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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Schulden der kreisfreien Städte in Bayern

Schulden der kreisfreien Städte in Bayern
27. Mai 2017  |  Autor: Andreas Burth



Bayern zählt in Deutschland zu den Flächenländern mit vergleichsweise soliden Kommunalfinanzen. Dies gilt zumindest für die Gesamtheit der bayerischen Kommunen. Unter Betrachtung einzelner Kommunen kann sich indes ein differenzierteres Bild ergeben. So gibt es auch in Bayern höher und niedriger verschuldete Kommunen. Ein Kommunaltyp, der aufgrund seiner hohen Einwohnerzahlen besonders relevant für Schuldenvergleiche ist, sind die kreisfreien Städte. Mit 3.780.813 Einwohnern machen die 25 kreisfreien Städte zum 31.12.2015 insgesamt 29,4 Prozent der Einwohner Bayerns aus. Der vorliegende Beitrag untersucht die Pro-Kopf-Schulden der kreisfreien Städte in Bayern auf vergleichender Basis.

Datengrundlage der hier vorgenommenen Analyse ist der Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung. Der Datensatz ist am 13.5.2017 abgerufen worden. Einen Überblick über die verwendeten Schulden-Kenngrößen finden Sie in Tabelle 1.

Die Schuldendaten beziehen sich jeweils auf den Stichtag 31.12.2015 und werden in Euro je Einwohner berichtet. Der 31.12.2015 ist der aktuellste Stichtag, zu dem derzeit statistische Schuldendaten für die einzelnen kreisfreien Städte abrufbar sind. Für die Pro-Kopf-Berechnungen sind die Bevölkerungszahlen zum 31.12.2015 genutzt worden.

Neben den Schulden im städtischen Kernhaushalt werden hier auch die Schulden der städtischen Auslagerungen (Eigenbetriebe und rechtlich selbstständige Unternehmen) betrachtet. Die Ausgliederung von Aufgaben (und damit häufig auch von Schulden) ist unter einwohnerkräftigeren Kommunen (wie z.B. kreisfreien Städten) tendenziell stärker verbreitet als bei einwohnerschwächeren Kommunen. Durch die Berücksichtigung ausgelagerter Schulden wird die interkommunale Vergleichbarkeit von Kommunen mit unterschiedlichem Anteil ausgelagerter Schulden (Auslagerungsgrad) erhöht.

Definition der Schulden-Kenngrößen (Bayern)

Die kreisfreien Städte in Bayern mit den höchsten Pro-Kopf-Schulden zum 31.12.2015 sind Rosenheim, Nürnberg und Kempten (Allgäu) mit jeweils über 5.500 Euro je Einwohner. Am geringsten verschuldet sind Memmingen, Kaufbeuren und Amberg mit jeweils weniger als 2.000 Euro je Einwohner. Im Vergleich zu den kreisfreien Städten anderer Flächenländer sind die bayerischen Städte eher unterdurchschnittlich hoch verschuldet.

Wie aus Tabelle 2 deutlich wird, haben die kreisfreien Städte einen nennenswerten Teil ihrer Schulden aus dem Kernhaushalt auf Eigenbetriebe und rechtlich selbstständige Unternehmen ausgelagert. Zum 31.12.2015 finden sich durchschnittlich 75,6 Prozent der Schulden in den Auslagerungen. Die Spannweite reicht von 4,6 Prozent in Hof bis zu 97,7 Prozent in Kempten (Allgäu).

Zum Vergleich: Der Anteil ausgelagerter Schulden liegt bei der Gesamtheit aller bayerischen Kommunen zum 31.12.2015 bei 57,4 Prozent. Dies verdeutlicht, dass eine reine Betrachtung der Kernhaushaltsschulden zu kurz greift. Dies gilt im Besonderen für die kreisfreien Städte. Zur Beurteilung der Verschuldungssituation sollten - sofern entsprechende Daten verfügbar sind - daher stets auch die Schulden der Auslagerungen einbezogen werden.

Pro-Kopf-Schulden in den Kernhaushalten und Auslagerungen der kreisfreien Städte in Bayern zum 31.12.2015

Als eine besonders problematische Form der Verschuldung gelten die Kassenkredite. Kassenkredite dienen eigentlich der kurzfristigen Liquiditätssicherung (ähnlich einem Kontokorrentkredit oder Dispokredit im privaten Bereich). Tatsächlich werden die Kassenkredite jedoch von einigen Kommunen zur dauerhaften Finanzierung laufender Defizite zweckentfremdet. Dies ist u.a. deshalb problematisch, weil den Kassenkrediten - im Gegensatz zu den Investitionskrediten - keine investiv geschaffenen Vermögenswerte (z.B. Schulgebäude, Brücke) gegenüber stehen. Die in Form von konsumtiven Kassenkrediten angesammelten Lasten werden demnach nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne dass diesen Generationen aus der Verschuldung (z.B. in Form investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst. Hohe dauerhafte Kassenkreditbestände sind ein Indikator für ein Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse. Von hohen Kassenkreditschulden kann ab 500 Euro je Einwohner gesprochen werden.

» Kommunale Kassenkredite, Blog-Eintrag vom 12. April 2016
    Autor: Andreas Burth

» Historische Entwicklung der kommunalen Kassenkredite seit 1960, Blog-Eintrag vom
    20. November 2016

    Autor: Andreas Burth

Bayern gehört neben Baden-Württemberg und Sachsen zu denjenigen Flächenländern, die kaum Probleme mit kommunalen Kassenkrediten haben. Dies zeigt sich auch bei den kreisfreien Städten in Bayern. Die in Rosenheim und Weiden in der Oberpfalz zu beobachtenden Kassenkreditschulden sind noch nicht als besorgniserregend einzustufen. Sie können durchaus dem eigentlichen Zweck der Kassenkredite - der kurzfristigen Sicherung der Zahlungsfähigkeit - geschuldet sind.

Weitere Informationen zu den Kommunalfinanzen in Bayern finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. auf folgenden Seiten.

» Kommunalverschuldung in Bayern
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de

» Anzahl schuldenfreier Städte und Gemeinden in Bayern nimmt weiter zu, Blog-Eintrag
    vom 6. November 2016

    Autor: Andreas Burth

» Kassenkredite der kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Bayern mit mindestens
    10.000 Einwohnern, Blog-Eintrag vom 17. April 2016

    Autor: Andreas Burth





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger