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Landesschulden im Vergleich
Landesschulden im Vergleich
15. August 2017 |
Autor: Andreas Burth
Die kürzlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte
Schuldenstatistik 2016 ermöglicht eine detaillierte Analyse der
öffentlichen Verschuldung in Deutschland. Auf Basis dieser Statistik ist jüngst bereits ein Beitrag zu den Kommunalschulden
entstanden (siehe Link). Der vorliegende Kurzbeitrag knüpft daran an und
analysiert die Schulden der 16 Länder.
» Auslagerungsquote der kommunalen Schulden, Blog-Eintrag vom 13. August 2017
Autor: Andreas Burth
Untenstehende Abbildung zeigt die Pro-Kopf-Schulden der Länder zum 31.12.2016. Dabei wird differenziert zwischen den Schulden der
Kernhaushalte, den Schulden der
Extrahaushalte und den Schulden der sonstigen
FEUs.
Die Extrahaushalte sind diejenigen öffentlichen Unternehmen, deren Schulden - zusammen mit den Schulden der Kernhaushalte - in die Berechnung des
Schuldenstandes nach Maastricht-Vertrag einfließen. Die übrigen öffentlichen Unternehmen werden den sonstigen FEUs zugerechnet.
Eine vollständige Liste aller Extrahaushalte des deutschen Staates finden Sie unter folgendem Link.
» Liste der Extrahaushalte
Hrsg.: Statistisches Bundesamt
Wie aus der Abbildung hervorgeht, ist das Saarland das am höchsten verschuldete Flächenland mit 16.600 Euro je Einwohner. Das
Saarland nimmt damit nicht nur bei den Kommunalschulden, sondern auch bei den Landesschulden den schlechtesten Platz ein.
Die am geringsten verschuldeten Flächenländer sind Bayern (1.720 Euro je Einwohner) und Sachsen (2.223 Euro je Einwohner).
In der Gruppe der Stadtstaaten hat Berlin mit 22.375 Euro je Einwohner die geringsten Pro-Kopf-Schulden. Bremen verzeichnet mit
38.013 Euro je Einwohner den Höchstwert der Stadtstaaten.
Allgemein ist darauf hinzuweisen, dass Stadtstaaten und Flächenländer nur schwer miteinander zu vergleichen sind. Grund hierfür
ist, dass die Stadtstaaten auf ihrem Gebiet sowohl die kommunalen Aufgaben
(z.B. Feuerwehr, Stadtmanagement)
als auch die Landesaufgaben (z.B. Polizei, Hochschulen) vollständig selbst wahrnehmen.
Die Flächenländer erfüllen demgegenüber nur die Landesaufgaben (die kommunalen Aufgaben haben sie an ihre Kommunen delegiert).
Aus dem umfangreicheren Aufgabenportfolio der Stadtstaaten resultieren höhere Pro-Kopf-Einnahmen und Pro-Kopf-Ausgaben. In der
Folge sind auch die Pro-Kopf-Schulden der Stadtstaaten anders zu bewerten als die Pro-Kopf-Schulden der Flächenländer.
Im Vergleich der Ost- und West-Flächenländer ist zu beachten, dass die westdeutschen Flächenländer zwar wirtschaftsstärker sind
(siehe erster Link), aber die ostdeutschen Flächenländer dennoch höhere Pro-Kopf-Einnahmen haben. Ein wesentlicher Grund sind die
Umverteilungswirkungen des
Bund-Länder-Finanzausgleichs (siehe zweiter und dritter Link).
» Nominales Bruttoinlandsprodukt 2015 und 2016 im Ländervergleich, Blog-Eintrag vom 1. April 2017
Autor: Andreas Burth
» Einnahmen der Länder aus Steuern im Pro-Kopf-Vergleich 2016, Blog-Eintrag vom 20. Mai 2017
Autor: Andreas Burth
» Geberländer und Nehmerländer im bundesstaatlichen Finanzausgleich 2016, Blog-Eintrag vom 20. Februar 2017
Autor: Andreas Burth
Insgesamt ist festzustellen, dass die Länder den Großteil ihrer Schulden weiterhin im Kernhaushalt haben.
Im Vergleich dazu haben die Kommunen der Flächenländer den Großteil ihrer Schulden auf kommunale
Extrahaushalte und sonstige FEUs ausgegliedert (siehe Link zu Beginn dieses Beitrags).
Die von der Schuldenstatistik gewählte Abgrenzung der Landesschulden bezieht mit den Schulden der Kernhaushalte, Extrahaushalte und sonstigen FEUs
bereits einen Großteil der Schulden der Länder ein. Zu beachten ist allerdings, dass selbst diese Abgrenzung noch nicht die komplette
Landesverschuldung abbildet. So fehlen beispielsweise die Pensionsverpflichtungen. Auch die Verbindlichkeiten sind hier nicht vollständig
erfasst: Abgedeckt sind nur die
Kredite,
Kassenkredite und
Wertpapierschulden.
Es fehlen somit in obiger Abbildung z.B. die sonstigen Verbindlichkeiten.
Festzuhalten ist daher, dass die tatsächlichen Schulden
der Länder erheblich höher liegen als hier dargestellt. Nur eine Minderheit der Länder nutzt die
Doppik und hat einen
vollständigen Überblick über die Landesschulden (gilt insbesondere für Hamburg und Hessen sowie mit Einschränkungen auch für Bremen).
Die Mehrheit der Länder wendet demgegenüber weiterhin die
Kameralistik an. Diese Länder stellen mithin keine
(Konzern-)Bilanz auf, die das Vermögen des Landes und den Schulden des Landes gegenüberstellt.
» Geschäftsbericht 2015 des Landes Hessen
Hrsg.: Land Hessen
» Geschäftsbericht 2015 der Freien und Hansestadt Hamburg
Hrsg.: Freie und Hansestadt Hamburg
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