikator für kommunale Finanzprobleme. Je höher die dauerhaften Kassenkredite einer Kommune sind, desto höher ist tendenziell das Ausmaß, zu dem die Kommune in der Vergangenheit über ihre Verhältnisse gewirtschaftet hat. Kassenkreditbestände von über 500 Euro je Einwohner können als hoch eingestuft werden. Liegen sie sogar über 1.000 Euro je Einwohner, kann von sehr hohen Kassenkreditschulden gesprochen werden.

Kreditmarktschulden und Kassenkredite in den Kern- und Extrahaushalten der Kommunen der 13 Flächenländer zum 30.9.2015

Die hoch verschuldeten Gebietskörperschaften stehen in den kommenden Jahren vor großen Konsolidierungsherausforderungen. Sie müssen ihre Einnahmen steigern und/oder ihre Ausgaben senken, um durch Überschüsse die Schuldenlast schrittweise verringern zu können. Die erforderlichen Konsolidierungsentscheidungen sind teilweise sicherlich unangenehm - aber sie sind notwendig. Dabei können auch Kommunen mit sehr schwierigen Rahmenbedingungen ihren Haushalt in den Griff bekommen. Wie in mehreren Analysen auf HaushaltsSteuerung.de gezeigt werden konnte, ist es für Kommunen auch bei problematischen Rahmenbedingungen grundsätzlich möglich, ohne Kassenkredite (und zudem mit einer nur geringen Gesamtverschuldung) auszukommen. Beispielkommunen finden Sie unter nachfolgenden Links.

» Stark zersiedelte Gemeinden in Hessen ohne Kassenkredite, Blog-Eintrag vom
    20. Oktober 2015

    Autor: Andreas Burth

» Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ohne Kassenkredite trotz eines starken
    Bevölkerungsrückgangs, Blog-Eintrag vom 11. September 2015

    Autor: Andreas Burth

» Kreisangehörige NRW-Gemeinden ohne Kassenkredite trotz schwieriger
    Rahmenbedingungen im Sozialbereich, Blog-Eintrag vom 8. September 2015

    Autor: Andreas Burth

» Kassenkreditfreie Gemeinden in Nordrhein-Westfalen mit geringer Steuereinnahmekraft,
    Blog-Eintrag vom 6. September 2015

    Autor: Andreas Burth

» Steuerschwache Gemeinden in Hessen ohne Kassenkreditschulden, Blog-Eintrag vom
    4. September 2015

    Autor: Andreas Burth

Weitere Datenangebote und Analysen zur Staatsverschuldung in Deutschland sind auf HaushaltsSteuerung.de z.B. auf folgenden Seiten abrufbar.

» Blog-Einträge zum Thema "Schuldenfreie Kommunen"
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Blog-Einträge zum Thema "Verschuldung & Haushaltskonsolidierung"
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Staatsverschuldung in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger