Kontakt  |  Sitemap  |  Impressum/Datenschutz
Startseite
Weblog
Themen
Lexikon
Akteure
Literatur
Über HaushaltsSteuerung.de
  Weblog
  » Aktuelle Blog-Einträge
  » Weblog-Archiv
  » Themen
  » Karikaturen
  » Autoren
  » RSS-Feed zum Blog
HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Schulden der Städte und Gemeinden in Niedersachsen ab 15.000 Einwohnern

Schulden der Städte und Gemeinden in Niedersachsen ab 15.000 Einwohnern
29. Mai 2017  |  Autor: Andreas Burth



Ein häufiges Thema im Weblog von HaushaltsSteuerung.de sind Vergleiche zur Höhe der kommunalen Schulden. Neben Ländervergleichen werden regelmäßig interkommunale Vergleiche durchgeführt. Interessant sind hierbei v.a. Vergleiche, die neben dem Kernhaushalt auch die Schulden der kommunalen Auslagerungen (z.B. Eigenbetriebe, GmbHs) einbeziehen. Hintergrund ist, dass viele Kommunen ihre Aufgaben nicht nur über die Kernverwaltung erfüllen. Vielmehr haben sie Unternehmen gegründet, die ebenfalls kommunale Aufgaben erbringen.

Eine mögliche Datenquelle für eine einzelgemeindliche Analyse der Pro-Kopf-Verschuldung ist der Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung. Der Wegweiser Kommune wird im vorliegenden Beitrag herangezogen, um die Städte und Gemeinden in Niedersachsen hinsichtlich der Höhe ihrer Pro-Kopf-Schulden zu vergleichen. Betrachtet werden die Städte und Gemeinden mit mindestens 15.000 Einwohnern. Stichtag der untersuchten Schuldenstände ist der 31.12.2015.

Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Landeshauptstadt Hannover und kreisfreie Städte
- Stadt Göttingen und große selbstständige Städte
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden ab 30.000 Einwohnern
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 20.000 bis 29.999 Einwohnern
- Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 15.000 bis 19.999 Einwohnern
- Weitere Informationen



Methodische Anmerkungen

Betrachtet werden im vorliegenden Beitrag nur die Städte und Gemeinden ab 15.000 Einwohnern. Von der Analyse der Städte und Gemeinden unter 15.000 Einwohnern wurde abgesehen, da der verwendete Datensatz für diese Kommunen zu große Lücken aufweist. So fehlen beispielsweise für 57,50 Prozent der Städte und Gemeinden mit 10.000 bis 14.999 Einwohnern Schuldendaten zu den Auslagerungen.

Größere Datenlücken bestehen teilweise auch für die Städte und Gemeinden ab 15.000 Einwohnern. Beispielsweise sind bei 31,25 Prozent der Städte und Gemeinden mit 15.000 bis 19.999 Einwohner keine Daten zu den ausgelagerten Schulden abrufbar. Datenlücken bis zu einem Drittel der Städte und Gemeinden werden jedoch akzeptiert, da zumindest noch ein großer Teil der übrigen Städte und Gemeinden analysiert werden kann. Sofern zu einer Stadt oder Gemeinde Daten fehlen, wird dies in den Tabellen durch "k.A." (für "keine Angabe") kenntlich gemacht.

Zum 31.12.2015 gibt es in Niedersachsen laut Statistik 124 Städte und Gemeinden, die mindestens 15.000 Einwohner haben. Hierunter fallen acht kreisfreie Städte (ohne Hannover) und 116 kreisangehörige Städte und Gemeinden (inkl. Hannover). In ihrer Summe zählen diese 124 Städte und Gemeinden 4.953.128 Einwohner. Dies entspricht 62,49 Prozent der gesamten Einwohner Niedersachsens (7.926.599).

Die Kommunalstrukturen in Niedersachsen sind etwas komplexer als in einigen anderen Flächenländern. Sie sollen daher im Folgenden kurz skizziert werden. Ebenfalls wird nachfolgend darauf eingegangen, wie in diesem Beitrag zwecks Komplexitätsreduktion mit einzelnen Besonderheiten Niedersachsens umgegangen wird. Für einen Ländervergleich zu den Kommunalstrukturen in Deutschland sei auf folgenden Beitrag verwiesen.

» Kommunalstrukturen in Deutschland im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 5. Mai 2015
    Autor: Andreas Burth

Der vorliegende Blog-Eintrag legt den Schwerpunkt auf die einwohnerstärkeren Städte und Gemeinden in Niedersachsen. Dies sind hier die Städte und Gemeinden mit mindestens 15.000 Einwohnern. Eine Besonderheit Niedersachsens ist, dass es dort auch Gemeindeverbände unterhalb der Kreisebene gibt. Sie werden als Samtgemeinden bezeichnet. Die Samtgemeinden übernehmen einen Teil der Aufgaben für die ihr angehörenden Städte und Gemeinden. In Niedersachsen gibt es keine Städte und Gemeinden, die mindestens 15.000 Einwohner haben und zugleich einer Samtgemeinde angehören. Daher ist der Faktor "Samtgemeinde" für den vorliegenden Beitrag nicht weiter von Belang.

Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover wird aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Region Hannover statistisch als kreisangehörige Stadt geführt (die Region Hannover gilt in der Statistik als Landkreis). Gleichwohl wird Hannover durch § 15 Abs. 2 NKomVG formell die Rechtsstellung einer kreisfreien Stadt zuerkannt. Aufgrund ihrer hohen Bevölkerungszahl von mehr als 500.000 Einwohnern ist sie nur bedingt mit den anderen kreisangehörigen Städte und Gemeinden vergleichbar. Im vorliegenden Beitrag wird die Stadt Hannover zusammen mit den acht kreisfreien Städten untersucht, um nicht mit zu vielen Abschnitten und Tabellen arbeiten zu müssen. Hierbei ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die kreisfreien Städte diejenigen Aufgaben, die im Falle Hannovers von der Region Hannover übernommen werden, selbst erfüllen. Insofern sind auch die kreisfreien Städte nur mit Einschränkungen mit der Stadt Hannover vergleichbar. Um die Vergleichbarkeitsprobleme zu visualisieren, ist die Stadt Hannover in Tabelle 2 leicht abgegrenzt von den acht kreisfreien Städten dargestellt.

Im kreisangehörigen Raum gibt es neben der Stadt Hannover weitere Städte mit Sonderstatus. So wird mit den sieben großen selbstständigen Städten eine weitere Differenzierung vorgenommen (§ 14 Abs. 5 NKomVG). Die großen selbstständigen Städte werden in diesem Blog-Eintrag in einem eigenen Abschnitt analysiert. Einen weiteren Sonderfall stellt die Stadt Göttingen dar. Sie ist zwar kreisangehörig, unterliegt aber nach § 16 Abs. 2 NKomVG den für kreisfreie Städte geltenden Vorschriften (sofern im Einzelfall nichts anderes bestimmt ist). Die Stadt Göttingen wird hier mit der Gruppe der großen selbstständigen Städte. Göttingen erscheint mit diesen Städten hinsichtlich ihrer Einwohnerzahl und ihres Status als kreisangehörige Stadt am ehesten vergleichbar. Zur Visualisierung von etwaigen Vergleichbarkeitsproblemen wird - analog zu Hannover in Tabelle 2 - auch Göttingen in Tabelle 3 leicht abgegrenzt dargestellt.

Darüber hinaus gibt es in Niedersachsen nach § 14 Abs. 3 und 4 NKomVG noch den Typus der selbstständigen Gemeinde. Die selbstständigen Gemeinden werden im vorliegenden Beitrag jedoch nicht separat betrachtet, um den Beitrag durch zu viele Gemeindetypen nicht zu überladen.

Datenquelle der hier analysierten Pro-Kopf-Schuldenstände ist der Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung. Der Datensatz ist am 28.5.2017 abgerufen worden. Einen Überblick über die verwendeten Schulden-Kenngrößen finden Sie in Tabelle 1.

Definition der Schulden-Kenngrößen (Niedersachsen)

Die Schuldendaten beziehen sich stets auf den Stichtag 31.12.2015 und werden in Euro je Einwohner berichtet. Der 31.12.2015 ist der aktuellste Stichtag, zu dem derzeit statistische Schuldendaten für die einzelnen Städte und Gemeinden abrufbar sind. Für die Pro-Kopf-Berechnungen sind die Bevölkerungszahlen zum 31.12.2015 genutzt worden.

Neben den Schulden im städtischen Kernhaushalt werden auch die Schulden der städtischen Auslagerungen (hier: Eigenbetriebe und rechtlich selbstständige Unternehmen) betrachtet. Die Ausgliederung von Aufgaben (und damit häufig auch von Schulden) ist unter einwohnerkräftigeren Kommunen tendenziell stärker verbreitet als unter einwohnerschwächeren Kommunen. Durch die Berücksichtigung ausgelagerter Schulden wird die interkommunale Vergleichbarkeit von Kommunen mit unterschiedlichem Anteil ausgelagerter Schulden (Auslagerungsgrad) erhöht.

Als eine besonders problematische Form der Verschuldung gelten die Kassenkredite (auch: Liquiditätskredite, Kredite zur Liquiditätssicherung). Kassenkredite dienen eigentlich der kurzfristigen Liquiditätssicherung (ähnlich einem Kontokorrentkredit oder Dispokredit im privaten Bereich). Tatsächlich werden die Kassenkredite jedoch von einigen Kommunen zur dauerhaften Finanzierung laufender Defizite zweckentfremdet. Dies ist u.a. deshalb problematisch, weil den Kassenkrediten - im Gegensatz zu den Investitionskrediten - keine investiv geschaffenen Vermögenswerte (z.B. Schulgebäude, Brücke) gegenüber stehen. Die in Form von konsumtiven Kassenkrediten angesammelten Lasten werden demnach nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne dass diesen Generationen aus der Verschuldung (z.B. in Form investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst. Hohe dauerhafte Kassenkreditbestände sind ein Indikator für ein Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse. Von hohen Kassenkreditschulden kann ab 500 Euro je Einwohner gesprochen werden.

» Kommunale Kassenkredite, Blog-Eintrag vom 12. April 2016
    Autor: Andreas Burth

Auch in Niedersachsen gibt es Kommunen mit hohen Kassenkrediten. Gleichwohl zählt Niedersachsen - im Gegensatz zu den Ländern Saarland, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen - nicht zu den Kassenkredit-Krisenländern. Insbesondere ist positiv festzuhalten, dass die niedersächsischen Kommunen ihre Kassenkredite in den letzten Jahren wieder merklich zurückführen konnten. In anderen Ländern ist dies nicht gelungen.

» Historische Entwicklung der kommunalen Kassenkredite seit 1960, Blog-Eintrag vom
    20. November 2016

    Autor: Andreas Burth



Landeshauptstadt Hannover und kreisfreie Städte

Die am höchsten verschuldete kreisfreie Stadt in Niedersachsen ist zum 31.12.2015 Salzgitter mit 5.876 Euro je Einwohner. Am geringsten verschuldet ist Braunschweig mit 1.645 Euro je Einwohner. Die Stadt Wolfsburg ist im Kernhaushalt nahezu schuldenfrei. Salzgitter hat mit 2.000 Euro je Einwohner sehr hohe Kassenkreditschulden. Hohe Kassenkredite haben ferner Osnabrück mit 967 Euro je Einwohner und Wilhelmshaven mit 789 Euro je Einwohner.

Pro-Kopf-Schulden der Landeshauptstadt Hannover und der kreisfreien Städte in Niedersachsen zum 31.12.2015



Stadt Göttingen und große selbstständige Städte

Unter den großen selbstständigen Städten hat sich Cuxhaven mit 9.249 Euro je Einwohner am höchsten verschuldet. Die Stadt hat zugleich mit 6.432 Euro je Einwohner extrem hohe Kassenkredite. Die Kassenkredite Cuxhavens deuten darauf hin, dass die Stadt in der Vergangenheit in ausschweifendem Ausmaß über die eigenen Verhältnisse gewirtschaftet hat.

Sehr hohe Kassenkreditschulden haben ferner Celle und Lüneburg mit jeweils über 1.000 Euro je Einwohner. Hildesheim liegt zudem über 500 Euro je Einwohner. Kassenkreditfrei sind lediglich Goslar und Lingen (Ems).

Die große selbstständige Stadt mit der geringsten Verschuldung ist Lingen (Ems). Die Pro-Kopf-Schulden der Stadt Lingen (Ems) belaufen sich zum 31.12.2015 auf 1.581 Euro je Einwohner.

Pro-Kopf-Schulden der Stadt Göttingen und der großen selbstständigen Städte in Niedersachsen zum 31.12.2015



Kreisangehörige Städte und Gemeinden ab 30.000 Einwohnern

In der Gruppe der kreisangehörigen Städte und Gemeinden ab 30.000 Einwohnern hat sich Osterholz-Scharmbeck mit 3.780 Euro je Einwohner am höchsten verschuldet. Den geringsten Schuldenstand weist Vechta mit 179 Euro je Einwohner aus. Zu beachten ist allerdings, dass aufgrund von Lücken im Datensatz bei den vier Städten und Gemeinden mit "k.A." noch höhere bzw. niedrigere Pro-Kopf-Gesamtschuldenstände vorliegen können.

Sehr hohe Kassenkredite von mehr 1.000 Euro je Einwohner hat Seelze. Laatzen und Osterholz-Scharmbeck liegen über 500 Euro je Einwohner und haben folglich hohe Kassenkreditschulden.

Pro-Kopf-Schulden der kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Niedersachsen mit mindestens 30.000 Einwohnern zum 31.12.2015



Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 20.000 bis 29.999 Einwohnern

Die am höchsten verschuldete Stadt/Gemeinde zwischen 20.000 und 29.999 Einwohnern ist zum 31.12.2015 Hann. Münden mit 3.206 Euro je Einwohner. Den geringsten Schuldenstand verzeichnet Syke mit 472 Euro je Einwohner. Auch hier ist darauf hinzuweisen, dass aufgrund von Lücken im Datensatz bei den 13 Städten und Gemeinden mit "k.A." noch höhere bzw. niedrigere Pro-Kopf-Gesamtschuldenstände vorliegen können.

Hohe Kassenkredite (500 bis 999 Euro je Einwohner) haben Helmstedt, Nordenham, Osterode am Harz, Ronnenberg und Soltau. Sehr hoch (ab 1.000 Euro je Einwohner) fallen die Kassenkredite in Hann. Münden und Uetze aus.

Burgwedel ist im Kernhaushalt nahezu schuldenfrei. Ebenfalls ausgesprochen niedrige Schulden im Kernhaushalt haben Lohne (Oldenburg) und Moormerland (jeweils unter 50 Euro je Einwohner). Für die drei genannten Kommunen sind leider keine Schuldeninformationen zu den Auslagerungen abrufbar.

Pro-Kopf-Schulden der kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Niedersachsen mit 20.000 bis 29.999 Einwohnern zum 31.12.2015



Kreisangehörige Städte und Gemeinden mit 15.000 bis 19.999 Einwohnern

Bei den Städten und Gemeinden zwischen 15.000 und 19.999 Einwohnern ist Königslutter am Elm mit 5.063 Euro je Einwohner am höchsten verschuldet. Das andere Extrem bildet Großenkneten mit 207 Euro je Einwohner. Es ist auch an dieser Stelle nochmals darauf hinzuweisen, dass aufgrund von Lücken im Datensatz bei den zehn k.A.-Kommunen noch höhere bzw. niedrigere Pro-Kopf-Gesamtschuldenstände vorliegen können.

Königslutter am Elm hat mit 1.778 Euro je Einwohner auch sehr hohe Kassenkreditschulden. Darüber hinaus haben Lilienthal (614 Euro je Einwohner), Brake (Unterweser) (627 Euro je Einwohner), Wurster Nordseeküste (654 Euro je Einwohner) und Alfeld (Leine) (845 Euro je Einwohner) ein hohes Kassenkreditniveau von über 500 Euro je Einwohner.

Pro-Kopf-Schulden der kreisangehörigen Städte und Gemeinden in Niedersachsen mit 15.000 bis 19.999 Einwohnern zum 31.12.2015



Weitere Informationen

Ergänzende Informationen zu den Finanzen der niedersächsischen Kommunen sind auf HaushaltsSteuerung.de z.B. über folgende Links abrufbar.

» Ergebnisplanung und Realsteuerhebesätze 2016 der Stadt Hannover und der kreisfreien
    Städte in Niedersachsen, Blog-Eintrag vom 6. August 2016

    Autor: Andreas Burth

» Höchste/niedrigste Realsteuer-Hebesätze 2015 in Niedersachsen nach Landkreisen,
    Blog-Eintrag vom 22. Juli 2016

    Autor: Andreas Burth

» Ergebnisplanung und Kreisumlage-Hebesätze der 38 Landkreise in Niedersachsen im
    Haushaltsjahr 2016, Blog-Eintrag vom 2. Juli 2016

    Autor: Andreas Burth

» Pro-Kopf-Schulden der 38 Landkreise in Niedersachsen im Kernhaushalt zum 31.12.2014,
    Blog-Eintrag vom 21. April 2016

    Autor: Andreas Burth

» Kassenkredite/Liquiditätskredite der Städte und Gemeinden in Niedersachsen mit
    mindestens 10.000 Einwohnern, Blog-Eintrag vom 28. März 2016

    Autor: Andreas Burth





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger