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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Ländervergleich zum Verhältnis von Geldschulden zu Finanzvermögen der kreisfreien Städte 2011

Ländervergleich zum Verhältnis von Geldschulden zu Finanzvermögen der kreisfreien Städte 2011
27. Februar 2013  |  Autor: Marc Gnädinger



Kreisfreie Städte gibt es als Kommunaltyp - mit Ausnahme des Saarlandes - in allen Flächenländern. Ihre Aufgaben unterscheiden sich von denen der kreisangehörigen Gemeinden. Bei letzteren werden Aufgaben partiell durch die Landkreise als "übergeordnete" Gemeindeverbände wahrgenommen. Das ist bei den kreisfreien Städten nicht der Fall. Aktuell kann die Haushalts- und Verschuldungssituation der kreisfreien Städte für das Jahr 2011 statistisch betrachtet werden. Bemerkenswerte Ergebnisse zeigt eine Gegenüberstellung von Finanzvermögen und Geldschulden als Resultat des Haushaltens in der Vergangenheit dieser Gebietskörperschaften im Ländervergleich. Die Finanzsituation ist äußerst heterogen. Das zeigt der Ländervergleich.

Eine Größe wie das Eigenkapital als Residualgröße aus Vermögen und Schulden kann gegenwärtig auf Basis statistischer Daten nicht berechnet werden. Noch immer haben nicht alle Kommunen auf die Doppik umgestellt. Insofern basiert die Finanzstatistik (noch) auf kameralen Daten. Für die Aktivseite können lediglich Finanzvermögenspositionen (statistisch definiert als Summe aus Bargeld und Einlagen, Wertpapieren, Ausleihungen und sonstigen Forderungen) als Teil des Gesamtvermögens statistisch abgerufen werden. Auf der Passivseite stehen Informationen zu den Geldschulden (Kredite und Kassenkredite) bereit. Angaben zu Rückstellungen als Teil der kommunalen Schulden sind hingegen nicht statistisch verfügbar. Diese und weitere Bedingungen sind bei der Interpretation des nachfolgenden Vergleiches zu beachten:
  • Nur ein Teil des kommunalen Vermögens und der Schulden der kreisfreien Städte beim nicht-öffentlichen Bereich können statistisch abgerufen, mithin abgebildet werden. Große Vermögens- und Schuldenpositionen können damit nicht in die Betrachtung einbezogen werden. Daneben liegen ausschließlich Informationen zu den Kernhaushalten vor, d.h. Auslagerungen können nicht in die Beobachtung einbezogen werden. Bei zahlreichen Kommunen sind allerdings große Teile des Vermögens und der Schulden aus den Kernhaushalten ausgelagert.
  • Bei dem Vergleich muss beachtet werden, dass die Finanzsituation auch innerhalb der einzelnen Länder bzw. auch zwischen einzelnen kreisfreien Städten heterogen sein kann. So ist es durchaus möglich und auch in der Praxis beobachtbar, dass innerhalb einzelner Länder kreisfreie Städte mit sehr guter Haushaltssituation existieren, während das parallel in anderen Städten dieses Kommunaltyps nicht der Fall ist.
  • Der Vergleich an sich lässt noch keine Aussagen über die Ursachen der unterschiedlichen Finanzvermögen-Schulden-Relationen zu. Insb. können daraus ohne weitere Betrachtungen keine Aussagen zu Finanzausstattungsfragen sowie zu realisierten/nicht realisierten Konsolidierungsbemühungen seitens der kreisfreien Städte abgeleitet werden.
  • Die Betrachtungen erlauben keine Aussagen in Bezug auf die gegenwärtige finanzielle Leistungsfähigkeit der kreisfreien Städte. Diese drückt sich ausschließlich in der Kenngröße des ordentlichen Ergebnisses aus. Letztere visualisiert, ob in der betreffenden Kommune und in finanzieller Hinsicht aktuell auf Kosten kommender Generationen (im Sinne der Interperiodengerechtigkeit) gewirtschaftet wird oder nicht, d.h. mithin gegen die finanzwissenschaftliche Schutzfunktion verstoßen wird. Gleichwohl prägt die Betrachtung das ordentliche Ergebnis in Grenzen vor. So können Geldschulden über den Zinsaufwand das ordentliche Ergebnis belasten: Schulden können zu einem Motor ihrer eigenen Entwicklung werden. Auf der anderen Seite können aus Finanzvermögensbeständen Erträge erwachsen etc.
  • Zwischen einzelnen Finanzvermögens- und Geldschuldenarten wird nicht differenziert. Gleichwohl können diese durchaus von unterschiedlicher Qualität sein. So gelten Kredite gemeinhin als weniger problematisch als Kassenkredite. Während Kredite durch materiell geschaffene Werte gedeckt sind, werden Kassenkredite für laufende Ausgaben aufgenommen. Gleichzeitig unterliegen Kassenkredite i.d.R. einem höheren Zinsänderungsrisiko.
Trotz der interpretatorischen Vorbehalte liefert der Ländervergleich interessante Erkenntnisse. Die Gegenüberstellung von Finanzvermögen und Geldschulden ist ein Spiegelbild der finanziellen Vorgänge in der Vergangenheit.

Die in nachfolgender Grafik eingefügte orangefarbene Linie signalisiert eine Situation, in der sich das Finanzvermögen und die Geldschulden der Kernhaushalte der Höhe nach entsprechen. In denjenigen Ländern, die mit ihrem Wert oberhalb dieser Linie liegen, ist das Finanzvermögen der kreisfreien Städte kleiner als deren Geldschuldenbestand. Dabei wird deutlich, dass lediglich die kreisfreien Städte in Baden-Württemberg (1.197 Euro Finanzvermögen je Einwohner vs. 610 Euro Geldschulden je Einwohner) und Sachsen (858 Euro Finanzvermögen je Einwohner vs. 775 Euro Geldschulden je Einwohner) ein Finanzvermögen ausweisen, welches über ihren Geldschulden liegt. In allen anderen Ländern reicht das Finanzvermögen nicht aus, um die Geldschulden zu decken. Generell sind in diesem Zusammenhang allerdings Aussagen zum Geldschuldendeckungspotential schwierig: Nur ein Teil des Finanzvermögens ist tatsächlich kurzfristig realisierbar und nur bei einzelnen Geldschulden kann eine Ablösung praktisch sofort (d.h. ohne Vorfälligkeitsentschädigungen etc.) erfolgen.

Gegenüberstellung von Finanzvermögen und Geldschulden der kreisfreien Städte 2011 (Kernhaushalte) in Euro je Einwohner

Interessant Ergebnisse werden ebenfalls generiert, wenn man eine Einteilung in vier Quadranten anhand der Durchschnittswerte für alle Flächenländer bzw. ihre kreisfreien Städte vornimmt (hier anhand der zwei grünen Linien). So liegt das durchschnittliche Finanzvermögen der kreisfreien Städte beim nicht-öffentlichen Bereich zum 31.12.2011 bei 691 Euro je Einwohner, der durchschnittliche Geldschuldenbestand (Kredite und Kassenkredite) beim nicht-öffentlichen Bereich bei 2.218 Euro je Einwohner.

Besonders schwierig ist die Situation in Quadrant Nr. I. In Quadrant Nr. I (sog. "Krisenquadrant") befinden sich die Länder, deren kreisfreie Städte ein Finanzvermögen ausweisen, welches unterhalb des Länderdurchschnittes rangiert und die gleichzeitig Geldschulden aufweisen, die oberhalb des Länderdurchschnittes liegen. In diesem Krisenquadranten liegen insb. Rheinland-Pfalz (Finanzvermögen: 419 Euro je Einwohner; Geldschulden: 5.067 Euro je Einwohner) und Nordrhein-Westfalen (Finanzvermögen: 440 Euro je Einwohner; Geldschulden: 3.422 Euro je Einwohner). Ganz knapp fallen auch die schleswig-holsteinischen kreisfreien Städte in diesen Quadranten (Finanzvermögen: 476 Euro je Einwohner; Geldschulden: 2.219 Euro je Einwohner).

Vergleichsweise gut sieht die Situation in Quadrant Nr. IV aus. In diesem Quadranten befinden sich die Flächenländer, deren kreisfreie Städte ein Pro-Kopf-Finanzvermögen haben, welches Ende des Jahres 2011 über dem Flächenländerdurchschnitt rangiert. Gleichzeitig liegen die Pro-Kopf-Geldschulden unterhalb des Flächenländerdurchschnittes. In diesem Quadranten befinden sich neben den oben bereits genannten Ländern Baden-Württemberg und Sachen auch Bayern (Finanzvermögen: 1.074 Euro je Einwohner; Geldschulden: 1.311 Euro je Einwohner), Niedersachsen (Finanzvermögen: 731 Euro je Einwohner; Geldschulden: 933 Euro je Einwohner) und Hessen (Finanzvermögen: 885 Euro je Einwohner; Geldschulden: 2.210 Euro je Einwohner).

Weitere Informationen zur Haushalts- und Verschuldungssituation der kreisfreien Städte können der Steuer-Datenbank von HaushaltsSteuerung.de und dem Internetportal Wegweiser Kommune entnommen werden.

» Steuer-Datenbank der kreisfreien Städte in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Finanzdaten unter Wegweiser-Kommune.de
    Hrsg.: Bertelsmann Stiftung (Programm LebensWerte Kommune)





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger