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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Fälligkeitsstruktur und variabel verzinster Anteil der deutschen Staatsschulden

Fälligkeitsstruktur und variabel verzinster Anteil der deutschen Staatsschulden
9. Juni 2016  |  Autor: Andreas Burth



Das allgemeine Zinsniveau ist derzeit sehr niedrig. Entsprechend gering fallen aktuell die Zinsausgaben der öffentlichen Haushalte aus. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Zinsen früher und später wieder ansteigen. Eine interessante Frage ist vor diesem Hintergrund, wie schnell sich Zinsänderungen in den Zinsausgaben niederschlagen würden.

Zur Analyse dieser Fragestellung ermöglicht es die Schuldenstatistik des Statistischen Bundesamtes zum einen die Fälligkeiten der zum 31.12.2014 bestehenden Wertpapierschulden und Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich zu untersuchen. Das Fälligkeitsjahr ist ein Indikator für den Zeitpunkt der Umschuldungsnotwendigkeit (zumindest sofern eine "echte" Tilgung nicht möglich ist). Mit der Umschuldung wird das zu diesem Zeitpunkt geltende Zinsniveau auch für die "Altschulden" relevant. Darüber hinaus bietet die Statistik Daten zum Anteil der variabel verzinsten Wertpapierschulden und Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich.

Die Schuldenstatistik enthält die oben beschriebenen Daten in der Abgrenzung des öffentlichen Gesamthaushalts (d.h. Kernhaushalt plus Extrahaushalte). Fälligkeiten zu den Kassenkrediten beim nicht-öffentlichen Bereich werden nicht ausgewiesen. Da die Kassenkredite im Regelfall ohnehin kurzfristigen Charakter haben, erscheint der Fokus auf die Fälligkeitsstruktur der Wertpapierschulden und Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich an dieser Stelle besonders relevant. Der Stichtag der Betrachtung ist der 31.12.2014. Schuldendaten zum 31.12.2015 werden voraussichtlich erst in einigen Monaten veröffentlicht.

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich wird, werden beim Gesamtstaat 42,95 Prozent der Wertpapierschulden und Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich erst im Jahr 2020 oder später fällig. Nach Ebenen/Teilsektoren und Ländern sind indes deutliche Unterschiede festzustellen. Am niedrigsten ist der Anteil beim Land Rheinland-Pfalz mit 35,35 Prozent. Am höchsten fällt er bei den Kommunen im Saarland aus (76,22 Prozent). Generell ist auffällig, dass die Kommunen tendenziell einen höheren Anteil an Schulden, die erst im Jahr 2020 oder später fällig werden, in ihrem Portfolio haben. Die Summe der Kommunen der Flächenländer liegt bei einem Anteil von 66,91 Prozent. Unter Ausblendung der Kassenkredite sind die Kommunen damit aus Fälligkeitsgesichtspunkten weniger sensibel gegenüber Änderungen im Zinsniveau. Insbesondere in den kommunalen Kassenkredit-Krisenländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland würde sich das Bild jedoch merklich ändern, sobald auch die Kassenkreditschulden in Höhe von über 1.000 Euro je Einwohner (Hessen), etwa 1.500 Euro je Einwohner (Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) bzw. über 2.000 Euro je Einwohner (Saarland) einbezogen werden.

Interessant ist auch ein Blick auf den Anteil der variabel verzinsten Wertpapierschulden und Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich. Während der Gesamtstaat bei einem Anteil von 7,56 Prozent liegt, findet sich beim Detailblick auf die einzelnen Ebenen/Teilsektoren eine Spannweite von 0,00 Prozent (Land Mecklenburg-Vorpommern und Land Sachsen-Anhalt) bis 37,73 Prozent (Land Brandenburg). Nach Ebenen/Teilsektoren haben die Bundesländer (und hier v.a. die Stadtstaaten) höhere und der Bund niedrigere Anteile im variabel verzinsten Teil der Schulden. Die Kommunen der Flächenländer und die gesetzliche Sozialversicherung liegen leicht über dem Wert für den Gesamtstaat.

Fälligkeiten und variabel verzinster Anteil der Schulden des deutschen Staates unter Berücksichtigung der Kern- und Extrahaushalte (prozentuale Anteile am Gesamtwert)

Tabelle 2 enthält nachrichtlich auch die absoluten Werte für die einzelnen Fälligkeitsjahre sowie für den Anteil der variabel verzinsten Schulden.

Fälligkeitsstruktur und variabel verzinster Anteil der Schulden des deutschen Staates unter Berücksichtigung der Kern- und Extrahaushalte (absolute Werte in Mrd. Euro)

Weiterführende Informationen zu den deutschen Staatsschulden und Zinsausgaben finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. unter den im Folgenden verlinkten Seiten.

» Staatsverschuldung in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Staatsverschuldung und Staatsdefizit von Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Schuldenuhr zu den Staatsschulden von Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Zinsuhr zu den staatlichen Zinsausgaben von Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Rechnerische Durchschnittszinssätze der Schulden von Bund, Ländern und Kommunen
    in Deutschland, Blog-Eintrag vom 7. Juni 2016

    Autor: Andreas Burth

» Zinssätze langfristiger staatlicher Schuldverschreibungen in den EU-Staaten im Vergleich,
    Blog-Eintrag vom 20. Mai 2016

    Autor: Andreas Burth

» Zinsausgaben der öffentlichen Haushalte in Deutschland, Blog-Eintrag vom 19. Mai 2016
    Autor: Andreas Burth





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger