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Lexikon zur öffentlichen Haushalts- und Finanzwirtschaft


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Promotorenmodell

Das Promotorenmodell ist ein Konzept, das beschreibt, unter welchen Gegebenheiten ein Innovations- oder Transformationsprozess eine geringere bzw. eine größere Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Ein solcher Innovations- oder Transformationsprozess kann im Kontext des öffentlichen Sektors z.B. die Umstellung des Haushalts- und Rechnungswesens von der Kameralistik auf die Doppik sein. Ein weiteres Beispiel wäre die Einführung einer leistungsorientierten Bezahlung in der Verwaltung.

Das Promotorenmodell versteht die Umsetzung eines solchen Innovations- oder Transformationsprozesses v.a. als ein Zusammenspiel verschiedener Akteursgruppen (Promotoren und Restriktoren), wobei die einzelnen Akteure ihren jeweiligen Beitrag zur Umsetzung/Förderung (Promotoren) bzw. ihren Beitrag zur Verzögerung/Verhinderung (Restriktoren) des Innovations- oder Transformationsprozesses leisten. Nachfolgende Abbildung zeigt skizzenhaft die Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren/Akteursgruppen im Promotorenmodell sowie im Ergebnis ihres Zusammenspiels ihren Einfluss auf den Erfolg bzw. die Erfolgswahrscheinlichkeit des betreffenden Innovations- oder Transformationsprozesses.

Promotorenmodell: Promotoren, Restriktoren, Innovationsbarrieren und Erfolg von Innovationen

Ausgangspunkt eines Innovations- oder Transformationsprozesses sind zunächst die bestehenden Innovationsbarrieren. Man unterscheidet hierbei zwischen Willensbarrieren und Fähigkeitsbarrieren:
  • Willensbarrieren: Gesamtheit aller Probleme im Bereich der Akzeptanz eines Innovations- oder Transformationsprozesses sowie im Bereich des Einsatzes der für den Prozess notwendigen Ressourcen (z.B. Personal, Sachmittel, Finanzmittel). Beispiele: Verweigerung der Bereitstellung der benötigten Ressourcen; individuelle Verweigerung der Mitarbeit; negatives Verhalten ggü. den Personen, die am Innovations- oder Transformationsprozess mitarbeiten bzw. ihn fördern.
  • Fähigkeitsbarrieren: Gesamtheit der Probleme, die das Verständnis des Innovations- bzw. Transformationsgegenstandes betreffen. Beispiele: fehlendes individuelles Wissen über die Anwendung der neuen doppischen Buchführungssoftware; fehlendes Verständnis doppischer Fachbegriffe.
Restriktoren haben ein Interesse daran, diese Barrieren zu bewahren oder sogar zu stärken, um so die Innovation als Ganzes zu behindern/verhindern. Promotoren wollen die Innovationsbarrieren demgegenüber abbauen, um die Umsetzung der Innovation voranzutreiben. Der Abbau von Willens- und Fähigkeitsbarrieren ist von großer Bedeutung für den Erfolg von Innovations- oder Transformationsprozessen.

Unter Restriktoren versteht man im Kontext des Promotorenmodells alle Personen, die versuchen, Innovations- oder Transformationsprozesse hinauszuzögern oder zu verhindern. Promotoren sind demgegenüber all diejenigen Personen, die einen Innovations- oder Transformationsprozess aktiv fördern und hierbei auch ein weit überdurchschnittliches Engagement zeigen. Die Gruppe der Promotoren lässt sich unterteilen in Machtpromotoren, Fachpromotoren, Prozesspromotoren und Beziehungspromotoren:
  • Machtpromotoren: Personen, die in der Organisation eine höhere hierarchische Position bekleiden und daher im Innovations- bzw. Transformationsprozess eine besondere, hierarchisch legitimierte Macht ausüben können. So kann ein Machtpromotor z.B. Opponenten sanktionieren, andere Promotoren fördern/unterstützen, Ressourcen (z.B. Personal, Sachmittel, Finanzmittel) bereitstellen und Ziele/Prioritäten definieren. Eine bedeutende Aufgabe von Machtpromotoren ist es, Anreize aller Art zu setzen, um die Beteiligten für das Innovations- bzw. Transformationsprojekt zu motivieren und zu begeistern.
  • Fachpromotoren: Personen, die bezüglich des Gegenstandes des Innovations- bzw. Transformationsprozesses ein besonders gutes Fach- und Methodenwissen haben. Bei Fachpromotoren kann es sich um eine Führungsperson, einen "normalen" Mitarbeiter oder auch um einen Externen (z.B. Berater, der für die Projektdauer in der Organisation tätig ist) handeln. Fachpromotoren überwinden Fähigkeitsbarrieren in Organisationen, indem sie z.B. ihre Fach- und Methodenkenntnisse an andere Organisationsmitglieder weitergeben und darüber hinaus fachliche Überzeugungsarbeit leisten (z.B. weshalb ist das die Innovation sinnvoll?). Sie stehen als Ansprechpartner bei Problemen fachlicher Art zur Verfügung, helfen bei der Entwicklung von Ansätzen zur Problemlösung und beurteilen Lösungsansätze Dritter.
  • Prozesspromotoren: Personen, die besondere Kenntnisse der Aufbau- und Ablauforganisation haben und somit eine Verbindung zwischen Fachpromotoren und Machtpromotoren sowie deren Umwelt aufbauen können. Charakteristisch für Prozesspromotoren sind auch ihre besonderen Kommunikationsfähigkeiten. So zählen zu den Aufgabenbereichen der Prozesspromotoren z.B. die Bereiche Konfliktmanagement, Koordination und Prozessmanagement.
  • Beziehungspromotoren: Personen, die über ein besonderes Netzwerk aus persönlichen Kontakte verfügen, welches sie zum Zweck der Überwindung von Innovationsbarrieren einsetzen können. Sie werden in großen Teilen der Organisation akzeptiert und respektiert. Beziehungspromotoren pflegen gute und vielfach auch freundschaftliche Beziehungen zu wichtigen Akteuren.
Besonders wichtig sind hierbei die Machtpromotoren und die Fachpromotoren.

Prinzipiell ist es denkbar, dass eine Person mehrere Promotorenrollen zugleich inne hat. Ebenso können die einzelnen Promotorenrollen aber auch von verschiedenen Personen wahrgenommen werden.

Im Ergebnis hängt der Erfolg eines Innovations- oder Transformationsprozesses gemäß des Promotorenmodells von den zuvor genannten Faktoren und somit mithin v.a. von folgenden Fragen ab:
  • Wie groß sind die bestehenden Willensbarrieren?
  • Wie groß sind die bestehenden Fähigkeitsbarrieren?
  • Wie viele Restriktoren gibt es?
  • Wie stark und wie engagiert sind diese Restriktoren?
  • Wie viele Promotoren gibt es?
  • Gibt es Promotoren von jedem Promotorentyp (besonders wichtig: Machtpromotoren und Fachpromotoren)?
  • Wie stark und wie engagiert sind die einzelnen Promotoren?


©  Andreas Burth, Marc Gnädinger