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Schulden der Landkreise im Ländervergleich
Schulden der Landkreise im Ländervergleich
16. November 2016 |
Autor: Andreas Burth
Die Landkreise (auch kurz: Kreise) sind ein Kommunaltyp, den es in allen 13 Flächenländern gibt. Typische Aufgabenbereiche der Landkreise sind z.B. die
Jugendhilfe, die Krankenhäuser, die Kreisstraßen und der öffentliche Personennahverkehr. Ähnlich wie die kreisfreien
Städte und die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben sich auch viele Landkreise verschuldet. Das Statistische Bundesamt
veröffentlicht im Rahmen der Schuldenstatistik auch entsprechendes Datenmaterial zu den Schulden der Landkreise. Dieser Datensatz wird im vorliegenden Beitrag
für den Schuldenstand am 31.12.2015 untersucht.
Abgedeckt werden in der
Schuldenstatistik nur die Schulden der
Kernhaushalte der Landkreise, d.h. es fehlen in der verwendeten Statistik die Schulden der von
den Landkreisen kontrollierten Unternehmen (z.B. Schulden der
Eigenbetriebe und GmbHs). Diese Limitation gilt es bei
der Interpretation der Daten zu beachten.
Die Schuldenstatistik berichtet für die Kernhaushalte der Landkreise die Schuldenstände zu folgenden Schuldenarten:
Ergänzend wird die Höhe der
Bürgschaften ausgewiesen. Bürgschaften sind
Eventualverbindlichkeiten, bei denen unsicher ist, ob bzw.
wann sie zu "echten" Zahlungsverpflichtungen werden. Das Datenmaterial zu den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, den
kreditähnlichen Rechtsgeschäften und den Bürgschaften basiert auf vorläufigen Ergebnissen.
Insgesamt belaufen sich die Kernhaushaltsschulden der Landkreise zum 31.12.2015 auf 21,66 Mrd. Euro (Vorjahr: 22,20 Mrd. Euro).
Hiervon entfallen 91,76 Prozent auf die Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich (19,87 Mrd. Euro), 4,36 Prozent auf die
Schulden beim öffentlichen Bereich (0,94 Mrd. Euro), 3,05 Prozent auf die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
(0,66 Mrd. Euro) und 0,82 Prozent auf die kreditähnlichen Rechtsgeschäfte (0,18 Mrd. Euro).
Ein Teil der Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich sind - wie bereits oben erwähnt - die Wertpapierschulden (hierunter fallen:
Geldmarktpapiere und Kapitalmarktpapiere). Interessant ist, dass die Schuldenstatistik für die Landkreise zum Stichtag 31.12.2015
Wertpapierschulden von 0 Euro ausweist. Demnach hat sich zum Stand 31.12.2015 kein Landkreis in Deutschland über den Geldmarkt oder den Kapitalmarkt verschuldet.
Die Schuldenstatistik ermöglicht auch eine Differenzierung der Gesamtverschuldung von 21,66 Mrd. Euro nach
Gläubigern. Zum
31.12.2015 ist für die Kernhaushalte der Landkreise folgende Gläubigerstruktur festzustellen:
- Schulden bei Kreditinstituten: 19,84 Mrd. Euro (91,60 Prozent)
- Schulden bei
öffentlichen Unternehmen und Beteiligungen: 0,82 Mrd. Euro (3,81 Prozent)
- Schulden bei Lieferanten und Dienstleistern: 0,66 Mrd. Euro (3,05 Prozent)
- Schulden bei Leasinggebern (Finanzierungsleasing): 0,15 Mrd. Euro (0,67 Prozent)
- Schulden bei anderen Kommunen: 0,11 Mrd. Euro (0,50 Prozent)
- Schulden bei sonstigen Gläubigern (z.B. beim Land, beim Bund): 0,08 Mrd. Euro (0,37 Prozent)
Die in obiger Aufzählung verwendete Bezeichnung "öffentliche Unternehmen und Beteiligungen" dient hier als Sammelbegriff
für folgende Gläubiger: Zweckverbände & dergleichen, verbundene Unternehmen, Beteiligungen, Sondervermögen und sonstige
öffentliche Sonderrechnungen.
Im Ländervergleich haben zum 31.12.2015 die Landkreise der Länder Hessen (1.388 Euro je Einwohner) und Rheinland-Pfalz (882
Euro je Einwohner) die höchsten Pro-Kopf-Schulden im Kernhaushalt (siehe Abbildung 1). Die geringste Pro-Kopf-Verschuldung
ist für die Landkreise von Brandenburg (99 Euro je Einwohner) und Nordrhein-Westfalen (153 Euro je Einwohner) zu beobachten.
Eine besonders problematische Form der Verschuldung sind die
Kassenkredite. Kassenkredite dienen eigentlich der kurzfristigen
Liquiditätssicherung (ähnlich einem Dispokredit im privaten Bereich). Tatsächlich werden sie jedoch von einigen Kommunen zur
Finanzierung laufender Defizite zweckentfremdet. Dies ist u.a. auch deshalb problematisch, da den Kassenkrediten - im Gegensatz
zu den Investitionskrediten - keine materiell geschaffenen Vermögenswerte (z.B. Gebäude, Straße) gegenüber stehen. Die in Form
von Kassenkrediten angesammelten Lasten werden demnach nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne dass diesen Generationen
aus der Verschuldung (z.B. in Form investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst. Hohe dauerhafte Kassenkreditbestände
gelten als ein Indikator für ein Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse.
Das Datenmaterial der Schuldenstatistik ermöglicht zum Stichtag 31.12.2015 auch einen Ländervergleich zu den Pro-Kopf-Kassenkreditschulden
in den Kernhaushalten der Landkreise (siehe Abbildung 2). Die Kassenkreditschulden sind hier die Summe der
Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich und der Kassenkredite beim öffentlichen Bereich. Insgesamt belaufen sich die
Kassenkredite der Landkreise zum 31.12.2015 auf 6,62 Mrd. Euro (Vorjahr: 6,92 Mrd. Euro). Von dem Gesamtwert entfallen 97,10
Prozent auf die Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich (6,42 Mrd. Euro) und 2,90 Prozent auf die Kassenkredite beim öffentlichen Bereich (0,19 Mrd. Euro).
Im Ländervergleich haben die Landkreise der Länder Hessen (664 Euro je Einwohner) und Rheinland-Pfalz (477 Euro je Einwohner)
die höchsten Pro-Kopf-Kassenkreditschulden. Am wenigsten wird in den Landkreisen der Länder Bayern (1 Euro je Einwohner) und
Baden-Württemberg (10 Euro je Einwohner) von dieser Verschuldungsform Gebrauch gemacht.
Zusätzlich zu den Schulden (siehe oben) haben die Kernhaushalte der Landkreise zum 31.12.2015 noch Eventualverbindlichkeiten in Form von
Bürgschaften in Höhe von 4,25 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,16 Mrd. Euro). Im Pro-Kopf-Ländervergleich in Abbildung 3 fallen die
Bürgschaften in den Landkreisen der Länder Hessen (226 Euro je Einwohner), Baden-Württemberg (109 Euro je Einwohner) und Bayern (102 Euro je Einwohner) am
höchsten aus. Bei Hessen, Baden-Württemberg und Bayern handelt es sich um die drei wirtschaftsstärksten Flächenländer Deutschlands (siehe Link).
Die geringsten Bürgschaften sind in der Pro-Kopf-Betrachtung für Sachsen und Thüringen mit jeweils 5 Euro je Einwohner festzustellen.
Es ist auffällig, dass die Bürgschaften in den ostdeutschen Ländern tendenziell niedrigere Pro-Kopf-Werte erreichen als in den westdeutschen Ländern.
Die ostdeutschen Flächenländer sind wirtschaftsschwächer als ihre westdeutschen Pendants. Es kann insofern ein Zusammenhang zwischen der Wirtschaftskraft
und dem Bürgschaftsvolumen beobachtet werden.
» Bruttoinlandsprodukt der Jahre 2014 und 2015 in Deutschland im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 7. April 2016
Autor: Andreas Burth
Weiterführende Informationen zur Kommunalverschuldung in Deutschland finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. über folgende Seite.
» Verschuldung der Kommunen der 13 Flächenländer in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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