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Sachinvestitionen der Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland im Pro-Kopf-Ländervergleich
Sachinvestitionen der Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland im Pro-Kopf-Ländervergleich
18. Mai 2016 |
Autor: Andreas Burth
Die Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland leisten einen großen Teil der öffentlichen Sachinvestitionen.
Der Begriff der Sachinvestitionen bezeichnet dabei die Summe der Ausgaben für Baumaßnahmen sowie für den Erwerb
von beweglichen und unbeweglichen Sachen. Im Jahr 2015 beläuft sich das Volumen der Sachinvestitionen der Kommunen
der Flächenländer auf 24,71 Mrd. Euro (Vorjahr: 24,59 Mrd. Euro). Im vorliegenden Beitrag werden die kommunalen Sachinvestitionen mittels
eines Pro-Kopf-Ländervergleichs untersucht.
Neben dem Jahr 2015 werden für die Zwecke des Ländervergleichs auch die Jahre 2013 und 2014 einbezogen. Durch den
dreijährigen Zeithorizont sollen Sondereffekte einzelner Jahre zumindest in Teilen nivelliert werden. Zum Zweck der
Pro-Kopf-Berechnungen sind jeweils die Einwohnerzahlen zum 31.12.2014 auf Basis des Zensus 2011 zugrundegelegt worden.
Einbezogen werden die
Kern- und
Extrahaushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände der Flächenländer (ab 2014 inkl. der
Zweckverbände
und rechtlich selbstständigen Organisationen ohne Erwerbszweck für Wissenschaft, Forschung
und Entwicklung, die dem
Sektor Staat zuzurechnen sind). Daten zu den
sonstigen FEUs stehen statistisch nicht zur Verfügung, weshalb sie an dieser Stelle nicht in die Analyse einbezogen
werden können. Diese methodische Einschränkung führt indes dazu, dass nicht die vollständige kommunale Investitionstätigkeit im Bereich der Sachinvestitionen
erfasst ist. Dies ist bei der Interpretation der bereitgestellten Pro-Kopf-Daten zum Volumen der Sachinvestitionen zu
beachten. Generell ist im Kontext von Ländervergleichen zudem darauf hinzuweisen, dass selbige die Heterogenitäten
innerhalb der kommunalen Familie eines Flächenlandes außen vor lassen.
Zu beachten ist, dass das durch die hier verwendete Kassenstatistik erfasste Volumen der Investitionen eine Bruttobetrachtung darstellt. Sie bringt den Verschleiß bzw.
den Werteverzehr des bestehenden
Vermögens nicht in Abzug. Ursache hierfür ist, dass die Statistik noch immer
kameral geprägt ist. Für eine ergänzende Nettobetrachtung bedarf es einer
doppischen Sichtweise, die den Bruttoinvestitionen die
Abschreibungen
gegenüberstellt. Zwar nutzt ein großer Teil der Kommunen und ein kleinerer Teil der Länder bereits die Doppik - die
übrigen Gebietskörperschaften (d.h. insbesondere der Bund und ein Großteil der Länder) verweigern sich diesem Reformschritt jedoch bislang. Aus
diesem Grund ist die deutsche
Finanzstatistik
weiterhin durch einen kameralen, unvollständigen Blickwinkel auf die öffentliche Investitionstätigkeit gekennzeichnet.
Die höchsten Pro-Kopf-Sachinvestitionen der Jahre 2013 bis 2015 haben Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen. Am
niedrigsten fallen sie in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt aus.
Eine interessante Beobachtung ist, dass die drei Länder mit den höchsten kommunalen Investitionen (Baden-Württemberg,
Bayern und Sachsen) zugleich diejenigen Länder sind, die die niedrigsten kommunalen Pro-Kopf-Kassenkreditbestände zum
31.12.2015 haben. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Gesamtverschuldung (siehe Link): So verzeichnen die vier Länder
Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg und Sachsen die niedrigste Pro-Kopf-Gesamtverschuldung zum 31.12.2015 (siehe Link).
Dieselben vier Länder haben laut nachstehender Abbildung die höchsten Pro-Kopf-Sachinvestitionen. Umgekehrt finden sich
die vier (Krisen-)Länder mit der höchsten Pro-Kopf-Gesamtverschuldung und den höchsten Pro-Kopf-Kassenkrediten (Hessen,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland) jeweils merklich unterhalb des Durchschnitts der Flächenländer.
» Pro-Kopf-Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland zum 31.12.2015 im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 7. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
Ebenfalls im unteren Bereich des Rankings liegen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Das geringe
Investitionsvolumen dürfte sich in Teilen auch aus der Wirtschaftskraft der beiden Länder erklären.
Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sind die beiden Bundesländer mit dem geringsten nominalen
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2014 und 2015 (siehe Link). Demgegenüber führen mit Bayern und
Baden-Württemberg zwei sehr wirtschaftsstarke Länder das Sachinvestitionen-Ranking an. Die Plätze 3 und 4 sind
mit Sachsen und Brandenburg demgegenüber von wirtschaftsschwächeren Ländern belegt. Insofern schließt offenbar
auch eine geringere Wirtschaftskraft keine hohen Investitionsvolumina aus (zumindest sofern die Kommunalfinanzen
in diesem Land relativ solide sind). Von den vier Kommunalfinanzkrisenländern (Hessen,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland) hat Hessen das höchste Investitionsniveau. Hessen zählt neben
Baden-Württemberg und Bayern allerdings auch zu den wirtschaftskräftigsten Flächenländern Deutschlands.
» Bruttoinlandsprodukt der Jahre 2014 und 2015 in Deutschland im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 7. April 2016
Autor: Andreas Burth
Insgesamt ist festzuhalten, dass eine hohe Wirtschaftskraft zweifelsohne das kommunale Investitionsniveau begünstigt.
Allerdings scheint auch die Lage der Kommunalfinanzen (hier gemessen an der Schuldenhöhe) einen Einfluss auf die
Investitionstätigkeit zu haben. So fallen die kommunalen Investitionen in Ländern mit niedrigen Kommunalschulden am
höchsten aus. Hieraus lässt sich schließen, dass sich eine solide Kommunalfinanzpolitik langfristig bei den
Investitionsmöglichkeiten auszahlen kann. Kommunen mit langjähriger Defizit- und Schuldenpolitik zahlen demgegenüber
beim Investitionsvolumen heute den Preis für das schuldenfinanzierte Wirtschaften der vergangenen Jahre.
Weiterführende Informationen zu den kommunalen Investitionen können Sie z.B. über folgende Seite abrufen.
» Blog-Einträge zum Thema "Investitionen"
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
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