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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Staatsfinanzen der Schweiz: Einnahmen, Ausgaben und Defizit/Überschuss im Zeitvergleich

Staatsfinanzen der Schweiz: Einnahmen, Ausgaben und Defizit/Überschuss im Zeitvergleich
25. April 2016  |  Autor: Andreas Burth



Als deutschsprachiges Fachportal liegt der Fokus der Finanzanalysen von HaushaltsSteuerung.de i.d.R. auf den deutschsprachigen Staaten. Zu Deutschland sind hierbei bereits zahlreiche Beiträge verfasst worden. Auch Österreich ist immer wieder Gegenstand von Blog-Einträgen. Etwas weniger im Fokus stand bislang die Schweiz. Als Nicht-EU-Mitglied bleibt die Schweiz - im Gegensatz zu Deutschland und Österreich - auch in EU-Vergleichen außen vor.

» Entwicklung der Höhe der Staatsverschuldung der Schweiz, Blog-Eintrag vom
    28. November 2013

    Autor: Andreas Burth

Nichtsdestotrotz sind die Staatsfinanzen der Schweiz ebenfalls ein unverzichtbarer Untersuchungsgegenstand für ein deutschsprachiges Fachportal zu den öffentlichen Finanzen. Vor diesem Hintergrund zielt der vorliegende Beitrag darauf ab, einen Kurzüberblick über die Finanzlage des Schweizer Staates zu geben.

Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Staatseinnahmen der Schweiz
- Staatsausgaben der Schweiz
- Staatsdefizit bzw. Staatsüberschuss der Schweiz
- Staatliche Zinsausgaben der Schweiz
- Primärüberschuss bzw. Primärdefizit der Schweiz
- Weitere Informationen



Methodische Anmerkungen

Datengrundlage dieses Beitrags sind Statistiken, die von Eurostat publiziert worden sind. Die Analyse deckt die Jahre 2000 bis 2014 ab. Schweizer Daten für das Jahr 2015 sind von Eurostat bislang noch nicht veröffentlicht worden. Die Abgrenzung der Staatsfinanzgrößen richtet sich nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010 (ESVG 2010). Die Kenngrößen sind damit vergleichbar mit den auf HaushaltsSteuerung.de regelmäßig durchgeführten Analysen zu den 28 EU-Staaten.

Die Landeswährung der Schweiz sind die Schweizer Franken (im Folgenden kurz als "Franken" bezeichnet). Eurostat stellt Staatsfinanzdaten sowohl in der Landeswährung (hier: Franken) als auch in Euro bereit. Sie werden hier daher auch in beiden Währungen berichtet. Euro-Werte dürften gerade für Leser aus Deutschland und Österreich interessant sein, um einfacher Vergleiche mit dem eigenen Land vornehmen zu können, ohne hierfür die "Originalwerte" (in Franken) per Hand in Euro umrechnen zu müssen.

» Euro foreign exchange reference rates
    Hrsg.: Europäische Zentralbank

Die genutzten Daten von Eurostat decken den gesamten Sektor Staat ab. Dies ist die Summe der Kern- und Extrahaushalte unter Einbeziehung des Bundes, der Kantone, der Gemeinden und der Sozialversicherung.

Der Fokus dieses Beitrags liegt auf den Einnahmen und Ausgaben zuzüglich sich hieraus ergebender Saldogrößen (Finanzierungssaldo und Primärsaldo). Schuldendaten zur Schweiz werden von Eurostat nicht in der hier genutzten statistischen Datenbank nachgewiesen, weshalb sie an dieser Stelle nicht analysiert werden (können).



Staatseinnahmen der Schweiz

In absoluten Größen zeigt sich in der Schweiz eine Einnahmeentwicklung mit deutlicher Wachstumstendenz. Die Staatseinnahmen stiegen von 154,82 Mrd. Franken im Jahr 2000 auf 215,38 Mrd. Franken im Jahr 2014 (Zuwachs um 39,1 Prozent). Im Verhältnis zur Wirtschaftskraft sind die Staatseinnahmen relativ konstant geblieben. 2014 liegen die Staatseinnahmen bei 33,5 Prozent des nominalen BIP. Die Pro-Kopf-Staatseinnahmen belaufen sich 2014 auf 26.460 Franken je Einwohner.

Staatsfinanzen: Staatsfinanzen: Entwicklung der Staatseinnahmen der Schweiz von 2000 bis 2014 (Kern- und Extrahaushalte von Bund, Kantonen, Gemeinden und Sozialversicherung)



Staatsausgaben der Schweiz

Die Staatsausgaben sind im Zeitraum 2000 bis 2014 um 38,1 Prozent gestiegen (von 156,86 Mrd. Franken auf 216,68 Mrd. Franken). Im Jahr 2014 lagen die Pro-Kopf-Staatsausgaben bei 26.620 Franken je Einwohner. Die Staatsquote (Staatsausgaben in Prozent des nominalen BIP) liegt 2014 bei 33,7 Prozent.

Staatsfinanzen: Entwicklung der Staatsausgaben der Schweiz von 2000 bis 2014 (Kern- und Extrahaushalte von Bund, Kantonen, Gemeinden und Sozialversicherung)



Staatsdefizit bzw. Staatsüberschuss der Schweiz

Der Saldo aus den Staatseinnahmen und -ausgaben ist der Finanzierungssaldo nach Maastricht-Vertrag (je nach Vorzeichen: Staatsüberschuss oder Staatsdefizit). Die Schweiz verzeichnet in acht der 15 untersuchten Jahre ein Staatsdefizit. Im Jahr 2014 liegt der Finanzierungssaldo bei -1,30 Mrd. Franken (-159 Franken je Einwohner bzw. -0,2 Prozent des nominalen BIP).

Staatsfinanzen: Entwicklung des Staatsüberschusses (+) bzw. Staatsdefizits (-) der Schweiz von 2000 bis 2014 (Kern- und Extrahaushalte von Bund, Kantonen, Gemeinden und Sozialversicherung)



Staatliche Zinsausgaben der Schweiz

Eine sehr interessante Ausgabeposition zur Analyse der Staatsfinanzen sind die Zinsausgaben als Folge staatlicher Verschuldung. Für die Schweiz sind im Zeitablauf deutlich sinkende Zinsausgaben festzustellen. Während sie 2000 noch bei 7,77 Mrd. Franken (1.084 Franken je Einwohner) lagen, fallen 2014 nur noch Zinsausgaben in Höhe von 3,77 Mrd. Franken (463 Franken je Einwohner) an. Dies entspricht einer Senkung um 51,4 Prozent. Im Jahr 2014 machen die Zinsausgaben 0,6 Prozent des nominalen BIP aus.

Staatsfinanzen: Entwicklung der staatlichen Zinsausgaben der Schweiz von 2000 bis 2014 (Kern- und Extrahaushalte von Bund, Kantonen, Gemeinden und Sozialversicherung)



Primärüberschuss bzw. Primärdefizit der Schweiz

Insbesondere im Kontext der EU-Staatsfinanzen wird häufiger der sog. Primärsaldo (je nach Vorzeichen: Primärüberschuss oder Primärdefizit) analysiert. Dies soll an dieser Stelle auch für die Schweizer Staatsfinanzen geschehen.

Der Primärsaldo bestimmt sich aus den von Eurostat publizierten Daten, indem zum Finanzierungssaldo nach Maastricht-Vertrag (je nach Vorzeichen: Staatsüberschuss oder Staatsdefizit) die Zinsausgaben hinzuaddiert werden. Grund für dieses Vorgehen ist, dass die Zinsausgaben im Finanzierungssaldo nach Maastricht-Vertrag bereits als Ausgabeposition negativ erfasst worden sind. Das Hinzuaddieren der Zinsausgaben neutralisiert diese Position.

Vorgehen zur Bestimmung des Finanzierungssaldos nach Maastricht-Vertrag und des Primärsaldos nach Eurostat-Abgrenzung (Formel)

Die Idee hinter der Kenngröße "Primärsaldo" ist es, dass die Zinszahlungen auf die angesammelten Staatsschulden nicht zum Portfolio der eigentlichen Kernaufgaben eines Staates zählen. Sie werden daher aus dem Saldo eliminiert. Im Ergebnis zeigt der Primärsaldo an, ob die Staatseinnahmen in ihrer Höhe genügen, um die Staatsausgaben für die Erfüllung der staatlichen Kernaufgaben (Bildung, Forschung, innere Sicherheit, äußere Sicherheit, Soziales etc.) vollständig zu decken. Ist der Primärsaldo negativ (Primärdefizit), so reichen die Einnahmen nicht aus, um die Ausgaben für die Kernaufgaben zu finanzieren. Ist er positiv (Primärüberschuss), nimmt der Staat mehr ein als er zur Erfüllung der Kernaufgaben bräuchte.

Zur Interpretation des Primärsaldos ist indes zusätzlich die Staatsverschuldung zu berücksichtigen. Hätte ein Staat keinerlei (verzinsliche) Schulden, würde diesem Staat ein ausgeglichener Primärsaldo genügen. Im (fiktiven) Fall der Schuldenfreiheit entspricht der Primärsaldo dem Finanzierungssaldo nach Maastricht-Vertrag. Ist ein Staat indes verschuldet (was bei der Schweiz und allen 28 EU-Staaten der Fall ist), hat selbiger Primärüberschüsse zu erwirtschaften, um das Wachstum der Staatsverschuldung zu stoppen. Genau genommen muss der Primärüberschuss die Zinsausgaben übersteigen, um einen Abbau der Staatsverschuldung zu ermöglichen.

Analysen zum Primärsaldo der 28 EU-Mitgliedsstaaten finden Sie z.B. unter folgenden Links.

» EU-Vergleich zu Primärsaldo und Zinsausgaben 2015, Blog-Eintrag vom 23. April 2016
    Autor: Andreas Burth

» Primärsalden 2014 der 28 EU-Länder im Vergleich, Blog-Eintrag vom 5. Juli 2015
    Autor: Andreas Burth

Primärdefizite sind für die Schweiz nur in den Jahren 2002 bis 2004 festzustellen. In allen übrigen Jahren werden Primärüberschüsse berichtet. Im Jahr 2014 liegt der Primärüberschuss bei 2,48 Mrd. Franken. Dies entspricht 304 Franken je Einwohner bzw. 0,4 Prozent des nominalen BIP. Der Primärüberschuss des Jahres 2014 genügt indes nicht, um die staatlichen Zinsausgaben 2014 in Höhe von 3,77 Mrd. Franken (463 Franken je Einwohner bzw. 0,6 Prozent des nominalen BIP) in voller Höhe zu decken. In der Folge ergibt sich für die Schweiz das oben bereits beschriebene Staatsdefizit in Höhe von -1,30 Mrd. Franken (-159 Franken je Einwohner bzw. -0,2 Prozent des nominalen BIP).

Staatsfinanzen: Entwicklung des Primärüberschusses bzw. Primärdefizits der Schweiz von 2000 bis 2014 (Kern- und Extrahaushalte von Bund, Kantonen, Gemeinden und Sozialversicherung)



Weitere Informationen

Weitere Informationen zu den Finanzen europäischer Staaten können Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. unter folgenden Seiten abrufen.

» Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Staatsverschuldung in der EU
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Zinsuhren von Deutschland und Österreich
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger