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Entwicklung der kommunalen Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland seit 1995
Entwicklung der kommunalen Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland seit 1995
4. August 2016 |
Autor: Andreas Burth
Die kommunalen Investitionen sind ein auf HaushaltsSteuerung.de bereits mehrfach untersuchtes Themenfeld. Zumeist liegt der
Fokus der Beiträge dabei auf Ländervergleichen. Ebenso interessant ist jedoch auch ein mehrjähriger Zeitvergleich über die
Gesamtheit der kommunalen Familie in Deutschland. Entsprechende Daten werden von Eurostat für die Jahre 1995 bis 2015
bereitgestellt. Sie werden im vorliegenden Beitrag analysiert.
Betrachtet werden die kommunalen Bruttoanlageinvestitionen (ESVG-Code: P.51G). Sie umfassen nach der Abgrenzung des ESVG
2010 (Abkürzung für: Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010) den Erwerb abzüglich der Veräußerungen
von Anlagegütern durch die
Kern- und
Extrahaushalte der Kommunen (d.h. ohne sonstige
FEUs) in einem bestimmten Zeitraum (hier
jeweils ein Kalenderjahr) zuzüglich gewisser Werterhöhungen an nichtproduzierten Vermögensgütern durch produktive Tätigkeiten
von Produzenten oder institutionellen Einheiten. Zu den Anlagegütern zählen produzierte Güter, die länger als ein Jahr zur
Bereitstellung kommunaler Leistungen eingesetzt werden.
» Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010 (ESVG 2010)
Hrsg.: Eurostat
Wie Abbildung 1 zeigt, hat sich das absolute Volumen der kommunalen Bruttoanlageinvestitionen nach Eurostat-Definition in den
Jahren 1995 bis 2005 zunächst von 26,7 auf 16,9 Mrd. Euro verringert. Eine wesentliche Ursache dürfte die Wiedervereinigung sein,
die v.a. in den neuen Ländern ein Aufholen von Investitionen in den 1990er-Jahren anstieß. Im Laufe der Zeit wurde
dieser Investitionsbedarf jedoch weitgehend nachgeholt, was zu einem sinkenden absoluten Investitionsniveau führte. In den Jahren
nach 2005 ist in der Tendenz wiederum ein Anstieg im absoluten Investitionsniveau zu beobachten (unterbrochen von Rückgängen in einzelnen Jahren). Für das Jahr 2015 berichtet
Eurostat kommunale Bruttoanlageinvestitionen von 22,4 Mrd. Euro.
Absolute Daten zum Investitionsvolumen haben verschiedene Schwächen. So werden z.B. die Preissteigerung/Inflation und die
Entwicklung der kommunalen Gesamteinnahmen (welche u.a. für das Tätigen von Investitionen zur Verfügung stehen) ausgeblendet. Auch Fragen der
allgemeinen Wirtschaftskraft bleiben unberücksichtigt. Ein Ansatz zur Lösung einzelner Schwächen der Kennzahl besteht darin,
die Bruttoanlageinvestitionen ins Verhältnis zu den Gesamteinnahmen zu setzen. Da somit sowohl der Nenner als auch der Zähler in Geldeinheiten gemessen werden,
beeinflusst die Preisentwicklung die Kennzahl nicht mehr. Zudem wird indirekt auch die wirtschaftliche Lage einbezogen, da
die kommunalen Einnahmen mit dem Bruttoinlandsprodukt wachsen bzw. schrumpfen: Die Einnahmen fallen in konjunkturell
besseren Jahren i.d.R. höher aus als in schlechteren Jahren.
In Prozent der Gesamteinnahmen sind die Bruttoinvestitionen im Zeitablauf deutlich gesunken. Während sie im Jahr 1995 noch
17,4 Prozent der Gesamteinnahmen ausmachten, lässt sich auf Basis der Statistik für das Jahr 2015 ein Wert von 9,3 Prozent
berechnen.
Auch interessant zur Einordnung der Höhe der kommunalen Investitionen ist es, die Investitionstätigkeit der Kommunen ins
Verhältnis zum Gesamtstaat (Bund, Länder, Kommunen, gesetzliche Sozialversicherung) zu setzen. Entsprechende Berechnungen
werden in Abbildung 3 dargestellt. Demnach ist der kommunale Anteil an den gesamtstaatlichen Investitionen nach
ESVG-2010-Abgrenzung von 51,7 Prozent im Jahr 1995 auf 34,2 Prozent im Jahr 2015 gefallen.
Vorstehende Zeitreihenanalysen unterliegen in ihrer Aussagekraft einzelnen Limitationen. Zu nennen ist z.B., dass nicht alle
kommunalen Unternehmen in die Abgrenzung nach ESVG 2010 integriert sind. Es fehlen insbesondere die sonstigen FEUs. Gerade
auf kommunaler Ebene machen die sonstigen FEUs einen wichtigen Teil der Investitionstätigkeit aus. Wie hoch genau der
Investitionsanteil der sonstigen FEUs ist, lässt sich an dieser Stelle aufgrund fehlender Daten jedoch nicht näher quantifizieren.
Eine weitere Limitation der hier durchgeführten Analyse ist, dass aus der zeitlichen Entwicklung des Gesamtwerts für die Summe der
Kommunen nicht hervor geht, welche innerdeutschen Heterogenitäten bei den Investitionsausgaben bestehen. So ist nicht ablesbar,
welche Kommunen im Betrachtungszeitraum viel und welche wenig investiert haben.
Darüber hinaus erlaubt eine Bruttobetrachtung der Anlageinvestitionen keine Aussagen über den Nettozuwachs bzw. die
Nettominderung des
Anlagevermögens. Hierzu wären
Abschreibungsdaten ergänzend zu berücksichtigen.
Zusätzliche Analysen zu den kommunalen Investitionen in Deutschland (inkl. Ländervergleiche) finden Sie z.B. über
folgenden Link.
» Blog-Einträge zum Thema "Investitionen"
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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