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European Public Sector Accounting Standards (EPSAS)
Lexikon zur öffentlichen Haushalts- und Finanzwirtschaft
European Public Sector Accounting Standards (EPSAS)
Der Begriff der European Public Sector Accounting Standards (EPSAS) (alternativ z.T. früher auch:
European Public Sector Accounting System (EPSAS)) ist eine Bezeichnung für die Idee, EU-weit einheitliche
(doppische)
Rechnungslegungsstandards für
öffentliche Gebietskörperschaften
einzuführen. Denkbar ist hierbei insbesondere eine Kopplung der EPSAS an die
International Public Sector Accounting Standards (IPSAS),
wobei die IPSAS z.B. in einem sog. Endorsement-Verfahren (vergleichbar mit dem Endorsement-Verfahren für die IFRS/IAS im privatwirtschaftlichen Bereich)
in rechtsverbindliche EPSAS-Vorschriften umgewandelt werden könnten. Die Einführung von IPSAS-basierten EPSAS wird derzeit auf EU-Ebene diskutiert.
Treiber des EPSAS-Projekts sind hier v.a. die Europäische Kommission und Eurostat.
Die EPSAS wären ein großer Schritt hin zu einer EU-weiten
Harmonisierung des Haushaltsrechts.
Für Deutschland ergäbe sich z.B. der Vorteil, dass Finanzinformationen sowohl über Bundesland- als auch über
Staatsgrenzen hinweg vergleichbarer würden (was wiederum neben der Transparenz der Finanzlage auch die
Effizienz und
Effektivität des Verwaltungshandelns steigern könnte).
Von der EPSAS-Einführung erhofft man sich auf der Mikro-Ebene (d.h. Ebene der einzelnen
Gebietskörperschaften (Bund/Zentralstaat, Bundesstaat, Kommune)) u.a. eine Verbesserung der
Transparenz der Finanzsituation öffentlicher Einheiten, eine Vereinfachung von staatsübergreifenden
Benchmarkings, eine Verstärkung
der Rechenschaftspflicht öffentlicher Entscheidungsträger und die Förderung einer
generationengerechten
Finanzpolitik. Ferner sollen die EPSAS
auf der Makro-Ebene eine bessere Überwachung
(und etwaige Steuerung) der
Finanzpolitik, Wirtschaftspolitik und Strukturreformpolitik der Mitgliedsstaaten ermöglichen. Darüber hinaus soll die
Qualität der Daten der Finanzstatistik gesteigert werden.
Nach aktuellem Stand der Diskussion wird sich die Harmonisierung (sofern sie tatsächlich umgesetzt wird) auf die
Rechnungslegung beschränken. Eine Harmonisierung des
Haushaltswesens wird zwar ebenfalls diskutiert,
wird aber nach aktuellem Diskussionsstand seitens der EU vermutlich nicht angegangen werden. Es besteht indes die Hoffnung/Erwartung, dass die EU-Staaten
aus Praktikabilitätsgründen in Eigenregie eigene komplementäre Standards für das Haushaltswesen entwickeln, um nicht zwei grundverschiedene Systeme
parallel aufrecht erhalten zu müssen. Eine Einbeziehung des Haushaltswesens in die Reform wird als wichtig angesehen, da
im öffentlichen Sektor üblicherweise nicht die
Rechnungslegung, sondern der
Haushaltsplan das wichtigste
finanzpolitische
Steuerungsinstrument darstellt.
Nachfolgende Auflistung skizziert
kurz wichtige Meilensteine im bisherigen Verlauf der EPSAS-Diskussion (Stand: Dezember 2014). Die jeweiligen externen Weblinks
sind z.T. nur in englischer Sprache verfügbar.
- November 2011: Der Rat der Europäischen Union verabschiedet das sog. "Six-Pack", welches darauf abzielt, die Wirtschaftsführung in der EU
zu stärken. Ein Element dieses Six-Packs besteht in der "Richtlinie des Rates über die Anforderungen an die
haushaltspolitischen Rahmen der Mitgliedstaaten", die die Europäische Kommission auffordert, eine Beurteilung
der Eignung der International Public Sector Accounting Standards (IPSAS) für die EU-Mitglieder durchzuführen (Weblinks:
Pressemitteilung Six-Pack |
Richtlinie des Rates).
- Februar 2012: Die Europäische Kommission startet eine öffentliche Konsultation zur Eignung der IPSAS für EU-Rechnungslegungsstandards (Weblink:
Öffentliche Konsultation zur Eignung der IPSAS).
- Dezember 2012: Die Europäische Kommission veröffentlicht eine Zusammenfassung der Ergebnisse der öffentlichen Konsultation zur Eignung der IPSAS (Weblinks:
Zusammenfassung der Ergebnisse der öffentlichen Konsultation |
Die einzelnen Antworten im Detail |
Liste der Teilnehmer).
- Dezember 2012: Die Europäische Kommission publiziert die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie zum
öffentlichen Rechnungswesen und zu den Rechnungsprüfungspraktiken in den EU-Staaten
(Weblink:
Studie).
- März 2013: Die Europäische Kommission veröffentlicht einen Bericht (zzgl. Arbeitspapier) zur Implementierung harmonisierter öffentlicher Rechnungslegungsstandards in der EU (Weblinks:
Bericht |
Arbeitspapier).
- Mai 2013: Die Europäische Kommission veranstaltet eine EPSAS-Konferenz in Brüssel (Weblink:
Dokumentation der Konferenz).
- Oktober 2013: Die Task Force EPSAS Governance trifft sich erstmals (Weblink:
Dokumentation der bisherigen Task-Force-Treffen).
- November 2013: Die Europäische Kommission initiiert eine öffentliche Konsultation zu den EPSAS-Steuerungsgrundsätzen und -strukturen (sog.
EPSAS-Governance) (Weblink:
Öffentliche Konsultation zur EPSAS-Governance).
- Februar 2014: Die Task Force EPSAS Standards trifft sich erstmals (Weblink:
Dokumentation der bisherigen Task-Force-Treffen).
- März 2014: Die Europäische Kommission veröffentlicht einen Berichtsentwurf zu den Ergebnissen der Konsultation zur EPSAS-Governance (Weblink:
Berichtsentwurf).
- September 2014: Die Europäische Kommission publiziert die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen
Studie zu den potenziellen Auswirkungen und Kosten der Einführung des Accrual Accounting inkl. einer
technischen Analyse der Eignung der einzelnen IPSAS
(Weblink:
Studie).
- Dezember 2014: Die Europäische Kommission veröffentlicht eine Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen (engl. "call for proposals")
bezüglich der vorbereitenden Arbeiten zur Modernisierung der öffentlichen Rechnungssysteme auf doppischer Basis
(Weblink:
Call for proposals).
Siehe auch:
- Blog-Einträge zum Thema "EPSAS"

Weitere Informationen:
» EPSAS.eu
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