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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Kommunalstrukturen in Deutschland im Ländervergleich

Kommunalstrukturen in Deutschland im Ländervergleich
5. Mai 2015  |  Autor: Andreas Burth



Die kommunalen Finanzen in Deutschland sind eines der Hauptthemen des Portals HaushaltsSteuerung.de. Um Finanzdaten zu den rund 12.000 deutschen Kommunen interpretieren zu können, sind Grundkenntnisse der Strukturen und Rahmenbedingungen der kommunalen Familie unerlässlich. Hintergrund ist, dass die lokale Haushaltspolitik maßgeblich durch Handlungsmuster und Handlungsnotwendigkeiten geprägt ist, die durch die Kommunalstruktur determiniert sind. Auch für Finanzkennzahlenvergleiche ist eine grundlegende Kenntnis der Kommunalstrukturen unerlässlich, um aussagekräftige Vergleiche durchführen zu können.

Der vorliegende Beitrag gibt Ihnen einen Überblick über die deutschen Kommunalstrukturen und liefert zugleich ein umfassendes statistisches Datenmaterial zur Einordnung der Informationen. Konkret abgedeckt werden u.a. die Fallzahlen von Kommunen, die Einwohnerzahlen, die Fläche und die Einwohnerdichte. Ergänzend finden Sie im Beitrag auch Informationen zur wirtschaftlichen Lage.

Grundsätzlich ist es wünschenswert im kompletten Beitrag stets Daten aus dem gleichen Jahr zu nutzen. Ein Problem besteht allerdings darin, dass die aktuellsten verfügbaren Daten teilweise aus verschiedenen Jahren stammen. Aktualität einerseits und zeitlicher Einheitlichkeit andererseits wären demzufolge bei der Auswahl der bereitgestellten Daten abzuwägen. Für den Beitrag ist der Fokus auf die Aktualität gesetzt worden, d.h. die berichteten Daten repräsentieren jeweils die aktuellsten verfügbaren Daten zum jeweiligen Themenfeld. In den meisten Fällen sind dies Daten aus dem Jahr 2013.

Überblick:
- Überblick über die kommunale Familie in Deutschland
- Kommunale Fallzahlen
- Bevölkerung
- Fläche
- Bevölkerungsdichte
- Wirtschaftliche Lage
- Weitere Informationen



Überblick über die kommunale Familie in Deutschland

Gegenstand des vorliegenden Beitrags sind die Kommunen in Deutschland und deren Strukturen und Rahmenbedingungen. In einem ersten Schritt ist vor diesem Hintergrund zu fragen, was hier im Beitrag konkret unter dem Begriff der "Kommunen" verstanden wird: Es handelt sich dabei um den Sammelbegriff für die Gemeinden und Gemeindeverbände der Flächenländer (d.h. hier ohne die Stadtstaaten, die i.d.R. zu den Ländern gezählt werden). Die Städte werden dabei den Gemeinden zugerechnet (Städte sind Gemeinden mit Stadtrecht). Gemeinden können kreisangehörig oder kreisfrei sein. Die kreisfreien Gemeinden haben ausnahmslos Stadtrecht und werden daher als kreisfreie Städte (bzw. in Baden-Württemberg als Stadtkreise) bezeichnet. Sofern im vorliegenden Beitrag von kreisangehörigen Gemeinden gesprochen wird, sind hiermit gleichermaßen die kreisangehörigen Städte und die kreisangehörigen Gemeinden angesprochen. Nicht bei den kreisangehörigen Gemeinden eingerechnet werden hier die gemeindefreien Gebiete (unabhängig davon, ob sie bewohnt oder unbewohnt sind). Zum 31.3.2015 gibt es zwei bewohnte gemeindefreie Gebiete (Osterheide mit 627 Einwohnern und Lohheide mit 777 Einwohnern, beide in Niedersachsen) und 76 unbewohnte gemeindefreie Gebiete (zwei in Baden-Württemberg, 43 in Bayern, vier in Hessen, eins in Mecklenburg-Vorpommern, 23 in Niedersachsen, eins in Rheinland-Pfalz und zwei in Schleswig-Holstein). Kreisangehörige Gemeinden können einem weiteren Gemeindeverband unterhalb der Kreisebene angehören.

Die Landkreise (in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein kurz als Kreise bezeichnet) zählen zu den Gemeindeverbänden. Weitere Gemeindeverbände können unter- und/oder oberhalb der Kreisebene existieren. Die 13 Flächenländer unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Gemeindeverbandsstruktur z.T. erheblich. Eine nach Ländern vorgenommene Auflistung der einzelnen Gemeindeverbände (bzw. Gemeindeverbandstypen) über bzw. unter der Kreisebene finden Sie in der weiter unten abgebildeten Tabelle 1. Die Gemeindeverbände über der Kreisebene werden analog zu den Begrifflichkeiten der Rechnungsstatistik des Statistischen Bundesamtes auch als "Bezirksverbände" bezeichnet, während die Gemeindeverbände unter der Kreisebene in der Rechnungsstatistik durch die Sammelbezeichnung "Ämter, Samtgemeinden und Verbandsgemeinden" repräsentiert werden. Die Gemeindeverbände über der Kreisebene werden häufiger auch "höhere Kommunalverbände" genannt. Die Gemeindeverbände unter der Kreisebene müssen nicht notwendigerweise das gesamte Kreisgebiet abdecken, d.h. es kann in einem Landkreis sowohl Gemeinden geben, die einen weiteren Gemeindeverband unter der Kreisebene angehören als auch Gemeinden, die zu keinem Gemeindeverband unter der Kreisebene gehören.

Abbildung 1 gibt Ihnen einen Überblick über die kommunalen Strukturen in Deutschland. In der Abbildung sind die Kommunen der Flächenländer blau und dunkelblau markiert. Im weiteren Sinne können auch die drei Stadtstaaten (inkl. Bremen als Zwei-Städte-Staat) als Kommunen angesehen werden, da diese neben Landesaufgaben auch das komplette kommunale Aufgabenportfolio wahrnehmen. Aufgrund fehlender Vergleichbarkeit werden die vier kreisfreien Städte der drei Stadtstaaten (Berlin, Bremen, Bremerhaven, Hamburg) hier aber außen vor gelassen. Die Stadtstaaten werden in finanzstatistischen Analyse typischerweise bei den Ländern und nicht bei den Kommunen berichtet, wobei sie auch hier zu Vergleichszwecken häufig von den Flächenländern abgegrenzt werden, da die Flächenländer nur Landesaufgaben, aber keine kommunalen Aufgaben erfüllen.

Städte bzw. Gemeinden können einem Landkreis angehören oder kreisfreien Charakter haben. Gehören sie einem Landkreis an, so nimmt der Landkreis kommunale Aufgaben für die kreisangehörigen Gemeinden wahr (z.B. Krankenhäuser, ÖPNV, Sparkassen, berufliche Schulen). Das Aufgabenportfolio der Landkreise kann sich im Ländervergleich unterscheiden. Dies gilt analog auch für weitere Gemeindeverbände ober- und unterhalb der Kreisebene. In der Konsequenz ist auch das Aufgabenportfolio der kreisangehörigen Gemeinden nicht notwendigerweise homogen.

Ein Problem der oben beschriebenen Konstellation ist, dass kreisfreie Städte mit kreisangehörigen Gemeinden oder mit Landkreisen aufgrund unterschiedlicher Aufgabenportfolios nicht mehr vergleichbar sind. Um dieses Problem zu lösen hat sich das statistische Konstrukt des Gesamtkreises eingebürgert. Der Gesamtkreis ist die Zusammenfassung eines Kreises plus der kreisangehörigen Gemeinden (inkl. etwaiger Gemeindeverbände unterhalb der Kreisebene) zu einer statistischen Einheit. Der zu einem Gesamtkreis zusammengefasste kreisangehörige Raum ist in Abbildung 1 dunkelblau markiert.

Das Konstrukt der Gesamtkreise soll den kreisfreien und den kreisangehörigen Raum miteinander vergleichbar machen. Gesamtkreise nehmen analoge externe Aufgaben wahr wie kreisfreie Städte. Allerdings können Unterschiede in der Aufgabengewichtung auftreten. Beispielhaft sei hier auf die Kosten der politischen Führung hingewiesen, die im kreisangehörigen Raum aufgrund der größeren Anzahl politischer Gremien höher ist (jede Gemeinde und jeder Gemeindeverband im Landkreis hat eine eigene Vertretungskörperschaft).

Überblick über die Struktur der kommunalen Familie in Deutschland

Nachfolgende Tabelle 1 gibt Ihnen einen Überblick über diejenigen Kommunaltypen, die in der Finanzstatistik zur Gruppe der Gemeindeverbände gezählt werden. Im Falle Baden-Württembergs ist zu berücksichtigen, dass die Qualitätsberichte der Statistischen Ämter nicht präzise aufzeigen, welche Gemeindeverbände über der Kreisebene genau erfasst sind. Nach telefonischer Rücksprache mit dem Statistischen Bundesamt und dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg werden als Gemeindeverbände über der Kreisebene der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg und der Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern erfasst. Der Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern wurde - ebenso wie der Landeswohlfahrtsverband Baden - im Zuge der Verwaltungsreform des Landes Baden-Württemberg zum 31.12.2004 aufgelöst. Der Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern berichtet aktuell (Stand: 4.5.2015) aber noch Daten an die Statistik. Die Aufgaben der beiden Landeswohlfahrtsverbände wurden auf die kreisfreien Städte, die Landkreise sowie an den bereits erwähnten Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg verteilt.

Die Verwaltungsgemeinschaften in Baden-Württemberg und Bayern sowie der Regionalverband FrankfurtRheinMain in Hessen werden nicht zu den Gemeindeverbänden, sondern zu den Zweckverbänden gezählt. Gleiches gilt für die Regionalverbände in Baden-Württemberg, die in der Statistik ebenfalls als Zweckverbände geführt werden.

Überblick über die Gemeindeverbandstypen nach Flächenländern

Wie zuvor beschrieben ist die Struktur der kommunalen Familie in Deutschland sehr heterogen. In der Folge gilt dies auch für die Ausgabenotwendigkeiten bzw. deren Finanzierung. Hinzu kommen die Finanztransfers zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden. Diese Heterogenität erschwert einzelgemeindliche, länderübergreifende Vergleiche.



Kommunale Fallzahlen

Wie oben dargestellt gibt es verschiedene Kommunaltypen. Die drei hinsichtlich ihrer Haushaltsvolumina wichtigsten Kommunaltypen sind dabei i.d.R. die kreisfreien Städte, die Landkreise und die kreisangehörigen (verbandsfreien oder verbandsangehörigen) Gemeinden. Aus diesem Grund wird - sofern möglich - im weiteren Verlauf des Beitrags stets zwischen diesen drei "Hauptkommunaltypen" differenziert.

Zum 31.3.2015 existieren in den 13 Flächenländern in Deutschland insgesamt 103 kreisfreie Städte. Die meisten kreisfreien Städte gibt es in Bayern (25) und Nordrhein-Westfalen (22). Zu beachten ist, dass das Saarland keine kreisfreien Städte hat. Selbst die Landeshauptstadt Saarbrücken (als die einwohnerstärkste Stadt im Saarland) gilt aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Regionalverband Saarbrücken als kreisangehörig. Eine weitere Besonderheit findet sich in Niedersachsen. Auch hier wird die einwohnerkräftigste Stadt, die Landeshauptstadt Hannover, als kreisangehörige Stadt geführt, da sie seit dem 1.11.2001 der Region Hannover angehört, welche statistisch als Landkreis erfasst wird. Nicht zuletzt sei auch auf die Städteregion Aachen verwiesen, deren einwohnerstärkste Gemeinde, die Stadt Aachen, aufgrund ihrer Regionsangehörigkeit (Städteregion Aachen) seit dem 21.10.2009 ebenso nicht mehr als kreisfrei, sondern als kreisangehörig eingestuft wird.

In jüngerer Vergangenheit reduzierte insbesondere die Kreisgebietsreform 2011 in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der kreisfreien Städte. Neben einer Reduktion der Fallzahl der Landkreise von zwölf auf sechs, verringerte sich die Anzahl kreisfreier Städte in Mecklenburg-Vorpommern von sechs auf zwei. Die vier ehemals kreisfreien Städte (Greifswald, Neubrandenburg, Stralsund, Wismar) haben ab dem 4.9.2011 den Status von Kreisstädten. Nur die Landeshauptstadt Schwerin und Rostock, die einwohnerstärkste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, blieben kreisfreie Städte.

Mit Wirkung zum 1.8.2008 ist auch in Sachsen eine Gebietsreform vollzogen worden. Die Gebietsreform führte dazu, dass die 22 Landkreise auf zehn und die sieben kreisfreien Städte auf drei reduziert wurden. Görlitz, Hoyerswerda, Plauen und Zwickau haben durch die Reform den Status einer kreisfreien Stadt verloren.

Eine weitere Kreisgebietsreform wurde zum 1.7.2007 in Sachsen-Anhalt umgesetzt. Die Gebietsreform reduzierte die Anzahl Landkreise von 21 auf elf. Die Zahl kreisfreier Städte (drei) hat sich dadurch nicht verändert. Die ehemalige kreisfreie Stadt Dessau wurde allerdings um die zum aufgelösten Landkreis Anhalt-Zerbst gehörende Stadt Roßlau (Elbe) erweitert. Die neu entstandene kreisfreie Stadt heißt seitdem Dessau-Roßlau.

Fallzahlen kreisfreier Städte zum 31.3.2015 nach Flächenländern im Vergleich

Den prominentesten Gemeindeverbandstyp, die Landkreise, gibt es in allen 13 Flächenländern. Die höchste Fallzahl ist in Bayern zu beobachten (71). Die geringsten Fallzahlen finden sich in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland (jeweils sechs). Insgesamt berichtet die Statistik zum 31.3.2015 295 Landkreise. Zu den Landkreisen gezählt werden auch der Regionalverband Saarbrücken, die Region Hannover und die Städteregion Aachen. Im Hinblick auf jüngere Veränderungen in der deutschen Landkreis-Landschaft aufgrund von Gebietsreformen sei auf obige Ausführungen zu den kreisfreien Städten verwiesen.

Fallzahlen der Landkreise zum 31.3.2015 nach Flächenländern im Vergleich

Die mit großem Abstand höchste Fallzahl an Kommunen findet sich in der Gruppe der kreisangehörigen Gemeinden. Zum Stichtag 31.3.2015 gibt es in den Flächenländern insgesamt 10.984 kreisangehörige Gemeinden (ohne gemeindefreie Gebiete und unabhängig davon, ob diese bewohnt oder unbewohnt sind). Einige dieser kreisangehörigen Gemeinden gehören einem weiteren Gemeindeverband unterhalb der Kreisebene an. Im Zeitvergleich hat die Anzahl der kreisangehörigen Gemeinden (jeweils ohne gemeindefreie Gebiete) stetig abgenommen. So gab es zum 31.12.2014 11.007, zum 31.12.2013 11.052, zum 31.12.2012 11.111, zum 31.12.2011 11.183, zum 31.12.2010 11.328 und zum 31.12.2009 11.879 kreisangehörige Gemeinden. Im Zeitraum vom 31.12.2009 bis zum 31.3.2015 hat sich die Fallzahl der kreisangehörigen Gemeinden damit um 895 Gemeinden bzw. 7,53 Prozent verringert. Rechnerisch hat sich im Zeitraum 31.12.2009 bis 31.3.2015 die Fallzahl kreisangehöriger Gemeinden durchschnittlich alle 2,14 Tage um eins reduziert.

Eine Ursache für die rückläufige Gemeindefallzahl ist der demographische Wandel mit den damit einhergehenden rückläufigen Einwohnerzahlen (gilt insbesondere für die neuen Länder). Die Gemeindefusionen können entweder auf freiwilliger Basis oder per Zwang (z.B. Gebietsreform) erfolgen. Denkbar ist ein Zusammenschluss von zwei oder mehr Gemeinden zu einer neuen Gemeinde oder die Eingemeindung von einer oder mehr meist kleineren Gemeinde(n) in eine größere Gemeinde. In einigen Ländern werden über sog. Hochzeitsprämien zusätzliche Anreize für Gemeindefusionen geschaffen.

Einher mit einem Gemeindezusammenschluss geht zumeist das Ziel, die Aufgabenerbringung in der größeren Einheit wirtschaftlicher organisieren zu können. Hierdurch sollen die Fusionskosten (z.B. Kosten aufgrund von Satzungsänderungen, Reorganisation von Verwaltungsstrukturen, Softwareanpassungen, Erneuerung von Orts- und Straßenschildern etc.) überkompensiert werden. Einschränkend ist jedoch darauf hinzuweisen, dass größere Gemeinden nicht immer wirtschaftlicher arbeiten. So ist in vielen Ländern z.B. zu beobachten, dass einwohnerstärkere Gemeinden tendenziell größere Finanzprobleme haben als einwohnerschwächere Gemeinden.

Die meisten kreisangehörigen Gemeinden gibt es zum 31.3.2015 in Rheinland-Pfalz (2.293) und in Bayern (2.031). Die geringste Fallzahl ist im kleinsten deutschen Flächenland, dem Saarland, zu beobachten (52).

Fallzahlen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zum 31.3.2015 nach Flächenländern im Vergleich

Tabelle 2 gruppiert die 103 kreisfreien Städte in Deutschland nach Einwohner-Größenklassen. Dabei fällt ein im Ländervergleich sehr heterogenes Bild auf. Während Länder wie Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen durch mehrheitlich einwohnerschwächere kreisfreie Städte geprägt sind, wird in Ländern wie Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen die Gruppe der kreisfreien Städte von Großstädten (mindestens 100.000 Einwohner) dominiert.

Tendenziell gilt, dass die einwohnerstärksten Gemeinden eines Landes den Status einer kreisfreien Stadt haben. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass in einigen Ländern die einwohnerstärkste kreisangehörige Gemeinde mehr Einwohner hat als die einwohnerschwächste kreisfreie Stadt dieses Landes (z.B. Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen). Insofern bedeutet eine hohe Einwohnerzahl nicht notwendigerweise, dass die betreffende Gemeinde den Status einer kreisfreien Stadt haben muss.

Zu beachten ist, dass die Einwohnerzahlen zu einzelnen Kommunen nur zum 31.12.2013 verfügbar sind. Aus diesem Grund können die Fallzahlen in den Tabellen 2 bis 4 (Stand: 31.12.2013) von den oben berichteten Fallzahlen zum Stand 31.3.2015 leicht abweichen. Konkret betrifft dies hier aber nur die kreisangehörigen Gemeinden. Bei den kreisfreien Städten und den Landkreisen gab es zwischen dem 31.12.2013 und dem 31.3.2015 keine Fallzahländerungen.

Fallzahlen der kreisfreien Städte zum 31.12.2013 nach Einwohner-Größenklassen im Ländervergleich

Analog zu den kreisfreien Städten ist auch bei den 295 Landkreisen ein uneinheitliches Bild hinsichtlich der Fallzahlen nach Einwohnerstärke zu beobachten. Die Länder Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen sind in besonderem Maße durch viele kleine Landkreise geprägt. Baden-Württemberg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sind im Vergleich dazu durch mehr einwohnerstärkere Landkreise gekennzeichnet. Die höchste Fallzahl von Landkreisen in Deutschland findet sich in der Größenklasse "100.000 bis 149.999 Einwohner" (93 bzw. 31,53 Prozent aller Landkreise).

Fallzahlen der Landkreise zum 31.12.2013 nach Einwohner-Größenklassen im Ländervergleich

Aus Tabelle 4 sind die Fallzahlen der kreisangehörigen Gemeinden nach Einwohner-Größenklassen ersichtlich. Außen vor bleiben darin die gemeindefreien Gebiete (unabhängig davon, ob sie bewohnt oder unbewohnt sind). Zum 31.12.2013 gibt es laut Statistik insgesamt 11.052 kreisangehörige Gemeinden. In der Tabelle fällt auf, dass die kommunale Landschaft in Deutschland hinsichtlich der Fallzahlen v.a. durch kleine Gemeinden geprägt ist. Die meisten kreisangehörigen Gemeinden entfallen mit 4.089 auf die kleinste Größenklasse (bis 999 Einwohner). Die zweitgrößte Fallzahl ist in der zweitkleinsten Einwohner-Größenklasse (1.000 bis 2.999 Einwohner) zu beobachten. Demgegenüber gibt es lediglich 93 kreisangehörige Städte, die mindestens 50.000 Einwohner haben. Zehn davon haben auch mehr als 100.000 Einwohner. Es handelt sich dabei um Reutlingen in Baden-Württemberg, Göttingen und Hannover in Niedersachsen, Saarbrücken im Saarland sowie Aachen, Bergisch Gladbach, Moers, Neuss, Paderborn und Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen.

Wie aus Tabelle 4 abzulesen ist, ist der kreisangehörige Raum in Deutschland sehr heterogen aufgebaut. Während Länder wie Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen durch viele kleine Gemeinden geprägt sind, gibt es in anderen Ländern, wie z.B. Nordrhein-Westfalen und dem Saarland, v.a. einwohnerstärkere Gemeinden. Auch die kreisangehörigen Gemeinden in Hessen sind tendenziell einwohnerstärker.

Fallzahlen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zum 31.12.2013 nach Einwohner-Größenklassen im Ländervergleich

Neben den Landkreisen gibt es, wie bereits erwähnt, noch weitere Gemeindeverbände über oder unter der Kreisebene. Daten zu entsprechenden Fallzahlen liefert die Rechnungsstatistik des Statistischen Bundesamtes. Die jüngste Rechnungsstatistik für das Jahr 2012 berichtet Daten zu den Fallzahlen der Gemeindeverbände differenziert nach drei Gruppen: Bezirksverbände, Landkreise sowie Ämter, Samtgemeinden und Verbandsgemeinden. Die Bezirksverbände bezeichnen darin die Gemeindeverbände über der Kreisebene (höhere Kommunalverbände). Unter dem Begriff der "Ämter, Samtgemeinden und Verbandsgemeinden" werden in dieser Statistik die Gemeindeverbände unterhalb der Kreisebene zusammengefasst.

Generell fällt bei Betrachtung von Tabelle 5 auf, dass es nicht in jedem Flächenland Gemeindeverbände ober- bzw. unterhalb der Kreisebene gibt. Die Statistik berichtet für sechs Länder Gemeindeverbände über der Kreisebene. Gemeindeverbände unter der Kreisebene gibt es in acht Flächenländern. Nur Landkreise sind in allen 13 Flächenländern anzutreffen. In der Summe weist die Rechnungsstatistik zum 30.6.2012 923 Gemeindeverbände aus. Darunter sind 15 Gemeindeverbände über der Kreisebene, 295 Landkreise und 613 Gemeindeverbände unter der Kreisebene.

Fallzahlen der Gemeindeverbände zum 30.6.2012 nach Flächenländern im Vergleich



Bevölkerung

Die Kommunalfinanzen werden seit jeher beeinflusst durch die Bevölkerungsstruktur und deren Veränderungen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern können erhebliche Ausmaße annehmen.

Abbildung 5 enthält die Einwohnerzahlen der Flächenländer im Vergleich. Dabei zeigen sich im Ländervergleich deutliche Einwohnerunterschiede. So hat das einwohnerstärkste Flächenland (Nordrhein-Westfalen) zum 31.12.2013 fast 18 Mal mehr Einwohner als das einwohnerschwächste Flächenland (Saarland). Das Saarland ist das einzige Land mit weniger als einer Million Einwohnern. Allein die drei einwohnerreichsten Länder (Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg) vereinigen Ende 2013 insgesamt 54,45 Prozent der Gesamtbevölkerung der Flächenländer auf sich. Unter den neuen Ländern ist Sachsen das bevölkerungsreichste Bundesland.

Einwohner zum 31.12.2013 im Vergleich der Flächenländer

Die im Durchschnitt einwohnerkräftigsten kreisfreien Städte hat Sachsen (Chemnitz, Dresden und Leipzig). Im Mittel sehr viele Einwohner haben auch die kreisfreien Städte des Landes Nordrhein-Westfalen, bei denen der Durchschnittswert ebenfalls noch über 300.000 Einwohnern liegt. Dies steht in einem deutlichen Kontrast zu Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen, deren kreisfreie Städte im Durchschnitt auf weniger als 100.000 Einwohner kommen.

Bei den Durchschnittswerten in Abbildung 6 (gilt analog auch für die späteren Abbildungen 7 und 8) ist zu beachten, dass selbiger durch einzelne "Ausreißer" stark beeinflusst werden kann. Beispielhaft seien hier die Länder Hessen und Bayern angesprochen, deren Mittelwert maßgeblich durch die hohen Bevölkerungszahlen von Frankfurt am Main bzw. München determiniert wird.

Durchschnittliche Einwohnerzahl der kreisfreien Städte zum 31.12.2013 nach Flächenländern im Vergleich

Im Vergleich zu den kreisfreien Städten zeigt sich bei den Landkreisen ein ähnliches Bild. Die Länder Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Baden-Württemberg und Hessen, die zuvor bereits durch hohe Einwohnerzahlen bei den kreisfreien Städten aufgefallen sind, haben auch die im Durchschnitt meisten Einwohner auf Kreisebene. Umgekehrt sind wiederum Thüringen und Rheinland-Pfalz die beiden Länder, die sowohl bei den kreisfreien Städten als auch bei den Landkreisen die geringsten Bevölkerungszahlen ausweisen. Diese Erkenntnis spricht für eine (potenziell auch von den Landesgesetzgebern beabsichtigte) Korrelation zwischen den Einwohnerzahlen der kreisfreien Städte einerseits und der Landkreise andererseits.

Durchschnittliche Einwohnerzahl der Landkreise zum 31.12.2013 nach Flächenländern im Vergleich

Die Gemeinden des Landes Nordrhein-Westfalen sind auch im kreisangehörigen Raum die im Durchschnitt einwohnerstärksten in Deutschland. Es folgen das Saarland und Hessen. Auffällig ist dabei, dass die drei Länder mit der höchsten durchschnittlichen Bevölkerungszahl bei den kreisangehörigen Gemeinden zugleich diejenigen Länder sind, die im kreisangehörigen Raum die größten Kommunalfinanzprobleme haben. Zwar sind auch die Kommunen in Rheinland-Pfalz (niedrigste durchschnittliche Einwohnerzahl) durch finanzielle Schwierigkeiten geprägt - allerdings sind es hier in stärkerem Maße die einwohnerkräftigeren kreisfreien Städte und die Landkreise, die die meisten Probleme haben.

Aufbauend auf dieser Erkenntnis lässt sich festhalten, dass größere Gemeinden nicht notwendigerweise bessere Finanzen haben. Vor diesem Hintergrund ist gerade bei freiwilligen Gemeindefusionen im Einzelfall kritisch zu hinterfragen, ob hierdurch tatsächlich die erhofften Konsolidierungspotenziale erschlossen werden können.

Durchschnittliche Einwohnerzahl der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zum 31.12.2013 nach Flächenländern im Vergleich

Die durchschnittliche Einwohnerzahl in den kreisfreien Städte sagt wenig über deren Spannweite aus. Diese wird erst deutlich, wenn die einwohnerschwächste und die einwohnerstärkste kreisfreie Stadt eines Landes gegenüber gestellt werden. In fast allen Ländern zeigen sich dabei deutliche Spreizungen in der Gruppe der kreisfreien Städte. Am größten ist diese in Bayern. Dort hat die Stadt München 35,6 Mal so viele Einwohner wie die Stadt Schwabach. Eher gering ist die Spannweite in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, wobei hier einschränkend darauf hinzuweisen ist, dass die beiden Länder auch nur zwei (Mecklenburg-Vorpommern) bzw. drei (Sachsen) kreisfreie Städte haben. Insgesamt gibt es zwei kreisfreie Städte in Deutschland, die mehr als eine Million Einwohner haben. Es sind dies die Städte München und Köln. Die anderen beiden Millionenstädte Deutschlands (Berlin und Hamburg) sind Stadtstaaten.

Interessant ist im Kontext der Extremwerte der Einwohnerzahlen auch die Frage, in wie vielen Flächenländern die einwohnerstärkste kreisfreie Stadt zugleich Landeshauptstadt ist. Zum Stichtag 31.12.2013 trifft dies auf die Landeshauptstädte Stuttgart (Baden-Württemberg), München (Bayern), Potsdam (Brandenburg), Mainz (Rheinland-Pfalz), Kiel (Schleswig-Holstein) und Erfurt (Thüringen) zu. In den Ländern Hessen (Wiesbaden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen (Hannover), Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), Saarland (Saarbrücken), Sachsen (Dresden) und Sachsen-Anhalt (Magdeburg) ist die Landeshauptstadt nicht zugleich die einwohnerstärkste kreisfreie Stadt.

Im Falle von Niedersachsen ist Hannover zwar die Stadt mit der höchsten Einwohnerzahl, allerdings gilt sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Region Hannover nicht als kreisfrei, sondern als kreisangehörig. Selbiges gilt für das Saarland mit dessen Landeshauptstadt Saarbrücken (wenngleich sich das Saarland von Niedersachsen dahingehend unterscheidet, dass es im Saarland keine einzige kreisfreie Stadt gibt; in Niedersachsen gibt es acht kreisfreie Städte). Eine weitere Besonderheit liegt zum 31.12.2013 in Sachsen und Sachsen-Anhalt vor. Dort sind zwar nicht die Landeshauptstädte die kreisfreien Städte mit der höchsten Einwohnerzahl, allerdings ist der Unterschied zur einwohnerstärksten kreisfreien Stadt nur minimal. So hat die sächsische Landeshauptstadt Dresden zum 31.12.2013 530.754 Einwohner und damit nur 808 Einwohner weniger als Leipzig. In Sachsen-Anhalt kommt Magdeburg zum 31.12.2013 auf 231.021 Einwohner, d.h. 544 Einwohner weniger als Halle (Saale). In den drei anderen Ländern sind die Landeshauptstädte deutlich kleiner als die einwohnerreichsten Städte: Wiesbaden hat 273.871 Einwohner, Schwerin zählt 91.583 Einwohner und Düsseldorf kommt auf 598.686 Einwohner.

Einwohnerstärkste und einwohnerschwächste kreisfreie Städte nach Flächenländern zum 31.12.2013

Die größte Spannweite bei den Landkreisen gibt es in Niedersachsen. Dort hat die Region Hannover rund 23 Mal so viele Einwohner wie der Landkreis Lüchow-Dannenberg. Tendenziell ist auf der Kreisebene aber eine etwas geringere Spreizung in der Bevölkerungszahl zu beobachten als bei den kreisfreien Städten.

Einwohnerstärkste und einwohnerschwächste Landkreise nach Flächenländern zum 31.12.2013

Besonders große Unterschiede finden sich erwartungsgemäß bei den kreisangehörigen Gemeinden. Hieraus lässt sich ablesen, dass sich kreisangehörige Gemeinden nicht nur stark von kreisfreien Städten und Landkreisen unterscheiden. Hinzu kommt, dass auch die kreisangehörigen Gemeinden untereinander höchst heterogen sind. So lassen sich z.B. in Baden-Württemberg die Finanzen der Gemeinde Böllen nicht mit den Finanzen der Stadt Reutlingen vergleichen. Kleinere Gemeinden sind dadurch geprägt, dass sie tendenziell weniger Aufgaben wahrnehmen als größere Gemeinden. Aus diesem Grund ist bei einzelgemeindlichen Finanzkennzahlenvergleichen im kreisangehörigen Raum darauf zu achten, dass (wenn möglich) Einwohner-Größenklassen gebildet werden, um die Vergleichbarkeit zu erhöhen.

Die kleinste Gemeinde in Deutschland ist zum 31.12.2013 die Gemeinde Gröde in Schleswig-Holstein mit neun Einwohnern. Die meisten Einwohner hat demgegenüber die ehemals kreisfreie Stadt Hannover in Niedersachsen mit 518.386 Einwohnern. Zusammen mit Saarbrücken im Saarland ist Hannover die einzige Landeshauptstadt in Deutschland, die nicht den Status einer kreisfreien Stadt hat.

Im Falle von Niedersachsen ist des Weiteren interessant anzumerken, dass die einwohnerschwächste kreisangehörige Gemeinde (Schulenberg im Oberharz mit 285 Einwohnern) weniger als halb so viele Einwohner hat, wie die zwei einzigen deutschen bewohnten gemeindefreien Bezirke (Osterheide mit 627 Einwohnern und Lohheide mit 777 Einwohnern), die beide in Niedersachsen liegen. Insgesamt haben zum 31.12.2013 75 kreisangehörige Gemeinden in Niedersachsen weniger Einwohner als der gemeindefreie Bezirk Osterheide. 73 weitere kreisangehörige niedersächsische Gemeinden haben zwar mehr Einwohner als der gemeindefreie Bezirk Osterheide, aber weniger Einwohner als der gemeindefreie Bezirk Lohheide.

Einwohnerstärkste und einwohnerschwächste kreisangehörige Städte und Gemeinden nach Flächenländern zum 31.12.2013

Absolute Bevölkerungszahlen haben das Problem, dass sie wenig über die Bevölkerungsstruktur und dessen Veränderungen aussagen. Daten zur Bevölkerungsstruktur werden auf Länderebene in der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes berichtet. Die aktuellste Statistik deckt das Jahr 2012 ab.

Die Bevölkerungszahlen und die Bevölkerungsstruktur haben in den letzten Jahren Veränderungen erfahren. Die Stärke und Richtung der Entwicklung war hierbei heterogen. Wie an der Wachstumsrate der Bevölkerung vom 31.12.2011 zum 31.12.2012 abzulesen ist, sind die West-Länder aktuell zumeist durch steigende und die Ost-Länder durch fallende Einwohnerzahlen geprägt. Einzige Ausnahme ist das Saarland, in dem eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung zu beobachten ist. Bevölkerungsveränderungen ergeben sich als der Saldo von Geburten, Todesfällen, Zuzügen und Fortzügen. Ein zentraler Wachstumstreiber der westdeutschen Länder (und hier insbesondere von Baden-Württemberg und Bayern) ist der positive Wanderungssaldo. Dieser positive Wanderungssaldo wird wiederum maßgeblich durch die wirtschaftliche Stärke dieser Länder verursacht, die als Magnet für Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland fungiert.

Die im Durchschnitt jüngste Bevölkerung findet sich ebenfalls in den beiden südlichsten Bundesländern (Baden-Württemberg und Bayern). Die im Durchschnitt älteste Bevölkerung ist jeweils den neuen Ländern zuzuordnen. Das Saarland ist das West-Bundesland mit der ältesten Bevölkerung. Die jungen Bürger wohnen und arbeiten demzufolge vornehmlich in den wirtschaftsstärkeren Ländern. Ein Hauptgrund dürfte auch hier wiederum die arbeitsmarktbedingte Wanderung der jungen, mobilen Einwohner sein.

Ein analoges West-Ost- und auch Süd-Nord-Gefälle ist in der Tendenz auch beim Jugendquotient und beim Altenquotient zu beobachten. Der Jugendquotient ist definiert als die Anzahl der unter 20-Jährigen je 100 Personen mit 20 bis unter 60 Jahren. Der Altenquotient ist die Anzahl der 60-Jährigen und älteren je 100 Personen mit 20 bis unter 60 Jahren. Der Grundgedanke hinter dieser Altersgruppierung ist, dass die unter 20-Jährigen den noch in der Ausbildung befindlichen Teil der Bevölkerung, die 20- bis unter 60-Jährigen den erwerbsfähigen bzw. -tätigen Teil der Bevölkerung und die ab 60-Jährigen den im Ruhestand befindlichen Teil der Bevölkerung repräsentieren. Dabei ist allerdings darauf hinzuweisen, dass diese Einordnung nach beruflichen Lebensphasen nur sehr groben Charakter hat.

Die Gruppierung in verschiedene Bevölkerungsgruppen findet ihr Motiv in dem Umstand, dass die Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichem Maße kommunale Leistungen in Anspruch nehmen bzw. über Steuern, Gebühren, Beiträge etc. zur Finanzierung der Leistungserbringung beitragen. So ist die Gruppe der unter 20-Jährigen dadurch geprägt, dass sie in Form von Kindertagesstätten, Jugendhäusern, Jugendsozialarbeit, Schulen etc. vornehmlich kommunale Leistungen in Anspruch nimmt, aber in geringem Maße zu deren Finanzierung beiträgt. Die Finanzierung wird - gerade im Bereich der Abgaben - wiederum v.a. durch die erwerbstätigen Personen von 20 bis unter 60 Jahren geleistet. Kommunale Leistungen, die überdurchschnittlich stark die Erwerbstätigen betreffen, sind z.B. die kommunalen Straßen, die Verkehrsüberwachung sowie die Tourismus- und Wirtschaftsförderung. Ältere tragen über Gebühren, Beiträge und Steuern weiterhin (wenngleich z.T. in geringerem Maße) zur Finanzierung der Kommunen bei. Kommunale Leistungen, die typischerweise verstärkt von älteren Menschen wahrgenommen werden, sind z.B. die Bereiche barrierefreie Infrastruktur, Kur und Krankenhäuser. Allgemein gilt, dass je höher der Jugend- und der Altenquotient sind, desto höher sind auch die Versorgungsaufgaben für die mittlere, erwerbsfähige Generation.

Die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ist durch einen Alterungstrend geprägt. Während verhältnismäßig wenige Kinder geboren werden, werden die Menschen zugleich immer älter bleiben und dabei auch vitaler (z.B. aufgrund des medizinischen Fortschritts). Ein hoher Altenquotient rückt insofern (neue) Themen, wie z.B. die Barrierefreiheit, verstärkt in den Fokus kommunaler Entscheidungsträger.

Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung gibt Hinweise auf die Integrationsnotwendigkeiten in den Kommunen. Hohe Ausländeranteile sind v.a. in den Ländern zu beobachten, die zu den wirtschaftsstarken Ländern zählen (und/oder früher gezählt haben). Es sind dies im Besonderen die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die wirtschaftsschwächeren ostdeutschen Länder haben eine geringere Migration aus dem Ausland zu verzeichnen.

Kennzahlen zur Bevölkerungsstruktur 2012 im Vergleich der Flächenländer



Fläche

Die kommunale Flächenstruktur hat Einfluss auf die Einnahmen und Ausgaben der Kommunen. So unterscheiden sich beispielsweise die Einnahmemöglichkeiten und Ausgabenotwendigkeiten einer Gemeinde mit großer Waldfläche und geringer Gebäudefläche von einer Gemeinde mit geringer Waldfläche und großer Gebäudefläche. Zu beachten ist allerdings, dass die Flächenstruktur seitens der betreffenden Kommune nur teilweise beeinflussbar ist. Die Flächenstruktur stellt somit für die Kommunalfinanzen eine vornehmlich exogen vorgegebene Determinante dar.

In ihrer Summe decken die Kommunen der Flächenländer eine Fläche von 355.284 Quadratkilometern ab. Der größte Teil entfällt dabei auf Bayern und Niedersachsen. Das Saarland ist das Land mit der geringsten Fläche.

Die gesamte Bodenfläche wird von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder nach verschiedenen Nutzungsarten berichtet. Zu beachten ist dabei, dass nicht alle, sondern nur ein großer Teil der Nutzungsarten von der verwendeten Statistik berichtet werden (d.h. die Summe der einzelnen Nutzungsarten ist etwas geringer als die gesamte Bodenfläche). Nachgewiesen werden in der Statistik Flächendaten zur Siedlungs- und Verkehrsfläche, zur landwirtschaftlichen Fläche, zur Waldfläche und zur Wasserfläche. Zur Siedlungs- und Verkehrsfläche werden Daten zu drei wichtigen Unterarten berichtet. Es sind dies die Gebäude- und Freifläche, die Erholungsfläche und die Verkehrsfläche. Auch hier gilt wiederum, dass die Summe aus den drei Unterarten nicht die gesamte Siedlungs- und Verkehrsfläche ergibt (d.h. es fehlen einzelne quantitativ weniger bedeutsame Unterarten der Siedlungs- und Verkehrsfläche).

Aus Tabelle 10 ist ersichtlich, dass die dicht besiedelten Länder Nordrhein-Westfalen und Saarland in Prozent der Gesamtfläche des Landes auch die größte Siedlungs- und Verkehrsfläche haben. Am geringsten ist sie im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern. Auch die übrigen neuen Länder haben vergleichsweise geringe Siedlungs- und Verkehrsflächen. Der größte Teil der Siedlungs- und Verkehrsfläche fällt in allen Ländern auf die Gebäude- und Freifläche.

Typischerweise hängt der größte Anteil der Einnahmen und Ausgaben der Kommunen direkt oder indirekt mit den Siedlungs- und Verkehrsflächen zusammen. Auf der Einnahmeseite sei beispielhaft auf die Grundsteuer B, die Gewerbesteuer, die Umsatzsteueranteile und die Einkommensteueranteile verwiesen. Besagte Steuern sind von den Steuerpflichtigen größtenteils auf Siedlungs- und Verkehrsflächen erwirtschaftet worden. Auch die kommunale Ausgabeseite ist durch Siedlungs- und Verkehrsflächen geprägt, da die meisten kommunalen Leistungen auf diesen Flächen erbracht werden. Der Leistungserbringung folgen auch die einzelnen Ausgabearten. Beispielhaft genannt seien die Ausgaben für Infrastrukturinvestitionen (z.B. Bau von Straßen, Gebäuden etc.) und die Personalausgaben.

Die landwirtschaftlichen Flächen machen in fast allen Flächenländern den größten Teil der Gesamtfläche aus. Einzige Ausnahme ist Rheinland-Pfalz. Dort ist die Waldfläche um 60 Quadratkilometer größer. Die anteilig größten Landwirtschaftsflächen weist die Statistik für Schleswig-Holstein aus. Die landwirtschaftlichen Flächen sind aus kommunaler Sicht u.a. vor dem Hintergrund der Einnahmen aus der Grundsteuer A relevant. Faktisch sind die Einnahmen aus der Grundsteuer A aber heute in den meisten Kommunen eine Einnahmequellen von untergeordneter Wichtigkeit.

Relevanz für die Grundsteuer A entfaltet auch die Waldfläche. Hinzu kommen potenziell holzwirtschaftliche Einnahmen. Ebenso können Waldflächen in einzelnen Fällen touristische Bedeutung haben. Auf besagte Waldfläche entfällt in den meisten Flächenländern der zweitgrößte Anteil der Gesamtfläche. Ausnahmen sind Schleswig-Holstein (drittgrößter Flächenanteil) und das bereits erwähnte Rheinland-Pfalz (größter Flächenanteil). In Schleswig-Holstein ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche größer als die Waldfläche.

Touristische Relevanz können z.B. auch Wasserflächen entfalten. In den meisten Ländern machen sie nur einen kleinen Teil der Gesamtfläche aus. Größere Wasserflächenanteile finden sich v.a. in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Bodenfläche nach Nutzungsarten und nach Flächenländern zum 31.12.2013 im Vergleich (Werte ohne Klammern: in km2; Werte in Klammern: in Prozent der Gesamtfläche des jeweiligen Landes)

Vergleichsweise sehr große geographische Areale werden von den kreisfreien Städten in Sachsen abgedeckt. Eine Ursache hierfür dürfte sein, dass es in Sachsen nur drei kreisfreie Städte gibt (Chemnitz, Dresden und Leipzig) und diese zugleich relativ einwohnerstark sind, was in der Folge notwendigerweise auch gewisse Flächenerfordernisse mit sich bringt. In der Tendenz sind die kreisfreien Städte der neuen Länder größer als die kreisfreien Städte der alten Länder. Eine Ausnahme ist das Land Thüringen, dessen kreisfreie Städte die im Durchschnitt viertkleinste Fläche haben. Die im Ländervergleich geringste Fläche haben die kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz und in Bayern. Das Land Bayern ist zugleich das Land mit den meisten kreisfreien Städten (25). Rheinland-Pfalz hat die drittmeisten kreisfreien Städte (zwölf).

Durchschnittliche Fläche der kreisfreien Städte zum 31.12.2013 im Ländervergleich (in km2)

Im Durchschnitt besonders groß sind flächenmäßig die Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern. Die große geographische Ausdehnung ist das Ergebnis einer Kreisgebietsreform im Jahr 2011. Die Gebietsreform führte dazu, dass die Anzahl der Landkreise von zwölf auf sechs reduziert worden ist. Auch die meisten anderen neuen Länder haben Landkreise mit überdurchschnittlich großer Fläche. Einzige Ausnahme sind die Landkreise in Thüringen. Das im Durchschnitt kleinste Gebiet entfällt auf die sechs Landkreise im flächenmäßig kleinsten Flächenland, dem Saarland.

Durchschnittliche Fläche der Landkreise zum 31.12.2013 im Ländervergleich (in km2)

Im kreisangehörigen Raum ist flächenmäßig keine klare Ost-West-Trennung zu erkennen. Die im Durchschnitt kleinsten Flächen haben die Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Beide Länder sind durch eine hohe Gemeindefallzahl gekennzeichnet. Die Gemeinden in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen haben im Vergleich zu Rheinland-Pfalz eine im Durchschnitt etwa zehn Mal so große Fläche.

Durchschnittliche Fläche der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zum 31.12.2013 im Ländervergleich (in km2)

Die flächenmäßig kleinste kreisfreie Stadt in Deutschland ist zum 31.12.2013 die Stadt Schweinfurt in Bayern. Die größte Fläche aller kreisfreien Städte entfällt auf die Stadt Köln in Nordrhein-Westfalen. In sechs von zwölf Flächenländern hat diejenige Stadt die größte Fläche, die zugleich auch die höchste Einwohnerzahl aller kreisfreien Städte in diesem Flächenland auf sich vereinigt (siehe hierzu auch Tabelle 6). Es handelt sich hierbei um die Städte Erfurt, Frankfurt am Main, Köln, München, Rostock und Stuttgart.

Kreisfreie Städte mit der größten und kleinsten Fläche in Deutschland zum 31.12.2013 (in km2)

Wie schon bei den kreisfreien Städte ist auch bei den Landkreisen eine große Spannweite bei der Fläche zu beobachten. In der Regel haben die Landkreise eine größere Fläche als die kreisfreien Städte des betreffenden Bundeslandes. Eine Ausnahme ist Bayern. Hier hat die flächengrößte kreisfreie Stadt (München) eine etwas größere Fläche als der kleinste Landkreis (Landkreis Fürth). Auch in Hessen entfällt auf den flächenmäßig kleinsten Landkreis (Main-Taunus-Kreis) eine geringere Fläche als auf die kreisfreie Stadt mit der größten Fläche (Frankfurt am Main). In Nordrhein-Westfalen ist das Gebiet der kreisfreien Stadt Köln nur minimal kleiner als die Fläche des Kreises Mettmann.

Der im Hinblick auf seine Fläche kleinste Landkreis in Deutschland ist der Main-Taunus-Kreis mit einer Ausdehnung von 222,39 Quadratkilometern. Das größte geographische Gebiet deckt mit dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ein Landkreis in Mecklenburg-Vorpommern ab (5.470,03 Quadratkilometer).

Landkreise mit der größten und kleinsten Fläche in Deutschland zum 31.12.2013 (in km2)

In der Gruppe der kreisangehörigen Gemeinden ist eine große Heterogenität bei der Gemeindefläche zu beobachten. Die Gemeinde mit dem kleinsten Gebiet ist Martinstein in Rheinland-Pfalz mit 0,39 Quadratkilometern. Die Gemeinde zählt zum 31.12.2013 275 Einwohner. Die flächenmäßig größte kreisangehörige Gemeinde in Deutschland liegt in Sachsen-Anhalt (632,43 Quadratkilometer). Es handelt sich hierbei um die Stadt Gardelegen (23.110 Einwohner Ende 2013). Eine größere Fläche als Gardelegen haben zum 31.12.2013 nur die beiden Stadtstaaten Berlin (891,68 Quadratkilometer) und Hamburg (755,30 Quadratkilometer).

Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit der größten und kleinsten Fläche in Deutschland zum 31.12.2013 (in km2)



Bevölkerungsdichte

Die Bevölkerungsdichte ist definiert als die Bevölkerung eines bestimmten Gebiets im prozentualen Verhältnis zur Fläche dieses Gebiets. Angegeben wird die Bevölkerungsdichte in Einwohner je Quadratkilometer. Auch die Bevölkerungsdichte von Kommunen hat Auswirkungen auf die Kommunalpolitik und damit auch auf die kommunale Haushalts- und Finanzpolitik. So stellen hohe bzw. niedrige Bevölkerungsdichten kommunale Entscheidungsträger vor unterschiedliche Herausforderungen. Gleiches gilt für die Raumordnungsstruktur eines Landes.

Geringe Bevölkerungsdichten führen häufig dazu, dass kommunale Leistungen (z.B. ÖPNV, Wasser/Abwasser, Abfallbeseitigung, Straßennetz) dezentral bzw. auf eine größere Fläche verteilt bereitgestellt werden müssen, was einen kommunalen Ausgabentreiber darstellen kann. Es ist gleichwohl darauf hinzuweisen, dass eine geringe Bevölkerungsdichte nicht in jedem Falle auf eine dezentrale Siedlungsstruktur hinweisen muss. So gibt es beispielsweise Waldgemeinden, die zwar eine große Fläche und daher eine geringe Bevölkerungsdichte aufweisen, in denen sich das gemeindliche Leben aber fast ausschließlich in der verhältnismäßig dicht besiedelten Kerngemeinde abspielt.

Auch hohe Bevölkerungsdichten sind durch besondere Herausforderungen geprägt. Während einerseits die oben beschriebenen Erfordernisse zur Bereitstellung dezentraler Infrastrukturen abnehmen, treten an anderer Stelle weitere Probleme auf. Typische Herausforderungen in Ballungsräumen sind die Organisation des Verkehrsaufkommens, die Kriminalität, die Reinhaltung der Umwelt sowie vielfach auch soziale Probleme. Hinzu kann kommen, dass dicht besiedelte Kommunen nur noch wenige Flächen haben, die sie zusätzlich als neue Gewerbegebiete ausweisen können. Neue Gewerbegebiete sind regelmäßig ein Treiber zusätzlicher Arbeitsplätze und weiterer Steuereinnahmen.

Die höchste Bevölkerungsdichte im Ländervergleich hat Nordrhein-Westfalen, das einwohnerstärkste Flächenland Deutschlands. Die zweithöchste Bevölkerungsdichte entfällt mit dem Saarland auf das einwohnerschwächste Flächenland. Mit Ausnahme des Landes Sachsen sind die ostdeutschen Flächenländer am dünnsten besiedelt. Die geringste Bevölkerungsdichte hat Mecklenburg-Vorpommern mit 68,78 Einwohnern je Quadratkilometer.

Bevölkerungsdichte zum 31.12.2013 im Vergleich der Flächenländer (in Einwohner je km2)

Besonders hohe Bevölkerungsdichten finden sich erwartungsgemäß v.a. im kreisfreien Raum. Kreisfreie Städte sind typischerweise geprägt durch eine hohe Einwohnerzahl, wodurch die Bevölkerungsdichte höher ausfällt. Am dichtesten besiedelt sind die kreisfreien Städte in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Die kreisfreien Städte in den neuen Ländern sind - mit Ausnahme der kreisfreien Städte des Landes Sachsen - unterdurchschnittlich dicht besiedelt.

Durchschnittliche Bevölkerungsdichte der kreisfreien Städte zum 31.12.2013 im Ländervergleich (in Einwohner je km2)

Auf Ebene des kreisangehörigen Raums haben Nordrhein-Westfalen und das Saarland die Spitzenpositionen bei der Bevölkerungsdichte inne (siehe Abbildung 14). Der hohe Wert des Saarlandes wird dabei u.a. auch dadurch verursacht, dass die größten Städte des Saarlandes (insb. die Landeshauptstadt Saarbücken) im Gegensatz zu den anderen zwölf Flächenländern keinen kreisfreien Status haben, sondern kreisangehörig sind. Die niedrigsten Bevölkerungsdichten des kreisangehörigen Raums haben erneut die neuen Länder (mit Ausnahme des Landes Sachsen).

Auf eine separate Abbildung zur durchschnittlichen Bevölkerungsdichte der kreisangehörigen Gemeinden im Ländervergleich ist verzichtet worden, da die Ergebnisse identisch zur durchschnittlichen Bevölkerungsdichte der Landkreise sind. Abbildung 14 repräsentiert in diesem Sinne die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beider Kommunaltypen (Landkreise und kreisangehörige Gemeinden).

Durchschnittliche Bevölkerungsdichte der Landkreise bzw. der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zum 31.12.2013 im Ländervergleich (in Einwohner je km2)

Im Regelfall haben die kreisfreien Städte eine sehr hohe Bevölkerungsdichte. Nichtsdestotrotz sind im Vergleich der 103 kreisfreien Städte auch sehr heterogene Siedlungsstrukturen zu beobachten. So hat Brandenburg an der Havel lediglich eine Bevölkerungsdichte von 309,22 Einwohnern je Quadratkilometer, während die bayerische Landeshauptstadt München auf eine Bevölkerungsdichte von 4.530,59 Einwohnern je Quadratkilometer kommt.

Die Bevölkerungsdichte Münchens ist zugleich die höchste aller Städte und Gemeinden in Deutschland. Auch im kreisangehörigen Raum hat keine Gemeinde eine höhere Bevölkerungsdichte als München. Gleiches gilt für die vier kreisfreien Städte der drei Stadtstaaten: Die Stadt Berlin liegt bei 3.837,51 Einwohnern je Quadratkilometer, die Stadt Hamburg bei 2.312,12 Einwohnern je Quadratkilometer, die Stadtgemeinde Bremen bei 1.685,66 Einwohnern je Quadratkilometer und die Stadtgemeinde Bremerhaven 1.160,14 Einwohnern je Quadratkilometer.

Kreisfreie Städte mit der höchsten und niedrigsten Bevölkerungsdichte nach Flächenländern zum 31.12.2013 (in Einwohner je km2)

Auf Ebene der 295 Landkreise zeigt sich im Vergleich ein ebenfalls hochgradig heterogenes Bild. der am dünnsten besiedelte Landkreis liegt (wie schon zuvor bei den kreisfreien Städten) in Brandenburg. Es handelt sich um den Landkreis Prignitz mit einer Bevölkerungsdichte von 36,47 Einwohnern je Quadratkilometer. Am dichtesten besiedelt ist demgegenüber der Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen mit 1.170,46 Einwohnern je Quadratkilometer. Der Kreis Mettmann ist der flächenmäßig kleinste Kreis in Nordrhein-Westfalen.

Landkreise mit der höchsten und niedrigsten Bevölkerungsdichte nach Flächenländern zum 31.12.2013 (in Einwohner je km2)

Die größte Spannweite in der Bevölkerungsdichte zeigt sich im Bereich der kreisangehörigen Gemeinden. Den niedrigsten Wert hat die Gemeinde Wiedenborstel in Schleswig-Holstein. Sie kommt bei einer Fläche von 4,52 Quadratkilometern auf lediglich zwölf Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 2,65 Einwohnern je Quadratkilometer entspricht. Das Pendant mit der höchsten Bevölkerungsdichte befindet sich in Bayern: Mit 3.974,00 Einwohnern je Quadratkilometer liegt die Gemeinde Ottobrunn sogar deutlich über dem Niveau nahezu aller kreisfreien Städte der Flächenländer (einzige Ausnahme: München) und sämtlicher kreisfreien Städte der Stadtstaaten (siehe oben). Ottobrunn kommt zum 31.12.2013 bei einer Fläche von 5,23 Quadratkilometern auf 20.784 Einwohner.

Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit der höchsten und niedrigsten Bevölkerungsdichte nach Flächenländern zum 31.12.2013 (in Einwohner je km2)



Wirtschaftliche Lage

Die vorangegangenen Teile des Blog-Eintrags haben die Kommunalstrukturen im engeren Sinne (Fallzahlen, Einwohnerzahlen, Fläche etc.) behandelt. Im weiteren Sinne können zu den Merkmalen der Kommunalstrukturen auch sozio-ökonomische Kenngrößen gezählt werden. Gegenstand dieses Abschnitts sind solche sozio-ökonomischen Daten, wobei der Fokus auf dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) (als Spiegelbild der Wirtschaftskraft) liegt. Das Bruttoinlandsprodukt ergibt sich aus der Summe der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche zuzüglich der Gütersteuern und abzüglich der Gütersubventionen. Die Werte in Abbildung 15 stellen Ergebnisse nach der Revision 2014 und auf Basis des ESVG2010 dar.

Die Wirtschaftskraft ist eine maßgebliche Determinante der kommunalen Finanzsituation. So sind insbesondere die Gewerbesteuereinnahmen (in vielen Gemeinden die wichtigste Steuereinnahmequelle) umso höher, je höher das BIP ist. Auch die Einnahmen aus den Einkommensteueranteilen hängen mit der Wirtschaftskraft zusammen. Im Gegensatz zur Gewerbesteuer sind die kommunalen Einnahmen aus der Einkommensteuer jedoch weniger konjunktursensibel. Gerade die Gewerbesteuer ist dadurch charakterisiert, dass hochgradig abhängig ist von der wirtschaftlichen Lage.

Einschränkend ist im Kontext der kommunalen Steuereinnahmen allerdings darauf hinzuweisen, dass insbesondere die Mechanismen des kommunalen Finanzausgleichs sowie auch Änderungen im Steuerrecht den Zusammenhang zwischen Steuereinnahmen und Wirtschaftskraft abschwächen, ausgleichen oder eventuell sogar umkehren können. Es kann insofern nicht von einer 100%igen Korrelation zwischen Wirtschaftslage und Einnahmelage gesprochen werden.

Neben den Einnahmen hängen auch die kommunalen Ausgaben mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Typisches Beispiel sind die Sozialausgaben, die in wirtschaftlichen Schwächephasen meist zunehmen und in ökonomisch guten Zeiten geringer ausfallen.

Im Ländervergleich wird deutlich, dass die westdeutschen Länder wirtschaftsstärker sind als die ostdeutschen Länder. Auch das wirtschaftsschwächste alte Bundesland (Schleswig-Holstein) hat noch immer ein höheres BIP als das wirtschaftsstärkste neue Bundesland (Sachsen). Zu beachten ist, dass die Situation innerhalb der Länder keineswegs homogen sein muss. Gerade die ökonomische Gesamtsituation in Hessen (als das Land mit dem höchsten BIP) wird sehr stark durch die Stadt Frankfurt am Main determiniert. Frankfurt am Main ist nicht nur die mit Abstand einwohnerstärkste Stadt in Hessen, sondern zugleich auch eine der wirtschaftsstärksten Städte in Deutschland.

Nominales Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 2013 und 2014 im Vergleich der Flächenländer (in Euro je Einwohner)

Für die einzelnen kreisfreie Städte und Landkreise sind noch keine BIP-Daten für 2013 oder 2014 online verfügbar. Aus diesem Grund muss in den Abbildungen 16 und 17 sowie in den Tabellen 17 und 18 notgedrungen auf 2012er-Daten zurückgegriffen werden. Hinzu kommt, dass diese BIP-Daten noch auf Ergebnissen der Revision 2011 und dem ESVG1995 basieren. Sie weichen demzufolge methodisch von den BIP-Daten aus Abbildung 15 ab. Auch ist darauf hinzuweisen, dass das BIP in den Abbildungen 16 und 17 sowie in den Tabellen 17 und 18 nicht ins Verhältnis zu den Einwohnerzahlen nach Zensus 2011 gesetzt wird. Die Einwohnerdaten basieren hier vielmehr auf früheren Zählungen. In der Folge sind die Länderdaten aus Abbildung 15 mit den Daten der kreisfreien Städte bzw. Landkreise (Abbildungen 16 und 17) nur sehr eingeschränkt vergleichbar. Dies gilt es bei der Interpretation der Werte zu beachten.

Die im Ländervergleich wirtschaftsstärksten kreisfreien Städte finden sich in Hessen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die bereits angesprochene einwohner- und wirtschaftsstarke Stadt Frankfurt am Main. Hinter Hessen folgen die beiden anderen ökonomisch sehr starken Länder Bayern und Baden-Württemberg. Auch auf Ebene der kreisfreien Städte nehmen die ostdeutschen Länder die hinteren Plätze im Ranking ein. Die kreisfreien Städte keines neuen Landes haben im Durchschnitt ein höheres Pro-Kopf-BIP als ein altes Land.

Durchschnittliches nominales Pro-Kopf-BIP der kreisfreien Städte 2012 im Ländervergleich (in Euro je Einwohner)

Bei den Landkreisen zeigt sich im Durchschnitt ein ähnliches Bild wie bei den kreisfreien Städten, wobei die Landkreise im Durchschnitt wirtschaftsschwächer sind als die kreisfreien Städte. Auch hier gibt es ein Gefälle zwischen alten und neuen Ländern. Überraschend ist allerdings, dass das Saarland das Spitzentrio aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen zu einem Spitzenquartett ergänzt. Hauptursache hierfür dürfte sein, dass das Saarland keine kreisfreien Städte hat und insbesondere die Wirtschaftskraft der Landeshauptstadt Saarbrücken in den kreisangehörigen Raum fällt. Im Saarland zählen die wirtschaftsstarken Gemeinden damit zu den Landkreisen, während in den meisten anderen Ländern die wirtschaftsstärkeren Gemeinden kreisfrei sind und damit nicht in der Gruppe der Landkreise erfasst werden.

Durchschnittliches nominales Pro-Kopf-BIP der Landkreise 2012 im Ländervergleich (in Euro je Einwohner)

Tabelle 17 zeigt die Spannweite im Pro-Kopf-BIP des Jahres 2012. Es wird deutlich, dass alle kreisfreien Städte ein nominales BIP von mindestens 20.000 Euro je Einwohner haben. Die Spreizung zwischen Tiefst- und Höchstwerten kann allerdings erheblich sein. Während die kreisfreien Städte in Sachsen quasi auf dem gleichen Niveau liegen, ist z.B. in Bayern und Niedersachsen ein starkes Auseinanderfallen im Pro-Kopf-BIP zu beobachten.

Die Wirtschaftskraft kreisfreier Städte kann stark von einzelnen Unternehmen oder Branchen abhängen. So dürften Ingolstadt (Audi), Ludwigshafen am Rhein (BASF) und Wolfsburg (VW) v.a. durch die Stärke einzelner ortsansässiger Unternehmen geprägt sein. Die Wirtschaftsstärke von Frankfurt am Main und Stuttgart ist (u.a. bedingt durch die höhere Einwohnerzahl) stärker diversifiziert. Dennoch sind hier die Finanzdienstleitungsbranche bzw. die Automobilbranche Wirtschaftszweige von großer Bedeutung.

Generell ist darauf hinzuweisen, dass eine starke Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen oder Branchen sowohl Fluch als auch Segen sein kann. Während in guten Zeiten die Steuereinnahmen sprudeln, können selbige in schlechten Zeiten einbrechen. Viele "reiche" Kommunen haben im Laufe der Jahre ihr Ausgabeniveau in Form weiterer freiwilliger Leistungen an das hohe Einnahmeniveau angepasst. Da dieses hohe Leistungsniveau i.d.R. langsamer zurückgeführt werden kann als das Einnahmeniveau in schlechten Zeiten einbricht, ergibt sich in der Folge eine erhebliche Finanzlücke, die den Kommunalhaushalt in eine ernsthafte Schieflage bringen kann.

Bemerkenswert ist ferner die Beobachtung, dass die beiden kreisfreien Städte mit dem geringsten Pro-Kopf-BIP (Bottrop in Nordrhein-Westfalen und Delmenhorst in Niedersachsen) nicht in den neuen, sondern in den alten Ländern liegen. Umgekehrt finden sich die wirtschaftsstärksten kreisfreien Städte aber erwartungsgemäß in den alten Ländern.

Kreisfreie Städte mit dem höchsten und niedrigsten nominalen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 2012 nach Flächenländern (in Euro je Einwohner)

Ein ebenfalls heterogenes Bild bei der Wirtschaftskraft ist bei den Landkreisen festzustellen. Im Durchschnitt haben die kreisfreien Städte ein höheres Pro-Kopf-BIP als die kreisfreien Städte. Die Spreizung ist bei den Landkreisen jedoch tendenziell geringer. Die wirtschaftsstärksten Landkreise sind in Bayern der Landkreis München und in Hessen der Main-Taunus-Kreis. Der einzige Landkreis mit einem nominalen Pro-Kopf-BIP unter 15.000 Euro je Einwohner ist der Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz, d.h. einem westdeutschen Flächenland. Auch der niedersächsische Landkreis Gifhorn hat eine geringere Wirtschaftskraft als der wirtschaftsschwächste ostdeutsche Landkreis (hier: Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg). Umgekehrt finden sich die wirtschaftsstärksten Landkreise aber im Westen Deutschlands. Die Ost-West-Unterschiede sind auf Kreisebene (analog zu den kreisfreien Städten) somit eher am oberen als am unteren Ende des Rankings trennscharf.

Landkreise mit dem höchsten und niedrigsten nominalen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 2012 nach Flächenländern (in Euro je Einwohner)

Statistische Daten zum Bruttoinlandsprodukt der einzelnen kreisangehörigen Gemeinden werden von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder nicht veröffentlicht. Eine Betrachtung nach Tiefst- und Höchstwerten nach Flächenländern ist somit an dieser Stelle leider nicht durchführbar.

Zuletzt wird in Abbildung 18 (in Ergänzung zu den BIP-Daten) ein Ländervergleich zur jahresdurchschnittlichen Arbeitslosenquote 2014 vorgenommen. Die Arbeitslosenquote berechnet sich als das prozentuale Verhältnis der Arbeitslosen zu den zivilen Erwerbspersonen. Im Ländervergleich wird ein merkliches Nord-Süd- und auch ein deutliches Ost-West-Gefälle erkennbar. So haben die beiden südlichsten Länder (Baden-Württemberg und Bayern) die mit Abstand niedrigsten Arbeitslosenquoten. Zugleich finden sich in der Gruppe der Länder mit der höchsten Arbeitslosenquote fast ausschließlich neue Länder. Einzige Ausnahme ist Nordrhein-Westfalen, das im Bereich der Arbeitslosigkeit etwas schlechter dasteht als das beste neue Land (Thüringen).

Arbeitslosenquoten im Jahresdurchschnitt 2014 nach Flächenländern im Vergleich (in Arbeitslose in Prozent der zivilen Erwerbspersonen)



Weitere Informationen

Zusätzliche Informationen und Datenangebote zu den Kommunalfinanzen Deutschlands können Sie unter nachfolgenden Links abrufen.

» Steuer-Datenbank kreisfreier Städte in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Kommunalschulden im Zeitablauf und im Ländervergleich
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Steueruhr zu den deutschen Steuereinnahmen (inkl. kommunale Steuereinnahmen)
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Linksammlung zu doppischen Kommunalhaushalten
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Blog-Einträge zum Thema "Analysen doppischer Haushalte"
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

Ein Video, das u.a. die Kommunalstrukturen in Deutschland behandelt, finden Sie hier:







©  Andreas Burth, Marc Gnädinger