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Schuldenquoten der kreisfreien Städte in Deutschland
Schuldenquoten der kreisfreien Städte in Deutschland
5. November 2016 |
Autor: Andreas Burth
Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder haben jüngst für das Jahr 2014 Daten zum nominalen
Bruttoinlandsprodukt (BIP)
der kreisfreien Städte und Landkreise publiziert. Die Datenquelle ermöglicht es, neue Finanzanalysen in Relation zum nominalen
BIP vorzunehmen. Eine interessante Kenngröße ist die
Schuldenquote als Quotient aus den Schulden und dem nominalen BIP. Der
vorliegende Beitrag zielt darauf ab, die Schuldenquoten 2014 der kreisfreien Städte in Deutschland zu berechnen und gegenüberzustellen.
Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Schuldenquoten der kreisfreien Städte
- Streuung von Pro-Kopf-Schulden und Pro-Kopf-Wirtschaftskraft
- Weitere Informationen
Methodische Anmerkungen
Die Berechnungen in diesem Beitrag beziehen auch auf das Jahr 2014. Grund hierfür ist, dass Daten zur Höhe des nominalen
Bruttoinlandsprodukts bislang nur für die Jahre bis einschließlich 2014 statistisch abrufbar sind.
Ziel dieses Beitrags ist ein Vergleich der Schuldenquoten der kreisfreien 103 Städte in den Flächenländern Deutschlands. Nicht betrachtet
werden aus Gründen der Vergleichbarkeit die kreisfreien Städte der Stadtstaaten (Berlin, Bremen, Bremerhaven, Hamburg).
Ebenso außen vor bleiben die Großstädte Aachen, Hannover und Saarbrücken, da aufgrund ihrer Regionsangehörigkeit
Vergleichbarkeitsprobleme bestehen können. Ferner sind für die regionsangehörigen Großstädte keine BIP-Daten statistisch abrufbar.
Die Schuldenquote einer kreisfreien Stadt errechnet sich für das Jahr 2014 über folgende Formel:
Berechnet wird die Schuldenquote häufig im Kontext des Maastricht-Vertrags. Sie soll für den Gesamtstaat eine Schwelle von
60,0 Prozent nicht überschreiten. Zu beachten ist jedoch, dass der vorliegende Beitrag eine andere Abgrenzung der
Verschuldung nutzt als der Maastricht-Vertrag. Während der Maastricht-Vertrag nur die
Kern- und
Extrahaushalte einbezieht,
wird hier ein weiterer Blick auf das kommunale
Auslagerungsportfolio
(Eigenbetriebe und rechtlich selbstständige Unternehmen)
gewählt. Entsprechend ist der hier berichtete Schuldenstand i.d.R. höher als derjenige, der im Kontext des Maastricht-Vertrags
berechnet worden wäre.
Zudem ist darauf hinzuweisen, dass ausschließlich die Gruppe der kreisfreien Städte betrachtet wird. Für eine gesamtstaatliche
Analyse der Verschuldung müssen insbesondere noch die Schulden des Bundes und der Länder sowie die Schulden der gesetzlichen
Sozialversicherung (inkl. deren Extrahaushalte) hinzugerechnet werden.
Eine Grundidee hinter der Berechnung der Schuldenquote ist, dass das Bruttoinlandsprodukt als eine Art "Deckungspotenzial"
für die Staatsschulden fungiert. Unterstellt wird dabei ein Zugriff des Staates auf die Wirtschaftsleistung (z.B. durch die
Erhebung von Steuern). Generell ist zu beachten, dass die Wirtschaftskraft als Referenzgröße für die Verschuldungshöhe
einzelne Schwächen aufweist. Für Beispiele solcher Schwächen sei u.a. auf nachstehendes PDF-Dokument verwiesen (siehe Seite 6).
» Methodische Hinweise zu den Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
Im Falle der Kommunen ist dabei zu berücksichtigen, dass diese selbst keinen vollen "Zugriff" auf das Bruttoinlandsprodukt
haben. Im Gegensatz zu Bund und Ländern haben die Kommunen keine Gesetzgebungskompetenz, was ihre Handlungsspielräume in der
Einnahmebeschaffung generell einschränkt. Die Kommunen müssen sich in dem Rechtsrahmen bewegen, den ihnen die übergeordneten
Ebenen (Bund und Länder) vorgeben. Zudem können die Kommunen ihre Steuereinnahmen nicht vollständig beeinflussen. Während z.B.
die Einnahmen aus den
Realsteuern
(Grundsteuer A/B und
Gewerbesteuer) durch das
Hebesatzrecht gesteuert werden können, ist die
bei den
Gemeindeanteilen an der Einkommen- und
Umsatzsteuer nicht der Fall. Ebenso ist zu beachten, dass das Bruttoinlandsprodukt
nicht nur für die Kommunen als Schuldendeckungspotenzial zur Verfügung steht. Vielmehr müssen auch die Schulden von Bund und
Ländern aus eben dieser Wirtschaftskraft finanziert werden.
Die Schuldenquote ist dennoch auch für die Kommunen eine potenziell interessante Kennzahl. Wichtig ist für die Interpretation
jedoch, dass man sich als Leser den verschiedenen Limitationen der Kenngröße bewusst ist.
Schuldenquoten der kreisfreien Städte
Die höchsten Schuldenquoten haben im Jahr 2014 die Städte Herne (37,17 Prozent), Oberhausen (34,70 Prozent) und Pirmasens (31,05
Prozent). Am niedrigsten fällt die Schuldenquote in den Städten Wolfsburg (1,81 Prozent), Memmingen (2,00 Prozent) und Düsseldorf
(2,61 Prozent) aus. Der Median liegt bei einer Schuldenquote von 10,85 Prozent. Das arithmetische Mittel der 103 Einzelwerte
beläuft sich auf 13,26 Prozent.
Die Höchstwerte bei der Pro-Kopf-Verschuldung zum 31.12.2014 bilden Darmstadt (17.200 Euro je Einwohner), Kaiserslautern (12.109
Euro je Einwohner) und Mainz (11.881 Euro je Einwohner). Die geringsten Pro-Kopf-Schulden haben Memmingen (1.138 Euro je Einwohner),
Dresden (1.381 Euro je Einwohner) und Jena (1.584 Euro je Einwohner).
Beim nominalen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 2014 bilden Wolfsburg (136.215 Euro je Einwohner), Ingolstadt (122.138 Euro je
Einwohner) und Schweinfurt (93.908 Euro je Einwohner) die oberen Extremwerte. Die geringste Pro-Kopf-Wirtschaftskraft entfällt
auf Bottrop (19.981 Euro je Einwohner), Delmenhorst (20.916 Euro je Einwohner) und Herne (22.548 Euro je Einwohner).
Streuung von Pro-Kopf-Schulden und Pro-Kopf-Wirtschaftskraft
Nachstehende Abbildung zeigt für die 103 kreisfreien Städte in Deutschland die Streuung der Pro-Kopf-Schulden zum 31.12.2014
und des nominalen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts 2014. Dabei wird deutlich, dass es bei gleicher Wirtschaftskraft enorme
Unterschiede in der Schuldenhöhe gibt. So gelingt es einigen Städten bei ähnlich guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
mit erheblich niedrigerer Verschuldung auszukommen als anderen Städten. Interessant sind auch Bottrop und Delmenhorst: Bei diesen
beiden Städten handelt es sich um die zwei wirtschaftsschwächsten kreisfreien Städte in Deutschland - dennoch haben beide nur
eine unterdurchschnittlich hohe Pro-Kopf-Verschuldung.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zu den Kommunalfinanzen in Deutschland können Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. über folgende Links abrufen.
» Verschuldung der Kommunen der 13 Flächenländer in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Basiswissen Kommunalfinanzen
Autor: Andreas Burth
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