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Schuldenquoten der kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen
Schuldenquoten der kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen
13. Juni 2016 |
Autor: Andreas Burth
Auf HaushaltsSteuerung.de werden regelmäßig interkommunale Vergleiche zur Höhe der kommunalen Schulden durchgeführt. Zumeist
wird dabei ein Pro-Kopf-Vergleich vorgenommen. In einzelnen Beiträgen ist auch das Schulden-Einnahmen-Verhältnis berechnet
worden. Eine weitere denkbare Kenngröße ist die
Schuldenquote als der Quotient aus den Schulden und dem nominalen
Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Ein entsprechender Vergleich über die Höhe der Schuldenquote soll im vorliegenden Beitrag für
die 22 kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen durchgeführt werden.
Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Pro-Kopf-Schulden im Vergleich
- Schuldenquoten im Vergleich
- Weitere Informationen
Methodische Anmerkungen
Die Berechnungen in diesem Beitrag beziehen auch auf das Jahr 2013. Grund hierfür ist, dass Daten zur Höhe des nominalen
Bruttoinlandsprodukts nur für die Jahre bis einschließlich 2013 statistisch verfügbar sind. Es wird voraussichtlich noch
einige Monate dauern, bis auch für das Jahr 2014 BIP-Zahlen für die kreisfreien Städte zur Verfügung stehen.
Ziel dieses Beitrags ist ein Vergleich der Schuldenquoten der 22 kreisfreien NRW-Städte. Die formell ebenfalls kreisfreie Stadt Aachen wird hier aufgrund
ihrer Zugehörigkeit zur Städteregion Aachen außen vor gelassen. Die Schuldenquote bestimmt sich über
nachfolgende Formel.
Berechnet wird die Schuldenquote häufig im Kontext des Maastricht-Vertrags. Sie soll für den Gesamtstaat eine Schwelle von
60 Prozent nicht überschreiten. Zu beachten ist jedoch, dass der vorliegende Beitrag eine andere Abgrenzung der Verschuldung
nutzt als der Maastricht-Vertrag. Während der Maastricht-Vertrag nur die
Kern- und
Extrahaushalte einbezieht, wird hier ein
weiterer Blick auf das kommunale Auslagerungsportfolio gewählt. Entsprechend ist der hier berichtete Schuldenstand i.d.R. höher
als derjenige, der im Kontext des Maastricht-Vertrags berechnet worden wäre.
Zudem ist darauf hinzuweisen, dass ausschließlich die Gruppe der kreisfreien Städte betrachtet wird. Für einen gesamtstaatlichen
Blickwinkel auf die Schulden der Einwohner dieser 22 Städte müssten insbesondere noch die Schulden des Bundes und der Länder sowie die Schulden der gesetzlichen
Sozialversicherung (jeweils inkl. deren Extrahaushalte) hinzugerechnet werden.
Eine Grundidee hinter der Berechnung der Schuldenquote ist, dass das Bruttoinlandsprodukt als eine Art "Deckungspotenzial" für
die Staatsschulden fungiert. Unterstellt wird dabei letztlich ein Zugriff des Staates auf die Wirtschaftsleistung (z.B. durch die Erhebung
von Steuern).
Generell ist zu beachten, dass die Wirtschaftskraft als Referenzgröße für die Verschuldungshöhe einzelne Schwächen
aufweist. Für Beispiele solcher Schwächen sei u.a. auf nachstehendes PDF-Dokument verwiesen (siehe Seite 6).
» Methodische Hinweise zu den Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Im Falle der Kommunen ist dabei zu berücksichtigen, dass die Kommunen selbst keinen vollen "Zugriff" auf das Bruttoinlandsprodukt
haben. Im Gegensatz zu Bund und Ländern haben die Kommunen keine Gesetzgebungskompetenz, was ihre Handlungsspielräume in der
Einnahmebeschaffung generell einschränkt. Die Kommunen müssen sich in dem Rechtsrahmen bewegen, den ihnen die übergeordneten
Ebenen (Bund und Länder) vorgeben. Zudem können die Kommunen ihre Steuereinnahmen nicht vollständig beeinflussen. Während z.B.
die Einnahmen aus den
Realsteuern
(Grundsteuer A/B und
Gewerbesteuer) durch das
Hebesatzrecht gesteuert werden können, ist dies
bei den
Gemeindeanteilen an der Einkommen- und
Umsatzsteuer nicht der Fall. Ebenso ist zu beachten, dass das Bruttoinlandsprodukt
nicht nur für die Kommunen als Schuldendeckungspotenzial zur Verfügung stehen soll. Vielmehr müssen auch die Schulden von Bund und
Ländern aus eben dieser Wirtschaftskraft finanziert werden.
Die Schuldenquote ist dennoch auch für die Kommunen eine potenziell interessante Kennzahl. Wichtig ist für die Interpretation
jedoch, dass man sich als Leser den verschiedenen Limitationen der Kenngröße bewusst ist.
Pro-Kopf-Schulden im Vergleich
In den Schuldenstand werden die Schulden verschiedener Einheiten (hier: Kernhaushalt und Auslagerungen) berücksichtigt. Um die Bestimmung der Schuldenhöhe nachvollziehen
zu können, finden Sie in Tabelle 1 eine auf Pro-Kopf-Werten basierende Darstellung zur Berechnung der Gesamtschulden der kreisfreien
Städte. Einbezogen werden die Schulden in den Kernhaushalten,
Eigenbetrieben und rechtlich selbstständigen Unternehmen (z.B.
GmbHs). Unter die Schulden der Kernhaushalte fallen die
Investitionskredite, die
Kassenkredite und die
kreditähnlichen Rechtsgeschäfte.
Wie aus dem Pro-Kopf-Vergleich hervorgeht, haben die kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen einen Teil ihrer Schulden in
Eigenbetriebe und rechtlich selbstständige Unternehmen ausgegliedert. Die Spannweite im Auslagerungsgrad reicht zum 31.12.2013
von 8,77 Prozent in Oberhausen bis 81,36 Prozent in Düsseldorf.
Die niedrigste Pro-Kopf-Gesamtverschuldung hat zum 31.12.2013 die Landeshauptstadt Düsseldorf mit 1.921 Euro je Einwohner.
Schulden von über 9.000 Euro je Einwohner haben sich folgende Städte aufgebürdet: Mülheim an der Ruhr (9.101 Euro je Einwohner),
Hagen (9.145 Euro je Einwohner) und Oberhausen (9.405 Euro je Einwohner).
Schuldenquoten im Vergleich
Tabelle 2 berichtet ergänzend Werte zur Höhe des nominalen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts, um darauf aufbauend die Schuldenquote
berechnen zu können. Die wirtschaftsschwächste kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen ist demnach im Jahr 2013 die Stadt Bottrop
mit 20.484 Euro je Einwohner. Am wirtschaftskräftigsten ist die Stadt Düsseldorf mit 69.722 Euro je Einwohner. Bei der Schuldenquote
des Jahres 2013 zeigt sich eine Spannweite von 2,76 Prozent in Düsseldorf bis 36,76 Prozent in Herne.
Weitere Informationen
Ergänzende Informationen zu den Finanzen und Strukturen der kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen finden Sie z.B. unter folgenden Links.
» Kommunalstrukturen in Nordrhein-Westfalen, Blog-Eintrag vom 25. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
» Strukturen und Rahmenbedingungen der kreisfreien Städte in Deutschland, Blog-Eintrag vom 9. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
» Ergebnisplanung und Realsteuerhebesätze 2016 der kreisfreien NRW-Städte, Blog-Eintrag vom 27. April 2016
Autor: Andreas Burth
» Pro-Kopf-Verschuldung der kreisfreien Städte Deutschlands, Blog-Eintrag vom 30. März 2016
Autor: Andreas Burth
» Primärsalden der kreisfreien Städte in Deutschland, Blog-Eintrag vom 25. März 2016
Autor: Andreas Burth
» Kassenkredite der kreisfreien Städte in Deutschland, Blog-Eintrag vom 24. März 2016
Autor: Andreas Burth
» Ranking über die Steuereinnahmekraft der kreisfreien Städte in Deutschland, Blog-Eintrag vom 15. Februar 2016
Autor: Andreas Burth
» Rankings über das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt der kreisfreien Städte und Landkreise in Deutschland, Blog-Eintrag vom 30. Januar 2016
Autor: Andreas Burth
» Streuung der Netto-Steuereinnahmen der 103 kreisfreien Städte in Deutschland nach Steuerarten, Blog-Eintrag vom 18. August 2015
Autor: Andreas Burth
» Streuung der Realsteuerhebesätze 2014 in den 103 kreisfreien Städten der Flächenländer, Blog-Eintrag vom 27. Juli 2015
Autor: Andreas Burth
» Mandatsträger(innen) kreisfreier Städte: Parteizugehörigkeit, Frauenquote und Einwohnernähe, Blog-Eintrag vom 8. Mai 2013
Autor: Marc Gnädinger
» Oberbürgermeister(innen) kreisfreier Städte: Parteizugehörigkeit, Frauenquote, akademische Ausbildung und Machtposition, Blog-Eintrag vom 4. Mai 2013
Autor: Marc Gnädinger
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