|
|
HaushaltsSteuerung.de »
Weblog »
Kommunale Kassenkredite in Hessen zum 31.12.2015
Kommunale Kassenkredite in Hessen zum 31.12.2015
12. August 2016 |
Autor: Andreas Burth
Neben Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zählt Hessen zu den Ländern mit den größten Kassenkreditproblemen
auf kommunaler Ebene (siehe untenstehender Link).
Kassenkredite
dienen eigentlich der kurzfristigen Liquiditätssicherung (ähnlich einem
Dispokredit im privaten Bereich). Tatsächlich werden sie jedoch von einigen Kommunen zur Finanzierung laufender Defizite
zweckentfremdet. Dies ist u.a. auch deshalb problematisch, da den Kassenkrediten - im Gegensatz zu den
Investitionskrediten -
keine materiell geschaffenen Vermögenswerte (z.B. Gebäude, Brücke) gegenüber stehen. Die in Form von Kassenkrediten angesammelten
Lasten werden demnach nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne dass diesen Generationen aus der Verschuldung (z.B. in Form
investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst. Hohe dauerhafte Kassenkreditbestände sind ein Indikator für ein
Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse.
» Pro-Kopf-Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland zum 31.12.2015 im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 7. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
Insgesamt haben die 448 hessischen Kommunen zum 31.12.2015 Kassenkredite in Höhe von 6,52 Mrd. Euro in ihren Kernhaushalten. Dies
entspricht 1.066 Euro je Einwohner. Etwas mehr als Hälfte (genauer: 50,01 Prozent) der gesamten hessischen Kassenkredite von
6,52 Mrd. Euro entfällt auf lediglich zwölf Kommunen (Landkreis Bergstraße, Stadt Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg,
Landkreis Gießen, Landkreis Groß-Gerau, Stadt Hanau, Landkreis Kassel, Main-Kinzig-Kreis, Landkreis Offenbach, Stadt
Offenbach am Main, Rheingau-Taunus-Kreis, Stadt Rüsselsheim). Den größten Einzelanteil am hessischen Gesamtwert haben der
Landkreis Offenbach (7,43 Prozent), die Stadt Offenbach am Main (6,16 Prozent) und der Rheingau-Taunus-Kreis (5,44 Prozent).
Insgesamt 139 Kommunen kommen zum 31.12.2015 ohne Kassenkredite aus.
Aufgrund des Problemdrucks, der von den kommunalen Kassenkrediten in Hessen ausgeht, erscheint es zweckmäßig, sie einer
detaillierteren Analyse zu unterziehen. Verwendet werden Daten, die im Juli 2016 vom Hessischen Statistischen Landesamt
publiziert worden sind. Sie umfassen die Kassenkreditschulden der 448 hessischen Kommunen zum Stichtag 31.12.2015. Die 448
Kommunen setzen sich zusammen aus fünf kreisfreien Städten, 21 Landkreisen und 421 kreisangehörigen Gemeinden und dem
Landeswohlfahrtsverband Hessen. Abgedeckt werden jeweils nur die Kernhaushalte der Kommunen.
In den nachfolgenden Analysen wird eine Differenzierung zwischen dem kreisangehörigen und dem kreisfreien Raum vorgenommen.
Im kreisangehörigen Raum können Kassenkredite sowohl vom Landkreis als auch von den kreisangehörigen Gemeinden aufgenommen
werden. Sofern nicht explizit anders angegeben, beziehen sich die Kassenkredite eines Landkreises im vorliegenden Beitrag
nur auf die Kassenkredite der Kreisverwaltung (d.h. ohne die Kassenkredite der kreisangehörigen Gemeinden). Die Kassenkredite
der kreisangehörigen Gemeinden werden separat berichtet.
Nicht einbezogen wird in die folgende Analyse der Landeswohlfahrtsverband Hessen. Die Statistik berichtet für den Kernhaushalt
des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Kassenkredite von 0 Euro zum 31.12.2015.
Überblick:
- Kassenkredite im kreisfreien Raum
- Kassenkredite im kreisangehörigen Raum
- Weitere Informationen
Kassenkredite im kreisfreien Raum
Die unrühmlichen "Spitzenreiter" unter den kreisfreien Städten sind zum 31.12.2015 die Städte Offenbach am Main (3.298 Euro
je Einwohner) und Darmstadt (2.251 Euro je Einwohner). Am niedrigsten fallen die Kassenkredite in Wiesbaden aus (18 Euro je
Einwohner). Frankfurt am Main berichtet mit 114 Euro je Einwohner den zweitniedrigsten Wert. Kassel kommt auf 667 Euro je
Einwohner. Zum 31.12.2015 gibt es damit in Hessen keine kreisfreie Stadt, die im Kernhaushalt kassenkreditfrei ist.
Kassenkredite im kreisangehörigen Raum
Nachstehende Tabelle enthält Daten zu den Kassenkrediten der Landkreise und der kreisangehörigen Gemeinden.
Von den Landkreisen sind zum 31.12.2015 der Rheingau-Taunus-Kreis (1.942 Euro je Einwohner), der Odenwaldkreis
(1.414 Euro je Einwohner) und der Landkreis Offenbach (1.411 Euro je Einwohner) am höchsten mit Kassenkrediten
verschuldet. Kassenkreditfrei ist lediglich der Landkreis Fulda.
In der Gruppe der kreisangehörigen Gemeinden fallen die Kassenkreditprobleme u.a. im Landkreis Groß-Gerau, im
Main-Kinzig-Kreis, im Landkreis Offenbach, im Rheingau-Taunus-Kreis und im Werra-Meißner-Kreis größer aus. In
besagten Landkreisen gibt es weniger kassenkreditfreie Gemeinden als Gemeinden mit Kassenkrediten von mindestens
1.000 Euro je Einwohner.
Die Gemeinde mit den höchsten Pro-Kopf-Kassenkrediten in Hessen ist zum 31.12.2015 die Stadt Bad Karlshafen im
Landkreis Kassel (3.823 Euro je Einwohner). Derartig extreme Kassenkreditniveaus deuten auf ein ausschweifendes
Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse hin.
Die Landkreise Darmstadt-Dieburg und Fulda haben auf Ebene der einzelnen Gemeinden vergleichsweise geringe Kassenkredite. In beiden
Landkreise ist mehr als die Hälfte der kreisangehörigen Gemeinden kassenkreditfrei. Zudem findet sich in keinem der zwei Landkreise
eine Gemeinde mit Kassenkrediten von über 1.000 Euro je Einwohner.
137 kreisangehörige Gemeinden haben zum 31.12.2015 keine Kassenkredite im Kernhaushalt. Es handelt sich um folgende
Gemeinden: Allendorf (Eder), Allendorf (Lumda), Alsbach-Hähnlein, Altenstadt, Aßlar, Bad Homburg vor der Höhe,
Bad Nauheim, Baunatal, Beerfelden, Beselich, Biblis, Bickenbach, Biebergemünd, Biedenkopf, Bischoffen, Brechen,
Breidenbach, Breitenbach am Herzberg, Breuberg, Breuna, Brombachtal, Buseck, Dautphetal, Dieburg, Diemelstadt,
Dipperz, Dornburg, Dreieich, Driedorf, Ebsdorfergrund, Echzell, Edermünde, Edertal, Ehringshausen, Einhausen,
Eiterfeld, Elbtal, Elz, Eppertshausen, Erzhausen, Eschborn, Espenau, Fischbachtal, Flieden, Flörsbachtal,
Freiensteinau, Friedewald, Friedrichsdorf, Fritzlar, Fulda, Fuldabrück, Gemünden (Felda), Gernsheim, Glashütten,
Gorxheimertal, Grebenhain, Grebenstein, Greifenstein, Groß-Bieberau, Großenlüder, Groß-Rohrheim, Groß-Zimmern,
Grünberg, Gründau, Gudensberg, Guxhagen, Herbstein, Heuchelheim, Hilders, Hohenahr, Hünfeld, Hüttenberg, Jossgrund,
Kalbach, Kronberg im Taunus, Künzell, Lahnau, Lahntal, Leun, Liederbach am Taunus, Limburg an der Lahn, Limeshain,
Linden, Linsengericht, Lorsch, Ludwigsau, Lützelbach, Mengerskirchen, Modautal, Mossautal, Mücke, Münster,
Münzenberg, Neuenstein, Neuhof, Niddatal, Niederaula, Niestetal, Nüsttal, Oberursel (Taunus), Ottrau, Otzberg,
Petersberg, Philippsthal (Werra), Pohlheim, Ranstadt, Rasdorf, Reichelsheim (Odenwald), Reichelsheim (Wetterau),
Reinheim, Reiskirchen, Rimbach, Rockenberg, Rodenbach, Romrod, Roßdorf, Rothenberg, Schaafheim, Schenklengsfeld,
Schwalbach am Taunus, Sensbachtal, Sinntal, Stadtallendorf, Sulzbach (Taunus), Twistetal, Wabern, Waldsolms,
Wartenberg, Wehrheim, Weilmünster, Weilrod, Weißenborn, Wettenberg, Willingen (Upland), Wölfersheim, Wöllstadt,
Zwingenberg. Zusammen mit dem Landkreis Fulda und dem Landeswohlfahrtsverband Hessen gibt es damit zum 31.12.2015
insgesamt 139 kassenkreditfreie Kommunen in Hessen.
Weitere Informationen
Weitere Beiträge zu den Kommunalfinanzen in Hessen finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de u.a. auf nachfolgenden Seiten.
» Kommunalverschuldung in Hessen
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Höchste/niedrigste Hebesätze der Gewerbesteuer und der Grundsteuer A/B in Hessen nach Landkreisen, Blog-Eintrag vom 29. April 2016
Autor: Andreas Burth
» Finanzierungssaldo der Kommunen in Hessen in den Jahren 2009 bis 2015, Blog-Eintrag vom 4. April 2016
Autor: Andreas Burth
» Stark zersiedelte Gemeinden in Hessen ohne Kassenkredite, Blog-Eintrag vom 20. Oktober 2015
Autor: Andreas Burth
» Steuerschwache Gemeinden in Hessen ohne Kassenkreditschulden, Blog-Eintrag vom 4. September 2015
Autor: Andreas Burth
|
|
|