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Schulden des Bundes in Deutschland im Vergleich zu den Zentralstaats- bzw. Bundesschulden der anderen EU-Staaten
Schulden des Bundes in Deutschland im Vergleich zu den Zentralstaats- bzw. Bundesschulden der anderen EU-Staaten
24. April 2016 |
Autor: Andreas Burth
Hauptgegenstand des Blogs von HaushaltsSteuerung.de sind die deutschen Staatsfinanzen. Zur Analyse von Finanzdaten werden hierbei
regelmäßig Vergleiche durchgeführt. Im Falle der Finanzen der Bundesländer bieten sich insbesondere Ländervergleiche an. Bei den
Kommunalfinanzen können neben Ländervergleich auch interkommunale Vergleiche vorgenommen werden. Anders gestaltet sich die
Situation beim Bund, für den innerhalb Deutschlands kein direkt vergleichbares Pendant besteht. Im Falle des Bundes ist es
allerdings möglich, Vergleiche mit den anderen EU-Staaten vorzunehmen. Als Vergleichskennzahl zur Analyse der Finanzlage bietet
sich z.B. der Schuldenstand an.
Ein entsprechender Schuldenstandsvergleich zur Schuldenhöhe in Prozent des nominalen
Bruttoinlandsprodukts ist jüngst in einem anderen Blog-Eintrag
durchgeführt worden. Zu diesem Beitrag gelangen Sie über nachfolgenden Link.
» Schuldenhöhe der 28 EU-Länder zum 31.12.2015 nach Ebenen/Teilsektoren, Blog-Eintrag vom 22. April 2016
Autor: Andreas Burth
Eine Alternative zu dem Ansatz, das Schuldenniveau ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft zu setzen, besteht in einer Pro-Kopf-Betrachtung.
Ein solches Ranking über die 28 EU-Mitgliedsstaaten finden Sie in Abbildung 1. Abgedeckt werden die Stichtage 31.12.2014
und 31.12.2015 nach der Abgrenzung des
konsolidierten Bruttoschuldenstandes. Enthalten sind die
Kern- und
Extrahaushalte des
Bundes (Belgien, Deutschland, Österreich und Spanien) bzw. des Zentralstaats (alle übrigen 24 EU-Staaten). Nicht enthalten sind
jeweils die Schulden der Gliedstaaten (existieren nur in Belgien, Deutschland, Österreich und Spanien), der Kommunen und der Sozialversicherung.
Die in den Abbildungen verwendeten Abkürzungen "EU-28" und "Euro-19" bezeichnen die Summe der 28 EU-Staaten bzw. die Summe der 19 Mitglieder der Eurozone.
Den höchsten Pro-Kopf-Schuldenstand zum 31.12.2015 hat der Zentralstaat Irlands mit 43.597 Euro je Einwohner. Auf Platz 2 folgt
der Zentralstaat des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland mit 34.541 Euro je Einwohner. Der Zentralstaat Italiens
liegt bei 34.356 Euro je Einwohner und damit auf dem dritten Platz im Schulden-Ranking. Der Bund Deutschlands hat ein Pro-Kopf-Niveau
von 16.897 Euro je Einwohner. Der Bund von Österreich erreicht 31.197 Euro je Einwohner.
Am geringsten verschuldet sind die Zentralstaatsebenen von Estland (1.037 Euro je Einwohner), Bulgarien (1.615 Euro je Einwohner)
und Rumänien (3.020 Euro je Einwohner).
Ein Problem des oben genutzten Pro-Kopf-Ansatzes besteht jedoch darin, dass er die Aufgabenverteilung zwischen den vier
Teilsektoren (Bund/Zentralstaat, Gliedstaaten, Kommunen, Sozialversicherung) nicht berücksichtigt. So sind insbesondere bundesstaatlich aufgebaute Staaten wie Deutschland mit zentralstaatlich
organisierten Staaten wie Frankreich nur schwer über Pro-Kopf-Werte vergleichbar, sofern nur die oberste Ebene (Bund bzw. Zentralstaat) betrachtet wird.
Grund sind abweichende Aufgabenportfolios, die ihren Niederschlag sowohl in den Ausgabenotwendigkeiten als auch in den
Einnahmemöglichkeiten finden und sich damit auch auf die Höhe der Verschuldung auswirken können. Ebenenspezifische Vergleiche
des Schuldenstandes in Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts unterliegen ähnlichen Limitationen.
Ein Lösungsansatz besteht darin, die Schulden ins prozentuale Verhältnis zu den Einnahmen zu setzen. Dieses Vorgehen bietet v.a. folgende Vorteile:
- Unterschiede in der Wirtschaftskraft werden über das Volumen der Einnahmen indirekt berücksichtigt (je höher
das Bruttoinlandsprodukt, desto höher sind i.d.R. auch die erzielten Einnahmen).
- Einwohnerunterschiede verzerren die Kenngröße nicht (die Einwohnerzahl lässt sich gewissermaßen herauskürzen).
- Die Einnahmen sind (neben den Ausgaben) ein Spiegelbild des Aufgabenportfolios der Bundes- bzw. Zentralstaatsebene im
jeweiligen EU-Mitglied.
- Die Einnahmen als Referenzgröße für die Schulden geben Hinweise im Hinblick auf die "Finanzierbarkeit" der Schulden.
- Bei ergänzend möglichen Zeitvergleichen wird die jährliche Preissteigerung indirekt berücksichtigt, da die Inflation alle
Geldgrößen (hier: Schulden und Einnahmen) in gleichem Maße betrifft (die jährliche Inflationsrate lässt sich quasi herauskürzen).
Im Verhältnis zu den Einnahmen sind die Zentralstaaten von Zypern und Griechenland mit jeweils 514,7 Prozent am höchsten verschuldet.
Auf Rang 3 folgt der Bund Spaniens mit 488,4 Prozent. Deutschland liegt 2015 bei 348,3 Prozent, Österreich bei 239,1 Prozent. Die
besten Schulden-Einnahme-Verhältnisse haben die Zentralstaaten von Estland (19,4 Prozent), Luxemburg (66,9 Prozent) und Dänemark (83,9 Prozent).
Ergänzende Informationen zu den Bundesfinanzen Deutschlands sind z.B. auf nachstehenden Seiten abrufbar.
» Entwicklung der Verschuldung des Bundes in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Bundeshaushalts-Uhr
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Subventionen des Bundes in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Zusatzinformationen zu den Finanzen der EU-Mitgliedsstaaten finden Sie z.B. auf nachstehenden Seiten.
» Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Staatsverschuldung in der Europäischen Union (EU)´
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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