Kontakt  |  Sitemap  |  Impressum/Datenschutz
Startseite
Weblog
Themen
Lexikon
Akteure
Literatur
Über HaushaltsSteuerung.de
  Weblog
  » Aktuelle Blog-Einträge
  » Weblog-Archiv
  » Themen
  » Karikaturen
  » Autoren
  » RSS-Feed zum Blog
HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Neues Personal brauchen die Kommunen! - Ansatzpunkte für die Nachwuchsgewinnung

Neues Personal brauchen die Kommunen!
- Ansatzpunkte für die Nachwuchsgewinnung -

12. Mai 2017  |  Autor: Gunnar Schwarting (Gastbeitrag)



Der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt geht auch an den Kommunen nicht vorbei. Wie das Statistische Bundesamt kürzlich veröffentlichte, sind 41 Prozent der Beschäftigten im gesamten öffentlichen Dienst 50 Jahre und älter - das bedeutet, dass in den kommenden zehn Jahren ein großer Teil des Personals in Rente bzw. in Pension geht. Für den kommunalen Bereich rechnet der dbb Beamtenbund und Tarifunion mit einem Anteil von 28 Prozent.

Die dadurch entstehenden Lücken müssen durch eine vorausschauende Personalbedarfsplanung erkannt und geschlossen werden. Zwar mag es gelingen, den Personalbedarf durch Rationalisierungsmaßnahmen, insbesondere durch den Einsatz von IT (e-government) zu reduzieren; aber es bleibt eine wichtige Aufgabe, junge Menschen für den Einsatz im öffentlichen Dienst zu gewinnen. Dabei konkurrieren die öffentlichen Arbeitgeber mit der Privatwirtschaft - aber auch, das wird oft übersehen - untereinander (siehe Werbekampagnen der Bundeswehr oder der Polizei). Für die Kommunen ist dieser Wettbewerb besonders schwierig, da jede für sich allein agiert und zudem über ein breites Aufgabenspektrum verfügt. Das ist Chance und Schwäche zugleich; denn junge Leute können sich zwar unter den Berufen einer Erzieherin bzw. eines Erziehers oder bei der Feuerwehr Konkretes vorstellen. Doch "Tätigkeiten im allgemeinen Verwaltungsdienst" klingt nicht nur sperrig, sondern sagt jungen Menschen wenig.

Ein Blick auf die Ausbildungs- und Berufswahlmotive der 14- bis 18-Jährigen zeigt, wo Kommunen als Arbeitgeber ansetzen können, um Nachwuchskräfte zu gewinnen (siehe Tabelle).

Motive für die Berufswahl von 14- bis 18-Jährigen (Mehrfachnennungen möglich) [Gunnar Schwarting]

Nicht alle Wünsche kann die Kommune erfüllen - das gilt insbesondere für materielle Anreize. Dabei sollte allerdings nicht übersehen werden, dass auch in der Privatwirtschaft die "Bäume nicht in den Himmel wachsen". Umgekehrt gibt es Berufswahlmotive, denen gerade die Kommunalverwaltung besonders entgegenkommt. Das gilt - abgesehen vom sicheren Arbeitsplatz - vor allem für die Nähe zur Familie und zu Freunden. Denn - anders als in staatlichen Verwaltungen oder Großunternehmen - ist eine Versetzung an einen anderen Ort gegen den eigenen Willen nicht möglich. In Veranstaltungen mit Berufsanfängern im kommunalen Dienst wird gerade dieses Motiv immer wieder genannt.

Auch die Zusammenarbeit mit Menschen - sowohl innerhalb der Verwaltung wie mit der Bevölkerung - kommt gerade in der Kommune zum Tragen. Dabei spielt die Verantwortung für das eigene Gemeinwesen eine wichtige Rolle; gerade in kleineren Kommunalverwaltungen mit ihrem begrenzten Personalkörper ist die Aussicht eine Aufgabe mit Fach- und Ressourcenverantwortung auch in jüngeren Jahren übernehmen zu können durchaus gut. In der Kommunalverwaltung werden Aufgaben gerade nicht nur bürokratisch erledigt; gefragt ist auch Problemlösungskompetenz, wenn ein Bebauungsplan aufgestellt, eine Verkehrsführung zu entscheiden oder ein Haushalt aufzustellen ist. Das ist eine hochwertige Arbeit, in die auch die Nachwuchskräfte rasch hineinwachsen können, ja sogar müssen.

Dazu bedarf es der kontinuierlichen Weiterbildung; daher müssen Personalverantwortliche und die politischen Entscheidungsträger in der Kommune dafür Sorge tragen, dass Weiterbildung nicht als Kostenfaktor, sondern als Investition in das Wissen der Mitarbeiterschaft verstanden wird. Auch das Bild einer technikfernen Verwaltung gilt es zu korrigieren. Zwar verläuft der Ausbau des e-government schleppender als gerade von Jüngeren erwartet; doch ist jeder Arbeitsplatz in einer Kommune mit elektronischen Medien und entsprechenden Programmen ausgestattet.

Ein ganz wichtiger Punkt, den junge Leute oft ansprechen, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In dieser Frage wird der öffentliche Dienst generell als besonders positiv bewertet. Für die Kommunalverwaltung kommt zusätzlich noch die Ortsgebundenheit als verstärkender Faktor hinzu. Das bedeutet für die Kommunen aber auch, flexible Rückkehrmöglichkeiten anzubieten, wenn die familiäre Situation einen Wiedereinstieg in die oder eine Ausweitung der Beschäftigung erlaubt.

Wie aber ist der Arbeitsplatz Kommune jungen Menschen nahezubringen? Das ist zunächst Aufgabe einer Kommune selbst, indem sie z.B. Schnuppertage, Schulpraktika und Ähnliches anbietet, damit Jugendliche die Arbeit in der Kommune auch erfahren können. Daneben sollte die Kommune auf ihrer Homepage mehr als nur allgemeine Informationen zum Ausbildungsgang bereithalten. Wichtige Multiplikatoren sind die Beschäftigten selbst. Denn in den Kursen für Berufsanfänger im kommunalen Dienst wird immer wieder deutlich wie wichtig es ist, wenn Verwandte, Nachbarn oder Freunde der Eltern über ihre Arbeit in einer Kommune berichten können.

Allerdings sollten die Kommunen durch die Bildung einer Dachmarke "Arbeitsplatz Kommune" aktiv unterstützt werden. Das könnte eine Aufgabe für die kommunalen Spitzenverbände sein. Der Städtetag Rheinland-Pfalz hat vor einigen Jahren eine Art Mustertext für die Homepage der Mitgliedsstädte als einen ersten Baustein einer Werbung für den Dienst in der Kommunalverwaltung entwickelt. Das allein reicht natürlich nicht aus. Es wäre daher wünschenswert, wenn es zu einer die gesamte kommunale Familie erfassenden übergreifenden Initiative käme.



Quellen und weitere Informationen:

» Bürgerbefragung öffentlicher Dienst 2015
    Hrsg.: dbb Beamtenbund und Tarifunion

» Zahlen-Daten-Fakten 2016, S. 28
    Hrsg.: dbb Beamtenbund und Tarifunion

» Öffentlicher Dienst: Beschäftigte sind im Durchschnitt 44,5 Jahre alt (IM FOKUS vom
    5.5.2017)

    Hrsg.: Statistisches Bundesamt





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger