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Investitionen der 28 EU-Staaten im Vergleich
Investitionen der 28 EU-Staaten im Vergleich
2. Mai 2016 |
Autor: Andreas Burth
Eurostat hat Ende April 2016 umfangreiche Datensätze zu den Staatsfinanzen der 28 EU-Mitglieder publiziert. In den
letzten Tagen sind auf Basis dieser Statistiken bereits zahlreiche Analysen zu den Einnahmen, Ausgaben und Schulden der
EU-Staaten durchgeführt worden. Auf der Ausgabenseite waren u.a. die Personalausgaben und die Zinsausgaben Gegenstand
vergleichender Untersuchungen (siehe Links).
» Personalausgaben der 28 EU-Staaten im Vergleich, Blog-Eintrag vom 26. April 2016
Autor: Andreas Burth
» EU-Vergleich zu Primärsaldo und Zinsausgaben 2015, Blog-Eintrag vom 23. April 2016
Autor: Andreas Burth
Eine weitere interessante Ausgabenposition sind die staatlichen Investitionsausgaben. Selbige sollen in diesem Beitrag
genauer betrachtet werden. Einbezogen wird der gesamte
Sektor Staat, d.h. die Summe der
Kern- und
Extrahaushalte von
Bund/Zentralstaat, Gliedstaaten, Kommunen und Sozialversicherung. Mit den Jahren 2011 bis 2015 wird dabei ein
Fünfjahreszeitraum analysiert, um etwaige Einmaleffekte einzelner Jahre zumindest in Teilen zu nivellieren.
Für die Analyse der Investitionsausgaben ermöglichen die Statistiken von Eurostat verschiedene Blickwinkel auf die
staatliche Investitionstätigkeit. Konkret werden zunächst das Volumen der Bruttoanlageinvestitionen und die Höhe der
Abschreibungen betrachtet. Darauf aufbauend ergeben sich als Saldo dieser beiden Größen die Nettoanlageinvestitionen.
"Brutto" bedeutet hier "vor Abzug der Abschreibungen", während "netto" für "nach Abzug der Abschreibungen" steht.
Überblick:
- Staatliche Bruttoanlageinvestitionen
- Abschreibungen
- Staatliche Nettoanlageinvestitionen
- Investitionen Deutschlands im Zeitraum 2000 bis 2015
- Weitere Informationen
Staatliche Bruttoanlageinvestitionen
Die staatlichen Bruttoanlageinvestitionen (ESVG-Code: P.51G) umfassen gemäß ESVG 2010 (Abkürzung für: Europäisches System
Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010) den Erwerb abzüglich der Veräußerungen von Anlagegütern durch den Sektor Staat (Kern- und
Extrahaushalte von Bund/Zentralstaat, Gliedstaaten, Kommunen und Sozialversicherung) in einem bestimmten Zeitraum (hier: 2011
bis 2015) zuzüglich gewisser Werterhöhungen an nichtproduzierten Vermögensgütern durch produktive Tätigkeiten von Produzenten oder
institutionellen Einheiten.
Zu den Anlagegütern zählen produzierte Güter, die länger als ein Jahr zur Bereitstellung staatlicher Leistungen eingesetzt werden.
Das Volumen der staatlichen Bruttoanlageinvestitionen in den Jahren 2011 bis 2015 wird in Abbildung 1 ausgewiesen. Der Prozentwert
in der Grafik wird nach folgender Formel berechnet.
Am höchsten fallen die Bruttoanlageinvestitionen in den Jahren 2011 bis 2015 in Estland (5,41 Prozent), Rumänien (4,81 Prozent)
und Ungarn (4,78 Prozent) aus. Die niedrigsten Werte sind in Irland (2,03 Prozent), Deutschland (2,22 Prozent) und Belgien
(2,39 Prozent) zu beobachten. Österreich liegt bei 2,97 Prozent. Für die EU-28 bzw. die Euro-19 sind Werte von 3,03 Prozent
bzw. 2,87 Prozent festzustellen.
Abschreibungen
Die Bruttoanlageinvestitionen sind nur eine Seite der Medaille. Interessant ist ebenso der Blick auf die Höhe der Abschreibungen.
Die Abschreibungen (ESVG-Code: P.51C) messen gemäß ESVG 2010 die Wertminderung von Anlagegütern durch normalen Verschleiß und
wirtschaftliches Veralten. Die geschätzte Wertminderung umfasst auch das Risiko von Verlusten von Anlagegütern durch versicherbare
Schadensfälle. Abschreibungen decken vorhersehbare Beseitigungs- und Wiederherstellungskosten ab, wie Kosten zur Stilllegung von
Kernkraftwerken oder Bohrinseln oder zur Sanierung von Deponien. Diese Beseitigungs- und Wiederherstellungskosten werden als
Abschreibungen nach Ablauf der Nutzungsdauer gebucht, d.h. wenn die Beseitigungs- und Wiederherstellungskosten als Bruttoanlageinvestitionen gebucht werden.
Daten zu den Abschreibungen in den Jahren 2011 bis 2015 werden in Abbildung 2 ausgewiesen. Der in Abbildung 2 berichtete Prozentwert über die Höhe der Abschreibungen
wird über nachfolgende Formel berechnet.
Die höchsten Abschreibungsvolumina der Jahre 2011 bis 2015 verzeichnen die Staaten Tschechien (4,79 Prozent), Lettland (4,20 Prozent)
und Griechenland (3,66 Prozent). Am niedrigsten fallen die Abschreibungen in Zypern (1,45 Prozent), im Vereinigten Königreich
Großbritannien und Nordirland (1,57 Prozent) und in Kroatien (1,79 Prozent) aus. Deutschland liegt in den Jahren 2011 bis 2015
mit 2,22 Prozent unterhalb der Werte der EU-28 (2,60 Prozent) und Euro-19 (2,77 Prozent). Das Abschreibungsniveau des
österreichischen Staates erreicht eine Höhe von 2,63 Prozent.
Staatliche Nettoanlageinvestitionen
Der Saldo aus den Bruttoanlageinvestitionen und den Abschreibungen ergibt gemäß ESVG 2010 die Nettoanlageinvestitionen (d.h.
Nettoanlageinvestitionen = Bruttoanlageinvestitionen - Abschreibungen). Die Höhe der Nettoanlageinvestitionen in den Jahren 2011
bis 2015 wird im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in Abbildung 3 berichtet. Die in der Abbildung enthaltenen Prozentwerte zu den staatlichen Nettoanlageinvestitionen
ergeben sich nach folgender Formel.
Am höchsten fallen die Nettoanlageinvestitionen der Jahre 2011 bis 2015 in folgenden EU-Staaten aus: Rumänien (+2,84 Prozent),
Bulgarien (+2,60 Prozent) und Estland (+2,58 Prozent). Am anderen Ende der Rangliste finden sich demgegenüber Griechenland
(-0,52 Prozent), Portugal (-0,50 Prozent) und Tschechien (-0,42 Prozent). Weitere Staaten mit negativen Nettoanlageinvestitionen
sind Italien (-0,24 Prozent) und Spanien (-0,04 Prozent). Auffällig ist, dass sich mit Griechenland, Italien, Portugal und Spanien
vier Staaten mit besonders großen Finanzproblemen am unteren Ende des Rankings wiederfinden.
Die Nettoanlageinvestitionen des deutschen Staates belaufen sich auf einen minimal positiven Wert von +0,00 Prozent (mit weiteren
Nachkommastellen: +0,00045 Prozent). Österreichs Nettoanlageinvestitionen liegen bei +0,34 Prozent.
Investitionen Deutschlands im Zeitraum 2000 bis 2015
Trotz derzeit relativ stabiler Staatsfinanzen weist Deutschland nur staatliche Nettoanlageinvestitionen nahe null aus. Dies wirft
die Frage auf, ob dieser Befund nur auf die letzten fünf Jahre zutrifft oder ob selbiger bereits länger zu beobachten ist. Zu diesem
Zweck wird für Deutschland eine längerfristige Betrachtung vorgenommen. Konkret untersucht werden in Abbildung 4 die einzelnen Jahre
im Zeitraum 2000 bis 2015. Ausgewiesen werden die Bruttoanlageinvestitionen und die Abschreibungen in Prozent des
nominalen BIP (jeweils jahresbezogen). Die Nettoanlageinvestitionen ergeben sich als Differenz zwischen beiden Größen.
Wie aus Abbildung 4 deutlich wird, gab es in frühen Jahren sowohl längere Perioden mit negativen Nettoanlageinvestitionen (z.B. von
2004 bis 2008) als auch Zeiten mit positiven Nettoanlageinvestitionen (z.B. 2000 bis 2002 und 2009 bis 2012). Errechnet man analog
zu obiger Abbildung 3 das Nettoanlageinvestitionen-BIP-Verhältnis für den Zeitraum 2000 bis 2015, so ergibt sich ein Wert nahe null,
der jedoch im negativen Wertebereich liegt (-0,0021 Prozent).
Weitere Informationen
Zusätzliche Informationen zu den Investitionsausgaben des deutschen Staats finden Sie unter folgendem Link.
» Blog-Einträge zum Thema "Investitionen"
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Ergänzende Datenangebote zu den Finanzen der EU-Mitgliedsstaaten sind auf HaushaltsSteuerung.de z.B. auf folgenden Seiten abrufbar.
» Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Staatsverschuldung in der EU
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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