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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Schulden der 16 Länder im Verhältnis zu ihren Einnahmen

Schulden der 16 Länder im Verhältnis zu ihren Einnahmen
27. April 2015  |  Autor: Andreas Burth



Schuldenstandsvergleiche zwischen den 13 Flächenländern und drei Stadtstaaten werden im Regelfall im Rahmen von Pro-Kopf-Vergleichen durchgeführt. Es gibt darüber hinaus allerdings auch weitere Möglichkeiten. Eine dieser Möglichkeiten besteht darin, die Schulden ins Verhältnis zu den Einnahmen zu setzen. Vorteile dieses Ansatzes sind, dass Einwohnerunterschiede die Kenngröße nicht verzerren, die Einnahmen (neben den Ausgaben) ein Spiegelbild des Aufgabenportfolios des Landes sind und darüber hinaus Hinweise auf die Finanzierbarkeit des Schuldenstandes geliefert werden.

Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Nominales Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 2013 im Vergleich
- Bereinigte Pro-Kopf-Einnahmen und Pro-Kopf-Ausgaben 2014 im Vergleich
- Pro-Kopf-Schulden zum 31.12.2014 nach Schuldenarten im Vergleich
- Schulden zum 31.12.2014 in Prozent der bereinigten Einnahmen 2014 im Vergleich
- Weitere Informationen



Methodische Anmerkungen

Als Datengrundlage zur Analyse des Verhältnisses zwischen Schulden und Einnahmen bietet sich die
Kassenstatistik für das 1.-4. Quartal 2014 an. Die Veröffentlichung der Statistik wird voraussichtlich in Kürze erfolgen. Das Statistische Bundesamt hat den Betreibern von HaushaltsSteuerung.de dankenswerterweise allerdings schon vorab die benötigten Daten zur Verfügung gestellt.

Zu beachten ist, dass die Kassenstatistik nur Daten zur Abgrenzung nach dem öffentlichen Gesamthaushalt (Kernhaushalte plus Extrahaushalte) berichtet. Daten zum öffentlichen Bereich (Kernhaushalte plus Extrahaushalte plus sonstige FEUs) werden von der Kassenstatistik nicht abgedeckt. In der Folge wird nicht das vollständige Auslagerungsportfolio in die Untersuchung einbezogen. Zwar nehmen die Flächenländer (im Vergleich zu ihren Kommunen) relativ wenige Aufgaben in sonstigen FEUs wahr - bei den Stadtstaaten sind sonstige FEUs demgegenüber aber durchaus häufiger anzutreffen.

Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass die Kassenstatistik (noch) nach kameraler Logik arbeitet, d.h. doppische Erträge und Aufwendungen werden nicht berichtet. Ebenso fehlen einige doppische Schuldenarten, wie z.B. die Rückstellungen. Die Kassenstatistik beschränkt sich auf die Geldschulden (als ein Teil der doppischen Verbindlichkeiten). Konkret finden folgende Geldschuldenarten Eingang in die vorliegende Analyse: Kassenkredite, Kreditmarktschulden und Schulden bei öffentlichen Haushalten. Bei den Kassenkrediten werden auch die kurzfristigen Kredite von kaufmännisch buchenden Extrahaushalten erfasst. Unter die Kreditmarktschulden fallen auch die Schulden der Kernhaushalte sowie der kameral buchenden Extrahaushalte, die bei der Sozialversicherung aufgenommen worden sind. Die Schulden bei öffentlichen Haushalten beinhalten die Schulden der kaufmännisch buchenden Extrahaushalte bei der Sozialversicherung.

Nicht zuletzt ist zu berücksichtigen, dass die Kassenstatistik teilweise noch mit vorläufigen Ist-Daten arbeitet. Die Daten der Kassenstatistik können daher von den später veröffentlichten Ist-Daten der Rechnungsstatistik abweichen. Ein Vorteil der Kassenstatistik ist indes, dass deren Daten sehr viel früher veröffentlicht werden.



Nominales Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 2013 im Vergleich

Im Fokus des vorliegenden Beitrags liegen die Einnahmen und Schulden der Länder. Gleichwohl können zur Interpretation der Ergebnisse auch Informationen zur Wirtschaftskraft der Länder einen wichtigen Beitrag leisten. Abbildung 1 enthält daher Daten zum
Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 16 Länder für das Jahr 2013. Das Jahr 2014 konnte nicht herangezogen werden, da entsprechende Daten von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder noch nicht veröffentlicht worden sind. Die BIP-Daten zeigen, dass die alten Länder im Jahr 2013 noch immer ausnahmslos wirtschaftsstärker sind als die neuen Länder. Ferner haben Stadtstaaten im Durchschnitt ein höheres BIP als Flächenländer. Die Flächenländer mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP sind Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Hamburg ist der wirtschaftsstärkste Stadtstaat.

Nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2013 der 13 Flächenländer und drei Stadtstaaten im Vergleich (in Euro je Einwohner)



Bereinigte Pro-Kopf-Einnahmen und Pro-Kopf-Ausgaben 2014 im Vergleich

In Abbildung 2 finden Sie Daten zu den
bereinigten Pro-Kopf-Einnahmen und -Ausgaben der 13 Flächenländer und drei Stadtstaaten. Zu beachten ist dabei, dass aufgrund von Unterschieden im Aufgabenportfolio die Daten von Stadtstaaten nicht mit den Daten von Flächenländern vergleichbar sind. Hintergrund ist, dass Stadtstaaten neben Landesaufgaben auch kommunale Aufgaben wahrnehmen.

Wie aus der Abbildung ersichtlich wird, generieren die (wirtschaftsschwächeren) neuen Flächenländer im Durchschnitt höhere Einnahmen als die (wirtschaftsstärkeren) alten Flächenländer. Dies verdeutlicht sehr deutlich die Umverteilungswirkungen des Bund-Länder-Finanzausgleichs. Die Umverteilungsmechanismen sind dabei so stark, dass nicht mehr die wirtschaftsstarken, sondern die wirtschaftsschwachen Länder die höchsten Pro-Kopf-Einnahmen generieren. Eine solche Übernivellierung ist kritisch zu sehen.

Die höchsten Einnahmen berichtet das wirtschaftsschwache Land Mecklenburg-Vorpommern. Die geringsten Einnahmen hat Schleswig-Holstein. Die höchsten Ausgaben hat wiederum Mecklenburg-Vorpommern, die niedrigsten Ausgaben entfallen auf Niedersachsen. Die geringsten Einnahmen und Ausgaben hat bei den Stadtstaaten das Land Berlin. Bremen hat die höchsten Ausgaben, Hamburg die höchsten Einnahmen. Am kritischsten ist die Finanzlage in Bremen. Bei Bremen fallen v.a. die sehr hohen Ausgaben auf, die sogar höher liegen als die Ausgaben des wirtschaftsstärkeren Landes Hamburg.

In ihrer Summe generieren die Flächenländer bereinigte Einnahmen von 304,79 Mrd. Euro und haben bereinigte Ausgaben von 304,26 Mrd. Euro. Bei den Stadtstaaten liegen die bereinigten Einnahmen bei 46,29 Mrd. Euro und die bereinigten Ausgaben bei 45,71 Mrd. Euro.

Bereinigte Einnahmen und Ausgaben der Flächenländer und Stadtstaaten (Kern- und Extrahaushalte) im Jahr 2014 (in Euro je Einwohner)



Pro-Kopf-Schulden zum 31.12.2014 nach Schuldenarten im Vergleich

Im Pro-Kopf-Vergleich der Schuldenstände nimmt das Saarland die Spitzenposition unter den Flächenländern ein. Die niedrigste Verschuldung findet sich demgegenüber in Bayern und Sachsen. Bei den Stadtstaaten erreicht das Krisenland Bremen einen Pro-Kopf-Schuldenstand der etwa doppelt so hoch ist wie in den beiden anderen Stadtstaaten. Merkliche Bestände an den besonders kritischen Kassenkrediten finden sich in Bremen und in Nordrhein-Westfalen. Kassenkredite gelten als problematische Verschuldungsform, da sie für laufende Ausgaben aufgenommen werden, sie nicht durch Vermögenswerte gedeckt sind und sie aufgrund ihrer kurzen Laufzeit einem hohen Zinsänderungsrisiko unterliegen.

Der Gesamtschuldenstand der Flächenländer beläuft sich auf 539,71 Mrd. Euro (davon: 32,77 Mrd. Euro Kassenkredite, 482,13 Mrd. Euro Kreditmarktschulden und 24,82 Mrd. Euro Schulden bei öffentlichen Haushalten). Die Summe der Stadtstaaten ist mit 111,15 Mrd. Euro (davon: 1,86 Mrd. Euro Kassenkredite, 105,17 Mrd. Euro Kreditmarktschulden und 4,13 Mrd. Euro Schulden bei öffentlichen Haushalten) verschuldet.

Pro-Kopf-Schulden der Flächenländer und Stadtstaaten (Kern- und Extrahaushalte) zum 31.12.2014 nach Schuldenarten (in Euro je Einwohner)



Schulden zum 31.12.2014 in Prozent der bereinigten Einnahmen 2014 im Vergleich

Pro-Kopf-Vergleiche ermöglichen keinen Vergleich von Stadtstaaten und Flächenländern, da Unterschiede im Aufgabenportfolio keine Berücksichtigung finden. Ein Lösungsansatz für dieses Problem besteht darin, die Schulden ins Verhältnis zu den bereinigten Einnahmen zu setzen. Diese können (ebenso wie die bereinigten Ausgaben) als ein Spiegelbild des Aufgabenportfolios angesehen werden. Im Ergebnis werden Flächenländer und Stadtstaaten vergleichbarer. Darüber hinaus gibt das Verhältnis von Schulden und Einnahmen Hinweise auf die Finanzierbarkeit des Schuldenstandes. Einwohnerunterschiede werden indirekt mitberücksichtigt, da sich die Einwohnerzahlen gewissermaßen heraus kürzen lassen.

Ein häufiger weiterer Vorteil des Schulden-Einnahmen-Verhältnisses ist, dass die Einnahmen auch mit der Wirtschaftskraft korrelieren. Dies gilt insbesondere für gesamtstaatliche Betrachtungen. Im Falle der deutschen Länder funktioniert dieser Interpretationsansatz jedoch nicht, da der Bund-Länder-Finanzausgleich Unterschiede in der Wirtschaftskraft überkompensiert, sodass letztlich die wirtschaftsschwächeren Länder die höchsten Einnahmen ausweisen (siehe oben).

Wie aus Abbildung 4 ersichtlich ist, sind im Verhältnis zu den Einnahmen die Länder Sachsen und Bayern am niedrigsten verschuldet. Die höchsten Schuldenstände haben das Flächenland Saarland und der Stadtstaat Bremen. Im Durchschnitt sind die Flächenländer niedriger verschuldet als die Stadtstaaten.

Schulden der Flächenländer und Stadtstaaten (Kern- und Extrahaushalte) zum 31.12.2014 im prozentualen Verhältnis zu den bereinigten Einnahmen 2014



Weitere Informationen

Zusätzliche Informationen zu den Finanzen der Länder können Sie unter den im Folgenden aufgelisteten Links abrufen.

» Bund-Länder-Finanzausgleich in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Haushaltsuhren der Länder
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Verschuldung der Bundesländer in Deutschland
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

Der vorliegende Blog-Eintrag hat die Länderfinanzen abgedeckt. Einen analog hierzu aufgebauten Beitrag zu den Kommunalfinanzen finden Sie unter folgendem Link.

» Schulden der Kommunen der 13 Flächenländer im Verhältnis zu ihren Einnahmen
    (Blog-Eintrag vom 27.4.2015)

    Autor: Andreas Burth





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger