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EU-Ranking zu den Kommunalschulden in Prozent der kommunalen Einnahmen für die Jahre 2014 und 2015
EU-Ranking zu den Kommunalschulden in Prozent der kommunalen Einnahmen für die Jahre 2014 und 2015
23. April 2016 |
Autor: Andreas Burth
Die deutschen Kommunalfinanzen sind eines der häufigsten Themen im Blog von HaushaltsSteuerung.de. Eine interessante Frage in
diesem Zusammenhang ist allerdings auch, wie Deutschlands Kommunalfinanzen im Vergleich zu den Kommunalfinanzen der anderen 27
EU-Mitgliedsstaaten dastehen. Dieser Frage soll im vorliegenden Beitrag nachgegangen werden. Datengrundlage sind Statistiken,
die jüngst von Eurostat publiziert worden sind.
Der Beitrag setzt die Kommunalschulden ins Verhältnis zu den kommunalen Einnahmen (jeweils in
Kern- und
Extrahaushalten). Diese
Vorgehensweise ist gewählt worden, da insbesondere Pro-Kopf-Vergleiche und Vergleiche in Prozent des BIP bei der Analyse einzelner
Ebenen/Teilsektoren (Bund/Zentralstaat, Gliedstaaten, Kommunen, Sozialversicherung) dahingehend limitiert sind, als dass sie
Unterschiede im Aufgabenvolumen der jeweiligen Ebene bzw. des jeweiligen Teilsektors unberücksichtigt lassen. Besonders
problematisch ist dies potenziell im Vergleich von bundesstaatlich aufgebauten EU-Mitgliedern (Belgien, Deutschland, Österreich,
Spanien) mit zentralstaatlich organisierten EU-Mitgliedern (alle übrigen 24 EU-Staaten). Ein EU-Vergleich auf Basis der
Kommunalschulden in Prozent der kommunalen Einnahmen hat konkret insbesondere nachfolgende Vorteile:
- Unterschiede in der Wirtschaftskraft werden über das Volumen der kommunalen Einnahmen indirekt berücksichtigt (je höher das
Bruttoinlandsprodukt ist, desto höher fallen tendenziell auch die generierten Einnahmen aus)
- Einwohnerunterschiede verzerren die Kenngröße nicht (die Einwohnerzahl lässt sich gewissermaßen herauskürzen)
- Die kommunalen Einnahmen sind (neben den kommunalen Ausgaben) ein Spiegelbild des kommunalen Aufgabenportfolios im jeweiligen
EU-Mitgliedsstaat (Unterschiede in der Aufgabenverteilung werden somit in der Kennzahl mittelbar berücksichtigt)
- Die Einnahmen als Referenzgröße für die Schulden geben Hinweise im Hinblick auf die "Finanzierbarkeit" der Schulden
- Bei Zeitvergleichen (hier: Vorjahresvergleich) wird die jährliche Preissteigerung indirekt berücksichtigt, da die
Inflation
alle Geldgrößen (hier: Schulden und Einnahmen) in gleichem Maße betrifft (die jährliche Inflationsrate lässt sich quasi herauskürzen)
Nachstehende Abbildung 1 enthält zur Kennzahl "Kommunalschulden in Prozent der kommunalen Einnahmen" Daten für die Jahre 2014 und
2015. Hierbei wird deutlich, dass die Kommunen in Zypern mit 118,3 Prozent (2014: 100,2 Prozent) im EU-Vergleich am höchsten
verschuldet sind. Es folgen Portugal mit 94,6 Prozent (2014: 96,3 Prozent) und Frankreich mit 78,7 Prozent (2014: 76,6 Prozent)
auf den Plätzen 2 und 3 im EU-Ranking.
Die geringste Kommunalverschuldung im Verhältnis zu den kommunalen Einnahmen haben Ungarn mit 1,9 Prozent (2014: 1,5 Prozent),
Malta 7,9 Prozent (2014: 7,9 Prozent) und Kroatien 13,0 Prozent (2014: 13,7 Prozent). Interessant ist auch die Kommunalverschuldung
im "Krisenstaat" Griechenland. Mit 25,6 Prozent (2014: 26,3 Prozent) ist das Schuldenniveau vergleichsweise gering.
Die Kommunalhaushalte Griechenlands sind insofern nur relativ gering mit Schulden belastet. Dieser Befund steht in einem
deutlichen Kontrast zu dem extrem hoch verschuldeten griechischen Zentralstaat.
Die deutschen Kommunen liegen mit 64,0 Prozent (2014: 67,6 Prozent) im EU-Vergleich auf dem sechsten Rang. Die Kommunen sind damit allerdings
noch geringer verschuldet als Bund und Länder. So liegt die Bundesverschuldung zum 31.12.2015 im Verhältnis zu den Bundeseinnahmen
2015 bei 348,3 Prozent. Die Landesschulden zum 31.12.2015 erreichen ein Niveau von 165,0 Prozent der Landeseinnahmen 2015.
Abbildung 2 gibt einen Überblick über die zeitliche Entwicklung der Verschuldung der drei Ebenen.
Österreichs kommunale Familie hat eine Schuldenhöhe von 45,7 Prozent (2014: 45,1 Prozent). Der Bund liegt hinsichtlich der
Bundesschulden zum 31.12.2015 auf einem Niveau von 239,1 Prozent der Bundeseinnahmen 2015. Für die Länder ist eine Landesverschuldung
zum 31.12.2015 festzustellen, die 66,1 Prozent der Landeseinnahmen ausmacht. Damit stehen auch in Österreich die Kommunen tendenziell
besser da als die Länder und insbesondere auch als der Bund. In Abbildung 3 ist die Schuldenentwicklung der drei Ebenen im Zeitablauf dargestellt.
Weiterführende Informationen zu den Kommunalfinanzen können Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. über folgende Links abrufen.
» Verschuldung der Kommunen der Flächenländer in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Blog-Einträge zum Thema "Schuldenfreie Kommunen"
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Blog-Einträge zum Thema "Nachhaltigkeitssatzungen & kommunale Schuldenbremsen"
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Ergänzende Informationen zu den EU-Staatsfinanzen finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. unter nachstehenden Seiten.
» Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Staatsverschuldung in der Europäischen Union (EU)´
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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