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Kommunale Bauinvestitionen im Jahr 2014 nach Aufgabenbereichen im Ländervergleich
Kommunale Bauinvestitionen im Jahr 2014 nach Aufgabenbereichen im Ländervergleich
14. August 2015 |
Autor: Andreas Burth
Die Kommunen machen einen Großteil der öffentlichen Investitionstätigkeit aus. Dies gilt im Besonderen für den Bereich der
Baumaßnahmen. Im Jahr 2014 entfielen Baumaßnahmen in Höhe von 18,73 Mrd. Euro bzw. 54,42 Prozent der Baumaßnahmen des
Sektors Staat
(Kernhaushalte von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung inkl. deren
Extrahaushalte) auf die Kommunen.
Dies verdeutlicht die herausgehobene Relevanz des kommunalen Investitionsverhaltens. Die bisherigen Analysen zum kommunalen
Investitionsniveau im Jahr 2014 auf HaushaltsSteuerung.de haben im Rahmen eines Ländervergleichs noch keine Differenzierung der Baumaßnahmen nach Aufgabenbereichen
vorgenommen - obgleich die Daten des Statistischen Bundesamtes eine solche Betrachtung ermöglichen. Diese Lücke zu schließen, ist
das Ziel des vorliegenden Beitrags.
Überblick:
- Methodische Vorbemerkungen
- Nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014 im Ländervergleich
- Baumaßnahmen 2014 nach Aufgabenbereichen im Ländervergleich
- Weitere Informationen
Methodische Vorbemerkungen
Die analysierten Daten entstammen der vom Statistischen Bundesamt publizierten Statistik über die vierteljährlichen
Kassenergebnisse des öffentlichen Gesamthaushalts (Fachserie 14 Reihe) für das 1.-4. Vierteljahr 2014 (auch kurz:
Kassenstatistik). Es ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei den
kassenstatistischen Daten z.T. noch um vorläufige Ist-Daten handelt, d.h. die finalen Ist-Daten der
Rechnungsstatistik können von den kassenstatistischen Daten leicht abweichen. Gerade bei der Zusammenfassung
vieler Kommunen auf Landesebene gleichen sich Ungenauigkeiten in den vorläufigen Ist-Daten jedoch meist
gegenseitig aus, so dass die Kassendaten auf dieser Analyseebene fundierte Zahlen liefern.
Die verwendete Abgrenzung ist aus Gründen der Datenverfügbarkeit der
öffentliche Gesamthaushalt (d.h.
Kernhaushalte plus
Extrahaushalte; hier aber ohne gemeinsame Extrahaushalte). Die Abgrenzung des öffentlichen Gesamthaushalts wird auch als
Sektor Staat bezeichnet. Außen vor bleibt mit den sonstigen
FEUs damit ein beträchtlicher Teil der kommunalen
Auslagerungen.
Diese methodische Einschränkung führt dazu, dass nicht die vollständige kommunale Investitionstätigkeit erfasst ist. Dies ist
bei der Interpretation der bereitgestellten Daten zum Volumen der Bauinvestitionen zu beachten.
Es ist auch darauf hinzuweisen, dass der hier durchgeführte Ländervergleich keine Heterogenitäten innerhalb der Länder
aufzudecken vermag. So gibt es in einzelnen Ländern sowohl investitionsstarke als auch investitionsschwache Kommunen.
Hinzu kommt, dass hier nur das Jahr 2014 betrachtet wird. Gerade im Investitionsbereich können einzelne Jahre durch
Einmaleffekte verzerrt werden. Diese Limitation ist im Hinblick auf die zeitliche Generalisierbarkeit der vorliegenden
Untersuchung und deren Ergebnissen zu berücksichtigen. Eine Analyse zu den kommunalen Investitionen im Vorjahr 2013
finden Sie z.B. unter folgendem Link.
» Kommunale Investitionen im Ländervergleich, Blog-Eintrag am 23. März 2015
Autor: Andreas Burth
Unter dem unten aufgeführten Link erhalten Sie darüber hinaus Informationen zu den kommunalen Gesamtinvestitionen (nicht
nur Investitionen im Bereich Baumaßnahmen) für das Jahr 2014.
» Kommunale Investitionsausgaben 2014 im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 24. Mai 2015
Autor: Andreas Burth
Zu beachten ist, dass das durch die hier verwendete Kassenstatistik erfasste Volumen der Investitionen eine Bruttobetrachtung darstellt. Sie bringt den Verschleiß bzw.
den Werteverzehr des bestehenden
Vermögens nicht in Abzug. Ursache hierfür ist, dass die Statistik noch immer
kameral geprägt ist. Für eine ergänzende Nettobetrachtung bedarf es einer
doppischen Sichtweise, die den Bruttoinvestitionen die
Abschreibungen
gegenüberstellt. Zwar nutzt ein großer Teil der Kommunen und ein kleinerer Teil der Länder bereits die Doppik - die
übrigen Gebietskörperschaften (d.h. insbesondere der Bund und ein Großteil der Länder) verweigern sich diesem Reformschritt jedoch bislang. Aus
diesem Grund ist die deutsche
Finanzstatistik
weiterhin durch einen kameralen, unvollständigen Blickwinkel auf die öffentliche Investitionstätigkeit gekennzeichnet.
Nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014 im Ländervergleich
Eine relevante Kenngröße zur Interpretation des kommunalen Investitionsvolumens ist das nominale
Bruttoinlandsprodukt (BIP)
pro Kopf. So ist davon auszugehen, dass die Kommunen in wirtschaftskräftigeren Ländern potenziell auch mehr investieren können.
Wie aus untenstehender Abbildung ersichtlich ist, haben Hessen, Bayern und Baden-Württemberg sowohl 2013 als auch 2014 die
größte Wirtschaftskraft. Die im Vergleich geringste Wirtschaftskraft hat in beiden Jahren Mecklenburg-Vorpommern.
Interessant ist auch die Wirtschaftskraft des Saarlandes, die mit Platz 5 im Ranking in der oberen Hälfte der Flächenländer
liegt. Das Kommunalfinanzkrisenland Saarland steht damit wirtschaftlich besser da, als dies in mancher saarländischer
Krisenberichterstattung suggeriert wird. Auch die Krisenländer Hessen (Platz 1) und Nordrhein-Westfalen (Platz 4) stehen
wirtschaftlich gut da. Zusätzlich sind allerdings auch wirtschaftliche Heterogenitäten innerhalb der Länder zu beachten. So
wird beispielsweise die hessische Wirtschaftskraft maßgeblich durch die Stadt Frankfurt am Main geprägt.
Baumaßnahmen 2014 nach Aufgabenbereichen im Ländervergleich
Das im Ländervergleich höchste Investitionsvolumen im Bereich der Baumaßnahmen haben die Kommunen in Bayern mit 404,15 Euro je
Einwohner. Die hohe Investitionstätigkeit erklärt sich insbesondere durch hohe Investitionen in den Aufgabenbereichen
"Allgemeinbildende Schulen und berufliche Schulen" (83,42 Euro je Einwohner), "Straßen" (86,85 Euro je Einwohner) und
"Abwasserbeseitigung" (36,50 Euro je Einwohner). In allen drei zuvor genannten Aufgabenbereichen hat Bayern im Flächenländervergleich
das höchste Investitionsniveau für Baumaßnahmen.
Hinter Bayern haben Sachsen und Baden-Württemberg das zweit- bzw. dritthöchste Investitionsvolumen im Bereich der Baumaßnahmen.
Während Bayern und Baden-Württemberg das zweit- bzw. dritthöchste Pro-Kopf-BIP haben, liegt Sachsen auf dem fünftniedrigsten Niveau.
Obiges Ergebnis ist dahingehend interessant, als dass die drei Länder mit den höchsten Bauinvestitionen (Baden-Württemberg, Bayern
und Sachsen) zugleich diejenigen Länder sind, die in Ländervergleichen üblicherweise die Gruppe mit den solidesten Kommunalfinanzen
bilden. Eine vernünftige Finanzpolitik kann sich demnach langfristig auch in einem höheren Investitionsniveau niederschlagen.
Die wenigsten Investitionen für Baumaßnahmen wurden 2014 in den Kommunen Nordrhein-Westfalens getätigt (144,73 Euro je Einwohner).
Nordrhein-Westfalen zählt bereits seit mehreren Jahren zur Gruppe der Länder mit stark konsolidierungsbedürftigen Kommunalfinanzen.
Ebenfalls unter dem Durchschnitt der Flächenländer von 249,93 Euro je Einwohner liegen die drei anderen Länder mit problematischen
Kommunalfinanzen, namentlich Hessen (214,43 Euro je Einwohner), Rheinland-Pfalz (214,00 Euro je Einwohner) und das Saarland (229,83
Euro je Einwohner). Die Länder mit dem höchsten (Hessen), dem vierthöchsten (Nordrhein-Westfalen), dem fünfhöchsten (Saarland) und
dem siebthöchsten Pro-Kopf-BIP (Rheinland-Pfalz) erreichen damit 2014 trotz ihrer Wirtschaftskraft nur unterdurchschnittliche
Volumina bei den Bauinvestitionen. Dieser Befund bekräftigt die obige Darstellung, dass sich eine solide Kommunalfinanzpolitik
langfristig bei den Investitionen auszahlen kann. Kommunen mit jahrelanger Defizit- und Schuldenpolitik zahlen demgegenüber beim
Investitionsvolumen heute die Zeche für das in der Vergangenheit praktizierte Leben über die eigenen Verhältnisse.
Weitere Informationen
Weiterführende Investitionen zur kommunalen Investitionstätigkeit sind z.B. unter folgendem Link abrufbar.
» Blog-Einträge zum Thema "Investitionen"
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