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Schuldenfreie Städte und Gemeinden 2010 in Bayern
Schuldenfreie Städte und Gemeinden 2010 in Bayern
13. März 2012 |
Autor: Marc Gnädinger
Im Flächenbundesland Bayern gibt es nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren Ende des Jahres 2010 eine beachtliche Fallzahl
schuldenfreier kreisangehöriger Gemeinden. Insgesamt 187 der 2.031 kreisangehörigen Städte, Märkte und Gemeinden im Freistaat haben keine
Schulden, wobei hierzu auch Gemeinden mit einer Gesamtverschuldung von unter 1.000 Euro gezählt wurden.
» Joachim Herrmann: "Immer mehr Gemeinden in Bayern schuldenfrei - steigende Steuereinnahmen und kommunaler Finanzausgleich sorgen für weitere Entlastung", Pressemitteilung Nr. 69/12 vom 2. März 2012
Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium des Inneren
» Liste der schuldenfreien kreisangehörigen Gemeinden zum 31.12.2010 (bzw. Gesamtverschuldung unter 1.000 Euro)
Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium des Inneren
Die schuldenfreien Kommunen können in Bezug auf ihre Schuldenfreiheit anderen als Vorbild dienen. Das setzt voraus, dass andere nachvollziehen können,
welche Kommunen im Detail schuldenfrei sind. Selbiges wird mit der oben genannten Meldung des Ministeriums erreicht - diese ist mit einer Liste der einzelnen
Kommunen verknüpft, wobei für jede Kommune der Einwohnerstand zum 30.6.2010 einsehbar ist. In aller Regel vergleichen sich Kommunen mit solchen der
gleichen Größenklasse. Die Nennung der Schuldenfreien in Kombination mit deren Einwohnerzahl (relevant kann auch die geographische/räumliche Verortung
sein; in der Liste finden sich entsprechend Angaben zu Regierungsbezirk und Landkreis) ist die Grundlage für ein
Lernen vom Besten (siehe Abbildung).
Bei den meisten in der Ministeriums-Liste benannten Kommunen handelt es sich um tendenziell kleinere, einwohnerschwächere Gemeinden. Es gibt
aber auch Ausnahmen: Insgesamt zehn als schuldenfrei eingestufte Kommunen haben mehr als 10.000 Einwohner zum 30.6.2010. Die einwohnerkräftigste
unter ihnen ist Gersthofen (20.649 Einwohner zum 30.6.2010). Gersthofen war bereits 2009 die einwohnerkräftigste schuldenfreie Stadt/Gemeinde des
Landes. Neben Gersthofen sind nachfolgende Gemeinden laut der Liste schuldenfrei und haben mehr als 10.000 Einwohner:
- Dingolfing (18.135 Einwohner)
- Großostheim (16.349 Einwohner)
- Wendelstein (15.768 Einwohner)
- Gräfelfing (12.741 Einwohner)
- Ergolding (11.763 Einwohner)
- Burgthann (11.247 Einwohner)
- Essenbach (11.203 Einwohner)
- Grünwald (11.019 Einwohner)
- Planegg (10.483 Einwohner)
Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung hat ebenfalls Informationen zur Kommunalverschuldung 2010 in Bayern publiziert. Zum
Stichtag 31.12.2010 liegt ein Statistischer Bericht vor. Hier können die Schuldeninformationen zu jeder einzelnen Kommunen im Detail und im
Vergleich zum Vorjahr nachvollzogen werden (S. 34 ff.). Grundsätzlich arbeiten die Statistiker bei ihren Auswertungen bereits mit der neuen
Schuldenstatistik. Neben der "Insgesamt-Verschuldung" wird bei den einzelgemeindlichen Angaben (Tabellengruppe 3) aber der Schuldenstand aus
Gründen der Vergleichbarkeit mit Vorjahren in der Abgrenzung der bisher verwendeten "fundierten Verschuldung" und separat dazu die
Kassenkredite
nachgewiesen. Bei den
Eigenbetrieben (einschließlich Krankenhäuser mit kaufmännischem Rechnungswesen) wird nur noch die Insgesamt-Verschuldung dargestellt.
Weiterhin werden zusätzlich die
kreditähnlichen Rechtsgeschäfte aufgenommen.
» Staats- und Kommunalschulden in Bayern am 31. Dezember 2010 - Mit finanzstatistischen Vergleichsdaten für Gemeinden und Gemeindeverbände
Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
Die ausführliche Auswertung der Statistiker hat den Vorteil, dass hier ebenfalls der Schuldenstand der Bezirke, Landkreise und kreisfreien Städte
nachvollzogen werden kann - auch diese Daten sind interessant. So liegt der Schuldenstand des Landkreises Eichstätt Ende des Jahres 2010 bei
vergleichsweise geringen 54.000 Euro. Dies entspricht bei einer Einwohnerzahl von 124.840 Einwohnern einem
Wert von 0,43 Euro je Einwohner. Der Kreis ist insofern zu diesem Stichtag nahezu geldschuldenfrei.
Darüber hinaus differenziert das Berichtswesen der Statistiker zwischen einzelnen Schuldenarten. So werden bei den einzelgemeindlichen Daten etwa
auch die Schulden der Eigenbetriebe (einschließlich Kassenkredite) und kreditähnliche Rechtsgeschäfte separat angegeben. Werden diese berücksichtigt,
ist erkennbar, dass bei zwei der zehn genannten schuldenfreien Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern in diesen Bereich 2010 Schulden vorhanden sind
(Burgthann mit Schulden der Eigenbetriebe in Höhe von 127 Euro je Einwohner; Wendelstein mit Schulden der Eigenbetriebe von 262 Euro je Einwohner
und kreditähnlichen Rechtsgeschäften in Höhe von 15 Euro pro Kopf).
Weitere Informationen zu schuldenfreien Kommunen sowie zur Kommunalverschuldung in Bayern erhalten Sie hier:
» Schuldenfreie Gemeinden in Bayern, Blog-Eintrag vom 4. Mai 2011
Autor: Marc Gnädinger
» Schuldenfreie Kommunen
Autor: Marc Gnädinger
» Kommunalverschuldung in Bayern
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Grundsätzlich sind bei jeglichen Betrachtungen/Interpretationen der Kommunalverschuldung (auf Basis statistischer Werte) mit dem Ziel des Lernens vom Besten
mindestens drei grundlegende Dinge zu beachten - das gilt für die Kommunen in allen Flächenländern:
- Einzelne Kommunalschuldenarten haben eine unterschiedliche Qualität. So gelten etwa Kassenkredite auf dauerhaft hohem Niveau als besonderer Krisenindikator,
weil diese im Unterschied zu Investitionskrediten nicht durch materiell geschaffene Werte gedeckt sind. Kassenkredite sind ursprünglich zur kurzfristigen
Liquiditätssicherung gedacht. Mancherorts haben sie sich allerdings zu einer Dauereinrichtung auf hohem Niveau entwickelt.
- Trotz neuer Schuldenstatistik können noch immer nicht alle Kommunalschuldenarten erfasst werden. So werden etwa
Rückstellungen als Schuldenkategorie in
keiner Weise dargestellt. Die Kommunalverschuldung wird insofern regelmäßig untererfasst. In jedem Fall ist es wichtig zu wissen, welche Schuldenarten mit dem
entsprechenden Bericht tatsächlich erfasst wurden.
- Selbst die komplette Geldschuldenfreiheit führt nicht notwendigerweise dazu, dass eine Kommune nicht auf Kosten kommender Generationen wirtschaftet. Hierzu
ist in der
doppischen Terminologie der Blick auf das
ordentliche Ergebnis notwendig, welches regelmäßig auszugleichen ist. Im ordentlichen Ergebnis tauchen
Geldschulden über den dadurch verursachten Zinsaufwand auf - aber Zinsen sind eben nur eine von vielen Aufwandsarten, die im Zusammenspiel mit den Erträgen
dazu führen, ob das ordentliche Ergebnis ausgeglichen werden kann oder nicht. In jedem Fall ist die Geldschuldenfreiheit eine gute Ausgangslage um das Ziel
eines ausgeglichenen Ergebnisses regelmäßig zu erreichen, sofern es noch nicht erreicht ist. Insofern kann der Blick auf die schuldenfreien Kommunen und ihren
Wegen zum Erreichen dieses Staus im Einzelfall wichtige Impulse für ein Lernen vom Besten liefern.
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