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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Wie entwickelt sich das Interesse der Bürger am Thema "Staatsfinanzen"?

Wie entwickelt sich das Interesse der Bürger am Thema "Staatsfinanzen"?
10. August 2017  |  Autor: Andreas Burth



Wer sich im Internet über neue Themen informieren will, besucht üblicherweise zunächst die Suchmaschine Google. Der US-Konzern bietet neben der Suchmaschine auch den Online-Dienst "Google Trends" an. Auf Google Trends können Suchbegriffe eingegeben werden, woraufhin angezeigt wird, wie sich die Beliebtheit dieser Suchbegriffe im Zeitablauf entwickelt hat.

Der vorliegende Blog-Eintrag nutzt die auf Google Trends veröffentlichten Daten, um zu untersuchen wie beliebt verschiedene Suchbegriffe im Themenfeld "Staatsfinanzen" sind bzw. waren. Zu beachten ist, dass Google Trends nur zu häufig eingegebenen Begriffen Ergebnisse anzeigt. Für viele spezielle Fachbegriffe, die nur wenige Male am Tag gesucht werden, sind daher keine Ergebnisse verfügbar.

Genutzt werden im Folgenden nur Begriffe, die (weitgehend) eindeutig dem öffentlichen Sektor zurechenbar sind. Nicht verwendet werden Begriffe, die zu allgemein sind, als dass vom Suchverhalten auf ein zu- oder abnehmendes Interesse an den öffentlichen Finanzen geschlossen werden könnte. Beispiele für solche allgemeinen Begriffe sind "Investitionen", "Schulden" und "Haushalt". Sie werden neben dem öffentlichen Sektor häufig auch im privaten Sektor gebraucht.

Angezeigt wird in Google Trends nicht die absolute Häufigkeit der Suchanfragen (z.B. 53.021 im Monat Mai 2017), sondern vielmehr die relative Entwicklung im Zeitvergleich und im Vergleich zu anderen Suchbegriffen. Konkret wird in der Hilfe ausgeführt: "Die Werte geben das Suchinteresse relativ zum höchsten Punkt im Diagramm für die ausgewählte Region im festgelegten Zeitraum an. Der Wert 100 steht für die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs. Der Wert 50 bedeutet, dass der Begriff halb so beliebt war und der Wert 0 entspricht einer Beliebtheit von weniger als 1 Prozent im Vergleich zum Höchstwert."

Betrachtet wird in allen Grafiken der Zeitraum 8.8.2007 bis 8.8.2017. Die Daten beziehen sich jeweils nur auf die Websuche in Deutschland (d.h. ohne Österreich, Schweiz etc.). Da Google in Deutschland bereits seit vielen Jahren ein Quasi-Monopol im Bereich der Online-Suche hat, dürften die Daten von Google Trends repräsentativ für alle Suchanfragen in Deutschland sein.

Überblick:
- Öffentliche Verschuldung
- Politik der öffentlichen Finanzen
- Steuern allgemein
- Wichtige Gemeinschaftssteuern
- Wichtige Bundessteuern
- Wichtige Landessteuern
- Wichtige Gemeindesteuern
- Öffentliches Finanzmanagement
- Öffentliche Haushalte
- Sanierung der öffentlichen Haushalte
- Haushaltsrecht
- Finanzausgleich
- Institutionen, Organisationen und Gremien
- Berufe
- Verstaatlichung und Privatisierung
- Einnahmen, Ausgaben und Finanzierungssaldo
- Themenübergreifender Vergleich
- Vergleich zu anderen finanzbezogenen Suchbegriffen
- Vergleich zu Suchbegriffen aus Nicht-Finanzthemen



Öffentliche Verschuldung

Ein Themenbereich, der viele Bürger interessiert, ist die öffentliche Verschuldung. Insbesondere zu Zeiten der Europäischen Staatsfinanzkrise waren starke Ausschläge im Suchverhalten zu beobachten. In den letzten Jahren ist das Interesse an dem Thema jedoch wieder spürbar abgeflacht.

Google Trends: Öffentliche Verschuldung

Weitere Informationen zum Thema:
» Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
» Staatsverschuldung in Deutschland
» Zinsuhr von Deutschland und Österreich




Politik der öffentlichen Finanzen

Sehr häufig gesucht wird der Begriff "Fiskalpolitik". Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei zu einem nicht unwesentlichen Teil um Studenten handelt, was auch den zyklischen Verlauf des Suchverhaltens erklären könnte (Semesterferien). Der Begriff ist u.a. ein bedeutender Gegenstand des VWL-Studiums. Sowohl für die Fiskalpolitik als auch für die Finanzpolitik ist ab 2012 ein zurückgehendes Interesse festzustellen.

Google Trends: Politik der öffentlichen Finanzen



Steuern allgemein

Die beiden Begriffe Steuersenkungen und Steuererhöhungen werden etwa gleich häufig gesucht. Das Thema "Steuerschätzung" verzeichnet i.d.R. im Mai und November den Höhepunkt. In diesem Monaten wird die Steuerschätzung üblicherweise veröffentlicht. In früheren Jahren erzielte die Steuerschätzung indes noch eine stärkere Resonanz in der Öffentlichkeit (d.h. die Ausschläge waren in früheren Jahren stärker).

Google Trends: Steuern allgemein

Weitere Informationen zum Thema:
» Steueruhr zu den Steuereinnahmen Deutschlands
» Blog-Einträge zum Thema "Steuern"




Wichtige Gemeinschaftssteuern

Die am häufigsten gesuchte Gemeinschaftssteuer ist die Umsatzsteuer/Mehrwertsteuer. Es folgt die Einkommensteuer/Lohnsteuer. Bei der Einkommensteuer/Lohnsteuer ist ein zyklischer Verlauf zu beobachten. Ein erhöhtes Suchaufkommen besteht von Januar bis Mai. Grund hierfür dürfte die Einkommensteuererklärung sein, die viele Bürger in dieser Zeit anfertigen.

Google Trends: Wichtige Gemeinschaftssteuern

Weitere Informationen zum Thema:
» Steueruhr zu den Steuereinnahmen Deutschlands
» Blog-Einträge zum Thema "Steuern"




Wichtige Bundessteuern

Von den Bundessteuern erzielt die Kfz-Steuer das mit Abstand höchste Suchaufkommen. Dies dürfte im Wesentlichen daran liegen, dass sehr viele Bürger ein Kraftfahrzeug haben und es sich um eine für die Bürger sehr unmittelbar fühlbare Steuer handelt.

Google Trends: Wichtige Bundessteuern

Weitere Informationen zum Thema:
» Steueruhr zu den Steuereinnahmen Deutschlands
» Blog-Einträge zum Thema "Steuern"




Wichtige Landessteuern

Von den Landessteuern wird die Grunderwerbsteuer am häufigsten gesucht. Ab 2011 ist ein stark erhöhtes Suchniveau festzustellen. Gründe hierfür könnten die gute Wirtschafts- und Beschäftigungslage sowie die geringen Zinsen sein. Diese können zu einem erhöhten Grundstückserwerb führen.

Google Trends: Wichtige Landessteuern

Weitere Informationen zum Thema:
» Steueruhr zu den Steuereinnahmen Deutschlands
» Blog-Einträge zum Thema "Steuern"




Wichtige Gemeindesteuern

Die Städte und Gemeinden finanzieren einen wesentlichen Teil ihrer Aufgabenerfüllung über Steuern. Wie nachstehende Abbildung zeigt, sind die Grundsteuer, die Gewerbesteuer und die Hundesteuer für die Bürger am wichtigsten. Besonders interessant ist das Ergebnis für die Hundesteuer, zumal diese Steuer v.a. im Vergleich zur Grundsteuer oder Gewerbesteuer nur ein sehr geringes Aufkommen generiert. Die wichtigste Bagatellsteuer, d.h. die Vergnügungssteuer, wird von kaum einem Bürger gesucht. Hierdurch erklärt sich auch wieso die Städte und Gemeinden in den letzten Jahren so enorme Aufkommenssteigerungen durch Steuererhöhungen bei der Vergnügungssteuer realisieren konnten: Es interessiert schlichtweg kaum jemanden.

Google Trends: Wichtige Gemeindesteuern

Weitere Informationen zum Thema:
» Steueruhr zu den Steuereinnahmen Deutschlands
» Blog-Einträge zum Thema "Steuern"




Öffentliches Finanzmanagement

Einen extremen Rückgang im öffentlichen Interesse weist die Doppik auf. Dies könnte daran liegen, dass die Reform in vielen Kommunen bereits weitgehend vollzogen ist und ein Großteil der Akteure inzwischen weiß, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Das vor wenigen Jahren neu aufgekommene Thema "EPSAS" generiert im Vergleich dazu nur ein geringes Interesse. Es ist derzeit noch ein Nischenthema.

Google Trends: Öffentliches Finanzmanagement

Weitere Informationen zum Thema:
» Blog-Einträge zum Thema "Doppik"
» Blog-Einträge zum Thema "EPSAS"
» Doppik-Studie.de
» EPSAS.eu




Öffentliche Haushalte

Von den öffentlichen Haushalten stößt der Bundeshaushalt auf das größte Interesse. Der Bundeshaushalt ist zugleich derjenige öffentliche Haushalt in Deutschland mit dem höchsten Haushaltsvolumen. Im Kontext des Begriffs "Gemeindehaushalt" ist darauf hinzuweisen, dass er nur eingeschränkt repräsentativ ist für das Interesse an kommunalen Haushalten, da viele alternative Suchbegriffe möglich sind (z.B. "Haushalt Stadt Köln"). Im Grunde gilt dies analog auch für den Begriff "Landeshaushalt".

Google Trends: Öffentliche Haushalte

Weitere Informationen zum Thema:
» Links zu Bundeshaushalten
» Links zu Landeshaushalten
» Links zu kommunalen Haushalten




Sanierung der öffentlichen Haushalte

Interessant ist, dass insbesondere ab 2014 das Suchinteresse an der Haushaltskonsolidierung zurückging. Hieraus könnte man ableiten, dass dank der hohen Steuereinnahmen auch die Konsolidierungsbedarfe in den öffentlichen Haushalten geringer ausfallen. Demgegenüber wird verstärkt nach der "schwarzen Null" (vereinfacht: ein ausgeglichener Haushalt) gesucht.

Google Trends: Sanierung der öffentlichen Haushalte

Weitere Informationen zum Thema:
» Linksammlung zu Haushaltssicherungskonzepten
» Blog-Einträge zum Thema "Verschuldung & Haushaltskonsolidierung"




Haushaltsrecht

Das öffentliche Haushalts- und Rechnungswesen fußt auf dem Haushaltsrecht. Besonders wichtige Rechtsquellen sind die Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO), die Landeshaushaltsordnung und die Bundeshaushaltsordnung. Das höchste Suchinteresse weist die GemHVO auf. Ein wesentlicher Grund dürfte sein, dass es viele tausend Komunen in Deutschland gibt - aber nur 16 Länder und einen Bund. Die Masse an Kommunen generiert in der Folge auch mehr Suchanfragen. Das Interesse an der Landes- und Bundeshaushaltsordnung sank im Zeitablauf, während die Zahl der Suchanfragen nach der GemHVO eher konstant blieb.

Google Trends: Haushaltsrecht

Weitere Informationen zum Thema:
» Linksammlung zum Haushaltsrecht




Finanzausgleich

In Deutschland gibt es umfangreiche innerstaatliche Umverteilungssysteme. Zu nennen sind v.a. der Länderfinanzausgleich und der kommunale Finanzausgleich. Das Interesse der Bürger am Länderfinanzausgleich hat sich - insbesondere im Vergleich zu den Jahren bis 2010 - tendenziell leicht erhöht (mit extremen Ausschlägen in einzelnen Monaten).

Google Trends: Finanzausgleich

Weitere Informationen zum Thema:
» Bund-Länder-Finanzausgleich in Deutschland
» Geberländer und Nehmerländer im bundesstaatlichen Finanzausgleich 2016 (Blog-Eintrag
   vom 20.2.2017)





Institutionen, Organisationen und Gremien

Wichtige Institutionen/Organisationen im Bereich der Staatsfinanzen sind die Finanzministerien, die Rechnungshöfe und die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). Das Suchinteresse an diesen Institutionen/Organisationen hat deutlich abgenommen. Besonders augenfällig ist die stark fallende Entwicklung beim Suchbegriff "Finanzministerium". Der wichtigste parlamentarische Ausschuss mit Finanzbezug, der Haushaltsausschuss, generiert im Vergleich zu den drei anderen Institutionen/Organisationen kaum öffentliches Interesse.

Google Trends: Institutionen, Organisationen und Gremien

Weitere Informationen zum Thema:
» Links zu Finanzministerien
» Links zu Rechnungshöfen
» Links zu Haushaltsausschüssen
» Links zu Fachverbänden




Berufe

Zwei Berufe mit herausgehobener Funktion im Bereich der Staatsfinanzen sind der Finanzminister und der Kämmerer. Insgesamt ist das Suchinteresse im Zeitablauf relativ konstant geblieben, wenngleich vereinzelt starke Ausschläge zu beobachten sind.

Google Trends: Berufe



Verstaatlichung und Privatisierung

Der Staat erfüllt einen Großteil seiner Aufgaben in der Kernverwaltung. Gleichwohl hat er auch die Möglichkeit, öffentliche Unternehmen zu gründen, Aufgaben durch Private erbringen zu lassen oder bei der Aufgabenerfüllung mit Privaten zu kooperieren. Wie die folgende Ansicht verdeutlicht, wird der Begriff "Privatisierung" häufiger gesucht als der umgekehrte Fall (Rekommunalisierung bzw. Verstaatlichung). Public Private Partnerships werden in Deutschland ebenfalls vergleichsweise selten gesucht. Insbesondere hat das Interesse an diesem Begriff im Zeitablauf merklich abgenommen. Ein Grund könnten die nicht immer positiven Praxiserfahrungen mit dieser Variante der öffentlichen Aufgabenerfüllung sein.

Google Trends: Verstaatlichung und Privatisierung



Einnahmen, Ausgaben und Finanzierungssaldo

Wie untenstehende Abbildung zeigt, wird der Begriff "Staatsausgaben" häufiger gesucht als der Begriff "Staatseinnahmen". Das höchste Interesse an "Finanzierungssaldo" und "Staatsdefizit" ist den Jahren 2010/11 zuzurechnen. In diesen Jahren verzeichnete der deutsche Staat größere Defizite (insbesondere infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise). Das Suchvolumen ist in den letzten Jahren bei allen vier Begriffen tendenziell gefallen.

Google Trends: Einnahmen, Ausgaben und Finanzierungssaldo

Weitere Informationen zum Thema:
» Blog-Einträge zum Thema "Finanzierungssaldo"




Themenübergreifender Vergleich

Nachstehende Grafik vergleicht themenübergreifend einige zentrale Fachbegriffe. Dabei zeigt sich, dass hiervon der Suchbegriff "Staatsverschuldung" am stärksten gefragt war. Es folgen die Doppik, der Bundeshaushalt und die Fiskalpolitik.

Google Trends: Themenübergreifender Vergleich



Vergleich zu anderen finanzbezogenen Suchbegriffen

Die Begriffe "Staatsverschuldung" und "Doppik" gehören zu den häufiger gesuchten Begriffen im Bereich der Staatsfinanzen. Wie nachfolgende Ansicht zeigt, ist das Interesse an diesen beiden Themen jedoch nur sehr gering im Vergleich zu anderen Finanzbegriffen, wie z.B. dem Deutschen Aktienindex (DAX) oder dem Handelsgesetzbuch (HGB).

Google Trends: Vergleich zu anderen finanzbezogenen Suchbegriffen



Vergleich zu Suchbegriffen aus Nicht-Finanzthemen

Interessant ist auch ein Blick über den Finanz-Tellerrand hinaus. So zeigt sich, dass die Themen "Umweltschutz" und "Jugendhilfe" (beides sind Aufgaben des Staates) mehr Bürger interessieren als die Themen "Staatsverschuldung" oder "Doppik". Wie bei den beiden Staatsfinanzen-Themen so ist auch für den Umweltschutz in den letzten Jahren ein tendenziell fallendes Interesse zu beobachten - bei der Jugendhilfe ist eine geringe Wachstumstendenz festzustellen.

Google Trends: Vergleich zu Suchbegriffen aus Nicht-Finanzthemen





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger