|
|
HaushaltsSteuerung.de »
Themen »
Staatsverschuldung in Deutschland »
Gesamte öffentliche Verschuldung in Deutschland
Staatsverschuldung in Deutschland
16. August 2017
Gesamte öffentliche Verschuldung in Deutschland
Auf dieser Seite finden Sie Informationen zum Stand sowie zur Entwicklung der
öffentlichen Verschuldung
Deutschlands. Sofern nicht anders angegeben, betreffen die Schuldendaten stets die Gesamtheit
von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung in der Bundesrepublik Deutschland (BRD).
Neben den Schulden in den
Kernhaushalten
von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung werden stets auch die Schulden der
Auslagerungen
(Extrahaushalte und sonstige
FEUs)
abgedeckt. Erfasst werden nur die Jahre ab 2010. Grund hierfür ist, dass die verwendete
Schuldenstatistik
des Statistischen Bundesamtes für die Jahre bis 2009 insbesondere keine Daten zu den
Schulden der sonstigen FEUs berichtet. Hinzu kommen weitere methodische Änderungen, die Vergleiche der Jahre bis 2009
mit den Jahren ab 2010 erheblich erschweren.
Inhaltsübersicht:
I. Gesamte Verschuldung von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung
II. Gläubiger der öffentlichen Verschuldung
III. Verortung der öffentlichen Verschuldung
IV. Öffentliche Kassenkreditschulden
V. Weitere Informationen
I. Gesamte Verschuldung von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung
Aus Tabelle 1 ist die Entwicklung der gesamten Schulden in den Kernhaushalten, Extrahaushalten und sonstigen FEUs ersichtlich,
die sich Bund, Länder, Kommunen und gesetzliche Sozialversicherung aufgebürdet haben. Erfasst sind die
Schulden beim öffentlichen Bereich
(Kredite und
Kassenkredite beim öffentlichen Bereich)
und die
Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich
(Wertpapierschulden,
Kredite und
Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich).
Die Summe aus den Schulden beim öffentlichen Bereich und den Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich bezeichnet man auch als
Geldschulden.
Ergänzend werden nachrichtlich auch die gewährten
Bürgschaften und die eingegangenen
kreditähnlichen Rechtsgeschäfte
der Gesamtheit von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung berichtet, wobei hier nur die Kern- und Extrahaushalte
erfasst sind. Entsprechende Daten zu den sonstigen FEUs liegen nicht vor. Bürgschaften sind Eventualverbindlichkeiten, die möglicherweise
(aber nicht mit Sicherheit) zu echten Zahlungsverpflichtungen werden.
Bei Bund und Ländern sind im Wert zur Höhe der Bürgschaften auch die
Garantien und sonstigen Gewährleistungen
(z.B. Wechselbürgschaften, Schuldmitübernahmen, Kreditaufträge nach § 778 BGB, Garantieverträge, Gewährleistungsverträge) der jeweiligen Kernhaushalte enthalten.
Unter die kreditähnlichen Rechtsgeschäfte fallen z.B. Hypotheken-,
Grund- und Rentenschulden, Restkaufgelder oder Leasingverträge.
Die Untersuchung der Bürgschaften und kreditähnlichen Rechtsgeschäfte
von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung
beschränkt sich auf den vorliegenden Abschnitt I. In den Abschnitten II, III und IV werden sie nicht weiter betrachtet.
Zu beachten ist, dass die hier angebotenen Daten nicht die vollständige Verschuldung von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung abdecken. Nicht erfasst sind v.a. die
Rückstellungen
(z.B. für die Pensionen von Beamten), da diese statistisch nicht berichtet werden. Die hier analysierten Schuldendaten
decken mit den gesamten öffentlichen Geldschulden insofern nur einen Teil der eigentlichen Gesamtverschuldung ab.
Die genaue Höhe der eigentlichen Gesamtverschuldung (inkl. Rückstellungen etc.) ist mangels flächendeckender Einführung der sog.
Doppik
nur in einem Teil Deutschlands bekannt. Entnommen werden können sie in doppisch rechnenden Körperschaften der
Bilanz
(Kernhaushalt) bzw. der
Konzernbilanz
(Kernhaushalt zzgl. Auslagerungen), die Teil des
Jahresabschlusses
(Kernhaushalt) bzw. des
Gesamt-/Konzernabschlusses
(Kernhaushalt zzgl. Auslagerungen) sind.
Jahr |
Gesamte Schulden (beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich) |
Bürgschaften |
Kreditähnliche Rechtsgeschäfte (ohne ÖPP-Projekte) |
Einwohner zum 30.6. (ab 2012 auf Basis des Zensus 2011) |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
2010 |
2.727,06 |
33.358 |
555,42 |
6.794 |
2,12 |
26 |
81.750.716 |
2011 |
2.790,97 |
34.133 |
556,61 |
6.807 |
2,15 |
26 |
81.767.982 |
2012 |
2.846,58 |
35.406 |
612,09 |
7.613 |
1,98 |
25 |
80.399.253 |
2013 |
2.815,97 |
34.944 |
616,94 |
7.656 |
2,12 |
26 |
80.585.684 |
2014 |
2.819,62 |
34.842 |
601,29 |
7.430 |
2,09 |
26 |
80.925.031 |
2015 |
2.813,53 |
34.539 |
600,67 |
7.374 |
2,11 |
26 |
81.458.978 |
2016 | 2.797,98 | 34.049 | 581,69 | 7.079 | 1,85 | 22 | 82.175.684 |
Tabelle 1: |
Entwicklung der öffentlichen Gesamtverschuldung, Bürgschaften und kreditähnlichen Rechtsgeschäfte
der Gesamtheit aus Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung in Deutschland (jeweils zum 31.12. des betreffenden Jahres) |
Quelle: |
Eigene Darstellung (Daten entnommen aus: Statistisches Bundesamt, Statistiken über die Schulden der öffentlichen Haushalte ab 2010 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden); zugrundegelegte Einwohnerzahlen bis 2011 auf Basis früherer Zählungen, ab 2012 auf Grundlage des Zensus 2011 (jeweils zum 30.6. des betreffenden Jahres; 2016 abweichend zum 31.12.2015); Pro-Kopf-Berechnungen mittels der Einwohnerzahlen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland (d.h. auch bei kommunalem Anteil) |
|
II. Gläubiger der öffentlichen Verschuldung
Die Schuldenstatistik des Statistischen Bundesamtes ermöglicht eine grobe Kategorisierung der Gläubiger der staatlichen Verschuldung
in zwei Gruppen: Bund, Länder, Kommunen und gesetzliche Sozialversicherung in Deutschland können sich demnach entweder bei Einrichtungen des nicht-öffentlichen Bereichs (sog.
Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich) oder bei anderen Einheiten des öffentlichen Bereichs (sog.
Schulden beim öffentlichen Bereich) verschulden. Gläubiger von Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich sind z.B. Banken,
Sparkassen, Versicherungsunternehmen oder das sonstige Ausland. Gläubiger von Schulden beim öffentlichen Bereich sind z.B.
der Bund, ein Bundesland, eine andere Kommune, die gesetzliche Sozialversicherung oder ein öffentliches Unternehmen (Extrahaushalte und sonstige FEUs).
Die beiden Gläubiger-Gruppen sind unterschiedlich zu bewerten, da den Schulden beim öffentlichen Bereich in der Schuldner-Körperschaft in gleicher Höhe
Finanzvermögen beim öffentlichen Bereich
in der Gläubiger-Körperschaft gegenüberstehen. Schulden beim
öffentlichen Bereich sind insofern staatsinterne Schulden, d.h. ein Teil des Staates verschuldet sich bei einem anderen Teil des Staates.
Jahr |
Gesamte Schulden (beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich) |
davon: Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich |
davon: Schulden beim öffentlichen Bereich |
Anteil der Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich an den gesamten Schulden |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Prozent |
2010 |
2.727,06 |
33.358 |
2.590,96 |
31.693 |
136,10 |
1.665 |
95,01 |
2011 |
2.790,97 |
34.133 |
2.665,39 |
32.597 |
125,58 |
1.536 |
95,50 |
2012 |
2.846,58 |
35.406 |
2.697,67 |
33.553 |
148,91 |
1.852 |
94,77 |
2013 |
2.815,97 |
34.944 |
2.645,79 |
32.832 |
170,17 |
2.112 |
93,96 |
2014 |
2.819,62 |
34.842 |
2.665,42 |
32.937 |
154,20 |
1.905 |
94,53 |
2015 |
2.813,53 |
34.539 |
2.644,73 |
32.467 |
168,81 |
2.072 |
94,00 |
2016 | 2.797,98 | 34.049 | 2.634,15 | 32.055 | 163,84 | 1.994 | 94,14 |
Tabelle 2: |
Entwicklung der öffentlichen Verschuldung
der Gesamtheit aus Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung in Deutschland nach den Gläubiger-Gruppen des öffentlichen und des nicht-öffentlichen Bereichs (jeweils zum 31.12. des betreffenden Jahres) |
Quelle: |
Eigene Darstellung (Daten entnommen aus: Statistisches Bundesamt, Statistiken über die Schulden der öffentlichen Haushalte ab 2010 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden); zugrundegelegte Einwohnerzahlen bis 2011 auf Basis früherer Zählungen, ab 2012 auf Grundlage des Zensus 2011 (jeweils zum 30.6. des betreffenden Jahres; 2016 abweichend zum 31.12.2015); Pro-Kopf-Berechnungen mittels der Einwohnerzahlen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland (d.h. auch bei kommunalem Anteil) |
|
III. Verortung der öffentlichen Verschuldung
Hinsichtlich der Frage nach der Verortung der Verschuldung kann erstens zwischen Ebenen/Teilsektoren (Bund, Länder, Kommunen,
gesetzliche Sozialversicherung) und zweitens zwischen ausgegliederten und nicht ausgegliederten Schulden
(Schulden in Kernhaushalten vs. Schulden in Auslagerungen) differenziert werden.
Tabelle 3 enthält Daten zur Verschuldung nach Ebenen/Teilsektoren. Die Statistik erlaubt eine Unterscheidung zwischen vier
Ebenen/Teilsektoren: Bund, Bundesländer, Kommunen und gesetzliche Sozialversicherung. Die Gegenüberstellung zeigt auf, welcher
Ebene bzw. welchem Teilsektor der Großteil der Verschuldung zuzurechnen ist.
Für direkte Vergleiche zwischen den einzelnen Ebenen/Teilsektoren sei darauf verwiesen, dass diese unterschiedliche Aufgabenportfolios
haben. Aus verschiedenen Aufgabenportfolios erwachsen Unterschiede in den Ausgabenotwendigkeiten und Einnahmemöglichkeiten, die
sich auch in abweichende Schuldenniveaus niederschlagen können. Hinzu kommt der Sonderfall der Stadtstaaten, die zu den Bundesländern
gerechnet werden. In den Schulden der Bundesländer sind damit auch originär kommunale Aufgaben enthalten. Ferner haben die Kommunen der Flächenländer
in ihrer Summe aufgrund der fehlenden Stadtstaaten eine geringere Einwohnerzahl zu bedienen als die anderen drei Ebenen/Teilsektoren.
Die zuvor beispielhaft genannten Punkte erschweren ebenen- bzw. teilsektorübergreifende Vergleiche erheblich.
Jahr |
Gesamte Schulden (beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich) |
davon: Schulden des Bundes |
davon: Schulden der Bundesländer |
davon: Schulden der Kommunen der Flächenländer |
davon: Schulden der gesetzlichen Sozial- versicherung |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Mrd. Euro |
in Mrd. Euro |
in Mrd. Euro |
2010 |
2.727,06 |
33.358 |
1.757,16 |
670,71 |
298,27 |
0,92 |
2011 |
2.790,97 |
34.133 |
1.793,04 |
689,80 |
306,71 |
1,42 |
2012 |
2.846,58 |
35.406 |
1.800,13 |
721,89 |
315,73 |
8,83 |
2013 |
2.815,97 |
34.944 |
1.781,36 |
704,40 |
320,55 |
9,65 |
2014 |
2.819,62 |
34.842 |
1.780,35 |
700,92 |
328,88 |
9,47 |
2015 |
2.813,53 |
34.539 |
1.777,28 |
695,22 |
332,30 |
8,74 |
2016 |
2.797,98 |
34.049 |
1.762,36 |
688,74 |
336,67 |
10,21 |
Tabelle 3: |
Entwicklung der öffentlichen Verschuldung der
Bundesrepublik Deutschland nach Ebenen/Teilsektoren (Bund, Länder, Kommunen, gesetzliche Sozialversicherung) (jeweils zum 31.12. des betreffenden Jahres) |
Quelle: |
Eigene Darstellung (Daten entnommen aus: Statistisches Bundesamt, Statistiken über die Schulden der öffentlichen Haushalte ab 2010 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden); zugrundegelegte Einwohnerzahlen bis 2011 auf Basis früherer Zählungen, ab 2012 auf Grundlage des Zensus 2011 (jeweils zum 30.6. des betreffenden Jahres; 2016 abweichend zum 31.12.2015); Pro-Kopf-Berechnungen mittels der Einwohnerzahlen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland (d.h. auch bei kommunalem Anteil); Schulden der Bundesländer (Stadtstaaten und Flächenländer) beinhalten nicht die Schulden der Kommunen der Flächenländer |
|
Bund, Länder, Kommunen und gesetzliche Sozialversicherung nehmen ihre Aufgaben nicht nur im Kernhaushalt wahr, sondern bedienen sich dazu auch
öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (FEUs), wobei bei den FEUs unterschieden wird zwischen
Extrahaushalten und sonstigen FEUs. Insofern können sich Bund, Länder, Kommunen und gesetzliche Sozialversicherung auch in verschiedenen Einheiten verschulden. Aufgenommen werden
können die Schulden im Kernhaushalt, in den Extrahaushalten oder in den sonstigen FEUs. Typische Extrahaushalte sind
z.B. ausgegliederte Statistische Ämter und öffentliche Hochschulen. Unter die sonstigen FEUs
fallen z.B. ausgegliederte Krankenhäuser, Ver-/Entsorgungsunternehmen und Verkehrsunternehmen.
Wirtschaftlich sind die Schulden der Extrahaushalte und sonstigen FEUs genauso
der jeweiligen Körperschaft (Bund, Land, Kommune, gesetzliche Sozialversicherung) zuzurechnen wie die Schulden im Kernhaushalt.
Die Summe aus Kernhaushalten, Extrahaushalten und sonstigen FEUs heißt
öffentlicher Bereich.
Die Differenzierung der Auslagerungen in Extrahaushalte und sonstige FEUs ist vornehmlich für die Bestimmung des
Maastricht-Schuldenstandes
relevant. Der Schuldenstand nach Maastricht-Vertrag erfasst nur die
Schulden von Kern- und Extrahaushalten, nicht aber die Schulden der sonstigen FEUs. Der Maastricht-Schuldenstand ist insofern
niedriger als der Gesamtschuldenstand nach deutscher Schuldenstatistik.
Ein detailliertes Informationsangebot zur Staatsverschuldung der EU-Staaten nach Maastricht-Vertrag (inkl. Deutschland) finden Sie in den
Rubriken "Staatsverschuldung in der EU" und
"Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten".
Die Unterscheidung zwischen Schulden im Kernhaushalt und Schulden in Auslagerungen (Extrahaushalte und sonstige FEUs) ist
bedeutsam, da die Schulden in Auslagerungen tendenziell stärker vor dem Blick von Verwaltungsführung, Politik und Öffentlichkeit
"versteckt" sind. Man spricht in diesem Kontext z.T. auch von Schulden in "Schattenhaushalten". Der prozentuale Anteil der
in Auslagerungen verorteten Schulden wird als Auslagerungsgrad bezeichnet.
Jahr |
Gesamte Schulden (beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich) |
davon: Schulden in den Kernhaushalten |
davon: Schulden in den Auslagerungen (Extrahaushalte und sonstige FEUs) |
Anteil der ausgelagerten Schulden an den gesamten Schulden |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Prozent |
2010 |
2.727,06 |
33.358 |
1.700,75 |
20.804 |
1.026,30 |
12.554 |
37,63 |
2011 |
2.790,97 |
34.133 |
1.725,22 |
21.099 |
1.065,75 |
13.034 |
38,19 |
2012 |
2.846,58 |
35.406 |
1.763,30 |
21.932 |
1.083,28 |
13.474 |
38,06 |
2013 |
2.815,97 |
34.944 |
1.792,02 |
22.237 |
1.023,95 |
12.706 |
36,36 |
2014 |
2.819,62 |
34.842 |
1.797,47 |
22.212 |
1.022,15 |
12.631 |
36,25 |
2015 |
2.813,53 |
34.539 |
1.781,32 |
21.868 |
1.032,21 |
12.672 |
36,69 |
2016 | 2.797,98 | 34.049 | 1.768,89 | 21.526 | 1.029,10 | 12.523 | 36,78 |
Tabelle 4: |
Entwicklung der öffentlichen Verschuldung
der Gesamtheit aus Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung in Deutschland nach der Verortung der Schulden (Kernhaushalte vs. Auslagerungen) (jeweils zum 31.12. des betreffenden Jahres) |
Quelle: |
Eigene Darstellung (Daten entnommen aus: Statistisches Bundesamt, Statistiken über die Schulden der öffentlichen Haushalte ab 2010 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden); zugrundegelegte Einwohnerzahlen bis 2011 auf Basis früherer Zählungen, ab 2012 auf Grundlage des Zensus 2011 (jeweils zum 30.6. des betreffenden Jahres; 2016 abweichend zum 31.12.2015); Pro-Kopf-Berechnungen mittels der Einwohnerzahlen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland (d.h. auch bei kommunalem Anteil) |
|
IV. Öffentliche Kassenkreditschulden
Die Gesamtschuldenlast von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung untergliedert sich in verschiedene
Schuldenarten. Zu nennen sind hier insbesondere die
Wertpapierschulden, die
(Investitions-)Kredite und die
Kassenkredite.
Als besonders problematische Verschuldungsform werden
gemeinhin die Kassenkredite angesehen. Kassenkredite sind kurzfristige Schulden, deren eigentlicher Zweck die kurzfristige
Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit bei laufenden Ausgaben (z.B. Lohn- und Gehaltszahlungen) ist. Sie sollten daher die meiste
Zeit des Jahres bei 0,00 Euro je Einwohner liegen. Sie weisen insofern eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Überziehungskredit auf
dem Girokonto einer Privatperson auf, wobei die Zinssätze für Kassenkredite für die öffentliche Hand aufgrund des geringen
Ausfallrisikos zumeist relativ niedrig sind (deutlich niedriger als die Zinsen im Falle einer Überziehung des Girokontos
durch eine Privatperson).
Insbesondere in manchen Kommunen werden Kassenkredite nicht mehr zu ihrem eigentlichen Zweck
(temporäre Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe) verwendet, sondern sind zur Dauerfinanzierungseinrichtung geworden.
Überdeutlich wird das an denjenigen Kommunen, die dauerhaft hohe Kassenkreditbestände von über 500 oder sogar von über 1.000
Euro je Einwohner aufweisen. Derartig hohe Kassenkreditschulden stellen nicht nur eine Zweckentfremdung dar - sie zeigen
auch auf, dass in der Vergangenheit über die eigenen Verhältnisse gewirtschaftet wurde. Je höher das Kassenkreditniveau,
desto exzessiver war das Ausmaß des Lebens über die eigenen Verhältnisse.
An weiter steigenden Kassenkreditniveaus ist abzulesen, dass dieses Leben über die eigenen Verhältnisse aktuell noch immer
andauert. Die Lasten zur Finanzierung des heutigen Leistungsangebots werden mithin auf künftige Generationen übertragen. Im
Gegensatz zu Wertpapierschulden und (Investitions-)Krediten sind die Kassenkreditschulden auch nicht durch investive
Vermögenswerte (z.B. Brücke, Hochschulgebäude) gedeckt, sondern werden in voller Höhe für konsumtive Zwecke (z.B. Personalausgaben)
verausgabt. Kassenkreditbestände sind mithin ein Indiz für Finanzprobleme. Eines der wichtigsten haushaltspolitischen Ziele
muss die dauerhafte Kassenkreditschuldenfreiheit sein. Für die kurzfristige Liquiditätssicherung sollten eher Mindestliquiditätsreserven
(z.B. in Form von Sichteinlagen) vorgehalten werden.
Manche Kommunen haben inzwischen damit begonnen, längerfristige Kassenkredite
aufzunehmen (z.B. mit einer Laufzeit von fünf, zehn oder 20 Jahren). Problematisch hieran ist, dass von langfristigen Kassenkrediten das psychologische
Signal der "Nicht-Konsolidierbarkeit des Haushalts auf absehbare Zeit" ausgehen kann. Dies kann verminderte Sparanstrengungen zur Folge haben,
wodurch die Kassenkredite und damit auch die Finanzierungslast für künftige Generationen weiter wachsen.
Einige Kommune verweisen als Begründung für hohe Kassenkreditbestände auf die schlechten Rahmenbedingungen (z.B. geringe Steuereinnahmen,
großer Bevölkerungsrückgang, hohe soziale Lasten, starke Zersiedelung). Tatsächlich ist es selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich,
einen Haushalt ohne Kassenkredite zu führen. Dies belegen die zahlreichen Kommunen in ganz Deutschland, die trotz problematischster Rahmenbedingungen
in ihrem Haushalt ohne die Nutzung von dauerhaften Kassenkrediten auskommen. Beispielhaft sei auf die nachfolgend verlinkten Beiträge auf HaushaltsSteuerung.de verwiesen.
- Steuerschwache Gemeinden in Hessen ohne Kassenkreditschulden (Blog-Eintrag vom 4. September 2015)
- Kassenkreditfreie Gemeinden in Nordrhein-Westfalen mit geringer Steuereinnahmekraft (Blog-Eintrag vom 6. September 2015)
- Kreisangehörige NRW-Gemeinden ohne Kassenkredite trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Sozialbereich (Blog-Eintrag vom 8. September 2015)
- Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ohne Kassenkredite trotz eines starken Bevölkerungsrückgangs (Blog-Eintrag vom 11. September 2015)
- Kassenkreditschulden der Städte und Gemeinden in Sachsen (Blog-Eintrag vom 16. September 2015)
Tabelle 5 enthält Daten zur Höhe der Kassenkreditschulden, die sich die Gesamtheit aus Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung
aufgebürdet hat. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit
sind allerdings nur die in den Kern- und Extrahaushalten aufgenommenen Kassenkredite erfasst. Werte zu den Kassenkrediten, die von den
sonstigen FEUs aufgenommen worden sind, werden vom Statistischen Bundesamt nicht berichtet.
Jahr |
Gesamte Schulden (beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich) |
darunter: Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich |
darunter: Kassenkredite beim öffentlichen Bereich |
Anteil der Kassenkredite an den gesamten Schulden |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Mrd. Euro |
in Euro je Einwohner |
in Prozent |
2010 |
2.727,06 |
33.358 |
60,39 |
739 |
4,02 |
49 |
2,36 |
2011 |
2.790,97 |
34.133 |
55,14 |
674 |
4,31 |
53 |
2,13 |
2012 |
2.846,58 |
35.406 |
68,07 |
847 |
11,51 |
143 |
2,80 |
2013 |
2.815,97 |
34.944 |
71,36 |
886 |
16,61 |
206 |
3,12 |
2014 |
2.819,62 |
34.842 |
75,71 |
936 |
14,67 |
181 |
3,21 |
2015 |
2.813,53 |
34.539 |
69,24 |
850 |
21,54 |
264 |
3,23 |
2016 | 2.797,98 | 34.049 | 73,49 | 894 | 23,32 | 284 | 3,46 |
Tabelle 5: |
Entwicklung der öffentlichen Kassenkreditschulden in den Kern- und Extrahaushalten
der Gesamtheit aus Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung in Deutschland beim öffentlichen und beim nicht-öffentlichen Bereich
(jeweils zum 31.12. des betreffenden Jahres) |
Quelle: |
Eigene Darstellung (Daten entnommen aus: Statistisches Bundesamt, Statistiken über die Schulden der öffentlichen Haushalte ab 2010 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden); zugrundegelegte Einwohnerzahlen bis 2011 auf Basis früherer Zählungen, ab 2012 auf Grundlage des Zensus 2011 (jeweils zum 30.6. des betreffenden Jahres; 2016 abweichend zum 31.12.2015) |
|
V. Weitere Informationen:
Blog-Einträge zu den Staatsschulden Deutschlands:
- Wer ist höher verschuldet: Bund, Länder oder Kommunen? (Blog-Eintrag vom 31.7.2018)
- Die Staatsschulden im innerdeutschen Ländervergleich (Blog-Eintrag vom 20.8.2017)
- Entwicklung des Anteils der Zinsausgaben an den Gesamtausgaben (Blog-Eintrag vom 3.8.2017)
- Entwicklung der rechnerischen Durchschnittszinssätze von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland seit 2001 (Blog-Eintrag vom 30.10.2016)
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung zum 31.12.2015 (Blog-Eintrag vom 15.8.2016)
- Fälligkeitsstruktur und variabel verzinster Anteil der deutschen Staatsschulden (Blog-Eintrag vom 9.6.2016)
- Rechnerische Durchschnittszinssätze der Schulden von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland (Blog-Eintrag vom 7.6.2016)
- Gläubiger des deutschen Staates: Bei wem hat sich Deutschland verschuldet? (Blog-Eintrag vom 28.5.2016)
- Zinssätze langfristiger staatlicher Schuldverschreibungen in den EU-Staaten im Vergleich (Blog-Eintrag vom 20.5.2016)
- Zinsausgaben der öffentlichen Haushalte in Deutschland (Blog-Eintrag vom 19.5.2016)
- Schulden-Einnahmen-Verhältnis von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland (Blog-Eintrag vom 8.5.2016)
- Notleidende Kredite von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung in den Jahren 2013 und 2014 (Blog-Eintrag vom 4.2.2016)
- Haushaltsüberwachung durch den Stabilitätsrat auf Basis der Stabilitätsberichte 2015 von Bund und Ländern (Blog-Eintrag vom 2.1.2016)
- Zinsausgaben 2014 von Bund, Ländern und Kommunen in Prozent der jeweiligen Schulden zum 31.12.2014 (Blog-Eintrag vom 14.10.2015)
- Pro-Kopf-Primärsaldo und Pro-Kopf-Zinsausgaben 2014 von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland (Blog-Eintrag vom 7.7.2015)
- Vergleich der Schulden von Bund, Ländern und Kommunen (Blog-Eintrag vom 22.6.2015)
- Höhe der Zinsen auf die Staatsverschuldung von Deutschland, Österreich und den übrigen EU-Staaten (Blog-Eintrag vom 8.12.2013)
- Staatsverschuldung in der EU nach Teilsektoren/Ebenen gemäß Eurostat-Statistik (Blog-Eintrag vom 5.12.2013)
- Historische Entwicklung der Staatsverschuldung in Deutschland seit 1950 als Tabelle (Blog-Eintrag vom 19.11.2013)
- Gläubiger der Staatsverschuldung von Deutschland im Überblick (Blog-Eintrag vom 15.11.2013)
Allgemeine Informationen zu den Themen Verschuldung und Haushaltskonsolidierung:
- Zinsuhr zu den staatlichen Zinsausgaben von Deutschland
- Staatsverschuldung in der Europäischen Union (EU)
- Schuldenuhren der EU-Mitgliedsstaaten
- Blog-Einträge zum Thema "Schuldenfreie Kommunen"
- Blog-Einträge zum Thema "Verschuldung & Haushaltskonsolidierung"
- Aufsätze zum Thema "Haushaltskonsolidierung & Verschuldung"
- Vorträge/Präsentationen zum Thema "Haushaltskonsolidierung & Verschuldung"
- Artikel von HaushaltsSteuerung.de zum Thema "Haushaltskonsolidierung"
- Zitate zum Thema "Schulden | Staatsverschuldung"
- Linksammlung zu kommunalen Haushaltssicherungskonzepten
Linksammlungen zu Finanz-Dokumenten von Bund, Ländern und Kommunen:
- Links zu den Haushaltsplänen des Bundes
- Links zu den Haushaltsplänen der 16 Bundesländer
- Links zu kommunalen Haushaltsplänen (Doppik)
- Links zu den mittelfristigen Finanzplänen von Bund und Ländern
- Links zu Eröffnungsbilanzen (Doppik) von Bundesländern und Kommunen
- Links zu Jahresabschlüssen (Doppik) von Bundesländern und Kommunen
- Links zu Gesamt-/Konzernabschlüssen (Doppik) von Bundesländern und Kommunen
Quellen:
- Statistisches Bundesamt: Schulden des öffentlichen Gesamthaushalts 2016 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
- Statistisches Bundesamt: Schulden des öffentlichen Gesamthaushalts 2015 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
- Statistisches Bundesamt: Schulden des öffentlichen Gesamthaushalts 2014 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
- Statistisches Bundesamt: Schulden der öffentlichen Haushalte 2013 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
- Statistisches Bundesamt: Schulden der öffentlichen Haushalte 2012 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
- Statistisches Bundesamt: Schulden der öffentlichen Haushalte 2011 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
- Statistisches Bundesamt: Schulden der öffentlichen Haushalte 2010 (Fachserie 14 Reihe 5), Wiesbaden.
Hinweise zur Interpretation der Daten:
» Methodische Hinweise zur Staatsverschuldung in Deutschland
Definitionen zu den verwendeten Fachbegriffen:
» Lexikon zur öffentlichen Haushalts- und Finanzwirtschaft
|
|
|