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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Zunehmende Beliebtheit von Wertpapierschulden in Kommunen

Zunehmende Beliebtheit von Wertpapierschulden in Kommunen
9. April 2017  |  Autor: Andreas Burth



Die Kommunen können sich auf verschiedene Arten verschulden: In der Schuldenstatistik des Statistischen Bundesamtes wird zwischen den Krediten, den Kassenkrediten und den Wertpapierschulden unterschieden. Kredite und Kassenkredite können entweder beim öffentlichen Bereich oder beim nicht-öffentlichen Bereich aufgenommen werden.

Dominiert wird das kommunale Schuldenportfolio traditionell von den Krediten und Kassenkrediten. Die Kredite und Kassenkredite machen zum 31.12.2016 mit 129,81 Mrd. Euro insgesamt 98,33 Prozent der Schulden der kommunalen Kernhaushalte aus. Die verbleibenden 1,67 Prozent bzw. 2,20 Mrd. Euro entfallen auf die Wertpapierschulden.

Die Wertpapierschulden setzen sich zusammen aus den Geldmarktpapieren und den Kapitalmarktpapieren. Geldmarktpapiere sind Wertpapiere mit einer ursprünglichen Laufzeit von weniger als einem Jahr. Demgegenüber handelt es sich bei Kapitalmarktpapieren um Wertpapiere mit einer ursprünglichen Laufzeit von mehr als einem Jahr (z.B. Anleihen). Wenn Wertpapierschulden von Kommunen aufgenommen wurden, handelte es sich im Betrachtungszeitraum 2010 bis 2016 meist um Kapitalmarktpapiere.

Wertpapierschulden sind auf Bundes- und Landesebene bereits seit langem ein wichtiges Finanzierungsinstrument. So summieren sich die Wertpapierschulden der Kernhaushalte der 16 Bundesländer zum 31.12.2016 auf 335,87 Mrd. Euro bzw. 59,97 Prozent der gesamten Kernhaushaltsschulden. Im Bundeskernhaushalt machen die Wertpapierschulden mit 1.038,41 Mrd. Euro sogar 96,69 Prozent der gesamten Kernhaushaltsschulden aus.

Mit 1,67 Prozent sind Wertpapierschulden demgegenüber auf kommunaler Ebene eher die Ausnahme als die Regel. In den letzten Jahren hat allerdings bereits ein Veränderungsprozess hin zu mehr Wertpapierschulden begonnen. Während sich die Wertpapierschulden zum 31.12.2010 in den kommunalen Kernhaushalten noch auf 0,16 Mrd. Euro summierten, sind es zum 31.12.2016 bereits 2,20 Mrd. Euro. Vor allem seit 2013 ist ein deutlicher Zuwachs bei den kommunalen Wertpapierschulden zu beobachten (siehe Abbildung 1).

Entwicklung der Wertpapierschulden in den Kernhaushalten der Kommunen der Flächenländer (in Mio. Euro)

Mit der Zunahme der absoluten Bestände an Wertpapierschulden (siehe Abbildung 1) wuchs der auch der prozentuale Anteil an den gesamten Kernhaushaltsschulden (siehe Abbildung 2). Er stieg von 0,13 Prozent zum 31.12.2010 auf 1,67 Prozent zum 31.12.2016.

Entwicklung des prozentualen Anteils der Wertpapierschulden an den gesamten Kernhaushaltsschulden der Kommunen der Flächenländer

Mit dem Bund und den Ländern dominieren Wertpapierschulden v.a. in öffentlichen Einheiten mit einem großen Haushaltsvolumen (und zugleich auch mit einem hohen absoluten Schuldenstand). Auf kommunaler Ebene sind ähnliche Tendenzen zu beobachten: Hier sind es häufig die kreisfreien Städten, die Wertpapierschulden aufgenommen haben. Bei den kreisfreien Städten handelt es sich zumeist um die einwohnerstärksten Städte des jeweiligen Bundeslandes.

Seit 2013 machen die kreisfreien Städte den überwiegenden Teil der Wertpapierschulden aus (siehe Abbildung 3). Zum 31.12.2016 entfallen 91,82 Prozent der gesamten kommunalen Wertpapierschulden auf die kreisfreien Städte. Dies entspricht 2,02 Mrd. Euro. Zum 31.12.2010 beliefen sich die Wertpapierschulden aller kreisfreien Städte im Vergleich dazu auf lediglich 759.500 Euro. Konkret handelte es sich dabei um Wertpapierschulden der bayerischen Landeshauptstadt München. Nach den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ist München mit 1.450.381 Einwohnern zum 31.12.2015 die drittgrößte Stadt Deutschlands.

Zum Stichtag 31.12.2016 sind stadtspezifische Daten zu den 103 kreisfreien Städten noch nicht abrufbar. Verfügbar sind entsprechende Zahlen aber zum Stichtag 31.12.2015. Sie können dem nachfolgend verlinkten Blog-Eintrag entnommen werden. Demnach haben 16 der 103 kreisfreien Städte zum 31.12.2015 Wertpapierschulden im Kernhaushalt.

» Wertpapierschulden der kreisfreien Städte in Deutschland, Blog-Eintrag vom
    21. Februar 2017

    Autor: Andreas Burth

Nennenswerte Bestände von jeweils über 100 Mio. Euro finden sich ferner in der Gruppe der kreisangehörigen Städte/Gemeinden und sonstigen Gemeindeverbände. Auch in dieser Gruppe sind es indes wiederum die großen Städte, die am häufigsten zum Instrument der Wertpapierschulden gegriffen haben. Gemäß GENESIS-Online Regionaldatenbank hatte die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover zum 31.12. der Jahre 2011 bis 2015 Wertpapierschulden von 180,2 Mio. Euro. Zum 31.12.2010 waren es 105,0 Mio. Euro. Auch wenn für die Stadt Hannover noch keine Zahlen zum 31.12.2016 abrufbar sind, so lässt die aggregierte Statistik zum 31.12.2016 bereits indirekt darauf schließen, dass Hannover zum 31.12.2016 ebenfalls noch Bestände von 180,2 Mio. Euro hat.

Die Stadt Hannover zählt in der Statistik aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Region Hannover nicht zu den kreisfreien Städten, sondern zu den kreisangehörigen Städten. Mit 532.163 Einwohnern zum 31.12.2015 ist Hannover die größte Stadt Niedersachsens und zugleich eine der größten Städte Deutschlands.

In der Gruppe der Landkreise sind nur zum 31.12.2010 und zum 31.12.2016 Bestände an Wertpapierschulden zu beobachten. Zum 31.12.2010 hatten die Landkreise Wertpapierschulden in Höhe von 27,1 Mio. Euro. Zum 31.12.2016 entfallen auf die Landkreise Wertpapierschulden in Höhe von 18.140 Euro. Am 31.12. der Jahre 2011 bis 2015 lagen die Wertpapierschulden der Landkreise jeweils bei 0 Euro.

Entwicklung der Wertpapierschulden in den Kernhaushalten der Kommunen der Flächenländer differenziert nach Kommunaltypen (in Mio. Euro)

Nach Flächenländern konzentrieren sich die Wertpapierschulden zum 31.12.2016 auf sechs Länder:
  • Kommunen in Nordrhein-Westfalen: 1.372,5 Mio. Euro
  • Kommunen in Rheinland-Pfalz: 550,0 Mio. Euro
  • Kommunen in Niedersachsen: 180,2 Mio. Euro
  • Kommunen in Bayern: 100,6 Mio. Euro
  • Kommunen in Sachsen: 0,04 Mio. Euro
  • Kommunen im Saarland: 0,02 Mio. Euro
Mit 62,29 Prozent an den gesamten kommunalen Wertpapierschulden ist Nordrhein-Westfalen "Spitzenreiter". Rheinland-Pfalz folgt mit 24,96 Prozent auf Rang 2.

Entwicklung der Wertpapierschulden in den Kernhaushalten der Kommunen der Flächenländer differenziert nach Ländern (in Mio. Euro)

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Kredite und Kassenkredite noch immer die dominanten Schuldenarten in Deutschlands Kommunen sind. Allerdings wächst das Volumen der Wertpapierschulden merklich an. Es sind dabei v.a. die größeren Städte, die Wertpapierschulden aufnehmen.

Weitere Informationen zur Kommunalverschuldung in Deutschland sind auf HaushaltsSteuerung.de z.B. über nachfolgende Links abrufbar.

» Staatsverschuldung in Deutschland (differenziert nach Bund, Ländern, Kommunen)
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Vorläufige Pro-Kopf-Schuldenstände der Kommunen der Flächenländer zum 31.12.2016,
    Blog-Eintrag vom 5. April 2017

    Autor: Andreas Burth

» Gläubiger-Struktur der Kommunalschulden in Deutschland, Blog-Eintrag vom
    17. November 2016

    Autor: Andreas Burth





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