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Vorläufige Pro-Kopf-Schuldenstände der Kommunen der Flächenländer zum 31.12.2016
Vorläufige Pro-Kopf-Schuldenstände der Kommunen der Flächenländer zum 31.12.2016
5. April 2017 |
Autor: Andreas Burth
Im Weblog von HaushaltsSteuerung.de sind gestern die vorläufigen Schuldenstände der 16 Bundesländer analysiert worden
(siehe erster Link). Die in diesem Beitrag verwendete Statistik des Statistischen Bundesamtes (siehe zweiter Link) enthält
auch Daten zu den vorläufigen Schuldenständen der Kommunen der Flächenländer. Vor diesem Hintergrund zielt der vorliegende
Beitrag darauf ab, die Kommunalverschuldung zum 31.12.2016 im Ländervergleich zu untersuchen.
» Vorläufige Schuldenstände der Länder zum 31.12.2016, Blog-Eintrag vom 4. April 2017
Autor: Andreas Burth
» Vorläufiger Schuldenstand des öffentlichen Gesamthaushalts - Fachserie 14 Reihe 5.2
Hrsg.: Statistisches Bundesamt
Insgesamt belaufen sich die Kommunalschulden in den
Kern- und
Extrahaushalten zum 31.12.2016 auf 152,0 Mrd. Euro. Hiervon
machen die
Wertpapierschulden 2,2 Mrd. Euro (1,4 Prozent), die
Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich 92,9 Mrd. Euro
(61,1 Prozent), die
Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich 46,8 Mrd. Euro (30,8 Prozent) und die
Schulden beim öffentlichen Bereich 10,1 Mrd. Euro (6,7 Prozent) aus.
Die höchsten Pro-Kopf-Kommunalschulden haben zum 31.12.2016 die Kern- und Extrahaushalte im Saarland mit 3.847 Euro je
Einwohner. Es folgen Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit jeweils rund 3.200 Euro je Einwohner. Mit weniger
als 1.000 Euro je Einwohner am geringsten verschuldet sind die Kommunen in Brandenburg, Baden-Württemberg und Sachsen.
Als besonders problematische Schuldenart gelten gemeinhin die
Kassenkredite. Bei den Kassenkrediten handelt es sich um
Schulden, die eigentlich der kurzfristigen Liquiditätssicherung dienen (ähnlich einem Kontokorrentkredit oder Dispokredit
im privaten Bereich). Tatsächlich werden die Kassenkredite jedoch von einigen Kommunen zur Dauerfinanzierung laufender
Defizite zweckentfremdet. Dies ist u.a. deshalb problematisch, weil den Kassenkrediten - im Gegensatz zu den
Investitionskrediten - keine materiell geschaffenen Vermögenswerte (z.B. Schulgebäude, Brücke) gegenüberstehen. Die in
Form von konsumtiven Kassenkrediten angesammelten Lasten werden demnach nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne
dass diesen Generationen aus der Verschuldung (z.B. in Form investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst.
Hinzu tritt bei den Kassenkrediten das Problem eines erheblichen Zinsänderungsrisikos, da Kassenkredite meist eine kurze
Laufzeit haben. Hohe dauerhafte Kassenkreditbestände (z.B. von 500 Euro je Einwohner oder mehr) sind ein Indikator für
ein Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse.
Die höchsten Pro-Kopf-Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich verzeichnen zum 31.12.2016 die Kommunen im Saarland
(2.135 Euro je Einwohner). Ebenfalls sehr hohe Kassenkreditschulden haben die Kommunen in Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz und Hessen. Demgegenüber haben die Kommunen in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen i.d.R. keine
wesentlichen Probleme mit Kassenkrediten.
Der hier untersuchte Datensatz des Statistischen Bundesamtes enthält nur Schuldenstände zu den Kern- und Extrahaushalten. Es fehlen mithin die Schulden der sonstigen FEUs. Die sonstigen FEUs machen insbesondere auf kommunaler Ebene einen wesentlichen Teil der gesamten Kommunalverschuldung aus. Bitte beachten Sie dies bei der Interpretation der oben aufgeführten Schuldendaten.
» Auslagerungsgrad der kommunalen Verschuldung zum 31.12.2014 im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 22. August 2015
Autor: Andreas Burth
Ergänzende Informationen zu den Kommunalfinanzen können Sie auf HaushaltsSteuerung.de beispielsweise über nachfolgende Seiten abrufen.
» Staatsverschuldung in Deutschland (differenziert nach Bund, Ländern, Kommunen)
Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de
» Finanzierungssaldo des deutschen Staates 2015 und 2016, Blog-Eintrag vom 23. Februar 2017
Autor: Andreas Burth
» Pro-Kopf-Kassenkredite der kreisfreien Städte 2012 bis 2015, Blog-Eintrag vom 16. Februar 2017
Autor: Andreas Burth
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