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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Entwicklung der Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland

Entwicklung der Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland
26. Mai 2017  |  Autor: Andreas Burth



Im Weblog von HaushaltsSteuerung.de werden viele Themen rund um die deutschen Staatsfinanzen behandelt. Ein häufigeres Thema sind z.B. die öffentlichen Investitionen in Deutschland. Zu den Investitionen ist seit wenigen Wochen neues statistisches Datenmaterial verfügbar. Es deckt nunmehr die Jahre bis einschließlich 2016 ab. Der vorliegende Beitrag nimmt die neuen Daten zum Anlass, einen aktualisierten Blick auf die Investitionstätigkeit des deutschen Staates zu werfen. Hierzu werden die öffentlichen Investitionen aus dem Blickwinkel verschiedener Kennzahlen betrachtet.

Überblick:
- Methodische Anmerkungen
- Absolute Höhe der Investitionen
- Investitionen je Einwohner
- Investitionen in Prozent der Gesamteinnahmen
- Investitionen in Prozent des BIP
- Inflationsbereinigte Investitionen
- Investitionen der Ebenen in Prozent der Investitionen des Gesamtstaats
- Weitere Informationen



Methodische Anmerkungen

Dieser Beitrag analysiert die Ausgaben für Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016. Mit den Investitionen sind konkret die Bruttoanlageinvestitionen (ESVG-Code: P.51G) nach der Abgrenzung des ESVG 2010 (Abkürzung für: Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 2010) angesprochen. Die Quelle der Investitionsdaten ist Eurostat.

Die Bruttoanlageinvestitionen umfassen den Erwerb abzüglich der Veräußerungen von Anlagegütern in einem bestimmten Zeitraum (hier jeweils ein Kalenderjahr) zuzüglich gewisser Werterhöhungen an nichtproduzierten Vermögensgütern durch produktive Tätigkeiten von Produzenten oder institutionellen Einheiten. Zu den Anlagegütern zählen produzierte Güter, die länger als ein Jahr zur Bereitstellung kommunaler Leistungen eingesetzt werden.

Untersucht werden in diesem Beitrag der Bund, die Länder und die Kommunen. Außen vor bleibt die gesetzliche Sozialversicherung. Die Länder sind die 13 Flächenländer (ohne Kommunen) und die drei Stadtstaaten. Die Kommunen sind die Gemeinden und Gemeindeverbände der 13 Flächenländer.

Genutzt wird für Bund, Länder und Kommunen die Abgrenzung des Sektors Staat. Der Sektor Staat ist die Summe der Kern- und Extrahaushalte. Es fehlt in den Eurostat-Statistiken mit den sonstigen FEUs folglich ein Teil der öffentlichen Unternehmen. Die sonstigen FEUs werden z.B. auf kommunaler Ebene sehr intensiv genutzt, um kommunale Aufgaben wahrzunehmen. Demzufolge ist z.B. auch ein wesentlicher Teil der kommunalen Investitionen nicht erfasst. Bitte beachten Sie dies bei der Interpretation der hier bereitgestellten Investitionsdaten.

» Zur Bedeutung öffentlicher Unternehmen, Blog-Eintrag vom 13. November 2016
    Autor: Andreas Burth

Eurostat veröffentlicht neben den hier untersuchten Bruttoanlageinvestitionen auch Daten zu den Abschreibungen. Die Abschreibungen werden in einem statistischen Verfahren geschätzt. Der Saldo aus Bruttoanlageinvestitionen und Abschreibungen ergibt die Nettoanlageinvestitionen. Diese sollen Hinweise darauf liefern, ob die Investitionen ausreichen, um den Werteverzehr der bestehenden Anlagegüter zu kompensieren. Leider sind die Zahlen von Eurostat zu den Abschreibungen und Nettoanlageinvestitionen jedoch stark widersprüchlich. Eine an Eurostat herangetragene Bitte um Aufklärung des Widerspruchs blieb trotz mehrfacher Nachfrage bis heute unbeantwortet. Solange der Widerspruch nicht plausibel aufgeklärt ist bzw. fehlerhafte Daten korrigiert werden, sollte von der Verwendung der Eurostat-Daten zu den Abschreibungen und Nettoanlageinvestitionen abgesehen werden. Weitere Informationen hierzu können Sie unter nachfolgenden Links abrufen.

» Zur Aussagekraft der Eurostat-Daten zu den Investitionen der Kommunen in Deutschland,
    Blog-Eintrag vom 27. Oktober 2016

    Autor: Andreas Burth

» Neue Eurostat-Zahlen zu den kommunalen Investitionen leider so widersprüchlich wie in
    den Vorjahren, Blog-Eintrag vom 24. April 2017

    Autor: Andreas Burth



Absolute Höhe der Investitionen

Die absolute Höhe der Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen ist im Betrachtungszeitraum tendenziell gestiegen. Im Jahr 2016 belaufen sich die Investitionen des deutschen Staates (ohne gesetzliche Sozialversicherung) auf 65,9 Mrd. Euro. Gegenüber dem Jahr 1996 entspricht dies einem Anstieg um 37,5 Prozent. Der Zuwachs in den Investitionen ist dabei größtenteils Bund und Ländern zuzurechnen. Die absoluten Investitionen der Kommunen sind relativ konstant geblieben, wenngleich in der jüngeren Vergangenheit wieder ein leichter Anstieg zu beobachten ist.

Generell ist hinsichtlich der Investitionen in den 1990er-Jahren darauf hinzuweisen, dass diese u.a. durch die Wiedervereinigung beeinflusst sind. So mussten in den ostdeutschen Ländern Investitionen nachgeholt werden. Daher fielen v.a. in den 1990er-Jahren die Investitionen in diesem Teil Deutschlands deutlich höher aus. Das leichte Absinken der Investitionen bis 2005 dürfte daher auch das Ergebnis dessen sein, dass teilungsbedingte Investitionsbedarfe beseitigt wurden.

Entwicklung der absoluten Höhe der Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016 (in Mrd. Euro)



Investitionen je Einwohner

Abbildung 2 zeigt für die drei Ebenen einen ähnlichen Verlauf wie Abbildung 1. Die Pro-Kopf-Investitionen der Kommunen fielen bis 2005 merklich, während die Pro-Kopf-Investitionen von Bund und Ländern in diesen Jahren nur leicht zunahmen. Ein wesentlicher Grund für diesen Verlauf dürfte sein, dass die Jahre unmittelbar nach der Wiedervereinigung durch erhöhte Investitionen gekennzeichnet waren, um teilungsbedingte Ost-West-Unterschiede in der Infrastruktur zu verringern. Nachdem diese Investitionsnotwendigkeiten erfüllt waren, kam es in den Folgejahren zu einem (natürlichen) Absinken der öffentlichen Investitionsintensität. Die Jahre ab 2005 zeigen für alle drei Ebenen tendenziell wieder steigende Pro-Kopf-Investitionen.

Entwicklung der Pro-Kopf-Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016 (in Euro je Einwohner)



Investitionen in Prozent der Gesamteinnahmen

In Prozent ihrer Einnahmen haben Bund und Länder ihr Investitionsniveau etwa konstant halten können (mit einer minimalen Wachstumstendenz). Die Kommunen verwenden indes heute einen deutlich geringeren Teil ihrer Einnahmen für Investitionen. Dies liegt u.a. an der bereits erwähnten Wiedervereinigung. Allerdings ist auch in den Jahren nach 2005 eine leichte Tendenz zu einem fallenden Investitionen-Gesamteinnahmen-Verhältnis festzustellen.

Die Gründe für die Investitionsentwicklung der Kommunen sind vielfältig. Beispiele für denkbare Ursachen können Sie z.B. folgendem Link entnehmen.

» Mögliche Ursachen für das niedrige kommunale Investitionsniveau, Blog-Eintrag vom
    20. September 2016

    Autor: Andreas Burth

Entwicklung des Investitionen-Gesamteinnahmen-Verhältnisses von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016 (in Prozent)



Investitionen in Prozent des BIP

Im Verhältnis zur Wirtschaftskraft (hier gemessen am nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP)) zeigt sich für Bund und Länder ein konstantes bis leicht steigendes Investitionsniveau. Für die Kommunen ist wiederum (v.a. bezüglich der Jahre bis 2005) ein fallender Verlauf in Abbildung 4 zu beobachten.

Entwicklung der Investitionen-Bruttoinlandsprodukt-Verhältnisses von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016 (in Prozent)



Inflationsbereinigte Investitionen

In Abbildung 5 werden die Investitionen um die Inflation bereinigt. Die Inflation wird hier durch den harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessen. Basisjahr in der verwendeten Statistik ist das Jahr 2015. Die Investitionen in Abbildung 5 werden folglich jeweils in den Preisen des Jahres 2015 angegeben.

Analog zu den vorangegangenen Investitionsquoten ist für Bund und Länder eine leicht zunehmende Investitionstätigkeit zu beobachten. Für die Kommunen ist v.a. bis 2005 ein fallendes Investitionsniveau festzustellen. In der jüngeren Vergangenheit (v.a. ab 2012) haben die inflationsbereinigten Investitionen der Kommunen indes wieder zugenommen.

Für den Gesamtstaat (ohne gesetzliche Sozialversicherung) ist das inflationsbereinigte Investitionsniveau in den Jahren bis 2005 tendenziell gefallen und in den Jahren ab 2005 tendenziell gestiegen. Die heutigen Investitionen liegen unter Bereinigung um Inflationseffekte leicht über den Investitionen Mitte der 1990er-Jahre (d.h. kurz nach der Wiedervereinigung).

Entwicklung der inflationsbereinigten Höhe der Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016 (in Mrd. Euro des Basisjahres 2015)



Investitionen der Ebenen in Prozent der Investitionen des Gesamtstaats

Abbildung 6 zeigt, welchen Prozentanteil die drei Ebenen an der gesamten öffentlichen Investitionstätigkeit (ohne gesetzliche Sozialversicherung) haben. Zu beobachten ist, dass der Anteil von Bund und Ländern im Zeitablauf merklich zugenommen hat. Im Jahr 1996 tätigten die Kommunen noch etwa die Hälfte der öffentlichen Investitionen (auf Bund und Länder entfiel jeweils rund ein Viertel). 2016 machen die drei Ebenen jeweils etwa ein Drittel der Gesamtinvestitionen aus. Die kommunalen Investitionen liegen nur noch leicht höher als die Investitionen von Bund und Ländern.

Entwicklung der Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen in Prozent der gesamten Investitionen in Deutschland in den Jahren 1996 bis 2016 (in Prozent)



Weitere Informationen

Weitere Blog-Einträge zu den Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen können Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. über nachfolgenden Link abrufen.

» Blog-Einträge zum Thema "Investitionen"
    Hrsg.: HaushaltsSteuerung.de





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger