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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Staatsschulden der 28 EU-Staaten zum 30.9.2014 nach Ebenen und nach Schuldenarten

Staatsschulden der 28 EU-Staaten zum 30.9.2014 nach Ebenen und nach Schuldenarten
13. März 2015  |  Autor: Andreas Burth



In der Themen-Rubrik von HaushaltsSteuerung.de findet sich ein umfangreiches Informationsangebot zur Staatsverschuldung der 28 EU-Mitgliedsstaaten. Betrachtet wird hier jedoch jeweils nur der Gesamtstaat (sog. Sektor Staat) ohne weitere Differenzierung der Verschuldung. Die Statistiken von Eurostat ermöglichen gleichwohl eine detailliertere Betrachtung: So ist es erstens möglich, die Staatsverschuldung nach Ebenen/Teilsektoren (Bund/Zentralstaat, Länder, Kommunen, Sozialversicherung) abzubilden. Zweitens besteht die Möglichkeit, Verschuldungsdaten differenziert nach sechs Schuldenarten abzurufen. Beide Unterscheidungen werden im vorliegenden Blog-Eintrag vorgenommen.

Überblick:
- Methodische Vorbemerkungen
- Schulden-Ranking der 28 EU-Staaten zum 30.9.2014 nach Ebenen
- Schulden-Ranking der 28 EU-Staaten zum 30.9.2014 nach Schuldenarten
- Weitere Informationen



Methodische Vorbemerkungen

Die verwendete Abgrenzung der Staatsverschuldung ist im vorliegenden Blog-Eintrag jeweils der
Schuldenstand nach Maastricht-Vertrag. Ausgewiesen werden die Schuldendaten in Prozent des nominalen, jahresbezogenen Bruttoinlandsprodukts (BIP) (sog. Staatsschuldenquote). Gemäß den Vorgaben des Maastricht-Vertrags sollte die Staatsschuldenquote des Gesamtstaats nicht über 60 Prozent des BIP liegen.

Eurostat veröffentlicht Informationen zur Staatsverschuldung nicht nur jährlich, sondern auch quartalsweise. Die aktuellsten, vorliegenden Quartalszahlen betreffen das dritte Quartal des Jahres 2014, d.h. die Schulden zum Stand 30.9.2014. Die nachfolgenden Analysen nutzen diese Quartalsdaten.

Die Schuldenstatistik von Eurostat differenziert zwischen vier staatlichen Ebenen/Teilsektoren, die zusammen den Gesamtstaat (Sektor Staat) ausmachen. Es sind dies der Bund/Zentralstaat, die Länder, die Kommunen und die Sozialversicherungsträger. Die Landesebene gibt es in den meisten EU-Staaten nicht. Nur in vier der 28 Mitgliedsstaaten (Belgien, Deutschland, Österreich und Spanien) weist die Statistik eine Landesebene aus.

Methodisch zu beachten ist, dass aufgrund von Restriktionen in der Datenverfügbarkeit jeweils einheitlich das Gesamt-BIP als Referenzgröße genutzt worden ist. Bei den Stadtstaaten (z.B. Wien im Falle Österreichs) kann dieses Vorgehen zu einer nicht ganz deckungsgleichen Zuordnung von Schulden und BIP führen. Bitte beachten Sie diese methodische Limitation bei der Interpretation der aufgeführten Daten.

Wichtig zur Differenzierung der Staatsverschuldung nach Ebenen ist der Hinweis, dass die Summe der Schulden der einzelnen Ebenen nicht exakt der Gesamtverschuldung entspricht. Der Grund hierfür ist, dass die Gesamtverschuldung nach Maastricht-Vertrag um Doppelzählungen zwischen den öffentlichen Haushalten bereinigt ist. In der betreffenden Tabelle wird daher sowohl die unbereinigte Summe der Schulden der einzelnen Ebenen als auch der bereinigte Gesamtschuldenstand (= Schuldenstand nach Maastricht-Vertrag) berichtet.

Die Quartalsstatistik berichtet insgesamt sechs Schuldenarten, die sich auf drei "Obergruppen" verteilen (in Klammern: Eurostat-Code):
  • Bargeld und Einlagen (F.2)
    • Bargeld (F.21)
    • Sichteinlagen und sonstige Einlagen (F.22, F.29)
  • Schuldverschreibungen (F.3)
    • Kurzfristige Schuldverschreibungen (F.31)
    • Langfristige Schuldverschreibungen (F.32)
  • Kredite (F.4)
    • Kurzfristige Kredite (F.41)
    • Langfristige Kredite (F.42)
Die Unterscheidung in kurzfristige und langfristige Schuldverschreibungen und Kredite stellt auf die Ursprungslaufzeit der Schuldverschreibung bzw. des Kredits ab. Kurzfristige Schuldverschreibungen und Kredite haben eine Ursprungslaufzeit von höchstens einem Jahr. Hierunter fallen auch jederzeit auf Verlangen des Gläubigers zurückzahlbare Schuldverschreibungen und Kredite. Bei langfristigen Schuldverschreibungen und Krediten liegt entsprechend eine Ursprungslaufzeit von mehr als einem Jahr vor. Ebenfalls zu den die langfristigen Schuldverschreibungen und Krediten zählen Schuldverschreibungen und Kredite ohne Fälligkeitstermin.

Schuldverschreibungen sind definiert als begebbare, d.h. umlauffähige Finanzinstrumente, die als Schuldtitel dienen. Die Umlauffähigkeit bezieht sich auf das Eigentum, das durch Übergabe oder Indossierung problemlos von einem auf den anderen Eigentümer übertragen werden kann. Um als umlauffähig zu gelten, muss eine Schuldverschreibung für einen möglichen Handel an einer organisierten Börse oder im Freiverkehr ausgestaltet sein; der Nachweis eines tatsächlichen Handels ist allerdings nicht erforderlich.

Kredite sind Zahlungsverpflichtungen, die entstehen, wenn Gläubiger Mittel an Schuldner entweder direkt oder unter Zwischenschaltung eines Vermittlers ausleihen und diese entweder in einem nicht begebbaren Titel oder gar nicht verbrieft sind.

Bargeld sind Banknoten und Münzen, die eine Währungsbehörde ausgibt oder genehmigt.

Sichteinlagen sind Einlagen, die auf Verlangen zum Nennwert in Bargeld umgetauscht und unmittelbar und ohne Einschränkung oder Einbuße zur Leistung von Zahlungen mit Scheck, Wechsel, Überweisung, Lastschrift oder anderen Direktzahlungsmitteln genutzt werden können. Sonstige Einlagen sind alle Einlagen außer den Sichteinlagen. Sonstige Einlagen können weder als Zahlungsmittel verwendet (außer bei Fälligkeit oder Ablauf einer vereinbarten Kündigungsfrist) noch ohne erhebliche Einschränkung oder Einbuße in Bargeld oder Sichteinlagen umgewandelt werden. Aus Platzgründen wird im Kontext der Position "Sichteinlagen und sonstige Einlagen" in den folgenden Tabellen verkürzt von "Einlagen" gesprochen.

Die Summe der Schulden der sechs Schuldenarten kann aufgrund von Rundungsdifferenzen von der Gesamtverschuldung nach Maastricht-Vertrag abweichen.



Schulden-Ranking der 28 EU-Staaten zum 30.9.2014 nach Ebenen

In der Analyse der Staatsschulden nach Ebenen/Teilsektoren zeigt sich, dass in ausnahmslos allen EU-Staaten der Bund bzw. der Zentralstaat die mit Abstand meisten Schulden angesammelt hat. Die Schulden von Kommunen und Sozialversicherung sind in den meisten EU-Staaten im Vergleich zur Bundes- bzw. Zentralstaatsverschuldung sehr gering. Die Landesebene (sofern vorhanden) erreicht zwar merkliche Schuldenniveaus, liegt aber ebenfalls deutlich unter der Bundes- bzw. Zentralstaatsverschuldung.

In Deutschland macht die Landesverschuldung etwas weniger als die Hälfte der Bundesverschuldung aus. Die Kommunalverschuldung liegt bei 5,2 Prozent des BIP. Die Schulden der Sozialversicherungsträger sind zum 30.9.2014 vernachlässigbar gering.

Interessant ist auch ein Blick auf Griechenland, dessen Staatsfinanzen derzeit im Fokus der internationalen Öffentlichkeit stehen. Hier verdeutlichen die Schuldendaten, dass die Verschuldungsproblematik Griechenlands quasi vollständig dem griechischen Zentralstaat zuzurechnen ist. Die griechischen Kommunen und die Sozialversicherungsträger haben im Vergleich dazu (trotz der Wirtschaftskrise der letzten Jahre in Griechenland) noch immer ausgesprochen geringe Schulden.

Die im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt höchsten Kommunalschulden haben Italien, Frankreich und die Niederlande. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass es bei Ebenen-bezogenen Vergleichen erhebliche Vergleichbarkeitsprobleme geben kann. So ist davon auszugehen, dass z.B. das Aufgabenportfolio einer italienischen Gemeinde erheblich vom Aufgabenportfolio einer griechischen Gemeinde abweichen kann. Insbesondere Ebenen-Vergleiche von zentralstaatlichen EU-Mitgliedern mit bundesstaatlich aufgebauten EU-Mitgliedern können schwierig sein.

Maastricht-Schuldenstand der 28 EU-Mitgliedsstaaten zum 30.9.2014 nach Ebenen (in Prozent des BIP)



Schulden-Ranking der 28 EU-Staaten zum 30.9.2014 nach Schuldenarten

Bei der in Tabelle 2 ersichtlichen Betrachtung nach Schuldenarten wird zunächst deutlich, dass der überwiegende Teil der Schulden der EU-Staaten längerfristigen Charakter hat. Nichtsdestotrotz finden sich in den meisten EU-Staaten auch z.T. merkliche kurzfristige Schuldenpositionen.

Der überwiegende Teil der Staatsschulden ist in den meisten Ländern bei den langfristigen Schuldverschreibungen zu verorten. Ausnahmen sind die Krisenländer Griechenland und Zypern mit hohen Schuldenständen bei den langfristigen Krediten. Dies gilt auch für Estland, dem EU-Staat mit der niedrigsten Staatsschuldenquote.

Maastricht-Schuldenstand der 28 EU-Mitgliedsstaaten zum 30.9.2014 nach Schuldenarten (in Prozent des BIP)



Weitere Informationen

Ergänzende Informationen zur Verschuldungssituation der EU-Mitgliedsstaaten können Sie z.B. hier abrufen:

» Staatsverschuldung in der EU
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Zinsuhren von Deutschland und Österreich
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Blog-Einträge zum Thema "Verschuldung & Haushaltskonsolidierung"
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger