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Verdrängungseffekt (Staatsverschuldung)
Lexikon zur öffentlichen Haushalts- und Finanzwirtschaft
Verdrängungseffekt (Staatsverschuldung)
Unter dem Verdrängungseffekt (auch: Crowding-Out-Effekt) versteht man im Kontext der
Staatsverschuldung einen Effekt, demzufolge
Staatsschulden
(aufgrund der sich hieraus ergebenden, höheren Zinssätze und erwarteten, künftigen
Konsolidierungsmaßnahmen) die private
Kreditnachfrage sowie private
Investitionen verdrängen.
Der Verdrängungseffekt basiert zunächst darauf, dass bedingt durch zunehmende staatliche
Verschuldung
die Zinssätze für die öffentliche Hand steigen. Zugleich steigen gleichwohl auch die Zinssätze für die privaten
Wirtschaftssubjekte in der jeweiligen Volkswirtschaft (Bürger, Unternehmen), da aufgrund der staatlichen Kreditaufnahme bei
annahmegemäß konstantem Kreditangebot die Kreditnachfrage steigt. Die Angleichung von Angebot und Nachfrage erfolgt
über die dann für alle Wirtschaftssubjekte gleichermaßen steigenden Zinssätze.
Zusätzlich erwächst aus staatlicher Verschuldung die Erwartung, dass diese künftige staatliche Konsolidierungsmaßnahmen
nach sich zieht (z.B.
Steuererhöhungen, Reduktion von
Subventionen,
verringerte Vergabe öffentlicher Aufträge etc.). Aus Unternehmens- und Bürgersicht geht hiermit die Erwartung einher,
dass der Umsatz und/oder der
Gewinn bzw. das
Einkommen nach Steuern in späteren Jahren niedriger ausfällt. Investitionsprojekte werden somit weniger profitabel.
In der Folge steigender Zinssätze für Bürger und Unternehmen geht wird deren Kreditnachfrage durch die
staatliche Kreditnachfrage verdrängt. Die private Investitionstätigkeit verringert sich. Da bedingt durch die angesprochenen,
erwarteten Konsolidierungsmaßnahmen ferner die Gewinnerwartungen an Investitionen sinken, führt auch dieser Effekt zu
einem zusätzlich geringeren Investitionsvolumen (in Verbindung mit einer hiermit einhergehenden, in geringerem Maße
nötigen privaten Kreditaufnahme zur
Finanzierung der Investitionstätigkeit).
Abschließend ist indes auch darauf hinzuweisen, dass der beschriebene Verdrängungseffekt in der Praxis nicht immer zu beobachten ist.
So fallen in einigen Staaten z.T. ungeachtet hoher bzw. steigender Staatsverschuldung die Zinssätze (oder bleiben im Zeitablauf
zumindest auf vergleichsweise konstantem Niveau).
Siehe hierzu auch:
- Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten - Schuldenuhr zur Staatsverschuldung der USA
- Staatsverschuldung in der Europäischen Union (EU)
- Staatsverschuldung in Deutschland (Bund, Länder, Kommunen)
- Aufsätze zum Thema "Haushaltskonsolidierung & Verschuldung"
- Vorträge/Präsentationen zum Thema "Haushaltskonsolidierung & Verschuldung"
- Blog-Einträge zum Thema "Verschuldung & Haushaltskonsolidierung"
- Blog-Einträge zum Thema "Schuldenfreie Kommunen"
- Blog-Einträge zum Thema "Nachhaltigkeitssatzungen & kommunale Schuldenbremsen"
- Zitate für Haushaltsreden zum Thema "Schulden | Staatsverschuldung"
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