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Schuldenfreie Gemeinden in Österreich
Schuldenfreie Gemeinden in Österreich
3. April 2015 |
Autor: Andreas Burth
Schuldenfreie Kommunen sowie die Schuldenstände nicht schuldenfreier Kommunen sind regelmäßig Gegenstand von
Blog-Einträgen auf HaushaltsSteuerung.de. Betrachtet wird dabei jedoch im Regelfall die kommunale Familie
Deutschlands. Das zweite große deutschsprachige EU-Land, Österreich, ist indes noch nicht behandelt worden.
Gleichwohl veröffentlicht auch die Bundesanstalt Statistik Österreich (wird auch bezeichnet als: Statistik
Austria) gemeindescharfe Schuldendaten zu den insgesamt 2.353 Gemeinden in Österreich.
Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Schuldenfreie Gemeinden zum 31.12.2013
- Zehn am höchsten verschuldete Gemeinden zum 31.12.2013
- Weitere Informationen
Methodische Anmerkungen
Konkret berichtet Statistik Austria im Rahmen der aktuellen Gebarungsstatistik die Pro-Kopf-Schuldenstände
zum 31.12.2013 (Abruf der Daten am 1.4.2015). Die Schulden der Gemeinden laut Gebarungsstatistik sind die
Gesamtschulden laut Gemeindehaushalt - sie stammen stets aus den verpflichtenden Nachweisen zu den
Gemeinderechnungsabschlüssen. Für die Berechnung des
öffentlichen Schuldenstandes nach Maastricht-Vertrag werden
bestimmte Adaptierungen auf aggregiertem Niveau (d.h. für alle Gemeinden Österreichs) vorgenommen. Beispielsweise
sind die Schulden von Betrieben mit marktbestimmter Tätigkeit (Voranschlagsabschnitte 85-89) nicht im öffentlichen
Schuldenstand enthalten. Der Schuldendienst für diese Schulden wird größtenteils aus Gebühreneinnahmen gedeckt.
Schulden von aus den Gemeindehaushalten ausgegliederten Einheiten (z.B. Schulgemeindeverbände oder diverse
Errichtungs- oder Immobiliengesellschaften) sind jedoch Bestandteil des öffentlichen Schuldenstandes, wenn
die konkrete Einheit nach den Richtlinien der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zum
Sektor Staat zu
zählen ist. Der öffentliche Schuldenstand wird nur für den Sektor Staat insgesamt und die vier Teilsektoren
Bundes-, Landes- und Gemeindeebene bzw. Sozialversicherungsträger berechnet. Es handelt sich dabei um Aggregate,
ein "Maastricht-Schuldenstand" pro Gemeinde ist daher nicht verfügbar.
Zu beachten ist, dass der Stadtstaat Wien in der Untersuchung nicht berücksichtigt worden ist. Grund ist,
dass Wien aufgrund seiner Eigenschaft als Bundesland neben Gemeindeaufgaben auch Landesaufgaben wahrnimmt
und somit mit "normalen" Gemeinden nicht vergleichbar ist. Gleichwohl ist auch darauf hinzuweisen, dass
grundsätzlich auch zwischen "normalen" Gemeinden Unterschiede im Aufgabenportfolio bestehen können. So
nehmen z.B. einwohnerstarke Gemeinden tendenziell mehr Aufgaben wahr als einwohnerschwache Gemeinden.
Dieser Umstand kann zu Einschränkungen in der Vergleichbarkeit einzelgemeindlicher Finanzdaten führen.
Beim Vergleich der Daten zwischen den einzelnen Bundesländern ist zu bedenken, dass es unterschiedliche
landesgesetzliche Voraussetzungen gibt, wie bestimmte Aufgaben zu erfüllen sind. Ausgaben für Sozialhilfe
können beispielsweise in den Budgets der einzelnen Gemeinden selbst enthalten sein oder landesweit über
eigene Gemeindeverbände getätigt werden. Beim Vergleich der Schuldendaten ist zu beachten, dass die
Errichtung von Gemeindebauten in der Praxis entweder durch Direktinvestitionen (Bauausgaben während
der Bauzeit) oder Leasingraten (Ausgaben während der gesamten Nutzungsdauer) finanziert werden kann.
Die originale Excel-Datei mit den Pro-Kopf-Schuldenständen (und Pro-Kopf-Abgabeneinnahmen) aller österreichischen
Gemeinden zum Stand 31.12.2013 können Sie hier abrufen:
» Gemeinden (ohne Wien): Abgaben und Schuldenstand pro Kopf 2013
Hrsg.: Statistik Austria
Weitere methodische Hinweise finden Sie unter den beiden untenstehenden Links:
» Gebarungsstatistik: Schuldenstand der Gemeinden - Hintergrundinformationen
Hrsg.: Statistik Austria
» Gebarungsstatistik ab 2011
Hrsg.: Statistik Austria
Schuldenfreie Gemeinden zum 31.12.2013
Zum 31.12.2013 weist Statistik Austria für 42 von 2.353 Gemeinden (1,8 Prozent) einen Pro-Kopf-Schuldenstand
von null Euro aus. Es sind dies die folgenden Gemeinden:
Blaindorf, Bruck-Waasen, Dellach, Diex, Ebenau, Fladnitz im Raabtal, Fraham, Ganz, Gschnaidt, Hart-Purgstall,
Heiterwang, Henndorf am Wallersee, Hof bei Salzburg, Hof bei Straden, Kaibing, Lackenbach, Langen bei Bregenz,
Matrei am Brenner, Mayrhof, Millstatt am See, Mitterdorf an der Raab, Niederöblarn, Oberstorcha, Oberwang,
Perlsdorf, Pertlstein, Rabenwald, Reichendorf, Reifling, Riedlingsdorf, Sebersdorf, Seggauberg, St. Johann
bei Herberstein, St. Johann-Köppling, St. Martin am Grimming, St. Wolfgang-Kienberg, Steegen, Stolzalpe,
Trössing, Tschanigraben, Unterfrauenhaid, Zell.
Darüber hinaus gibt es noch mehrere Gemeinden, die nahezu schuldenfrei sind. Nachfolgende acht Gemeinden
haben Schulden von weniger als 10 Euro je Einwohner:
Höf-Präbach, Lesachtal, Loipersbach im Burgenland, Pöttelsdorf, St. Margareten im Rosental, St. Johann
im Pongau, Steindorf am Ossiacher See, Wiesen.
In der Statistik über die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinden wird ergänzend auch das Pro-Kopf-Volumen
der Abgabeneinnahmen im Jahr 2013 berichtet. Unter dem Begriff der Abgabeneinnahmen versteht man in der
hier verwendeten Statistik die Summe aus den Gemeindeabgaben (z.B. Grundsteuer A/B, Kommunalsteuer), den
Ertragsanteilen an gemeinschaftlichen Bundesabgaben und den Spielbankabgaben. Interessant ist die Beobachtung,
dass die schuldenfreien Gemeinden zum 31.12.2013 keineswegs zugleich die Gemeinden mit den höchsten
Pro-Kopf-Abgabeneinnahmen 2013 sind. Unter den 150 Gemeinden mit den höchsten Pro-Kopf-Abgabeneinnahmen
findet sich keine einzige schuldenfreie Gemeinde. Demgegenüber sind die Gemeinden mit den niedrigsten
(Trössing; 736 Euro je Einwohner), viertniedrigsten (Tschanigraben; 758 Euro je Einwohner), siebzehntniedrigsten
(Reifling; 775 Euro je Einwohner) und zwanzigsniedrigsten Pro-Kopf-Abgabeneinnahmen (Gschnaidt; 776 Euro je
Einwohner) schuldenfrei.
Zehn am höchsten verschuldete Gemeinden zum 31.12.2013
Die am höchsten verschuldeten Gemeinden Österreichs haben Pro-Kopf-Schuldenstände von mehr als
10.000 Euro je Einwohner. Insgesamt erreichen zehn österreichische Gemeinden zum 31.12.2013
Pro-Kopf-Werte von über 10.000 Euro je Einwohner:
Die Gemeinde Gramais (Land Tirol) mit Schulden in Höhe von 37.327 Euro je Einwohner ist die
Gemeinde mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in Österreich. Es handelt sich bei dieser
Gemeinde um eine sehr kleine Gemeinde. Zum 31.10.2013 hatte sie 53 Einwohner (nach Statistik
des Bevölkerungsstandes gemäß § 9 Abs. 9 FAG 2008).
Die höchste Fallzahl in der Gruppe der zehn am höchsten verschuldeten Gemeinden hat das Land
Vorarlberg (vier). Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich kommen jeweils auf eine Fallzahl
von zwei Gemeinden in den "Top-Ten".
Interessant ist bei den zehn am höchsten verschuldeten Gemeinden auch die Bandbreite bei den
Pro-Kopf-Abgabeneinnahmen 2013. Die schwanken zwischen 7.116 Euro je Einwohner in Warth (zugleich
der zweithöchste Wert in Österreich) und 957 Euro je Einwohner in Wölbling.
Weitere Informationen
Ergänzende Informationen zur Staatsverschuldung der Republik Österreich können Sie u.a. auf den
folgenden Seiten abrufen:
» Staatsverschuldung und Staatsdefizit von Österreich
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Schuldenuhr zu den Staatsschulden von Österreich
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Zinsuhr zu den Zinsausgaben von Österreich
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Blog-Einträge zu schuldenfreien Kommunen in Deutschland finden Sie unter folgendem Link:
» Blog-Einträge zum Thema "Schuldenfreie Kommunen"
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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