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Schulden-Einnahmen-Verhältnis von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland
Schulden-Einnahmen-Verhältnis von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland
8. Mai 2016 |
Autor: Andreas Burth
Eines der Hauptthemen des Blogs von HaushaltsSteuerung.de ist die Analyse der Finanzlage des deutschen Staates. Hierzu werden
sowohl innerdeutsche Vergleiche (z.B. Ländervergleiche und interkommunale Vergleiche) als auch Vergleiche mit anderen EU-Staaten
durchgeführt. Diese Untersuchungen geben bereits einen guten Einblick in die finanzielle Situation. Die Betrachtungen fokussieren
sich jedoch zumeist auf bestimmte Ebenen (z.B. nur Länder oder nur Kommunen) oder haben den Gesamtstaat zum Gegenstand. Ein
direkter Vergleich (z.B. mit Pro-Kopf-Werten oder absoluten Werten) des Bund mit den Ländern oder der Länder mit den Kommunen
gestaltet sich v.a. deshalb schwierig, weil die Ebenen unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Aus diesen unterschiedlichen
Aufgabenportfolios resultieren abweichende Einnahmemöglichkeiten und Ausgabenotwendigkeiten, die sich z.B. auch im Schuldenstand
niederschlagen können.
Allerdings gibt es einzelne Ansätze zur Lösung dieses Problems. Einer dieser Ansätze besteht darin, den Schuldenstand (als
Indikator für die Finanzlage) ins Verhältnis zu den
bereinigten Einnahmen (als Spielgelbild des Aufgabenportfolios) zu setzen.
Dieses Vorgehen hat insbesondere folgende Vorteile:
- Unterschiede in der Wirtschaftskraft werden über das Volumen der Einnahmen indirekt berücksichtigt (je höher das BIP, desto
höher sind i.d.R. auch die erzielten Einnahmen; gilt im Falle der Landesebene aufgrund der Umverteilungswirkung des
Bund-Länder-Finanzausgleichs nur eingeschränkt).
- Einwohnerunterschiede verzerren die Kenngröße nicht (die Einwohnerzahl lässt sich gewissermaßen heraus kürzen).
- Die Einnahmen sind (neben den Ausgaben) ein Spiegelbild des Aufgabenportfolios der jeweiligen Ebene (Bund, Länder, Kommunen).
- Die Einnahmen als Referenzgröße für die Schulden geben Hinweise im Hinblick auf die "Finanzierbarkeit" der Schulden.
- Bei ergänzend möglichen Zeitvergleichen wird die jährliche Preissteigerung indirekt berücksichtigt, da die
Inflation alle
Geldgrößen (hier: Schulden und Einnahmen) in gleichem Maße betrifft (die jährliche Inflationsrate lässt sich quasi heraus kürzen).
Weitere Informationen zu der Kenngröße "Schulden-Einnahmen-Verhältnis" können Sie z.B. nachstehendem Link entnehmen.
» Vergleich der Schulden von Bund, Ländern und Kommunen, Blog-Eintrag vom 22. Juni 2015
Autor: Andreas Burth
In dem vorstehend verlinkten Beitrag ist das Schulden-Einnahmen-Verhältnis von Bund, Ländern und Kommunen bereits für das Jahr
2014 berechnet worden. Der vorliegende Beitrag aktualisiert die Daten für das Jahr 2015 auf Grundlage der jüngst publizierten
Kassenstatistik. Die Kassenstatistik berichtet für die
Kern- und
Extrahaushalte von Bund, Ländern und Kommunen den Stand der
kameralen
Geldschulden
(Kassenkredite,
Kreditmarktschulden und
Schulden bei öffentlichen Haushalten) und der bereinigten Einnahmen.
Die Schulden und Einnahmen der sonstigen
FEUs bleiben außen vor, da entsprechende Daten in der Kassenstatistik nicht veröffentlicht werden.
Wie aus Abbildung 1 erkennbar ist, hat der Bund mit 349,0 Prozent das ungünstigste Schulden-Einnahmen-Verhältnis. Die Länder
haben einen Schuldenstand von 180,2 Prozent der bereinigten Einnahmen. Die Kommunen liegen bei Schulden in Höhe von 65,6 Prozent
der bereinigten Einnahmen. Bereits an dieser aggregierten Darstellung wird deutlich, dass die oberen Ebenen jeweils deutlich
höher verschuldet sind: So sind die Länder im Vergleich zum Bund etwas mehr als halb so hoch verschuldet. Die Kommunen liegen bei
etwas mehr als einem Drittel der Landesverschuldung bzw. einem Fünftel der Bundesverschuldung.
Das Bild ändert sich auch bei der Betrachtung einzelner Länder nicht grundlegend. Abgesehen von Sachsen, das sowohl auf der Landes-
als auch auf der Kommunalebene nur geringe Schulden hat, sind in den Flächenländern die Kommunen geringer verschuldet als die Länder.
Ein ungünstigeres Schulden-Einnahmen-Verhältnis als der Bund haben nur die Krisenländer Saarland (Landesebene) und Bremen. Das
Saarland findet sich in der Gruppe der Flächenländer sowohl bei Betrachtung der Landesebene als auch bei Untersuchung der kommunalen
Ebene auf dem unrühmlichen Spitzenplatz im Schulden-Einnahmen-Verhältnis.
Im Kontext des Verhältnisses der Kommunalverschuldung zur Landesverschuldung ist darauf hinzuweisen, dass es innerhalb der kommunalen
Familie auch einzelne Kommunen gibt, die überdurchschnittlich hoch verschuldet sind. Von diesen Kommunen haben einige zudem
unterdurchschnittliche Einnahmen. Gerade Kommunen mit höherer Verschuldung und niedrigeren Einnahmen können über dem jeweiligen
Landesniveau im Schulden-Einnahme-Verhältnis liegen.
Die Stadtstaaten nehmen neben den Landesaufgaben auch die kompletten kommunalen Aufgaben wahr. Ein direkter Vergleich der
Stadtstaaten mit den Flächenländern inkl. der Kommunen ist auf Grundlage von Abbildung 2 nur eingeschränkt möglich. Um ein
Pendant zu den Stadtstaaten zu berechnen, müssten die bereinigten Einnahmen und die Verschuldung für beide Ebenen bei jedem
Flächenland zusammengefasst werden. Im Ergebnis dürfte sich bei den Flächenländern unter Berücksichtigung verschiedener
Bereinigungsvorgänge für die Land-Kommunen-Gesamtheit ein Wert ergeben, der zwischen dem Landeswert und dem Kommunalwert
liegt. Tendenziell kann aber bereits auf Basis von Abbildung 2 festgestellt werden, dass die Stadtstaaten höher verschuldet
sind als die Flächenländer (inkl. Kommunen). Gemessen an der Verschuldung ist somit tendenziell die Struktur "Flächenland
plus Kommunen" in einer besseren finanziellen Situation als die Struktur "Stadtstaat".
Der Bund sieht sich regelmäßig der Forderung ausgesetzt, mehr Finanzmittel auf die unteren Ebenen (Länder und Kommunen) zu
transferieren. Gleiches gilt für die Länder, die sich stetigen Forderungen von der kommunalen Ebene gegenüber sehen. So hat
jüngst z.B. die positiv ausfallende Steuerschätzung vom Mai 2016 erneute Begehrlichkeiten der unteren Ebenen geweckt. Nach
den Schätzergebnissen nimmt der Bund in der Tat mehr ein als ursprünglich erwartet - das gilt in gleicher Weise aber auch
für die Länder und Kommunen, die an der positiven Steuerentwicklung ebenfalls partizipieren.
Unabhängig von der Frage, in welchem Maße welche Ebene von der Steuerentwicklung profitiert, lässt sich jedoch festhalten,
dass die oberen Ebenen jeweils schlechter dastehen als die unteren Ebenen. In diesem Sinne müssen der Bund und die Länder
ihrerseits in den kommenden Jahren (substanzielle) Haushaltsüberschüsse erwirtschaften, um ihre Schuldenlast auf das Niveau
der kommunalen Ebene zu reduzieren. Vor allem in Krisenländern wie dem Saarland oder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
scheinen nur geringe Spielräume für weitere, dauerhafte Finanztransfers zugunsten der Kommunen. Für die Kommunen wird es
künftig darauf ankommen, v.a. vor Ort und unter den gegebenen Rahmenbedingungen nach Ertragssteigerungs- und
Aufwandssenkungspotenzialen zu suchen, um den
Haushaltsausgleich dauerhaft zu erreichen. Zur Identifikation von möglichen
Konsolidierungsmaßnahmen lohnt sich z.B. ein Blick in die
Haushaltssicherungskonzepte anderer Kommunen.
» Linksammlung zu kommunalen Haushaltssicherungskonzepten
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
In Ergänzung zu obigen Ausführungen sei an dieser Stelle jedoch auch betont, dass mögliche Konnexitätsprobleme durchaus
Forderungen nach höheren Finanztransfers begründen können. An die Übertragung zusätzlicher Aufgaben muss auch stets die
Bereitstellung ausreichender Finanzmittel gekoppelt sein.
Für weitere Informationen zu den deutschen Staatsfinanzen sei u.a. auf folgende Links verwiesen.
» Staatsverschuldung in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Staatsverschuldung und Staatsdefizit von Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Bund-Länder-Finanzausgleich in Deutschland
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Bundeshaushalts-Uhr
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Haushaltsuhren der Länder
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Pro-Kopf-Schuldenstände der Bundesländer zum 31.12.2015, Blog-Eintrag vom 7. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
» Pro-Kopf-Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland zum 31.12.2015 im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 7. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
» Kommunaler Finanzierungssaldo im Jahr 2015, Blog-Eintrag vom 5. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
» Finanzierungssaldo der Länder im Jahr 2015, Blog-Eintrag vom 5. Mai 2016
Autor: Andreas Burth
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