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HaushaltsSteuerung.de » Weblog » Kommunale Pro-Kopf-Schulden zum 31.3.2017 im Ländervergleich

Kommunale Pro-Kopf-Schulden zum 31.3.2017 im Ländervergleich
2. August 2017  |  Autor: Andreas Burth



Die kommunalen Schulden sind eine der am häufigsten analysierten Kenngrößen zu den Kommunalfinanzen. Sie sind ein Indikator für die Finanzlage der Kommunen. Untersuchungen zu den kommunalen Schulden haben zumeist vergleichenden Charakter. Vielfach wird auf Zeitvergleiche, interkommunale Vergleiche oder Ländervergleiche zurückgegriffen. Der vorliegende Beitrag wählt die Option eines Ländervergleichs und analysiert die jüngst veröffentlichten Schuldenstände zum Stichtag 31.3.2017.

Datenquelle dieses Beitrags ist die vierteljährliche Schuldenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Sie umfasst vorläufige Daten zu den Schulden in den Kern- und Extrahaushalten der Kommunen der Flächenländer. Nicht erfasst sind somit die sonstigen FEUs. Diese Limitation ist bedeutsam für die Aussagekraft der Zahlen, da die sonstigen FEUs einen großen Teil der kommunalen Schulden ausmachen.

Insgesamt belaufen sich die Schulden der kommunalen Kern- und Extrahaushalte zum Stichtag 31.3.2017 auf 152,08 Mrd. Euro. Hiervon entfallen 101,87 Mrd. Euro (67,0 Prozent) auf die Kredite und Wertpapierschulden sowie 50,22 Mrd. Euro (33,0 Prozent) auf die Kassenkredite. Unter die Kredite fallen die Kredite beim öffentlichen Bereich und die Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich. Analog hierzu setzen sich die Kassenkredite zusammen aus den Kassenkrediten beim öffentlichen Bereich und den Kassenkrediten beim nicht-öffentlichen Bereich.

Kassenkredite sind eine Verschuldungsform, die eigentlich ausschließlich der kurzfristigen Sicherung der Zahlungsfähigkeit dient (ähnlich einem Kontokorrentkredit oder Dispokredit im privaten Bereich). Tatsächlich werden die Kassenkredite jedoch von einigen Kommunen zur dauerhaften Finanzierung laufender Defizite zweckentfremdet. Dies ist u.a. deshalb problematisch, weil diesen Kassenkrediten - im Gegensatz zu den Investitionskrediten - keine investiv geschaffenen Vermögenswerte (z.B. Schulgebäude, Brücke) gegenüberstehen. Vielmehr werden die in Form von konsumtiven Kassenkrediten angesammelten Lasten nachrückenden Generationen aufgebürdet, ohne dass diesen Generationen aus der Verschuldung (z.B. in Form investiv geschaffener Vermögenswerte) ein Vorteil erwächst. Hohe dauerhafte Kassenkreditbestände (z.B. von 500 Euro je Einwohner oder mehr) sind ein Indikator für ein Wirtschaften über die eigenen Verhältnisse.

Im Ländervergleich sind die Kommunen der Länder Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen am höchsten verschuldet. Die vier Länder haben auch die höchsten Kassenkredite.

Zum Land Hessen sei angemerkt, dass die in untenstehender Abbildung aufgezeigte Kassenkredit-Situation voraussichtlich ab Mitte 2018 der Vergangenheit angehören wird. Grund ist die sog. "Hessenkasse". Die Hessenkasse ist ein Programm des Landes Hessen, das darauf abzielt, den hessischen Kommunen nahezu ihre kompletten Kassenkredite abzunehmen.

» Hessenkasse ante portas: Die kommunalen Kassenkredite in Hessen, Blog-Eintrag vom
    15. Juli 2017

    Autor: Andreas Burth

Am niedrigsten verschuldet sind die Kommunen in Brandenburg, Baden-Württemberg und Sachsen. Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen haben die geringsten Kassenkreditschulden.

Im Kontext Baden-Württembergs ist darauf hinzuweisen, dass die Daten zu den Kern- und Extrahaushalten die Schuldensituation in diesem Land nur stark verzerrt darstellen. Unter Hinzurechnung der Schulden der sonstigen FEUs zählen die Kommunen Baden-Württembergs nicht mehr zu den am geringsten verschuldeten Kommunen. Der Grund ist, dass die baden-württembergischen Kommunen einen großen Teil ihrer Schulden auf die sonstigen FEUs ausgelagert haben.

» Auslagerungsgrad der kommunalen Verschuldung zum 31.12.2014 im Ländervergleich,
    Blog-Eintrag vom 22. August 2015

    Autor: Andreas Burth

Pro-Kopf-Vergleich über die Schulden der Kern- und Extrahaushalte der Kommunen der Flächenländer zum 31.3.2017 (in Euro je Einwohner)

Weiterführende Informationen zur Kommunalverschuldung in Deutschland finden Sie auf HaushaltsSteuerung.de z.B. unter folgenden Links.

» Kommunale Zinsausgaben-Quote im EU-Vergleich, Blog-Eintrag vom 23. Juli 2017
    Autor: Andreas Burth

» Durchschnittszinssätze der Kommunen im EU-Vergleich, Blog-Eintrag vom 17. Mai 2017
    Autor: Andreas Burth

» Trendwende bei den kommunalen Kassenkrediten?, Blog-Eintrag vom 4. Mai 2017
    Autor: Andreas Burth

» Entwicklung der deutschen Kommunalschulden in Prozent der kommunalen Einnahmen,
    Blog-Eintrag vom 27. April 2017

    Autor: Andreas Burth





©  Andreas Burth, Marc Gnädinger