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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Gläubiger der Staatsverschuldung von Deutschland im Überblick

Gläubiger der Staatsverschuldung von Deutschland im Überblick
15. November 2013  |  Autor: Andreas Burth



Eine häufig gestellte Frage ist, bei wem der deutsche Staat sich verschuldet. Um Ihnen einen Überblick über die Gläubiger-Struktur der deutschen Staatsverschuldung zu geben, hat HaushaltsSteuerung.de daher eine Analyse auf Basis einer Statistik/Datenaufbereitung der Deutschen Bundesbank sowie auf Basis der Schuldenstatistik 2012 des Statistischen Bundesamtes durchgeführt.

Generell ist zu beachten, dass es wenige öffentlich zugängliche Informationen zu den Gläubigern der deutschen Staatsverschuldung gibt. So sind z.B. die Einkommensverhältnisse der Gläubiger unbekannt. Folglich lassen sich auf Grundlage der verfügbaren Gläubiger-Informationen keine mit Eckdaten fundierten Aussagen im Hinblick auf die Frage treffen, inwiefern es durch die Staatsverschuldung zu einer Vermögensumverteilung "von unten nach oben" kommt. Des Weiteren ist ebenso unbekannt, wer genau die ausländischen Gläubiger der deutschen Staatsschulden sind.


Gläubiger-Struktur zum 2. Quartal 2013 gemäß Deutscher Bundesbank

Gläubiger-Informationen zur Staatsverschuldung Deutschlands veröffentlicht die Deutsche Bundesbank. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten Schuldendaten nur einen Teil der von der Schuldenstatistik 2012 erfassten Staatsverschuldung abdecken. Während die Schuldenstatistik zum 31.12.2012 Schulden von 2.114,44 Mrd. Euro berichtet (siehe unten), sind es im Falle der Deutschen Bundesbank zum 2. Quartal 2013 "lediglich" 1.805,47 Mrd. Euro.

Die verwendete Bundesbank-Statistik "Verschuldung der Gebietskörperschaften nach Gläubigern" vom 21.10.2013 erfasst die Verschuldung von Gesamtdeutschland einschließlich der Verschuldung des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) und einschließlich der Verschuldung des Sondervermögens "Investitions- und Tilgungsfonds". Nicht berücksichtigt ist die Verschuldung der Krankenhäuser mit kaufmännischem Rechnungswesen. Die Staatsverschuldung bei Gläubigern im Ausland (Auslandsverschuldung) ist zum Teil geschätzt.

Die Deutsche Bundesbank differenziert nach Staatsschulden im Inland (wobei hier vier Untergruppen gebildet werden) und Staatsschulden im Ausland. Hieraus ergeben sich die folgenden fünf Gläubigergruppen:
  • Inlandsverschuldung
    • Verschuldung bei der Bundesbank
    • Verschuldung bei Kreditinstituten
    • Verschuldung bei Sozialversicherungen
    • Verschuldung bei sonstigen inländischen Nichtbanken
  • Auslandsverschuldung
Die von der Deutschen Bundesbank erfasste Staatsverschuldung der deutschen Gebietsköperschaften beläuft sich zum 2. Quartal 2013 auf insg. 1.805,47 Mrd. Euro. Der größte Teil hiervon entfällt auf die Staatsverschuldung bei Gläubigern im Ausland mit 1.090,30 Mrd. Euro (60,39 Prozent) und die Verschuldung bei Kreditinstituten mit 424,40 Mrd. Euro (23,51 Prozent). Die Schulden bei sonstigen inländischen Nichtbanken beläuft sich auf 286,30 Mrd. Euro bzw. 15,86 Prozent. Die Verschuldung bei der Bundesbank summiert sich auf 4,44 Mrd. Euro (0,25 Prozent). Die Staatsverschuldung bei den Sozialversicherungen liegt zum 2. Quartal 2013 bei 0,02 Mrd. Euro (0,00 Prozent). In der Summe liegt die Staatsverschuldung bei Gläubigern aus dem Inland damit bei 715,17 Mrd. Euro bzw. 39,61 Prozent.

Überblick: Gläubiger der Staatsverschuldung Deutschlands zum 2. Quartal 2013 gemäß Deutscher Bundesbank (Inland/Ausland)

Die Statistik der Deutschen Bundesbank erlaubt ergänzend auch die Durchführung einer Zeitreihenanalyse seit Einführung des Euro-Buchgelds im Jahr 1999 (siehe Tabelle). Ausgewiesen werden hierbei in der Tabelle stets die Werte zum 1. Quartal des jeweiligen Jahres. Die 2013er-Zahlen in der Tabelle (Stand: 1. Quartal 2013) weichen daher leicht von den 2013er-Zahlen in obiger Abbildung 3 (Stand: 2. Quartal 2013) ab.

Auffällig ist an den Zahlen in der Tabelle, dass der Anteil der Staatsschulden bei (inländischen) Kreditinstituten seit der Jahrtausendwende stetig abgenommen hat und 2013 nur mehr weniger als die Hälfte des Anteils von 1999 ausmacht. Deutlich angestiegen ist im gleichen Zeitraum der Anteil der Auslandsverschuldung Deutschlands.

Tabelle: Überblick über die Gläubiger der Staatsverschuldung Deutschlands für 1999 bis 2013 gemäß Deutscher Bundesbank (Inland/Ausland)


Fremdfinanzierungsquellen/Gläubiger zum 31.12.2012 gemäß Schuldenstatistik

Aus der Schuldenstatistik 2012 vom 30.9.2013 sind die deutschen Staatsschulden nach der Abgrenzung des öffentlichen Gesamthaushalts zum 31.12.2012 ersichtlich. Einbezogen werden die Schulden der Kern- und Extrahaushalte von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung beim öffentlichen Bereich und beim nicht-öffentlichen Bereich.

Die Schuldenstatistik 2012 des Statistischen Bundesamtes unterscheidet konkret zwischen folgenden Fremdfinanzierungsquellen/Gläubigern, über die sich der Staat verschuldet:
  • Nicht-öffentlicher Bereich:
    • Geldmarkt: Der Geldmarkt ist der Finanzmarkt für kurzfristige Kapitalbeschaffung (Geldmarktpapiere sind: unverzinsliche Schatzanweisungen, Finanzierungsschätze und sonstige Geldmarktpapiere); Gläubiger können bei Geldmarktpapieren sowohl Kreditinstitute als auch Nicht-Kreditinstitute (jeweils aus dem In- und Ausland) sein
    • Kapitalmarkt: Der Kapitalmarkt ist der Finanzmarkt für mittel- bis langfristige Kapitalbeschaffung (Kapitalmarktpapiere sind: Anleihen, Bundesschatzbriefe, Bundesschatzanweisungen, Bundesobligationen, inflationsindexierte Bundeswertpapiere, Landesobligationen, Landesschatzanweisungen und sonstige Kapitalmarktpapiere); Gläubiger können bei Kapitalmarktpapieren sowohl Kreditinstitute als auch Nicht-Kreditinstitute (jeweils aus dem In- und Ausland) sein
    • Kreditinstitute: Inländische und ausländische Gläubiger von Kredit- und Kassenkreditschulden, die den Banken, Sparkassen und Bausparkassen zuzurechnen sind
    • Sonstiger inländischer Bereich: Inländische Gläubiger von Kredit- und Kassenkreditschulden, die keine Kreditinstitute sind (z.B. inländische Versicherungsunternehmen)
    • Sonstiger ausländischer Bereich: Ausländische Gläubiger von Kredit- und Kassenkreditschulden, die keine Kreditinstitute sind
  • Öffentlicher Bereich: Unter den öffentlichen Bereich fallen alle Gläubiger von Kredit- und Kassenkreditschulden, bei denen es sich um Kernhaushalte, Extrahaushalte oder sonstige öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (FEUs) von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung handelt; für weitere Details siehe Abbildung 2
Der Geldmarkt, der Kapitalmarkt, die Kreditinstitute, der sonstige inländische Bereich und der sonstige ausländische Bereich bilden zusammen den sog. "nicht-öffentlichen Bereich".

Die Gläubiger von Geld- und Kapitalmarktpapieren werden in der Schuldenstatistik des Statistischen Bundesamtes nicht detailliert aufgeschlüsselt. Es kann hier daher lediglich die Fremdfinanzierungsquelle (d.h. Geld- bzw. Kapitalmarkt) angegeben werden. Die Statistik enthält zusätzlich nur noch Informationen zur Währung der Geld- und Kapitalmarktschulden. Eine Differenzierung in In- und Ausland ist auf Basis dieser Daten indes nicht möglich, da neben Deutschland auch andere Länder den Euro als Landeswährung führen.

Abbildung 1 zeigt die Anteile der verschiedenen Gruppen an der Staatsverschuldung beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich in Höhe von insg. 2.114,44 Mrd. Euro. 2.068,29 Mrd. Euro (97,82 Prozent) entfallen hiervon auf Gläubiger aus dem nicht-öffentlichen Bereich und 46,15 Mrd. Euro (2,18 Prozent) auf Gläubiger aus dem öffentlichen Bereich. Der größte Teil der Schulden entfällt mit 70,07 Prozent auf den Kapitalmarkt. Bei 16,45 Prozent handelt es sich um Schulden bei Kreditinstituten.

Überblick: Staatsverschuldung Deutschlands zum 31.12.2012 nach Gläubigern gemäß Statistischem Bundesamt

In Abbildung 1 werden Staatsschulden bei Gläubigern aus dem öffentlichen Bereich in Höhe von 46,15 Mrd. Euro aus Übersichtlichkeitsgründen in einem Posten zusammengefasst. Abbildung 2 gliedert den Posten "Schulden beim öffentlichen Bereich" aus diesem Grund detaillierter auf und unterscheidet hierbei zwischen Schulden (hier: Kredite und Kassenkredite)
  • beim Bund,
  • bei Ländern,
  • bei Kommunen (Gemeinden und Gemeindeverbände),
  • bei Zweckverbänden und dergleichen,
  • bei der gesetzlichen Sozialversicherung,
  • bei verbundenen Unternehmen, Beteiligungen und Sondervermögen und
  • bei sonstigen öffentlichen Sonderrechnungen.
Inhaltlich handelt es sich bei der Staatsverschuldung beim öffentlichen Bereich um Zahlungsverpflichtungen, die öffentliche Einheiten gegenüber anderen öffentlichen Einheiten haben (z.B. Kommune nimmt Kredit bei Bundesland auf).

Überblick: Staatsverschuldung Deutschlands beim öffentlichen Bereich zum 31.12.2012 nach Gläubigern gemäß Statistischem Bundesamt

Die größten Gläubiger der Staatsschulden beim öffentlichen Bereich sind demnach die Länder (26,18 Prozent), der Bund (20,56 Prozent) und die gesetzliche Sozialversicherung (17,27 Prozent). Die Kommunen (5,23 Prozent) sowie die Zweckverbände und dergleichen (0,30 Prozent) machen demgegenüber die kleinsten Gläubigergruppen des öffentlichen Bereichs aus.


Weitere Informationen

Weitere Informationen zur deutschen Staatsverschuldung finden Sie unter folgenden Links:

» Schuldenuhr zu den aktuellen Staatsschulden Deutschlands
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Staatsverschuldung Deutschlands im Zeitablauf nach Maastricht-Vertrag
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Staatsverschuldung in Deutschland differenziert nach Bund, Ländern und Kommunen
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger