Stand und Entwicklung der kommunalen Kassenkredite
25. März 2015 |
Autor: Andreas Burth
Bei Diskussionen zu den kommunalen Finanzen sind die
Kassenkredite ein typischer Indikator zur Beurteilung der Finanzlage. Hintergrund
ist, dass dauerhaft hohe Kassenkreditbestände als klassisches Krisenphänomen gelten. Die eigentlich der kurzfristigen Liquiditätssicherung
dienenden Kassenkredite werden als besonders problembehaftet eingestuft, da sie für laufende Ausgaben aufgenommen werden, nicht durch
Vermögenswerte gedeckt sind und aufgrund ihrer kurzen Laufzeit einem hohen Zinsänderungsrisiko unterliegen. Der vorliegende Blog-Eintrag
untersucht den Stand und die Entwicklung der Kassenkreditschulden der Kommunen der 13 Flächenländer.
Als Datengrundlage fungiert die vierteljährlich veröffentlichte
Kassenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Nachteil der Verwendung der
Kassenstatistik ist, dass die Kassendaten teilweise noch vorläufigen Charakter haben und demzufolge weniger valide sind als Daten aus der
Schuldenstatistik. Gleichwohl ermöglicht die Kassenstatistik eine quartalsweise Betrachtung der Entwicklung des Schuldenstandes. Diese ist
gerade vor dem Hintergrund des kurzfristigen, liquiditätssichernden Charakters der Kassenkredite jedoch von besonderer Relevanz. Eine solche
vierteljährliche Analyse soll im vorliegenden Beitrag daher für den Zeitraum ab dem 1. Quartal 2012 vorgenommen werden. Die aktuellste
vorliegende Kassenstatistik berichtet Schuldendaten zum Stichtag 30.9.2014.
Zu beachten ist, dass die von der Kassenstatistik genutzte Abgrenzung der öffentlichen Verschuldung von der maximalen Abgrenzung der Schuldenstatistik
abweicht. Insbesondere deckt die Kassenstatistik nur
Kernhaushalte und
Extrahaushalte ab. Die Schulden der sonstigen
öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (sonstige FEUs) finden somit keinen Eingang in die Betrachtung. Gerade auf kommunaler Ebene sind diese
sonstigen FEUs für einen merklichen Teil der kommunalen Aufgabenwahrnehmung verantwortlich (z.B. sonstige FEUs in den Bereichen Wasser, Abwasser, Abfall, ÖPNV, Krankenhäuser).
In die Kassenkreditbestände der Kassenstatistik einbezogen sind die kurzfristigen Kredite von kaufmännisch buchenden Extrahaushalten.
Bei der Umrechnung absoluter Werte in die Größe "Euro je Einwohner" sind stets die Einwohnerzahlen zum 31.12.2013 zugrunde gelegt worden
(jeweils auf Basis des Zensus 2011).
Wichtig ist der Hinweis, dass der Berichtskreis der vierteljährlichen Kassenergebnisse des öffentlichen Gesamthaushalts ab dem 1. Vierteljahr 2014
um Zweckverbände und rechtlich selbstständige Organisationen ohne Erwerbszweck für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung (F&E-Einheiten),
die nach den Kriterien des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 2010 dem Sektor Staat zuzurechnen sind, erweitert
wurde. Diese methodische Überarbeitung führt zu Einschränkungen in der zeitlichen Vergleichbarkeit. Bitte
beachten Sie diese Limitation bei der Interpretation der Daten.